Innovation zur falschen Zeit – Wie mich das N64 kalt ließ und gegen die PlayStation verlor... Kommentar
Geschrieben von Dennis Gröschke am 21.01.2020
Ich möchte ehrlich sein und falle deswegen mit der Tür ins Haus: Ich mag das N64 nicht besonders. Bevor ihr aber die Mistgabeln herausholt, lasst mich meine Geschichte erzählen und euch darlegen, warum die Konsole bei mir nicht punkten konnte. Dabei bin ich natürlich sehr subjektiv und dann begebe ich mich auch noch über 20 Jahre in die Vergangenheit und schreibe meine Erinnerungen nieder. Auch nicht gerade ein Punkt, der diesen Text zu einem wissenschaftlichen Pamphlet werden lässt. Sagen wir, es ist ein Kommentar, der in der aktuell stattfindenden Nintendo 64-Themenwoche einen Kontrast darstellt.
Alles beginnt mit der Veröffentlichung des Nintendo 64 in Europa am 1. März 1997. Ich bin im Jahr 1977 geboren und habe im Jahr 1997 mein Abitur abgelegt sowie den Zivildienst begonnen. Bereits knapp 2 Jahre zuvor wurde die erste PlayStation im Jahr 1995 in Europa veröffentlicht, die mit ihrem eingebauten CD-Laufwerk eine beeindruckende Hardware vorweisen konnte. Meine Berührungspunkte mit Videospielen beschränkten sich bis dato auf eine gute Zeit mit den Spielen auf Diskette des Commodore C64 in den 80er Jahren Später kam dann auch ein Amiga 600 und schließlich ein PC in meinem Elternhaushalt hinzu. Konsolen oder Handhelds waren bei uns nie ein Thema, Anfang der 90er Jahre war der GameBoy mal kurz in der Schule populär, aber mit dem Bildschirm wollte ich nichts anfangen, Mario und Tetris hin oder her.
Durch den Sprung auf den PC faszinierten mich die 3D-Darstellungen der damals aktuellen PC-Spiele wie Magic Carpet oder auch Doom, wobei ich nie ein Hardcore-Gamer war und bis heute keiner bin. Nintendo und SEGA waren mit ihrer eingeschränkten Hardware (man konnte die Konsolen nur zum Spielen benutzen) und ihrer teuren Software bei uns/mir kein Thema. Auf dem C64 und dem Amiga besaß ich sowieso kein Original-Spiel, sondern wechselte die Disketten wie ein Großer hin und her. Auf dem Schulhof oder am Nachmittag wurden fleißig die Spiele getauscht und dann kopiert und so sammelten sich viele Spiele auf den Commodore-Geräten an, die meist nur kurz angespielt wurden. Auf dem PC kamen dann die ersten Original-Spiele in meine Sammlung, da dort das Kopieren weitestgehend unterbunden wurde und Spiele auf CD nur sehr eingeschränkt kopierfähig waren. Ihr müsst bedenken, CD-Brenner waren damals noch nicht so weit verbreitet, ich spreche hier von der Zeit Anfang der 90er Jahre.
Das Thema Computer- oder Videospiel war bei mir zum großen Teil also durch das Raubkopieren bestimmt, kein Teil meiner Vergangenheit, auf den ich besonders stolz bin und die Aussage, es war halt damals so, schützt auch im Nachhinein nicht davor, etwas Illegales betrieben zu haben. Nun gut, mein Spielvergnügen fand ich also bei kopierten Spielen oder aber selten mal bei Originalspielen, wobei man sich da im Freundeskreis ein wenig abgesprochen hatte, wer sich welches Spiel kauft. Die PlayStation kam da mit ihrer aggressiven Werbekampagne und der stark auf Jugendliche oder junge Erwachsene ausgerichteten Konsole im Jahr 1995 gerade recht. Das war keine Kinderkonsole, das war ein Stück Lebensgefühl und der graue Kasten fügte sich bravourös ins heimische Setup zu großem Fernseher, Stereo-Anlage (an die man die PlayStation auch anschließen konnte) und Videorekorder ein. In einem Club, den ich als Jugendlicher und junger Erwachsener jeden Freitagabend besuchte, war eine PlayStation an einem Beamer angeschlossen. Das Bild wurde dann fett an die Wand projiziert, man trank Alkohol und lieferte sich in WipeOut spannende Rennen. Die Musik von WipeOut passte dann natürlich auch gut zum Ambiente, das Freiheitsgefühl und die Konsole bildeten einfach eine Einheit, schließlich stand für mich nach dem Abitur zunächst viel Freizeit auf dem Programm.
Im Frühjahr 1997 besaß ich noch keine eigene PlayStation, die damals schließlich noch um die 400 Deutsche Mark kostete. Als dann im März das Nintendo 64 herauskam, nahm ich davon wenig Notiz. Ich las eingeschworene PlayStation-Magazine, alle meine Kumpels hatten entweder einen PC oder bereits die Konsole von Sony, die dann auch auf Partys immer angeschlossen werden sollte. Erst im Technik-Kaufhaus Brinkmann (na, wer kennt es noch?) stolperte ich dann auch über die neue Konsole von Nintendo. Dort lief dann Super Mario 64 im Demo-Modus und konnte auch ausprobiert werden. Der Controller fühlte sich für mich sehr ungewohnt an und daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich komme nicht wirklich gut mit dem Ding klar. Das war bei Mario alles so farbenfroh und bunt, man konnte frei umherlaufen und die Grafik war für damalige Verhältnisse einfach nicht gut, wenn man es mit den Möglichkeiten von 3D-Grafikkarten eines PCs verglich. Damit wollten die jemanden wie mich hinter dem Ofen hervorlocken? Mit dem „Riesenprügel“ von Controller, einem Startpreis von 399 Deutschen Mark und dann noch mit Modulen? Spiele für die PlayStation kosteten damals so zwischen 80 bis 100 Mark (mein allererstes PlayStation-Spiel namens V-Rally habe ich mir damals für 99 DM zur Konsole dazugekauft), währenddessen die Spiele für das N64 weit über 100 Mark kosten sollten.

Eines der besten Star Wars-Spiele überhaupt? Möglicherweise. Ich hab es erst spät nachgeholt. © ntower
Für mich war aber auch die Peergroup interessant, also die Freunde, die ich hatte. Niemand in meinem Freundeskreis besaß jemals ein N64, erst im Jahr 2013 erwarb ich mein eigenes Gerät im Zuge dessen, dass Retro-Gaming ein Ding wurde und ich dort auch die alten Konsolen anschaffte, die ich damals verpasst hatte. Mit meinen Freunden konnte ich also PlayStation-Spiele tauschen und dann, auch wieder nicht unwichtig, konnte man mit dem Aufkommen der CD-Brenner für den PC die PlayStation-Spiele schließlich auch kopieren. Die Module des N64 waren für uns einfache Jugendliche nicht zu kopieren (ja auch mit ein Grund, weswegen Nintendo so lange an den Modulen festhielt) und waren damit, mal abgesehen von der Auswahl der Spiele, für mich nicht so interessant. Mit meinem zweiten Zivildienstgehalt kam schließlich im Herbst 1997 die begehrte Konsole von Sony in meine Hände und sollte dann auch für mehrere Jahre meine bevorzugte Konsole sein und bleiben.
In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends schaffte ich mir zwar noch eine PlayStation 2 an, meine gebrannten Spiele auf den Rohlingen vernichtete ich jedoch irgendwann. Lediglich meine Originalspiele behielt ich und besitze sie bis heute. Die PlayStation war in meiner damaligen Lebensphase einfach die coolere Konsole, auch wenn man im Nachhinein ganz klar sagen muss, dass Nintendo mit dem N64 die innovativere und modernere Konsole im Petto hatte. So war die PlayStation 1 ganz klar keine gute 3D-Konsole und auch der Analog-Stick wurde von Sony erst nachträglich auf die Konsole portiert, da hatte Nintendo auch die Nase vorn. Manchmal kann eine Konsole so innovativ wie nur möglich sein, und trotzdem klickt es nicht bei jeder Zielgruppe oder den Massen. Die PlayStation war trotz unterlegener Hardware in manchen Bereichen einfach viel erfolgreicher als das N64.
Es gibt viele schöne Erinnerungen an die PlayStation 1 meinerseits, jedoch gab es die bei mir persönlich mit dem N64 nie. Ich hab die Highlights der Konsole dann irgendwann nachgeholt, aber auch nicht zwangsläufig auf der originalen Hardware, sondern auf einer nachfolgenden Konsole/Handheld von Nintendo. Ich weiß aber von vielen anderen hier aus dem Team bei ntower, dass das N64 einen speziellen Platz ihnen ihren Herzen hat. Heute kann ich die Konsole wertschätzen für das, was sie war, auch wenn sie meinen Weg als Gamer wenig bis kaum berührt hat.
Wie waren denn eure Erfahrungen damals? Habt ihr den Launch oder die Zeit danach mit dem N64 erlebt? Oder seid ihr erst so wie ich viel später mit der Konsole in Kontakt gekommen?
Berichtsbild: © Nintendo