Nintendo Arcade Games - Teil 3: EVR Spezial Historie

Nicht viele wissen, dass Nintendo neben SEGA, Taito und Namco einer der Pioniere und Vorreiter in der Entwicklung von Arcade-Automaten in Japan war und später weltweit neben Bally Midway ein Weltmarktführer in diesem Bereich war. Doch bei der Frage nach den Namen dieser Automaten dürfte vielen nur ein Titel einfallen: Donkey Kong. Zugegeben war dies der größte Erfolg für Nintendo in diesem Segment – doch nicht der einzige. Daher möchte ich mit euch in meiner mehrteiligen Reihe einen Blick zurück auf die Geschichte dieser überwiegend vergessenen Gerätschaften aus dem Hause Nintendo werfen.


Electronic Video Recording = EVR


Während die ersten Automaten der Simulation System-Reihe Gun Fight und Shooting Trainer (ich berichtete in Teil 2 ausführlich über diese) in Japan einen guten Start hinlegten, machte man sich bei Nintendo Gedanken über weitere Automaten und Technologien in diesem Bereich. Dabei stieß man auf die Electronic Video Recording-Technologie - kurz EVR. Diese Technologie entstand Ende der 60er Jahre bei dem amerikanischen Medienunternehmen Columbia Broadcasting System (CBS) in den USA. Sehr oberflächlich ausgedrückt handelt es sich dabei um ein Art Vorläufer der VHS-Kassette. Das Filmmaterial wurde hier anstatt auf einer großen Filmrolle in einem runden kompakteren Plastikgehäuse untergebracht. Zusätzlich verfügte das Videoband über zwei Spuren, die jederzeit gewechselt werden konnten. Ein weiterer Vorteil: Zum Abspielen war nun kein Projektor mit einer Leinwand mehr nötig, was erhebliche Platzeinsparungen bedeutete. Man benötigte lediglich ein Abspielgerät (EVR-Player) und konnte dieses direkt an einen Fernseher anschließen. Wer der Englischen Sprache mächtig ist und es ganz genau wissen möchte, dem ist dieses Video zu empfehlen:

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Auf Basis dieser Technologie entwickelte Nintendo zusammen mit dem Elektronikkonzern Mitsubishi Electric den ersten EVR-Spieleautomaten. Mit diesem Automaten verfolgte Nintendo eine völlig neue Form der Arcade-Unterhaltung und wollte auch Spieler ohne schnelle Reflexe und besondere Fingerfertigkeit in die Spielhallen locken. Denn entgegen der bisherigen Automaten hatte der Spieler hier keine aktive Rolle. Man wettete lediglich auf ein bestimmtes Ergebnis und schaute sich dann das Video zu Ende an. Was sich zunächst langweilig anhört, stellte sich als clevere Idee heraus und war in Japan eine zeitlang ein beliebter Zeitvertreib.


EVR Race



Das erste Modell der EVR-Serie wurde von Nintendo in Kyoto produziert und im Jahr 1975 ausgeliefert. Dieses Modell wurde EVR Race getauft. Es konnte mit zwei unterschiedlichen Videoversionen ausgestattet werden: Rennpferde oder Rennautos. Der Spielhallenbetreiber konnte frei wählen und die Videos auf Wunsch wechseln. Im Gegensatz zur Simulation System-Reihe zeigten die Videos allerdings keine Realfilm-Szenen sondern Cartoons. Diese wurden von Yoichi Kotabe erstellt, der 1936 geboren wurde und von den 60er- bis Mitte der 80er-Jahre als Animator bei der Produktion zahlreicher Anime-Filme (z.B. Heidi von 1974) beteiligt war und dann zu Nintendo wechselte, wo er unter anderem Grafiken und Illustrationen zu Super Mario-Spielen erstellte. Heute ist er vielleicht bei einigen von euch durch seine Beteiligung an den Pokémon-Filmen und auch -Spielen bekannt.


Die Cartoons zeigten 5 Kontrahenten (je nach Video Pferde oder Rennboliden). Der Spieler konnte nun zu Beginn des Videos Münzen in den Automaten werfen und mit Hilfe von Knöpfen auf zwei Nummern setzen. Sobald die Wette getätigt war, hieß es zuschauen und abwarten bis das Ergebnis feststand. Wenn die beiden Nummern in der getätigten Reihenfolge als Erster und Zweiter ins Ziel kamen, gewann man das Spiel und bekam seinen Einsatz plus Gewinn zurück. Dank der Kombination der EVR-Technik von 59 Videobändern mit je zwei Videospuren, die ein Automat beherbergte, und Nintendos eigener zufallsgenerierenden Videotechnik, die schon teilweise bei der Simulation System-Reihe Verwendung fand, ähnelte kein Rennen dem anderen.


Doch Nintendo und Mitsubishi hatten noch einen weiteren Kniff eingebaut. Um die Rennen noch realistischer wirken zu lassen, gab es unter den Kontrahenten Favoriten. So war z.B. bei den Pferderennen das Pferd Nummer 1 der Favorit. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Pferd den ersten oder zweiten Platz belegte betrug rund 30%. Zum Vergleich betrug der Prozentsatz von Pferd Nummer 2 nur 12%. Dieses System sorgte auch für eine unterschiedliche Gewinnausschüttung. Setzte der Spieler auf die beiden Favoriten, betrug der Gewinn nur das 4fache des Einsatzes. Setzte man hingegen auf die beiden Underdogs konnte der Gewinn das 25fache des Einsatzes betragen. Auf diese Weise wurde das Gefühl erzeugt, bei einem echten Rennen dabei zu sein.


EVR Baseball


Ein Poster zu EVR Baseball

Das zweite Modell EVR Baseball erschien kurze Zeit später. Bei diesem Automaten setzte der Spieler nicht auf den Erst- und Zweitplatzierten (was auch ziemlich sinnfrei wäre), sondern traf eine Wahl für den Angreifer und den Verteidiger. Für den Angreifer musste man wählen bis auf welche Base er gelangt und für den Verteidiger wo dieser den Ball fängt. Wie schon bei EVR Race mussten beide Eingaben am Ende korrekt sein, damit man gewann.


Zu beiden Modellen gab es auch unterschiedliche Varianten in der Bauart. Zu Beginn bot Nintendo zwei Varianten an: Personal Game Type und Mass Game Type. Während die Personal Game Type-Variante ein einzelner Automat für einen Spieler war, konnten an der Mass Game Type-Variante bis zu zehn Spieler gleichzeitig wetten - dadurch wurde eine Atmosphäre wie in einem Wettstudio erzeugt. Da diese Variante allerdings deutlich mehr Platz benötigte, dachte sich Nintendo hier einen modularen Aufbau aus, der es den Spielhallenbetreibern ermöglichte, die Form und den Platzbedarf an die eigenen Räumlichkeiten in einem gewissen Rahmen anzupassen.


Einige Monate später (im September 1976) veröffentlichte Nintendo für das wesentlich beliebtere EVR Race-Modell noch eine kompaktere Variante namens EVR Race 5, das für maximal fünf Spieler gleichzeitig ausgelegt war. Denn die Monate zuvor hatten gezeigt, dass sich selten mehr als 4-5 Spieler zusammen fanden.



Mechanische Automaten


Ein Smashmatic-Poster

Yamauchis Expansionsdrang in Sachen Spielautomaten führte Mitter der 70er-Jahre zu der Entwicklung zahlreicher mechanischer Automaten. Denn die elektronischen Automaten hatten zwei große Nachteile: Sie waren sehr teuer und konnten auch nur in geschlossenen Räumen und in der Nähe eines Stromanschlusses genutzt werden. Yamauchi wollte aber überall einen Automaten mit dem Namen Nintendo stehen sehen wie z.B. in den Eingangsbereichen eines Supermarktes oder in Freizeitparks. Diese Ausrichtung führte bei Nintendo von ca. 1975-1979 zur Produktion zahlreicher mechanischen Automaten. Wie viele verschiedene Typen es gab, ist heute mangels genauer Dokumentation aber nicht mehr nachvollziehbar.


Die verbreiteste Form waren Flipper-inspirierte Varianten wie die beiden Automaten Dead Line und Fancy Ball, bei denen eine oder mehrere Kugeln von oben herabfielen und man versuchte, diese mit Hilfe von Hebeln und Knöpfen und den damit verbundenen Mechanismen in bestimmte Löcher fallen zu lassen. Wem es gelang, dem winkte meist ein Bonbon als Belohnung. Doch es gab auch sehr kuriose Gerätschaften wie Smashmatic, den man kaum mit Worten beschreiben kann. Man kann es am ehesten als einen Mix aus Tischtennis und Air-Hockey bezeichnen.


Ende der 70er-Jahre waren Filmautomaten und mechanische Automaten aber kaum noch konkurrenzfähig verglichen mit den echten Videospielautomaten, die sich dank Pong, das bereits 1972 erschien, immer größerer Beliebtheit erfreuten und vor allem die Jugendlichen in Massen in die Spielcenter lockten. Nintendo konnte und wollte diesen erfolgreichen Markt nicht an sich vorüberziehen lassen und begann selbst Automaten auf Basis der Mikroprozessortechnologie zu entwickeln. Doch das erfahrt ihr erst in meinem nächsten Teil.


Fortsetzung folgt...

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Kommentare 3

  • Atalantia III.

    Kommandantin des Glaubens

    Nix Kommentare hier ? Alles Jungspunde und oder Leute die hier vorgeben Nintendo Fans zu sein aber sich nie mit dem Thema richtig beschäftigt haben

  • albert

    Ich hab als kleines Kind am Atari meines Bruders gespielt. Es war Donkey Kong und sowas... Ich hab heute kein Interesse mehr an diesen alten Games.


    Aber viel Spass allen!

  • otakon

    Ssssssssswitch

    Interessant, wusste nicht das es solche Wett-Automaten gibt.
    Bin gespannt auf den nächsten Artikel ^^