Communitys – Das Beste und Schlimmste, was einem Spiel widerfahren kann Kommentar Spezial
Geschrieben von Erwin Sigle am 10.08.2018
Bevor es losgeht: Ich teile hier lediglich meine Meinung und Erfahrung mit, nicht die der Redaktion.
Wisst ihr, meine Uroma hat meiner Mutter immer gesagt, dass eine Nation nicht nur aus guten oder schlechten Menschen bestehen kann. In jedem Land der Welt gibt es böse und gute Menschen, das darf man nicht auf ein einziges Volk beschränken. Dies wurde auch mir so mit auf den Weg gegeben, und als ich darüber nachdachte, fiel mir auf, dass dasselbe auch für Videospiele gilt, in Bezug auf Communitys. Ich hörte schon des Öfteren, dass Spiel XY schrecklich sein soll, da die Fans allesamt grauenvoll sind. Das wohl beste Beispiel, das mir diesbezüglich eingefallen ist, ist ein Spiel, welches demnächst noch auf der Nintendo Switch erscheinen wird: Undertale.
Da offenbar kein neues Banjo-Kazooie mehr erscheinen wird, entschieden sich Fans dazu, einen geistigen Nachfolger zu erschaffen.
Noch bevor ich das Spiel überhaupt gespielt hatte, hatte ich Zweifel. Das erste, was ich von dem Spiel gehört hatte, war „Die Community ist grauenhaft, wie soll ich da das Spiel genießen?“. Nun, irgendwo hatten diese Worte einen Punkt, denn es gab wahrlich schreckliche Teile der Community. Egal ob man nun auf Steam oder in einem x-beliebigen Forum sucht, viele Leute werden sagen, dass das Spiel sowie die Community schrecklich sind. Doch warum? Nun, die Allermeisten kritisieren, dass viele Fans einem Neuling vorschreiben wie er das Spiel zu spielen hat. Für diejenigen, die es nicht wissen: Undertale ist ein Spiel, welches je nach Spielweise verschiedene Enden haben kann. Ein spezielles Ende ist nur erreichbar, wenn man das Spiel zum ersten Mal auf eine bestimmte Art und Weise durchspielt. Ich bin mir sicher, die meisten Fans meinen es nur gut, wenn sie einer Person sagen, wie sie das Spiel zu spielen hat, jedoch kann dies ziemlich schnell falsch aufgegriffen werden. Dies ist vermutlich das, was viele Leute toxisch und grauenhaft finden, denn eine Person sollte ein Spiel auf seine eigene Art entdecken und nicht von anderen dazu gezwungen werden, etwas zu machen.
Diese Art von Menschen überdeckt für viele Leute wohl den großartigen Teil der Community, dabei ist dieser mindestens genau so groß wie der, den ich kritisiere. Auf YouTube ist Undertale äußerst häufig anzutreffen, und was die Fans da alles machen ist unbeschreiblich. Es geht von Fan-Lyrics zu einem Track, über Remixes, bis zu gesamten animierten Serien wie Glitchtale. Vielleicht fragt ihr euch jetzt: "Was ist Glitchtale?" Nun, Glitchtale ist ein Teil des wohl großartigsten Punktes der Community: Alternative Universen. Es gibt tatsächlich Fans, welche sich alternative Universen und Geschichten zu Undertale ausgedacht haben. So kann es passieren, dass Sans nun die Rolle von Papyrus und Mettaton nun die Rolle von Napstablook einnimmt. Einige Leute gehen sogar so weit, dass sie alle wichtigen Tracks des Spiels neu komponieren und in ein völlig anderes Genre versetzen, auch eigene Spiele wurden schon erschaffen. Doch auch bei Undertale gilt eine Regel, die bei keinem anderen Spiel (oder sonstigem Medium) anders ist. Kritisiert jemand das geliebte Spiel, äußert sich jemand negativ gegenüber dem Spiel oder beleidigt es sogar, gibt es immer Personen, welche sofort aggressiv werden und den Kritiker ebenfalls beleidigen oder ihm gar Morddrohungen schicken.
Das beste Beispiel dafür wäre wohl ein Spiel, welches von der Masse geliebt und auch als (nahezu) perfekt bezeichnet wird: The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Vor und nach dessen Veröffentlichung wurde das Spiel von Lob und guter Wertung regelrecht überschüttet, auch wir gaben zehn von zehn möglichen Punkten. Jedoch gibt es da einen Spielkritiker namens Jim Sterling, welcher nicht der Meinung war, dass das Spiel neun oder gar zehn Punkte verdient, er gab im Endeffekt sieben. Es ist schon fast unnötig hier noch einmal zu erwähnen, dass eine sieben weiterhin eine gute Wertung ist, doch viele Fans sahen das wohl nicht so. Am 12. März 2017 teilte der Kritiker auf Twitter mit, dass viele Zelda-Fans ihm aktuell Morddrohungen zusenden. Einen Tag später musste er mitteilen, dass Leute versuchen seine Website und seinen Twitter-Account zu hacken und beides offline zu nehmen. Es ist vollkommen normal, sich zu ärgern, wenn jemand ein Spiel kritisiert, welches einem selbst sehr am Herzen liegt. Der einzig richtige Weg wäre es jedoch gewesen mit dem Kritiker zu kommunizieren, mit ihm eine sachliche Diskussion zu führen.
Spielt ihr Sykrim und euer Beutel ist mal wieder voll? Die "Nimmervoller Sack"-Modifikation behebt eure Probleme!
Erinnert ihr euch noch an die Veröffentlichung von Super Mario Maker? Welch eine großartige Idee das war! Der Spieler alleine erhält die Möglichkeit mit einem Baukasten-System die großartigsten Level zu designen. Dabei ist einiges herumgekommen, auch der Wunsch so etwas auf andere Spiele zu übertragen, doch diesbezüglich bleibt Nintendo still. Da Nintendo sich scheinbar nicht äußern möchte, blieb den Fans nichts anderes übrig, als die Arbeit selber in die Hand zu nehmen. Erinnert ihr euch noch an den „The Legend of Zelda-Maker“? Dabei handelt es sich um ein Baukasten-System, inspiriert von Super Mario Maker. So wie ihr auf der Wii U Mario-Level bauen konntet, erhaltet ihr hier die Möglichkeit einen eigenen Zelda-Tempel zu kreieren, lediglich am PC. Jedoch soll es gar nicht primär um diesen gehen, viel mehr um einen anderen, eher unbekannteren Baukasten: Mega Man Maker. Seit Dezember wissen wir, dass es im Oktober endlich so weit sein wird: Der blaue Bomber erhält nach acht Jahren mit Mega Man 11 endlich sein nächstes, eigenes Spiel. Etwa ein halbes Jahr vor der Ankündigung, im Juli 2017 erschien der Mega Man Maker, ein Baukasten-System, welches von verzweifelten Fans erschaffen worden ist, die endlich ein neues Mega Man haben wollten. Heute, also etwa ein Jahr später, ist der Mega Man Maker im vollen Gange. Ich denke, wäre Mega Man 11 2016 angekündigt worden, wäre Mega Man Maker entweder gar nicht erschienen, oder nicht mehr mit Updates versorgt worden. Zweiteres passiert aktuell dauernd. Zur Veröffentlichung gab es nur Bauteile aus Mega Man 1-6 zu verwenden, davon aber nur wenige. Diese wurden alle nach und nach zum Spiel hinzugefügt. Eines der neusten Updates brachte Mega Man 7 mit ins Spiel, allen fleißigen Designern wurde es nun also ermöglicht, auch Features aus Mega Man 7 zu verwenden. Die Annahme, dass es in Zukunft auch möglich sein wird, Mega Man X-Fähigkeiten zu verwenden, ist also gar nicht mal so weit hergeholt.
Jedoch kann es durchaus auch passieren, dass Capcom das Spiel verbietet, denn ein Konzern, den wir alle kennen und eigentlich auch lieben, macht das sehr gerne: Nintendo. Einer der bekanntesten Fälle dürfte wohl „AM2R: Return of Samus“ sein, ein von Fans erschaffenes Metroid 2 Remake, welches kurz nach seiner Veröffentlichung von Nintendo verboten worden ist. Jedoch war das nicht der einzige Fall, auch das Verbot von „Pokémon: Uranium-Version“ dürfte für großes Aufsehen gesorgt haben. Pokémon: Uranium-Version ist kein Remake wie AM2R, es ist ein komplett selbst erschaffenes Spiel. Leidenschaftliche Fans haben sich hier die Mühe gegeben eine eigene Welt, eigene Soundtracks und sogar eigene Pokémon zu erschaffen, doch auch diese Kreation wurde verboten. Selbstverständlich ist es Nintendos Recht dies zu tun. Ich glaube den wenigsten von euch würde es gefallen, wenn eine euch völlig unbekannte Person euer Werk nimmt und etwas eigenes daraus erstellt, es als seine Erfindung präsentiert.
Durch Hacking und Modding erhält die Community Super Mario 64 noch immer am Leben. Super Mario 64 Online ist das beste Beispiel.
Jedoch finde ich, dass so ein großer Konzern wie Nintendo da etwas anders vorangehen sollte und sich eine Scheibe von einer anderen Firma abschneiden könnte: SEGA. Seien wir ehrlich, der schnellste Igel der Welt hatte in letzter Zeit keine großen Erfolge zu feiern. Seit Sonic Lost World gab es kein Sonic-Spiel, welches die Kritiker gelobt und gefeiert haben... Mit einer Ausnahme. Sonic Mania ist wohl das Paradebeispiel, wenn man jemandem beweisen möchte, dass Fans so einiges draufhaben. Fans sind das Beste aber auch das Schlimmste, was einem Spiel passieren kann, denn Fans sind oft die größten Kritiker, aber auch diejenigen, die wissen wie dem Spiel zu helfen ist. Das erkannte SEGA wohl auch, weshalb sie kurzer Hand durch die Hacking- und Modding-Szene bekannte Entwickler wie Christian Whitehead engagierten und sie an einem Spiel arbeiten ließen. Und was soll man sagen? Dies klappte perfekt. Sonic Mania ist zu einem allseits beliebten Spiel geworden, welches in 20 Jahren wohl als Klassiker betitelt werden wird. Nicht nur fängt es verschiedenste Welten aus dem Sonic-Universum ein und gibt deren Ambiente perfekt wieder, es lässt den Spieler dabei mit der so sehr geliebten, hohen Geschwindigkeit eines Sonic-Spiels durch die Level sausen. Dies kombiniert mit großartigen "Quality of Life"-Verbesserungen wie dem „Drop Dash“, welcher den Spieler schon in der Luft den altbekannten „Spin Dash“ verwenden lässt, einfallsreichem Level-Design, welches es schafft sogar die Green Hill Zone anders wirken zu lassen, und einfach fantastischer Musik, wie dem Stuidopolis-Theme, welches dem Spieler einfach immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, machen Sonic Mania zum wohl großartigsten Sonic-Spiel der letzten 20 Jahre – Entwickelt von Fans, entwickelt für Fans.
Doch was schließen wir nun daraus? Nun, Communitys können sowohl schrecklich als auch großartig sein, doch im Endeffekt sollte man in der Lage sein sie als überwiegend gut zu betrachten. Selbstverständlich hat das auch viel mit Erwartungshaltung zu tun. Wenn man mit dem Grundgedanken "XY ist doch sowieso schrecklich, wieso beschäftige ich mich überhaupt damit?" in etwas hineingeht, wird es auch äußerst schwer sein, sich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Dabei können Communitys etwas Großartiges sein, es sind Leute mit denselben Interessen, welche zusammengefunden haben, um den Spielspaß und die Spielerfahrung noch weiter wachsen zu lassen und beides zu bereichern. Auch wir alle hier auf ntower sind nichts weiter als Fans derselben Videospiele, Fans derselben Firma, die zusammengefunden haben um uns gegenseitig auf dem neusten Stand zu halten und den Spielspaß somit in die Höhe zu treiben – etwas Großartiges, wie ich finde.