Die Zukunft der Nintendo-Prügeleien – Super Smash Bros. einmal ganz anders gedacht Spezial
Geschrieben von Roman Dichter am 28.11.2018
Seit vielen Jahren prügeln sich die Smash Bros. quer durch diverse Nintendo-Konsolen. In neuen Ablegern bekommen Fans immer wieder neue Kämpfer und neue Stages zu Gesicht. Doch die Grundidee ist immer gleich: Möglichst viele Charaktere aus dem Nintendo-Universum treffen aufeinander und geben sich gegenseitig reichlich auf die Zwölf. Wie lange kann dieses Konzept noch begeistern, bevor es sich abnutzt? Sollte Nintendo jetzt den Mut haben der Reihe ein Reboot zu verpassen und sie mit grundlegend neuen Konzepten zu erneuern? Die Fans sind sich sicher: NEIN! Smash Bros. muss so bleiben wie es ist, sonst werden Busladungen voller Smash-Jünger nach Japan aufbrechen, um den Verantwortlichen in bester Smash-Manier den Hintern zu versohlen. Andererseits – ich bin gar kein Smash-Fan… Lest hier also meine fünf Vorschläge, wie man die Smash Bros. verunstal… ähm, ich meine verbessern kann, damit auch der nächste Ableger ein Super-Hit wird.
Was soll eigentlich immer diese schlimme Gewalt? Früher, als alles besser war, stand Nintendo noch für familientaugliche, friedliche Unterhaltung. Wenn man eine Nintendo-Konsole kaufte, wurde man vor den Gewaltorgien auf PlayStation & Co. verschont. Und heute? Selbst die friedlichsten und niedlichsten Nintendo-Charaktere stehen Schlange, um auch einmal kräftig vermöbelt zu werden. Muss das sein? Ich sage: Nein! Starten wir doch eine Petition für ein friedliches Smash Bros. Anstatt sich gegenseitig wehzutun, könnte man sich doch auf Knopfdruck Komplimente geben. Als Spezialattacke überreicht man dem Kontrahenten ein liebevoll eingepacktes Geschenk. Die meisten Punkte bringt ein selbstgebasteltes.
Alle guten Taten füllen die Freundschaftsanzeige. Der Spieler, dessen Balken als erster voll ist, gewinnt die Partie. Natürlich ist er dermaßen herzensgut, dass er aus Empathie den unterlegenen Kontrahenten tröstet und die Goldmedaille (Smash-)brüderlich teilt. Dann sind alle glücklich und am Ende gewinnt jeder. Auf diese Weise übertragen wir die Idee des friedlichen Miteinanders von der Konsole auf das echte Leben. Machen wir doch Schluss mit der verrohenden Gesellschaft, in der es immer weniger Respekt, dafür immer mehr Ausgrenzung und Gewalt gibt! Jetzt ist die Zeit gekommen, etwas zu unternehmen. Und wer könnte das besser als die Super Peace Bros.? Also, liebe Community: Da ihr sicherlich selbst voller Liebe und Güte seid, werdet ihr bestimmt nur nette Sachen über diesen Vorschlag in die Kommentare schreiben, oder?
Was macht die Smash Bros. eigentlich so erfolgreich? Im Grunde ist es das, was seit Jahren die privaten Fernsehsender am Leben erhält: C-Promis! Mit dem großen Superstar der Szene – Mario – könnte man allein keinen derartigen Hype entfachen. Zu vielen Videospielen lieh er schon seinen Namen. Was aber die Fans regelmäßig in Verzückung versetzt, sind Ankündigungen weiterer Kämpfer, die man irgendwie und irgendwo schon einmal im Nintendo-Universum gesehen hat, die aber eigentlich keine große Bedeutung haben – zumindest, bis sie auch bei Smash Bros. in den Ring steigen dürfen. Dabei ist sich Nintendo nicht zu schade, ganz tief in die unterste Schublade der Videospiel-Z-Promis zu greifen. So dürfen der wohl charakterloseste Videospiel-Protagonist aller Zeiten, der „Bewohner“ aus Animal Crossing, oder – kaum zu fassen – die Wii Fit-Trainerin in einem Atemzug mit Link und Mario genannt werden. Das erinnert mich doch stark ans Dschungel-Camp.
Also seien wir doch konsequent und erweitern das Gameplay um ein paar Dschungel-Elemente. Sich gegenseitig zu verprügeln ist ja schon ein guter Ansatz für Trash-Gaming mit Fremdschäm-Faktor, aber da geht noch mehr. Das virtuelle Verspeisen ekelhafter Nahrungsmittel dürfte als Minispiel für etwas Abwechslung sorgen. Zudem könnten Online-Turniere veranstaltet werden, bei denen am Ende die Figur rausfliegt, die von Zuschauern im Live-Stream herausgewählt wird – natürlich durch kostenpflichtige Anrufe oder SMS, das neue Free-to-play-Modell. Was ebenfalls überfällig ist: Kommentatoren, die während der Kämpfe mit Beleidigungen um sich werfen, damit sich die Spieler auf Kosten der Charaktere amüsieren können. Wenn den Smash-Fans jetzt noch immer nicht das Herz aufgeht, dann… ja, dann sollen sie doch in den Dschungel gehen.
Prügeln, prügeln, prügeln – irgendwann wird auch das mal eintönig und langweilig. Wie wild auf die Knöpfe zu hämmern oder (im Idealfall) gekonnt die richtigen Tastenkombinationen einzugeben mag ja schön und gut sein, aber es wird jetzt mal Zeit für etwas Abwechslung. Warum sollte man in Zeiten von Alexa und Siri nicht einfach die eigene Stimme für die Smash-Steuerung einsetzen? Legen wir das Ganze dann auch noch musikalisch an, haben wir mit Sicherheit auch eine neue Zielgruppe ins Boot geholt, die bisher nur für SingStar die Konsole angestellt hat (und neue Zielgruppen zu erobern ist schließlich das Ziel von Nintendo).
Smash-Karaoke wird also per Mikrofon gespielt. Während die Kämpfer sich in gewohnter Smash-Art vermöbeln, versuchen die Spieler, dies mit engelsgleichem Gesang zu beeinflussen. Wer den Gegner im Spiel treffen will, muss nämlich zuerst den richtigen Ton vor dem Mikro treffen. Was bei herkömmlichen Karaoke-Spielen maximal zu einem langweiligen Ansteigen der Punktzahl führt, sorgt bei Smash-Karaoke für einen hochspannenden Kampf im Hintergrund. Wer den Gegner auch emotional treffen will, begibt sich bei einem unfreundlichen Gangster-Rap in den Diss-Modus. Und wenn ihr Pikachu einmal dermaßen auf den Boden der Tatsachen schmettern wollt, dass ihm der Atem wegbleibt, dann wählt doch „Atemlos durch die Nacht“ aus der Song-Bibliothek aus. Genau: Nicht nur die Kämpfer bestimmen die Attacken, auch die Songs beeinflussen den Ablauf der Angriffe.
Ich als Nicht-Fan der Prügel-Reihe kann es kaum verstehen, was für ein Hype um die Ankündigung neuer Kämpfer gemacht wird. Da werden Nintendo Direct-Sendungen rund um die Smash Bros. produziert und jeder der unzähligen Charaktere ist ein Ereignis. Langsam frage ich mich, was da noch für Kämpfer kommen sollen in Zukunft. Bald hat man wohl den Nintendo-Katalog abgegrast. Aber warum auch bei Nintendo aufhören? Immerhin zeigen Kämpferinnen wie Bayonetta, dass nicht nur ganz klassische Nintendo-Charaktere willkommen sind. Also seien wir doch mal mutig und denken nicht nur einen, sondern gleich zwei Schritte weiter.
Bringen wir doch die digitalen Versionen echter Menschen als Gaststars ins Spiel. Wie wäre beispielsweise ein episches Match, in dem Angela Merkel auf Chuck Norris trifft? Auch Donald Trump, dessen Spezialattacke der Bau einer Mauer ist, könnte sich gut in die Kämpfer-Riege einfügen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wenn ich im Spiel Elvis Presley, Mario Basler, Jürgen von der Lippe, Gina Wild, Alice Schwarzer oder Heino auswählen könnte, würde wohl auch ich den Kauf des Spiels in Erwägung ziehen. Natürlich würden sich nicht alle Wünsche umsetzen lassen, aber nicht wenige reale Stars würden es wohl als willkommene Werbung sehen, in diesem Spiel aufzutauchen.
Natürlich wissen wir, dass Smash Bros. nicht der einzige Titel ist, in dem verschiedene Charaktere aus der Nintendo-Welt aufeinandertreffen. Sie fahren Kart-Rennen gegeneinander, verabreden sich zur Mario Party, spielen Fußball oder Tennis und sind scheinbar immer zur Stelle, wenn irgendeine Sportart mal mit etwas weniger Simulations-Anteil und etwas mehr Fun umgesetzt werden soll. Vielleicht ist die Zeit gekommen, all diese verschiedenen Spiele zu vereinen. Das verleiht dem Nintendo-Klassentreffen mehr Tiefe und hat noch den praktischen Nebeneffekt, dass die verschiedenen Titel auch für die anderen werben. Aber wie könnte man sich das konkret vorstellen?
Die Smash Bros. würden hier als eine Art Meta-Spiel funktionieren. Es werden Speicherstände geschaffen, die verschiedene Informationen enthalten und auf andere Spiele übertragen werden können. Wurde Mario im Smash-Kampf schlimm vermöbelt? Dann verliert er halt Münzen bei Mario Party. Oder hat Kontrahent Donkey Kong ihm sogar im Kampf einen Stern abgenommen? Bruder Luigi war dagegen im Kampf sehr erfolgreich und hat alles für den Sieg gegeben. Das hat allerdings seine Ausdauer beeinträchtigt, weshalb er bei Mario Tennis nun viel langsamer unterwegs ist. Mit solchen und anderen cleveren Ideen könnte man also verschiedene Spiele vernetzen und somit beim Spiele-Abend einen neuen Titel starten, das Erlebnis des vorherigen Duells aber direkt weiterführen.
Das waren meine fünf Vorschläge, um mit der Smash Bros.-Reihe neue Sphären zu erreichen. Haben sie euch gefallen? Schon gut, schon gut – ich weiß: Alles Blödsinn, Smash bleibt wie es ist, sonst kriege ich es mit euch zu tun. Aber in Zeiten des ungebremsten Smash-Hypes voller News, Sonder-Directs und Themenwochen wird ein kleiner Nicht-Smash-Fan doch noch einmal träumen dürfen…