Splatoon 2 Europameisterschaft: Erlebnisbericht vom Finale aus Paris (inkl. Interviews mit BackSquids und Alliance Rogue) Spezial Interview

Splatoon 2 konnte und kann weiterhin unzählige Spieler auf der Nintendo Switch begeistern. Darunter sind auch viele Fans, die kompetitiv gegeneinander spielen sowie an Turnieren teilnehmen und dafür bis zu vierstellige Stundenzahlen in den Farb-Shooter gesteckt haben. Am Wochenende der zehnten Kalenderwoche, am 9. und 10. März 2019, fand das Finale der seit letztem Jahr laufenden Splatoon 2 Europameisterschaft statt. Hierbei trafen insgesamt zwölf Teams in der französischen Hauptstadt Paris aufeinander und rangen um den Titel des besten Teams des Kontinents. Hierbei sind wir, Kevin Franke und Thomas Steidle, der Einladung von Nintendo gefolgt, und haben uns die spannenden Matches live vor Ort angesehen. Unsere gesammelten Erfahrungen und Eindrücke wollen wir euch im Folgenden natürlich nicht vorenthalten.


Webedia kümmerte sich um die Ausrichtung des Turniers in Paris.


Am Samstag fanden die Vorrunden statt. Hier traten alle Teams an, die in den jeweiligen nationalen Qualifikationsturnieren siegreich waren. In Deutschland waren dies wieder die BackSquids, welche sich auf der letztjährigen gamescom für die Europameisterschaft qualifiziert haben. Zuvor wurden sie auf der Splatoon 2 World Championship auf der E3 2018 Vizeweltmeister, nachdem sie im Finale nur knapp gegen das japanische Team verloren haben. Das Quartett besteht aus den Spielern Kaito, Ben, Echo und Majin. Auf der US-amerikanischen Spielemesse war statt Ben noch der Splatoon-Experte und YouTuber Wadsm im Team, welcher in Paris nun aber einer der Kommentatoren war.


Für die Organisation war das Unternehmen Webedia zuständig, weshalb die Vorrunden in ihrem Hauptgebäude stattfanden. Die Firma steckt übrigens auch hierzulande hinter einigen bekannten Unternehmen, wie der GameStar oder Moviepilot. Der Raum war leider nicht für viele Zuschauer gedacht, weswegen es keine freien Plätze gab und wir im Stehen zuschauen mussten. Im Vorraum, in welchem für das leibliche Wohl gesorgt wurde, konnten die Matches allerdings auch über Bildschirme verfolgt werden. Es wurde schnell deutlich, dass die Vorrunden eher als Generalprobe für den wichtigeren Sonntag genutzt wurden, dennoch wurde den Zuschauern eine gute Show abgeliefert.


Im Webedia-Gebäude fanden die Vorrunden statt. Hier spielte Overtime gegen Alliance Rogue.

Kurz nach dem Ende der ersten Matches hatten wir die Gelegenheit, den BackSquids, die durch einen ersten Platz in ihrer Gruppe gefahrlos ins Halbfinale einzogen, ein paar Fragen zu stellen. So haben sich die Spieler des Teams alle durch Splatoon kennengelernt. Zudem wollten wir von ihnen wissen, was bis dahin ihre persönlich größte Überraschung des Turniers war. Majin habe es persönlich überrascht, dass Italien so schlecht abgeschnitten hat, da er sie stärker erwartet hatte. Für Ben lief alles wie erwartet und so überraschte es ihn nicht, dass Spanien und Frankreich sowie sie selbst gewonnen haben.


Auch eine Einschätzung des spanischen Halbfinalgegners wurde uns nicht verwehrt: „Man kennt die Spieler sozusagen fast gar nicht, die spielen nicht in der obersten kompetitiven Szene mit. Man muss jetzt sehen, wie sie als ein Team spielen, aber eigentlich sind wir da relativ zuversichtlich“, so Echo. In ihrer Gruppe mussten sich die BackSquids auch gegen das russische und das niederländische Team durchsetzen. Mehr Respekt hatten sie hierbei vor der letzteren Nation, da sie zuvor bereits gegen sie gespielt hatten und auf der Arena – Cetacea-Markt – eigentlich relativ schlecht abgeschnitten haben. Ben fügte hinzu, dass die Angst vor eigenen Fehlern definitiv größer sei als die Furcht vor den anderen Teams.


Zwar meinte Majin, er würde sich am Sonntag am meisten darauf freuen, wenn sie gewinnen. Gleichzeitg merkte er aber an, dass sie Frankreich nicht unterschätzen dürften, da sie sich schon mehrmals bewiesen und viel geübt hätten. Allgemein zum Spiel lobte Majin, dass es eine große Auswahl an Waffen gebe und für jeden etwas dabei sei. Echo fügte hinzu, dass im Spiel auch nicht in Stein gemeißelt sei, wie jemand zu spielen hat. Es komme nicht nur darauf an, eine gute Performance hinzulegen, auch sei ein gemeinsamer Plan wichtig, den man verfolgt. Die meisten Spielstunden hat Ben, welcher laut eigener Aussage über 2.200 Stunden auf dem Konto hat. Die restlichen Spieler haben allesamt etwa 1.600 bis 1.700 Minutenzeigerumdrehungen in den Farb-Shooter investiert. Zum Schluss fragten wir, welche Verbesserungen sie sich für den nächsten Teil der Reihe wünschen würden, woraufhin sie einstimmig für eine bessere Onlineverbindung stimmten.


Jeweils drei Teams traten in der Vorrunde in vier Gruppen an.

Früher als geplant waren die Vorrunden vorbei und Webedia ließ es sich im Anschluss nicht nehmen, die Anwesenden zu einem Essen einzuladen. Der Eindruck vom ersten Tag war an sich gut, auch wenn wir aufgrund unserer relativ späten Ankunft nicht viel von den Matches mitbekamen. Das einzig größere Manko war die geringe Größe der Räumlichkeiten – wobei zur Verteidigung gesagt werden muss, dass im Vorfeld mitgeteilt wurde, dass es als nichts Großes geplant war.


Am zweiten Tag fanden dann endlich die finalen Runden bestehend aus zwei Halbfinalmatches und dem großen Finale statt. Bis hierhin hatten es die BackSquids (Deutschland), Alliance Rogue (Frankreich), Ämpäri Gang (Norwegen / Schweden / Finnland / Dänemark) und Polarized (Spanien) geschafft. Kurz vor Spielbeginn um 13:00 Uhr im Gaîté Lyrique erhielten alle Zuschauer beim Einlass eine Splatoon 2-Tasche mit Kleinigkeiten. Darin enthalten waren: Ein T-Shirt, eine kleine Splatoon 2 European Championship-Fahne und -Kappe sowie „Cheer Sticks“ zum Anfeuern. Das T-Shirt ist insofern wirklich cool, als dass auf diesem alle zwölf Teams inklusive Logo und Datum der Qualifikation zur EM aufgedruckt sind.


Der Saal, in dem die Matches stattfanden, war erneut nicht wirklich groß, schien aber für den Umfang des Turniers vollkommen auszureichen. Vorne sitzen wie gewohnt die zwei gegeneinander spielenden Teams, dahinter sind die Zuschauer und am Ende des Raumes sitzen die Kommentatoren sowie die Mitarbeiter, die sich um die gesamte Technik kümmerten. Insgesamt war die Spannung in der Luft zu spüren und auch ich, Thomas, war aufgeregt, wie die Matches verlaufen würden. Größtenteils lief aber alles wie erwartet: Sowohl die BackSquids als auch das starke französische Team Alliance Rogue schafften es ins Finale. Besonders bei den Matches mit Alliance Rogue waren die Fans lautstark dabei, da die meisten wohl – logischerweise – aus Frankreich stammten.


Als Gewinn winkte den Siegerteam neben einer Trophäe auch speziell angefertigte Nintendo Switch Pro Controller.

Das Finale selbst lief allerdings nicht so wie gewünscht. Die BackSquids verloren nicht nur deutlich gegen Alliance Rogue (1:4), dazu gab es noch technische Probleme, weswegen sich alles etwas hinausgezögert hat. Wie sich herausstellt, schien dies aber nicht nur das Finale betroffen zu haben. Ein Spieler des Teams Ämpäri Gang berichtete auf Twitter, dass sie anfangs keinen Spielesound hatten und dieser für einen Spieler später viel zu laut gewesen sei. Ihre Hinweise wurden aber scheinbar auch nicht verstanden, da das Organisationsteam gedacht habe, der Voice-Chat sei das Problem. Aus technischer Sicht hätte es also besser laufen können.


Nichtsdestotrotz gewann Alliance Rogue wie zuvor erwähnt das Finale, weshalb sie den Pokal und die schwarz-goldenen Nintendo Switch Pro Controller entgegennehmen durften. Die übrigen Spieler gingen allerdings nicht völlig leer aus: So erhielt jeder Teilnehmer eine Medaille. Für uns war aber auch von Interesse, was das französische Team zum aufregenden Tag zu sagen hatte, weswegen wir sie interviewen durften.


Als Highlights betitelte Sorin natürlich die zwei Siege des Tages: Auf der einen Seite gegen das nordische Team, welches ihrer Aussage nach sehr stark war, auf der anderen Seite aber auch im Match gegen die BackSquids im Finale. Insbesondere da sie im Jahr zuvor gegen sie im Finale verloren hatten. Grey und Sorin erklärten außerdem, dass sie sich vor dem Wochenende am meisten auf das nordische Team vorbereitet hatten. Alliance Rogue wusste viel mehr über ihre Spielweise, da sie des Öfteren gegen sie gespielt hatten und so den potenziellen Spielverlauf erahnen konnten. Gegen die BackSquids hatten sie hingegen nur ein einziges Mal gespielt, da sie ihnen nicht zu viel ihrer Strategien zeigen wollten.


Alliance Rogue konnte das Turnier zwar gewinnen, am Ende wurden allerdings alle Teams des Tages noch einmal auf die Bühne gebeten.

„Wir hatten erwartet, gegen die BackSquids bei bestimmten Arenen zu verlieren, da die Arenen wirklich schlecht für uns waren. Wir hatten in der Vorbereitung keine wirklich guten Ergebnisse auf diesen“, so Grey zu den Matches im Finale. Auf die Frage hin, ob wir die BackSquids wirklich in ihrer besten Form gesehen hatten, ist sich Grey sicher: „Nein, ich denke definitiv nicht. Zum Beispiel war Echo als ein Konzentrator-Spieler nicht so gut wie er es sonst ist. Letztes Jahr war er wahrscheinlich der wertvollste Spieler im Team. Sie waren wirklich nicht in der besten Form. Allerdings denke ich, dass wir heute unsere bestmögliche Leistung abrufen konnten." Sorin fügte hinzu, dass die BackSquids im Verlauf des letzten Jahres auf internationaler Ebene etwas zurückgefallen seien. Daher wussten sie auch, wie sie mit ihnen umzugehen haben.


Ihr größter Vorteil sei gewesen, dass er – Sorin – quasi die gespiegelte Rolle von Echo innehatte. Er habe diese zwar nur zwei Wochen geübt, hatte damit aber sehr viel Erfolg gegen ihn, was er nicht erwartet hätte. Grey fügte hinzu, dass sie als Team normalerweise nicht wirklich zusammenspielen, die BackSquids hingegen aber schon, wodurch sie theoretisch einen großen Vorteil gehabt hätten. Ihr Team habe sich aber sehr schnell dem neuen Team-Setup angepasst und habe letzten Endes einen guten Job gemacht.


Wie bereits erwähnt gab es bei den BackSquids im Finale technische Probleme und daraufhin wollten wir von den französischen Spielern wissen, ob sie denken, dass es das deutsche Team beeinflusst habe. Grey meinte allerdings: „Tatsächlich hat es uns vielleicht mehr betroffen, da wir ein Momentum hatten, weil wir kurz vor dem Finale noch gegen das nordische Team gewonnen hatten und bereit waren, weiterzumachen. Wir hatten eine gute Führung am Anfang und waren kurz davor, eine große Führung von 20 Punkten beim Abyssal Museum zu erreichen. Egal welches Problem das deutsche Team hatte, es war für uns auch ziemlich schlecht.“ Dem stimmte Sorin zu und fügte hinzu, sie hätten ihren Fokus verloren und mussten zurück ins Spiel finden. Der Vorteil für sie war allerdings, dass die BackSquids jedes Mal gleich gehandelt haben, weswegen sie gut kontern konnten.


Auf die Frage hin, wer die Trophäe behalten wird, antwortete Sorin, dass er sie behalten wird. Grey hätte sie gerne mitgenommen, insbesondere da er schon zwei Mal keine mitnehmen durfte. Allerdings hatten sie zuvor eine Abmachung getroffen. Insgesamt hat uns das Interview mit ihnen und jenes vom Samstag mit den BackSquids große Freude bereitet. Wir bedanken uns bei den Teams für die genommene Zeit sowie bei Nintendo für die Einladung und die fast reibungslose Organisation!


Unser Fazit zur Splatoon 2 Europameisterschaft 2018 - 2019


Thomas Steidle


Insgesamt freue ich mich sehr, dass ich bei diesem Event – das erste dieser Art für mich – dabei sein durfte. Es war nicht nur eine tolle Erfahrung, Matches von professionellen Spielern meines Lieblings-Mehrspielertitels zu sehen, auch freute es mich sehr den früheren BackSquids-Spieler und nun Kommentator Wadsm sowie den YouTuber DestinyCast zu treffen. Bis auf die auftretenden technischen Schwierigkeiten, wirkte auch alles sehr professionell und durchdacht. Mein Highlight waren definitiv die Fans in der Halle des Gaîté Lyrique, in dem das Finale stattfand. Diese waren lautstark dabei und feuerten fleißig an – wenn auch merkbar für die Franzosen. Daher freue ich mich bereits auf das nächste Turnier dieser Art und hoffe, dass Nintendo weiter in Richtung eSports vorpreschen wird. Ihre Titel – gerade Splatoon und Super Smash Bros. – bieten jedenfalls viel Potenzial.


Kevin Franke


Aus meiner Sicht waren das ganze Event und auch die Organisation wirklich gelungen. Für mich der faszinierendste Aspekt ist wahrscheinlich die Erkenntnis, dass Nintendo langsam aber sicher dabei ist, die kompetitive Szene in die Arme zu schließen und sowohl Fans als auch professionellen Spielern dafür eine geeignete Bühne zur Verfügung stellt. Es mag hier und da noch etwas holprig wirken und womöglich läuft längst noch nicht alles so flüssig, wie das in der Branche mittlerweile zu erwarten wäre, doch die Splatoon 2-Europameisterschaft zeugt davon, dass Nintendo auf dem richtigen Weg ist. Obendrauf schafft man es, dem ganzen dabei den für Nintendo so typischen eigenen Stempel aufzudrücken, der wirklich Spaß gemacht hat. Am Finaltag waren einige Hundert Fans anzutreffen, die teilweise verkleidet in die Halle strömten und vor allem im deutsch-französischen Finale für reichlich Stimmung sorgten. Am Ende gingen die Franzosen siegreich aus diesem Duell hervor, auf das Sie – wie wir hinterher im Interview erfahren konnten – bestens vorbereitet waren. Trotz der technischen Schwierigkeiten haben das französische Team Alliance Rogue rund um Sorin einfach den besseren Tag erwischt.


Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Splatoon 2-Europameisterschaft – auch um herauszufinden, ob Nintendo weiter an seiner Fangemeinde wachsen, und ein noch tolleres Turnier auf die Beine stellen kann. Gewiss liegt die Messlatte mit dem diesjährigen Turnier schon jetzt sehr hoch.

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