Mein Fazit zu Nintendos gamescom 2019-Auftritt Kommentar
Geschrieben von Ilja Rodstein am 25.08.2019
Dieses Jahr habe ich meine dritte gamescom hintereinander erlebt und konnte somit Nintendos Stand auf der Messe seit Beginn der Nintendo Switch-Ära verfolgen. Während Nintendos Marketing zu Wii U-Zeiten sich noch größtenteils auf Kinder und ihre Eltern konzentrierte, sieht es seit der Veröffentlichung der Nintendo Switch ganz anders aus. Auf der E3 präsentiert sich Nintendo sehr spektakulär und baut große Statuen auf. So sah zum Beispiel der Stand von Luigi’s Mansion 3 wie eine Gruselvilla aus, bei Link’s Awakening wurden schöne Dioramen mit Szenen aus dem Spiel aufgebaut und der Stand von Pokémon Schwert und Schild sah wie eine große Arena aus.
Durch große Wände konnte man vom Weiten erkennen, welche Spiele am Nintendo-Stand anspielbar sind. © ntower
Auf der gamescom gibt sich Nintendo normalerweise wesentlich weniger Mühe beim Verzieren von Ständen. Dieses Jahr wurde der Großteil der Fläche viergeteilt, sodass der Fokus auf Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020, The Legend of Zelda: Link’s Awakening, Luigi’s Mansion 3 und Pokémon Schwert und Schild gesetzt wurde. Optisch ansprechend war der Stand meiner Meinung nach nicht, doch immerhin ist er dieses Jahr wesentlich übersichtlicher als in den letzten Jahren. Riesige Plakate auf der Wand hinter den Anspielstationen signalisierten, welches Spiel dort gespielt werden kann. Im letzten Jahr hingen kleine Plakate über den Anspielstationen und es war in den vollen Hallen schwer herauszufinden, wo man sich überhaupt für das entsprechende Spiel anstellen muss.
Das Spieleangebot war dieses Jahr sehr groß bei Nintendo. Neben den vier Blockbuster-Spielen konnten die Fans Spielehighlights wie The Witcher 3: Wild Hunt – Complete Edition, Daemon X Machina, Dragon Quest XI S: Streiter des Schicksals - Definitive Edition, ein breites Angebot an Indie-Spielen wie zum Beispiel den Top-Titel Hollow Knight: Silksong, Minecraft Dungeons und vieles mehr erleben. Auch wenn die Spieleanzahl sehr hoch war, gab es viele freie Flächen und anders als im letzten Jahr kam es nicht zum Stau in den Gängen rund um den Stand. Letztes Jahr war die Bühne sehr abgesperrt und somit staute es sich in den Gängen, während eine Show auf der Bühne stattfand.
Die Indie-Ecke, in der die derzeitigen Highlights der Indie-Szene vorgestellt wurden, war ähnlich aufgebaut wie der Stand vor zwei Jahren und ohne längeres Anstehen, konnte man da in sehr coole Spiele reinblicken. Dies funktionierte ganz gut, nur bei Hollow Knight: Silksong musste man mehrere Stunden anstehen, um den Titel zu spielen. Scheinbar hat Nintendo da den potenziellen Erfolg des Spiels unterschätzt und nur eine Anspielstation für die etwa dreißigminütige Demo-Version aufgebaut. Schön fand ich außerdem, dass einige Entwickler der einzelnen Spiele an ihrer Anspielstation vor Ort waren und sich nicht nur das Feedback der Spieler abgeholt haben, sondern auch mit diesen über die Spieleentwicklung kommuniziert haben.
MyNintendo-Mitglieder konnten sich vor Ort ein kleines Geschenk abholen. Dazu musste man den eigenen QR-Code von der MyNintendo-Webseite vorzeigen und erhielt einen kleinen Super Mario-Block und einen MyNintendo-Stift. Das war eine sehr schöne Möglichkeit, Nintendo-Fans an den Stand zu locken, denn das Geschenk erhielt man, ohne wirklich anstehen zu müssen.
Ein Bühnenprogramm hatte Nintendo ebenfalls zu bieten, dort hat man aber anders als in den Jahren zuvor keine noch unangekündigten Spiele gezeigt. Eher ging es darum Fans auf die Bühne zu locken, damit sie sich zum Beispiel in Super Smash Bros. Ultimate- oder Super Mario Party-Gefechten um den ersten Platz bekämpfen. Der Gewinner durfte einen Würfel werfen und erhielt einen entsprechenden Preis. Besonders unterhaltsam fand ich dies persönlich nicht, jedoch lockte es viele Besucher an den Stand. Die Besucher, die stundenlang auf das Anspielen der einzelnen Spiele gewartet haben, konnten leider nur bedingt was mit dem Bühnenprogramm anfangen, denn an einigen Ständen war die Sicht bis dahin verdeckt. Selbstverständlich fand auch dieses Jahr wieder ein Programm statt, welches von Nintendo auf den eigenen YouTube- und Twitch-Kanälen gestreamt wurde. Dazu aber später mehr.
Nintendos Auftritt war wesentlich besser als im letzten Jahr, was einem wesentlich effizienteren Standaufbau zu verdanken ist. Das Spieleangebot war sehr gut und auch die Anzahl an Spielstationen war für die Standgröße meistens ausreichend. Vermutlich aus finanzieller Sicht wurde auf große Dekorationen, ähnlich wie auf der E3-Messe verzichtet, doch wie in den letzten Jahren konnte der Stand viele Besucher anlocken. Die Bühnenshow fand ich persönlich etwas eintönig und unspektakulär, doch scheint sie vielen jungen Besuchern gefallen zu haben.
Vor zwei Jahren habe ich die gamescom größtenteils von zu Hause erlebt. Ich erinnere mich noch sehr gut als Yoshiaki Koizumi das erste Mal das Schlemmerland aus Super Mario Odyssey vorstellte. Die Aufruhr war nicht nur zu Hause, sondern auch online sehr groß. Und dieses Jahr? Nintendo ging dieses Jahr einen ganz anderen Weg, das bedeutet aber nicht, dass uns dieses Jahr keine neuen Ankündigungen erwarteten.
Am Montag fand die Indie World-Präsentation statt, welche die Woche zuvor angekündigt wurde. Dabei haben wir live eine große Auswahl an Indie-Spielen sehen können. Das Schöne an der Präsentation war: Viele der dort gezeigten Indie-Spiele konnten auch direkt auf der gamescom angespielt werden. Schade, dass Nintendo keine Spiele im Rahmen der gamescom: Opening Night Live-Show vorgestellt hat, schließlich waren dort die meisten großen Publisher präsent und zeigten neue Spiele beziehungsweise Spielinhalte.
Dienstag bis Donnerstag wurden dann weitere Videoserien unter dem Nintendo Presents-Label veröffentlicht: Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020 erhielt einen Erscheinungstermin und ein neuer Retro-Modus wurde vorgestellt, ein neuer Dungeon wurde aus The Legend of Zelda: Link’s Awakening gezeigt, ein neues Dorf aus Pokémon Schwert und Schild vorgestellt, ein neues Stockwerk aus Luigi’s Mansion 3 wurde angespielt. Astral Chain erhielt eine Woche vor Release einen weiteren Auftritt und erstes Nintendo Switch-Gameplay zu The Witcher 3: Wild Hunt – Complete Edition und Dragon Quest XI S: Streiter des Schicksals - Definitive Edition wurde ebenfalls gezeigt. Bei einzelnen Video-Serien wurden auch Entwickler eingeladen und haben mit den Moderatoren über die einzelnen Spiele diskutiert. Somit wurden allerhand neue Infos zu den heißen Spielen der nächsten Wochen und Monate vorgestellt. Mein Vorschlag: Selbst wenn diese Video-Serien nicht live aufgenommen werden, ich fände es schön, wenn man diese mit vorheriger Ankündigung live auf YouTube und auch auf der Messebühne abspielt. Somit setzt man die Spannung bei den Fans etwas nach oben.
In den letzten beiden Jahren hatte Nintendo diese Video-Serien im Nintendo RedCube direkt auf der Messefläche in der entertainment area aufgenommen. Dabei fühlte sich das ähnlich wie das Nintendo Treehouse: Live at E3-Programm an, doch dieses Jahr ging Nintendo einen anderen Weg und nahm die Videos auch im Rahmen der gamescom 2019 auf, jedoch in einem geschlossenen Raum. Ich persönlich fand es live wesentlich authentischer, bin aber froh, dass auch dieses Jahr einige kleinere Ankündigungen im Rahmen der gamescom-Messe gezeigt wurden.
Ich war persönlich kein Fan von Nintendos Bühnenprogramm, doch den Besuchern schien es gefallen zu haben. © ntower
Weniger froh bin ich über das Nintendo Playground-Programm, welches täglich ausgestrahlt wurde und sich wieder einmal wie eine YouTuber-Veranstaltung darstellte. Dort wurde mit berühmten Persönlichkeiten aus der YouTube-Szene über ihre Nintendo-Erfahrungen gequatscht, damit auch die Fans der einzelnen Influencer bei den Nintendo-Streams einschalten. Dabei wurden auch einige interaktive Spiele mit den Besuchern vor Ort auf der Bühne gespielt, die ich persönlich sehr kindisch fand. Insgesamt war das Nintendo Playground-Programm größtenteils an Kinder gerichtet und auch in den Zuschauerrängen auf der Messe fand man größtenteils Kinder, die bei diesem Stream zugeschaut haben. Es erinnerte mich schon ein wenig an Nintendos Hausparty, welche schon zu den Wii U-Zeiten peinlich war. Schade, dass Nintendo beim Livestream-Programm nicht auf Veranstaltungen für alle Nintendo-Fans setzte.
Drei Turnierveranstaltungen wurden auf der Messe ausgetragen, diese wurden auch sehr kompetitiv ausgerichtet. Die Bühne war nicht mit anderen kompetitiven Bühnen vergleichbar, doch bei den Fans sorgten vor allem die spannenden Kopf an Kopf-Rennen beim deutschen Finale des Super Smash Bros. Ultimate European Team Cups 2019-2020 für große Euphorie. Interessanterweise wurde diese Veranstaltung von der gamescom-Jury auch als beste eSports-Veranstaltung der gamescom 2019 geehrt, warum Nintendo das verdient hat, weiß ich aber leider nicht. Sehr professionell war der Auftritt meiner Meinung nach zwar nicht, schaut man sich andere eSports-Veranstaltungen an, werden diese ganz anders ausgerichtet. Dennoch, Nintendo verbessert sich in Sachen eSports immer mehr und ich hoffe, dass in der Zukunft weitere kompetitive Spiele angekündigt werden.
Die Nintendo-Fans zu Hause konnten Neuankündigungen aus der Indie- und First Party-Szene verfolgen. Klar, es ist nicht mit einer Nintendo Direct vergleichbar, doch das habe ich von Nintendo auch nicht erwartet. Die Turniere waren sehr spannend, wenn auch nicht ganz so professionell ausgerichtet, wie bei Spielen von anderen Publishern. Das Livestream-Programm war abgesehen von Turnieren allerdings mehr als peinlich und richtete sich entweder an Fans von YouTubern oder an jüngere Zuschauer auf der Messe.
Berichtsbild: © Nintendo