Unsere Eindrücke zur Nintendo Switch Online-App (inkl. SplatNet 2) Spezial
Geschrieben von Daniel Kania am 21.07.2017
Am 19. Juli 2017 veröffentlichte Nintendo die sogenannte "Nintendo Switch Online"-Applikation für Android- und iOS-Geräte. Zur Ankündigung der Nintendo Switch-Konsole versprach man ein deutlich ausgeweitetes Online-Angebot mit einigen Vorzügen und Services für Abonnement-Besitzer. Ja, tatsächlich! Mit der neuen Generation der Nintendo-Konsolen möchte man Online-Services wie das gemeinsame Spielen online erstmals in der jüngeren Firmengeschichte kostenpflichtig anbieten. Nintendo-Präsident Tatsumi Kimishima gab verschiedene Bezahlmodelle preis, wobei man für nur etwa 20 Euro pro Jahr an Nintendos neuem Online-Konzept teilnehmen kann.
Die nun veröffentlichte Nintendo Switch Online-App ist mitunter ein Kern-Element von Nintendos neuer Online-Offensive. Da die Nintendo Switch-Konsole selbst nicht dazu fähig ist, einen Sprachchat anzubieten, haben die Köpfe in Kyoto sich eine Notlösung überlegt, welche uns zu besagter App zurückführt. Mit der Nintendo Switch Online-App könnt ihr Freunde in privat erstellte Spielräume einladen und während des Spieles mit ihnen sprechen – über euer Smartphone wohlgemerkt. Da sich dies häufiger als problematisch herausstellen könnte, bieten Dritthersteller, teils sogar in Zusammenarbeit mit Nintendo, spezielle Headsets an, welche mit einem Splitter daherkommen und es euch erlauben, sowohl eure Freunde als auch das Spielgeschehen durch dieselben Kopfhörer zu hören.
Da die Applikation also bereits öffentlich gemacht wurde und wir dank Nintendo das damit bisher einzige kompatible Spiel, Splatoon 2, bereits besitzen, wollen wir uns einmal genauer ansehen, was Nintendo uns zum Startschuss des Online-Angebots bieten kann.
Beim Starten der App werdet ihr erst einmal darum gebeten, euren Nintendo-Account damit zu verbinden. Ein Routine-Schritt, der immer mehr zum Nintendo-Alltag hinzugehört, je mehr Online-Services der große Videospielentwickler anbietet.
Nachdem das geschafft ist, was doch hoffentlich keine Probleme bereiten sollte, befindet ihr euch auch schon auf dem etwas kahlen, aber funktionellen Startbildschirm der Nintendo Switch Online-App. Solltet ihr vom charakteristischen Nintendo-Rot nicht geblendet werden, erkennt ihr eine Option für eine sogenannte Einladungsliste. Und das ist, wenn man es streng nimmt, auch schon die bisherige Hauptfunktion der App. Primär soll sie euch als Sprachchat-Möglichkeit für eure Freunde dienen. Dafür ist auch diese Einladungsliste gedacht.
Das bisher einzige kompatible Spiel ist das am 21. Juli erschienene Splatoon 2, welches innerhalb des Spiels einen Modus namens "Online Lounge" besitzt. Wählt ihr diese Schaltfläche in der Online-Lobby oder im Salmon Run-Menü von Splatoon 2 aus, dann werdet ihr erst einmal darum gebeten sicherzugehen, die Nintendo Switch Online-App zu besitzen und eine Verbindung zu eurem Nintendo-Account herzustellen. Wenn dies bereits der Fall ist, könnt ihr ein Signal an euer Smartphone senden, welches den von euch erstellen Spielraum schließlich registriert und in eurer Einladungsliste in der Nintendo Switch Online-App anzeigt.
Befindet ihr euch im Sprachchat, so könnt ihr nun andere Freunde einladen, sich euch anzuschließen. Das können Freunde von eurer Nintendo Switch sein oder Bekannte aus sozialen Netzwerken – so könnt ihr euch auf Twitter, Facebook und Co. nach Spielkameraden umsehen, oder ihr fragt selbst durch eure Discord-App nach. Dann wird ein Link gepostet, durch welche eure Freunde und Bekannte direkt zum Sprachchat-Raum weitergeleitet werden, sofern sie die App installiert haben. Und nun, wo ihr mit weiteren Personen im Sprachchat seid, kann endlich gespielt werden! Oder?
Im Falle von Splatoon 2 sind die Möglichkeiten des Sprachchats überraschend eingeschränkt. Durch die von anderen Modi isolierte "Online Lounge" ist es nicht möglich, mit Freunden global im Revierkampf, Rangkampf oder Ligakampf einige Runden zu spielen und gleichzeitig zu quatschen. Einzig die Online Lounge ist mit dem Sprachchat kompatibel. Das bedeutet, dass ihr in Splatoon 2 auf diese Weise nur Zugriff auf einen privaten Spielraum und einen privaten Salmon Run-Raum habt. Beides erlaubt euch einige wenige Einstellungen vorzunehmen, in etwa den Spielmodus oder die Arena zu bestimmen, aber das war es auch schon. Ihr seid komplett darauf limitiert, mit denjenigen zu spielen, die sich gerade in eurer Online Lounge befinden.
Deutlich sinnvoller wäre es gewesen, ein dezidiertes Online-Sprachchat-System zu etablieren. Bei einem solchen sollte es möglich sein, Online-Lobbys zu erstellen und sich mit Freunden zu unterhalten, ohne an ein bestimmtes Spiel oder gar bestimmte Modi gebunden zu sein. Während die Sprachchat-Qualität in Ordnung ist, war die Grundidee von Beginn an nicht allzu clever. Es ist unglaublich umständlich ein mobiles Gerät für den Sprachchat zu verwenden, während man gleichzeitig einen Controller oder sogar im Falle der Nintendo Switch die ganze Konsole in der Hand hält und sich auf das Spielgeschehen konzentrieren muss.
Lösungen wie jene, welche HORI anbietet (gemeint sind spezielle Headsets mit Splitter), sind in so einem Falle auch eher schlecht als recht. Zu all dem kommt auch noch hinzu, dass die Nintendo Switch Online-App dauerhaft aktiv sein muss, um zu funktionieren. Ihr könnt nicht eben einmal kurz etwas im Browser nachsehen oder gar euer Smart Device in den Standby-Modus versetzen. In beiden Fällen werdet ihr von der Verbindung zum Sprachchat getrennt. Einziger Pluspunkt in puncto Sprachchat ist es, dass bei einer Aufteilung in Teams in Splatoon 2 die App die Teams als solche erkennt und die Teammitglieder mehr oder weniger automatisch in getrennte Sprachchat-Kanäle steckt. Bevor man diesem neuen Sprachchat-Kanal beitreten kann, muss allerdings noch einmal auf "Bereit" geklickt werden, was eher unnötig ist. Nach dem Team-Kampf werden beide Sprachchats wieder vereint, wenn man sich in der Lobby befindet.
Das ist allerdings noch nicht alles, was die bislang eher peinliche Nintendo Switch Online-App zu bieten hat. Denn tatsächlich kann man doch einigen Nutzen aus ihr ziehen. Kommen wir zum Thema "spielbezogene Services".
In SplatNet 2 könnt ihr sehen, was ihr mit eurer eingefärbten Fläche alles hättet mit Tinte eindecken können.
Auch gleich vom Startbildschirm aus zu sehen ist ein Icon zu Splatoon 2. Der Farb-Shooter ist derzeit praktisch das Aushängeschild für die spezifischeren Funktionen der Nintendo Switch Online-App und deshalb auch das einzige, worüber wir zum aktuellen Zeitpunkt in dieser Hinsicht sprechen können. Es bleibt nur zu hoffen, dass kommende Online-orientierte Spiele schnell Einzug in die App erhalten und bereits erschienene Hits wie Mario Kart 8 Deluxe und ARMS ebenso von Nintendo berücksichtigt werden. Zuerst aber kommen wir einmal zu "SplatNet 2".
Kurze Zeit nach dem Erscheinen von Splatoon für Wii U startete Nintendo eine Web-Applikation zum Online-Shooter. Das sogenannte "SplatNet" war eure Anlaufstelle für alle möglichen Statistiken und faktischen Daten zu Splatoon. Falls ihr wissen wolltet, wie viel Fläche ihr mit einer Waffe bereits eingefärbt habt oder welche Arenen als nächstes im Spiel vorkommen werden, dann wart ihr dort gut beraten. Mit Splatoon 2 möchte man dieses Konzept weiter ausbauen und das "SplatNet 2" etablieren.
Im Grundsatz könnt ihr von SplatNet 2 das gleiche erwarten, was das erste SplatNet bereits vorgemacht hat. Auf einer Seite habt ihr alle wichtigen Statistiken zu eurem eigenen Spielverhalten. Das betrifft eure aktuelle Stufe, euren Rang in allen Rangkampf-Modi, eure Bestleistungen im Ligakampf, eure aktuelle Ausrüstung und vieles weitere. Auch eine detaillierte Ansicht kommender Arenen für alle relevanten Modi lässt sich hier finden, wobei dies teilweise auch schon im Spiel selber einsehbar ist. Besonders beeindruckend sind die genauen Angaben zu euren letzten 50 Kämpfen im Spiel.
Es ist einsehbar, wie viele Punkte ihr erreicht habt, wie viele Gegner ihr geplättet habt, bei wie vielen Eliminierungen ihr mitgeholfen habt, wie oft ihr selber die Tinte von unten sehen durftet und wie oft ihr eure Spezialwaffe benutzt habt. Gleiches gilt übrigens auch für die Daten aller Inklinge, die an den Kämpfen teilgenommen haben! Dazu werden euch auch Durchschnittswerte angezeigt, welche ihr natürlich stolz auf sozialen Netzwerken teilen könnt.
Eine weitere coole Neuerung ist der sogenannte "Färbewahn". Obwohl es sich mehr um eine nette Spielerei handelt, zeigt euch der Färbewahn an, welches real existierende Objekt oder welchen real existierenden Ort ihr mit euren erreichten Flächepunkten mit Tinte eindecken könntet. Ich beispielsweise habe bereits genug Tinte verspritzt, um die gesamte Cheops-Pyramide einzudecken. Als kleine Motivation zum weiteren fleißigen Herumspritzen von Tinte wird euch auch das nächste Ziel angezeigt, wobei nicht verraten wird, um welches Objekt oder um welchen Ort es sich dabei dreht.
Die für das Spiel fast schon relevanteste Funktion ist der "TentaWorld"-Laden, welcher von Anne-Mona aus dem ersten Splatoon-Teil betrieben wird. Hier findet ihr diverse Kleidungsstücke, die ihr euch innerhalb der App bestellen könnt und – das ist der beste Part – sofort im Spiel bei Sid neben dem Deka-Turm abholen könnt. Die Kleidungsstücke sind zwar teils teurer als in Seecilias Laden auf dem Inkopolis-Platz, können aber durchaus als rar durchgehen. Zudem bietet Anne-Mona manche gewöhnlichen Kleidungsstücke in einer alternativen Version an, sodass sich der Haupteffekt bei diesen unterscheidet. Auf diese Weise könnt ihr möglicherweise doch die eine freshe Kappe oder die anderen coolen Shorts eurem Inkling anziehen, da der Haupteffekt euch eher zusagt. Alle zwei Stunden kommt ein neues Kleidungsstück in Anne-Monas Laden herein, sodass ihr regelmäßig ein Auge darauf werfen solltet. Wichtig ist aber, dass ihr nur eine Bestellung gleichzeitig aufgeben könnt. Habt ihr etwas bestellt, aber noch nicht abgeholt, und bestellt etwas Neues, dann wird eure alte Bestellung storniert.
Obwohl es bei der Ankündigung recht vielversprechend klang, wurde schlussendlich doch nichts draus. Vorerst zumindest. Nintendo hat alle Mittel, die sie brauchen, um aus dieser App noch etwas annähernd Gescheites zu machen, doch zum aktuellen Zeitpunkt ist es wahrlich kein Dienst, den man anstelle von funktionierenden Alternativen wie Skype oder Discord nutzen möchte. Und erst recht nicht gegen Geld! Zumal Nintendo immer noch keinen textbasierten Chat etabliert hat, nachdem der Nintendo Switch jegliche Form der Kommunikation untereinander genommen wurde. Wirklich lobenswert sind bislang nur spielbezogene Services, wie SplatNet 2 für Splatoon 2 vormacht. Während manche Funktionen nur Statistik-Freaks freuen wird, gibt es mit dem TentaWorld-Laden zumindest eine entscheidende Komponente, die direkt mit dem Spiel zusammenhängt und Einfluss darauf ausübt. Solche interessanten Verbindungen sollten weiterhin erforscht werden.