Wie ein Laie zur Faszination des eSports fand Spezial

Heute will ich mit euch einmal über ein Thema reden, das mich aktuell sehr beschäftigt und das auch bei Nintendo immer mehr aufzukommen scheint – eSports. Debatten rund um dieses Thema gibt es ohne Ende – egal ob auf politischer Ebene oder aber im Gespräch unter begeisterten Spielern, die sich trotz ihres gemeinsamen Hobbys nicht darüber einig sind, ob es sich bei eSport überhaupt um “richtigen“ Sport handelt. Diesbezüglich will ich nun kein allzu großes Fass aufmachen, beziehungsweise euch nun nicht etwa sämtliche Standpunkte zu diesem Thema darlegen. Stattdessen geht es mir um meine persönlichen Erfahrungen rund um das Thema eSports – Grund dafür ist, dass sich mein Eindruck zu diesem Thema innerhalb der letzten Wochen stark gewandelt hat. Ich will euch schildern, wie ein absoluter Laie auf dem Gebiet, der nicht wirklich der Meinung war, eSports hätte aus Zuschauersicht großes Potenzial oder könnte ernsthaft mit Fußball und Co. verglichen werden, zu jemandem wurde, der sich vor wenigen Tagen vor Freude fast die Seele aus dem Leib geschrien hat, als sein Lieblingsteam im eSports-Bereich nach einer ganzen Menge Drama in einer absoluten Underdog-Rolle ein wichtiges Match für sich entscheiden konnte.


Zunächst einmal will ich allerdings genauer kategorisieren, was ich innerhalb dieses Beitrags unter “eSports“ verstehe. Wie jede Sportart finden die diversen Disziplinen des eSports auf den unterschiedlichsten Ebenen statt, mein Interesse bezieht sich allerdings einzig auf den professionellen Bereich. Natürlich gibt es auch diverse kleine Vereine bzw. Clans, die eSports zum Großteil auch nur hobbymäßig betreiben, mir geht es allerdings vor allem um eSports aus einer Zuschauerperspektive.

Die Probleme des eSports


Wie auch bei Sportarten wie Fußball, Basketball und Co, deren professionellen Ligen vielerorts im großen Rahmen ausgestrahlt werden und viele Zuschauer begeistern, beginnt das Interesse bei Sportarten der eSports-Kategorie mit dem Interesse an der Disziplin selbst. “eSports“ ist natürlich nur ein Oberbegriff und niemand kann wohl generell behaupten, dass er sich für eSports interessiert. Es ist ein Oberbegriff wie beispielsweise der der “Ballsportarten“. Zwar interessiere ich mich für Fußball, Basketball beispielsweise ist mir allerdings vollkommen egal. Mit dem reinen Interesse für eine solche Disziplin macht sich allerdings schnell ein deutlicher Unterschied zwischen den populären, herkömmlichen Sportarten und eSports bemerkbar: Im Gegensatz zu beispielsweise Fußball, dessen grundsätzliches Spielprinzip derart simpel ist, dass jeder einem Match folgen kann, selbst dann, wenn er das allumfassende Regelwerk nicht kennt, verhält es sich mit Videospielen um einiges komplizierter (wenn nicht gerade von einer Fußballsimulation wie FIFA die Rede ist, versteht sich). Ob man die Abseitsregel nun versteht oder auch nicht: Das Runde muss ins Eckige. Das ist nicht schwer zu verstehen. Hinzu kommt, dass wir die Leistung eines Fußballers viel besser beurteilen können als beispielsweise die eines Counter Strike-Spielers – erst recht dann, wenn wir in beiden Disziplinen Laien sind. Wie der menschliche Körper funktioniert, wissen wir alle und mit einem Ball haben wir ebenfalls alle schon einmal hier und dort gekickt. Wenn wir Messi und Co. dabei zuschauen, wie sie einen Trick mit dem Ball nach dem anderen vom Stapel lassen, dann sagt uns unser gesunder Menschenverstand und unsere persönliche Erfahrung, dass das nicht einfach ist. Woran erkennt man aber die gute Leistung und motorischen Voraussetzungen eines guten Counter Strike-Spielers, wenn man selbst nicht schon unzählige Stunden mit dem Spiel verbracht hat? Ich rede noch nicht einmal von jemandem, der von Videospielen keine Ahnung hat – selbst einem passionierten Shooter-Spieler, der allerdings noch nie Counter Strike gespielt hat, dürfte es schwerfallen, wirklich zu begreifen, wann der entsprechende professionelle Spieler etwas Beeindruckendes vollbracht hat. Einige Aspekte sind zwar auf alle Spiele übertragbar, beispielsweise eine schnelle Reaktionszeit oder im Shooter-Bereich das Aiming, jedoch braucht man ein weit umfassenderes Verständnis von der Materie, wenn man ein eSports-Match ernsthaft verfolgen und auch verstehen will.


Nicht schwer zu verstehen: Der Ball muss ins gegnerische Netz.

Das initiierende Aufkommen von Interesse ist auch genau der Punkt, den ich beim eSports am Kritischsten sehe. Um euch zu erläutern, was genau ich meine, bringe ich noch einmal ein kleines Beispiel ein: Während einer Fußball-WM ist in der Regel ziemlich jeder im Fußball-Fieber. Wenn man nicht gerade vor einem (teils überdimensional großen) Bildschirm umherspringt und kräftig die Mannschaft seiner Wahl anfeuert, dann hat man nicht selten große Lust, selbst mit seinen Kumpels zu kicken. Alles, was man braucht, ist ein Ball – wobei es in der Theorie noch nicht einmal ein Ball sein muss, schon gar kein Fußball. Als Torbegrenzungen können Wände, Baumstämme oder sonstige Objekte, die gerade in der Gegend herumstehen, herhalten. Es sind einem keine Grenzen gesetzt – man kann Fußball spielen womit und wie man will, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen. Wie verhält es sich dagegen bei einem professionellen StarCraft II-Turnier? Abgesehen von der benötigten Hardware, um das Spiel in der Theorie spielen zu können, gibt es dabei ein weiteres großes Problem: Es ist das Lizenzprodukt eines Herstellers für Unterhaltungssoftware, was diverse Nachteile, aber zweifelsohne auch Vorteile, mit sich bringt. Der offensichtlichste Nachteil sollte auf der Hand liegen: Es ist keine frei zugängliche Sportart. Für das Unternehmen hinter einem populären Spiel der eSports-Szene hat dieser Umstand aber natürlich ausschließlich Vorteile – und es ist nicht so, als hätte das entsprechende Entwicklerstudio diese Vorteile nicht verdient. Ein eSports-taugliches Spiel zu entwickeln, das sich anschließend auch viele Jahre in der Szene halten kann, ist eine wahnsinnig herausragende Leistung. Für den Entwickler werden eSports-Events somit zu wohlverdienten, reinen Werbeveranstaltungen. Das Studio nimmt gleichermaßen aber natürlich auch eine große Verantwortung auf sich – das Spiel und all dessen Regeln liegen schließlich in dessen Hand. Um das allerdings noch einmal hervorzuheben: Aufgrund der Tatsache, dass Videospiele nicht einfach so und ohne weiteres für Jedermann zugänglich sind, schrumpft die Zahl der potenziellen Interessenten im Vergleich zu Fußball und Co. enorm.


Hinzu kommt nun noch eine These, die rein auf meinem persönlichen Eindruck basiert – ich kann sie nicht beweisen und will sie auch nicht in Stein meißeln, allerdings bin ich der Meinung, dass sich das Leistungsniveau eines beispielsweise professionellen Fußballers viel stärker von dem eines Hobby-Fußballers unterscheidet, wie es beispielsweise im Vergleich zwischen einem professionellen Counter Strike- und einem Hobby-Spieler der Fall ist – zumindest dann, wenn es um das wirklich sichtbare Leistungsniveau geht. Das deckt sich gewissermaßen mit dem Problem, das ich schon zuvor geschildert habe – wenn man sich nicht verdammt gut mit der Materie auskennt, dann fallen solche Unterschiede, die im Falle von Videospielen aus viel kleineren Nuancen bestehen, weit weniger ins Gewicht. Im Fußball erkennt man den Unterschied zwischen einem Amateur und einem Bundesligisten allerdings sofort – völlig egal, ob man mit der Sportart vertraut ist oder nicht. So beschränkt sich die Faszination einmal mehr auf diejenigen, die sich ausführlich mit dem entsprechenden eSports-Titel auseinandersetzen.


Fußball kann so ziemlich überall gespielt werden.

So in etwa sah meine Meinung noch vor wenigen Monaten aus – besser gesagt sehe ich diese Punkte heute noch so. Wie wichtig es für das Mitfiebern bei einem eSports-Match ist, dass man sich allumfänglich mit der Materie beschäftigt hat, weiß ich spätestens, seitdem ich eine Partie der Overwatch League mit jemandem angeschaut habe, der das Spiel zwar kennt und auch schon des Öfteren gespielt hat, es im Gegensatz zu mir aber nicht Tag ein Tag aus verfolgt. Und die Overwatch League ist ein gutes Stichwort. Um nun langsam einmal zu meiner aktuellen Begeisterung für eSports zu kommen: Die Overwatch League war der Auslöser, weshalb ich von dieser Form des Sports mittlerweile mehr als begeistert bin. Da mir vor einigen Tagen als FC Bayern München-Fan sogar das vergangene Champions League-Viertelfinale völlig egal war, da ich viel lieber Boston Uprising beim Ausbau ihrer Siegesserie zugejubelt hätte, habe ich mir einmal einige Gedanken über das Thema gemacht. Weshalb konnte mich eSports auf einmal so packen? Liegt es ausschließlich an Overwatch, da es natürlich kein Geheimnis sein sollte, dass ich den Team-Shooter als das vielleicht beste Spiel erachte, das jemals entwickelt wurde? Die Antwort auf diese Frage lautet natürlich “nein“, ansonsten wäre dieser Bericht wohl auch überflüssig. So will ich nun versuchen, aufzudröseln, was die Overwatch League richtig zu machen scheint, um Interesse auf sich zu ziehen – und wie sie sich als Vorbild eventuell auf die Zukunft des digitalen Sports auswirken könnte.

Schritt 1: Steigendes Interesse an dem Spiel


Wir schreiben den 5. Mai 2016: Klein-David schaltet seine Xbox ein und sieht, dass es eine Open Beta zu Overwatch gibt. Er hatte schon viel von dem Spiel gehört, doch war er ehrlich gesagt allen voran genervt von dem Hype, der um Overwatch und auch Blizzard herrschte. Aber er wollte es natürlich einmal ausprobieren, kostet ja nichts. Dabei hätte er sich natürlich nicht träumen lassen, dass er am Ende der Betaphase am darauffolgenden 9. Mai schon knapp 30 Spielstunden auf dem Tacho haben würde – ja, Overwatch zündete bei ihm ab dem ersten Moment, obwohl ihn das Spiel zuvor völlig kalt gelassen hatte. Nachdem das Spiel dann erschienen war, hatte es das Privileg für einen Dauerplatz in Klein-Davids Xbox One. Und das Interesse wurde immer größer.


Um wachsendes Interesse zu generieren, ist eine hohe Social-Media-Präsenz natürlich Pflicht.

Zu Beginn war es ein Spiel, das einfach eine Menge Spaß brachte – dazu noch in meinem Lieblingsgenre, in das es reichlich frischen Wind bringen konnte. Mit zunehmendem Interesse informierte ich mich natürlich auch immer mehr anderweitig über Entwicklungen im Spiel – Patchnotes wurden natürlich sofort verschlungen, allerlei Videos zu diversen Strategien und Herangehensweisen konsumiert und Freundschaften mit anderen Overwatch-Begeisterten geschlossen. Da ich in derartigen Spielen sehr ehrgeizig bin, versuchte ich mich natürlich schon bald im Ranglisten-Modus des Spiels, den es zu Beginn noch gar nicht gab. Zwar bin ich auch heute noch weit davon entfernt, mechanisch richtig gut zu sein, doch will einfach mal behaupten, ohne dass das arrogant klingen soll, dass ich mir ein unglaublich umfangreiches Wissen über Overwatch angeeignet habe – Game Sense, wie man so schön sagt.


Overwatch war inzwischen bereits ein fester Bestandteil meines Alltags geworden. In meiner YouTube-Abobox landen täglich mittlerweile mindestens fünf Videos rund ums Thema Overwatch, das Spiel selbst ist inzwischen meine Go-To-Lösung, wenn ich mich nicht entscheiden kann, was ich spielen soll. Und wie man das von jedem kompetitiven Spiel kennt: Wenn man sich wirklich intensiv damit auseinandersetzen will, dann ist die eSports-Szene, egal ob professionell oder nicht, stets von großer Relevanz. Die besten Spieler prägen stets das Metagame eines Spiels, also etablieren überlegene Strategien und so weiter. So war die Overwatch League noch vor deren Beginn bereits ein heißes Thema für mich – nicht, weil ich mich für die Matches professioneller Spieler interessiert hätte, sondern weil ich an der Verbesserung meines eigenen Spielstils interessiert war. Natürlich galt dieses Interesse auch für das ganze Netzwerk an Overwatch-Thematiken, das ich mir nach und nach aufgebaut hatte – so berichteten beispielsweise all die YouTuber, die ich seit meiner Begeisterung über das Spiel verfolgt hatte, immer mehr über die Overwatch League. Gemeinsam mit ihnen wuchs ich über die gesamte bisherige Lebensdauer des Spiels in die Begeisterung für die Overwatch League hinein.

Schritt 2: Aufmachung ist alles


Die "Blizzard Arena" ist zwar nicht unbedingt riesig, bietet den Overwatch-Matches aber eine maßgeschneiderte Bühne

Was die Overwatch League angeht, so wurden von Blizzard offenbar keine Kosten gescheut. Wie es aussehen kann, wenn einem die eSports-Szene des eigenen Spiels offensichtlich ziemlich egal ist, stellte zuletzt Nintendo mit der Splatoon 2 European Championship unter Beweis – lediglich für die Finalrunden wurde dort etwas Aufwand betrieben und im direkten Vergleich zur Overwatch League war die dortige Aufmachung regelrecht zum Fremdschämen verdammt. Nichtsdestotrotz wurde bei Splatoon 2 ein wichtiger Grundstein für die eSports-Szene gesetzt, wenn auch kein perfekter: Um Matches überhaupt öffentlich präsentieren zu können, ist ein ansprechender Spectator-Modus je nach Genre zwingend vonnöten. Die Aufmachung beginnt also bereits in der Spieleentwicklung selbst. Overwatch präsentiert sich dabei vorbildlich, so kann man als Zuschauer alle matchrelevanten Details jederzeit einsehen und die Teams sind klar voneinander zu unterscheiden. Mit dem Spectator-Modus alleine ist es natürlich noch nicht getan – wahrscheinlich noch viel wichtiger, um einem Match folgen zu können, ist eine talentierte Regie, die den Spectator-Modus auch zu nutzen weiß. Diese ist primär dafür verantwortlich, dass wir dem Spielgeschehen folgen können. Entscheidungen, wie man wann den Spielfluss von einer übersichtlichen Außenperspektive betrachtet oder in die Rolle eines bestimmten Spielers schlüpft, sind dabei unheimlich wichtig. Leistet man sich in der Regie keine Fehler, so ist man als Zuschauer immer dort, wo gerade die spielentscheidende Action passiert – und in einem Spiel wie Overwatch kann allein das Erkennen dieser spielentscheidenden Momente unheimlich komplex sein. Um das dem Zuschauer auch zu verdeutlichen, kommen aber natürlich noch mehr Instanzen zum Einsatz.


Ebenso von essenzieller Wichtigkeit ist nämlich eine gute Moderation, die den Zuschauer durch das Match führt. Im Falle von Overwatch kommt dabei immer ein Kommentatoren-Duo zum Einsatz, das sich während der schnellen Action des Spiels gegenseitig ergänzt und unter die Arme greift. Hier ist wahres Talent gefragt: Die Kommentatoren müssen das Spielgeschehen und die verschiedenen Strategien der Kontrahenten nicht nur konstant erkennen, sondern auch umgehend in gewisser Weise analysieren, um dem Zuschauer zu verdeutlichen, was im Moment passiert. Diese Kommentatoren übertragen natürlich auch die Emotionen eines Matches. Doch ist es hier wichtig, dass nicht zu detailreich kommentiert wird – ein hohes Maß an Spielverständnis wird vorausgesetzt, um das als Zuschauer aber auch auf die Schnelle verarbeiten zu können, greifen einem die Kommentatoren unter die Arme. Dass das gesamte Match dabei über einen leicht zugänglichen und populären Anbieter wie Twitch gestreamt werden muss, versteht sich von selbst. Auch etwaige Tabellen und Spielpläne sollten übersichtlich und leicht verständlich einsehbar sein.


Auch in Overwatch selbst wird die Overwatch League beworben. Dort kann man sich "Trikots" für die Helden des Spiels in Form von Skins kaufen.

Natürlich gibt es allerdings noch weit mehr “Drumherum“. Die Matches selbst stellen nur einen kleinen Teil der astrein durchgeplanten Aufmachung der Overwatch League dar. Sie werden aus einer modernen eSports-Arena ausgestrahlt, in der vor und zwischen den Matches auch verschiedene Analysen und Diskussionen mit den immergleichen Moderatoren abgehalten werden, die man nach und nach immer besser kennenlernt. Die Jubelorgien in der Arena sind während der Matches natürlich auch im Livestream zu hören, was für die emotionale Stimmung, die man auch zu Livestream-Nutzern transportieren will, wohl von elementarer Wichtigkeit ist. In der Arena selbst läuft dabei alles in routinierter Perfektion ab: Die Teams betreten diese auf die immergleiche Weise, während sie von den Fans bejubelt werden, die gesamte Arena in deren Team-Farben gehüllt ist und ein eigens kreiertes Musikstück für die Overwatch League eingespielt wird. Auch nach einem Sieg wird die ganze Arena in die Farben des Gewinnerteams gehüllt und ebenfalls wird ein originales Musikstück eingespielt. Diese Musikstücke, die für viele Situationen innerhalb der Overwatch League komponiert wurden, sind generell enorm wichtig für den Wiedererkennungswert – diese sind zum Großteil an die bekannten Themes des Spiels angelehnt, transportieren aber primär eine Wettbewerbsstimmung. Diese sind auch während der Pausen zwischen den Matches zu hören, in denen dem Livestream-Nutzer spannende Statistiken zu den Teams und deren einzelnen Spielern präsentiert werden. Kurzum: Man bekommt nicht nur einige Overwatch-Matches, sondern ein rundum Unterhaltungs-Paket präsentiert.


Schritt 3: Die Spieler als Sympathieträger


Auf eines legt Blizzard bei der Overwatch League sehr viel wert: Auf das Image der Liga und damit verbunden auch auf das der einzelnen Spieler. Dies führte während der bisherigen Laufzeit des Turniers schon zum einen oder anderen, kleineren sowie größeren, Skandal: Wie in jeder Sportliga ist das emotionale Drama auch in der Overwatch League fester Bestandteil, mehr oder weniger freiwillig. “xQc“ von Dallas Fuel oder zuletzt “DreamKazper“ von Boston Uprising, der übrigens lange Zeit mein Lieblingsspieler war, schadeten dem Image der Liga zuletzt aufgrund verschiedener Vergehen, die ich an dieser Stelle ungern ausführen würde, und wurden daraufhin aus dem Aufgebot ihres Teams zwangsweise entfernt.


Emotionale Momente wie diesen gibt es natürlich auch im Bereich des eSports zuhauf. Da man das Gefühl hat, diese Spieler zu kennen, genießt man solche Szenen natürlich auch als Zuschauer.

Der Grund für dieses strenge Durchsetzen wird recht schnell deutlich, wenn man sich anschaut, wie die Overwatch League in der Regel mit ihren Spielern verfährt. Es wird allgemein sehr viel Wert darauf gelegt, dem Zuschauer ein unverfälschtes und menschliches Bild von den einzelnen Personen hinter den Monitoren zu liefern. Dies geschieht beispielswiese über die Social-Media-Kanäle der einzelnen Teams, die uns immer wieder mit Impressionen aus den einzelnen Teamquartieren versorgen. Man bekommt einen sehr guten Eindruck davon, um was für Menschen es sich hinter den teils kryptischen Gamernamen der Spieler handelt. Und so dürfte einem Jeden auch die Wahl eines Lieblingsteams leichtfallen, hat man die Liga erst einmal für eine gewisse Zeit verfolgt. Dann freut man sich im Falle eines Siegs nicht nur für das entsprechende Team, sondern auch für die individuellen Menschen, die dieses Team prägen und die einem richtig sympathisch werden.

Für die Zukunft...


eSports ist definitiv etwas sehr Spezielles. Als Außenstehender dürfte es absolut nicht nachvollziehbar sein, wie man bei einem Videospiel-Match derart mitfiebern kann – selbst dann, wie eingangs geschildert, wenn man selbst leidenschaftlicher Spieler ist. An die Größe und Beliebtheit von Sportarten wie Fußball werden eSports-Ligen wohl auch nie heranreichen – dafür bringen sie einfach nicht die nötigen Voraussetzungen mit sich. Letztlich bleibt alles am verantwortlichen Entwicklerstudio hängen – nicht nur muss ein Spiel entwickelt werden, das von Anfang an viele Spieler interessieren und begeistern kann und mit nahezu perfektem Balancing sowie einer idealen Lernkurve aufwartet, für eine potenzielle eSports-Liga muss auch einiges an Geld in die Hand genommen werden. Wie nun in aller Ausführlichkeit beschrieben, überträgt sich die Faszination eines virtuellen Matches nicht von selbst, viele wichtige Instanzen sind dafür vonnöten.


Was meine persönliche Begeisterung angeht, so schaue ich inzwischen lieber die heißen Matches der Overwatch League, als dass ich das Spiel selbst spiele. An Matchtagen meines Lieblingsteams, Boston Uprising, wache ich morgens bereits mit einer kribbelnden Vorfreude im Bauch auf. Ich habe allumfassend verstanden, wie man sich für die professionelle Szene eines Spiels, mit dem man sich schon zuvor intensiv auseinandergesetzt hat, begeistern kann und ich liebe es. Nach wie vor glaube ich allerdings nicht, dass eSports das “richtig große Ding“ wird – dafür sind dessen Rahmenbedingungen einfach zu suboptimal und selten ist das Budget der Turnierverantwortlichen groß genug, um viele Leute langfristig begeistern zu können.

Teilen


Kommentare 0

  • Noch keine Kommentare verfasst :(