Warum Super Mario Party ein kleiner Geniestreich ist Kommentar
Geschrieben von Dirk Apitz am 15.10.2018
Wenn man von genialen oder gar revolutionären Spielideen oder Mechaniken redet, wird niemand an die Mario Party-Reihe denken. Schon gar nicht in letzter Zeit, wo die Hauptspiele zwar auch neue Konzepte versuchten, aber weit weg davon sind, als genial bezeichnet zu werden. Dabei bietet das aktuelle Spiel etwas, was vielleicht etwas unterschätzt wird und auch eher wie eine Kleinigkeit wirkt, aber schlichtweg eben viel dazu beiträgt, dass Super Mario Party wieder richtig viel Spaß macht. Ich rede von der Einbindung der Joy-Con und wie genau diese in Super Mario Party funktionieren. Vorweg will ich sagen, dass ich nicht davon rede, dass das Spiel ein Meisterwerk ist, sondern mir geht es allein um diese Spieldesign-Entscheidung und es scheint, dass viele diese Entscheidung gar nicht genug würdigen.
Auch klassisch zu viert geht ganz einfach mit den Joy-Con, da die Steuerung der einzelnen Minispiele völlig unkompliziert ist.
Doch jetzt mal langsam! Super Mario Party kehrt ein wenig zu den Wurzeln zurück, aber nutzt sämtliche Möglichkeiten der Nintendo Switch aus. Dass die Controller der Nintendo Switch sich perfekt für das Minispiel-Prinzip eignen würden, kann man sich ja eh denken. Doch Nintendo zieht tatsächlich alle Register. Super Mario Party ist nur mit einem einzigen Joy-Con, pro Spieler, spielbar. Kein Joy-Con Grip, kein Nintendo Switch Pro Controller und auch im Handheld-Modus ist Super Mario Party überhaupt nicht spielbar. Sicherlich, diese Entscheidung klingt drastisch und eher wie der typische Zwang von Nintendo, alles kontrollieren zu wollen. Doch tatsächlich hat sich Nintendo, oder eher gesagt NDCube, die sehr oft in der Kritik stehen, was dabei gedacht. Der offensichtlichste Punkt ist die Bewegungssteuerung. Während für einige Minispiele die anderen Controller-Arten eher unhandlich sind oder direkt unbrauchbar, gibt es zudem auch zum Beispiel Pro Controller von Drittentwicklern, die diese Funktion gar nicht besitzen. Verwirrung und Enttäuschung wären vorprogrammiert und hier schiebt man direkt einen Riegel vor.
Das gilt natürlich auch für die HD-Rumble-Funktion, die ebenfalls bei einigen Drittentwicklern keine Rolle spielt. Doch ein Merkmal der Konsole wird gern einmal ignoriert. Dadurch, dass die Joy-Con einzeln zu benutzen sind und jede Nintendo Switch bereits diese Controller mitbringt, hat jeder von Beginn an zwei Controller in Super Mario Party. Für ein sehr schnelles Spiel zu zweit ist also bereits alles vorbereitet und wenn ihr jemanden mit einer Nintendo Switch kennt, habt ihr schon vier Controller oder ein zweites Paar ist nicht so teuer wie zwei Nintendo Switch Pro Controller. Es ist also so unkompliziert wie noch nie in Mario Party, weitere Mitspieler zu haben. Dazu kommt, dass die Joy-Con wesentlich unkomplizierter aussehen als die herkömmlichen Controller und auch sogenannte Casual-Spieler keine Angst davor haben. So konnte ich beobachten, dass meine Mutter, selbst überhaupt keine Videospielerin und alles andere als eine Freundin von Technik, ohne zu zögern mitspielte und die Minispiele ohne Weiteres verstand. Das Wii-Konzept ist ja bei Nintendo nicht wirklich neu, funktioniert aber noch immer sehr gut.
Natürlich ist das noch nicht alles! Ich finde es beeindruckend, dass diese Einbindung wie selbstverständlich integriert ist. Es geht damit los, dass das Spiel direkt am Anfang fragt, wie viele Spieler dabei sind und wie viele Joy-Con nun in Verwendung sind. Alles ohne diese nervige und zu komplizierte Synchronisierung über das Menü der Nintendo Switch. Im Spiel selbst müsst ihr den Joy-Con seitlich halten, mit der A-Taste würfeln und mit dem Stick hier und da eine Entscheidung treffen. Dabei muss der Joy-Con nie fest in der Hand liegen. In meinen Runden war es eher so, dass ich den Joy-Con teils mit nur einer Hand hielt und auch mal auf den Tisch legte. Die Sorge, die viele haben, dass die Hand verkrampft weil diese „Dinger“ zu klein sind, verpufft sehr schnell. Es ist wie bei einem richtigen Gesellschaftsspiel. Die Haltung ist locker und eher gemütlich, als angespannt oder verkrampft. Nutzt ihr die Schlaufen (die wir alle natürlich benutzen…) dann baumelt euer Joy-Con auch einfach am Arm.
Startet dann ein Minispiel, wird vorab geklärt, wie ihr den Joy-Con nun halten müsst und neben den Regeln wird auch die Belegung geklärt. Die Minispiele sind alle so unkompliziert oder aus dem Leben gegriffen (zum Beispiel wenn ihr eine Bratpfanne halten müsst, dann müsst ihr den Joy-Con genau so halten), das wirklich jeder diese Spiele begreift und sofort drin ist. Sämtliche Funktionen der Joy-Con werden dabei genutzt. HD-Rumble, Pointer-Steuerung oder Bewegungssteuerung. Selbst die Spiele, wo der Joy-Con klassisch als Controller verwendet wird, sind so einfach und simpel, dass niemand überfordert wird oder das Menschen mit größeren Händen nicht zu sehr verkrampfen. Letzteres dürfte bei einigen die größte Sorge gewesen sein. Doch die Minispiele sind alle so ausgelegt, dass sie nicht zu lange gehen und gerade unerfahrene Spieler oder Kinder ihren Spaß haben. Wie schon einmal erwähnt, es fühlt sich wie ein richtiges Gesellschaftsspiel an und nicht mehr wie ein Videospiel. Dies ist wohl die größte Stärke bei dieser Einbindung und sie würde durch andere Optionen völlig zunichtegemacht werden. Zudem ist es so, dass die Erklärungen selbst sehr kurz gehalten sind, da ich keine Erklärung für die restlichen Optionen habe.
Und sind wir jetzt mal ehrlich, das Abklatschen würde doch nur halb so viel Spaß machen, wenn man den Nintendo Switch Pro Controller nur schüttelt. Oder wie sieht es mit den vielen Minispielen aus, wo man den Joy-Con wie einen Griff benutzt und ob ich mir mit einer anderen Option eine Lupe im entsprechenden Minispiel vorstellen kann, weiß ich auch nicht. Um es kurz zu fassen: Weitere Optionen würden nicht nur dieses tolle Gefühl während des Spielens kaputt machen, es ergibt einfach keinen Sinn. NDCube hat sich extrem viel Mühe gegeben die Minispiele und die restliche Steuerung nicht nur auszureizen oder anzupassen, sie schaffen es, dass man kurzzeitig vergisst, dass wir hier überhaupt ein Videospiel spielen. Noch nie war ein Mario Party so nah an einem typischen Brettspielabend dran, wie in Super Mario Party. Unterschätzt, aber genial.56650