Faszination Animal Crossing – Was macht diese Spielereihe so populär? Spezial
Geschrieben von Julia Kischkel-Fietz am 14.03.2020
In der Nintendo-Abteilung der Videospielewelt gibt es derzeit scheinbar nur zwei Themen: Wo zur Hölle bleibt die Direct?! und Oh mein Gott, Animal Crossing kommt bald, nur noch X Tage! Wie schön ist das Museum bitte, und es gibt Treppen! Treppen! Egal ob man zu den Tom Nook-Jüngern gehört oder nicht: Momentan kommt man an dem Waschbären und seinem neuesten Coup, dem Reif-für-die-Insel-Paket, nicht vorbei. Wenn man sieht, wie sehr die Animal Crossing-Community sich auf den neuesten Ableger freut, mit wie viel Enthusiasmus noch so kleine Details gefeiert werden (etwa die oben erwähnten Treppen) und dass auf YouTube Videos auftauchen mit Titeln wie: Animal Crossing: New Horizons Toe Beans (Detailed Analysis), muss man sich fragen, woher diese Faszination für ein Spiel kommt, in dem man Hauskredite abbezahlt und oftmals seltsame Dialoge mit Tieren führt. Obwohl ich Fan der Reihe bin, erstaunt es selbst mich noch manchmal, welch große Bedeutung die Spiele für andere haben und welchen Hype sie – gerade jetzt – auslösen. Zeit, dem auf den Grund zu gehen.
Zuerst stellt sich, vor allem für diejenigen, die dem Charme Tom Nooks bisher nicht erlegen sind, die Frage: Was ist Animal Crossing überhaupt? Leicht ist sie nicht zu beantworten, da die Spiele wahrscheinlich für jeden etwas anderes bedeuten, aber dazu später mehr. Ganz allgemein handelt es sich um eine Lebenssimulation, wozu etwa auch Die Sims gehören. Man lebt als Mensch an einem Ort, der sonst zunächst nur von Tieren bewohnt ist, die sich jedoch menschlich verhalten und auch mit den Spielern kommunizieren können. Das Spiel hat kein festgelegtes Ziel und damit auch kein Ende. Das Besondere ist hierbei der Echtzeitverlauf, das heißt, die Tageszeit und das Datum im Spiel entsprechen den realen Gegebenheiten des Spielers (sofern sie nicht absichtlich manipuliert werden). Die Spielumgebung, das Verhalten der Tiere, die Möglichkeiten im Spiel und vieles mehr sind daran gekoppelt. So kann man zum Beispiel nicht mitten in der Nacht neue Klamotten kaufen, weil der Laden zu dieser Zeit geschlossen ist, und Silvester im Spiel ist wirklich nur einmal im Jahr am 31.12. – wie im echten Leben eben.
Katsuya Eguchi entwickelte Animal Crossing auf Grundlage seiner eigenen Erfahrungen mit dem Fremdsein an einem neuen Ort. © Nintendo
Entwickelt wurde Animal Crossing von Nintendo unter der Federführung von Katsuya Eguchi, einem japanischen Spieleentwickler, der u. a. auch für Super Mario Bros. 3 und Star Fox verantwortlich war. Eguchi wollte damit seine eigene Erfahrung, in eine neue Stadt zu ziehen und sich dort fremd zu fühlen, wiedergeben:
„Animal Crossing bietet drei Themen: Familie, Freundschaft und Gemeinschaft. Aber der Grund, warum ich sie untersuchen wollte, war, dass ich so einsam war, als ich in Kyoto ankam! Chiba liegt östlich von Tokyo und ziemlich weit von Kyoto entfernt. Als ich dorthin zog, ließ ich meine Familie und Freunde zurück. Dabei wurde mir klar, dass es eine großartige und wichtige Sache ist, ihnen nahe zu sein – Zeit mit ihnen zu verbringen, mit ihnen zu sprechen, mit ihnen zu spielen. Ich habe mich lange gefragt, ob es einen Weg geben würde, dieses Gefühl wiederherzustellen, und das war der Anstoß für das ursprüngliche Animal Crossing.“ (Katsuya Eguchi, 2008)
Animal Crossing
Das erste Animal Crossing-Spiel erschien im April 2001 für den Nintendo 64 – zumindest in Japan, denn diese Version schaffte den Sprung in den Westen leider nicht. Noch im gleichen Jahr wurde es kurz vor Weihnachten jedoch als neuer erweiterter Titel für den Nintendo GameCube veröffentlicht und diesmal durften sich auch Spieler in Nordamerika (2002) und Europa (2004) an das ungewöhnliche Franchise wagen. Beide Versionen unterscheiden sich nur geringfügig, letztere bietet aber eine überarbeitete Grafik und mehr Features. So nutzte der GameCube-Ableger etwa erstmalig die Uhr- und Datumseinstellungen der Konsole für den Zeitverlauf im Spiel. Obwohl es sich um eine neue Marke handelte und das Spielprinzip ungewohnt war, hatte bereits der erste Animal Crossing-Titel großen Erfolg und rangiert mit über 3 Mio. verkauften Exemplaren auf Platz 5 der meistverkauften GameCube-Spiele aller Zeiten noch vor Blockbustern wie The Legend of Zelda: The Wind Waker und Metroid Prime.
Animal Crossing Wild Word für den Nintendo DS war ein großer Erfolg und ist für viele bis heute ein Highlight der Serie. © Nintendo
Animal Crossing: Wild World
Vier Jahre nach dem ersten Teil konnten sich japanische und amerikanische Fans am neuen Ableger für den Nintendo DS erfreuen. Europäische Spieler kamen mit etwas Verspätung 2006 in den Genuss. Dass der neue Titel für den Handheld konzipiert wurde, ist angesichts des enormen Erfolgs des Nintendo DS kein Wunder. Es kam dem Spielprinzip sehr gelegen und dass diese Entscheidung richtig war, bestätigen auch die Verkaufszahlen: 11,75 Mio. Exemplare konnten weltweit an die Spieler gebracht werden. Animal Crossing Wild World war der erste Teil der Serie, der die Nintendo WiFi-Connection nutzte. Mittels Onlinespiel konnte man so die Städte anderer Spieler besuchen und mit bis zu drei weiteren Spielern gleichzeitig spielen.
Animal Crossing: Let’s Go to the City
2008 erschien Animal Crossing: Let’s go to the City (in den USA als Animal Crossing: City Folk bekannt) für die Nintendo Wii. Wie der Name schon sagt, wird das mittlerweile bewährte Animal Crossing-Gameplay hier um eine Stadt erweitert, zu der man mit einem Bus fahren und dort Shops oder etwa den Friseursalon von Shampudel besuchen kann. Abgesehen davon hat sich die Reihe mit diesem Ableger nicht wirklich weiterentwickelt und konnte nicht an die Popularität des Vorgängers anschließen. Dennoch war es eines der erfolgreichsten Spiele für die Wii und konnte sich über 4,6 Mio. Mal verkaufen.
Animal Crossing: New Leaf
Der bisher erfolgreichste Titel der Serie ist das 2012 (Japan) bzw. 2013 (international) erschienene Animal Crossing: New Leaf für den Nintendo 3DS, welches zahlreiche Neuerungen mit sich brachte. Man war nun Bürgermeister/-in der Stadt, konnte Stadtverschönerungen in Auftrag geben, für Minispiele auf tropische Inseln fahren, Designs für Möbel, Kleidung und Wege per QR-Codes importieren und, und, und. Mit einem großen Update, welches 2016 kostenlos im Nintendo eShop zur Verfügung gestellt wurde, wurde das Spiel zusätzlich unter anderem um die Amiibo-Funktion, einen Campingplatz und weiteren Minispielen erweitert. Die Retailversion von Animal Crossing: New Leaf – Welcome Amiibo erschien ebenfalls Ende 2016. Insgesamt konnte sich das Spiel 12,45 Mio. Mal verkaufen und zählt damit zu den erfolgreichsten Spielen der 3DS-Ära.
Animal Crossing New Leaf für den 3DS brachte zahlreiche Neuerungen und Charaktere mit sich, die man nicht mehr missen möchte. © Nintendo
Animal Crossing: Happy Home Designer
Mit dem 2015 erschienenen Spin-off Happy Home Designer wurde ein einzelner Aspekt der Serie in den Fokus gerückt: das Einrichten und Gestalten von Häusern. Als Mitarbeiter von ImmoNook ist es die Aufgabe des Spielers, Häuser der aus der Hauptreihe bekannten Tiere nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Die fertigen Häuser werden danach bewertet, wie gut das Thema getroffen wurde. Im Laufe des Spieles können so immer mehr Möbel und Hausdesigns freigeschaltet werden. Das Spiel unterstützt zudem die Amiibo-Funktion, um bestimmte Tiere als Kunden bekommen zu können. Obwohl die Bewertungen nicht mit denen der anderen Ableger mithalten konnten, verkaufte es sich dennoch immerhin über 3 Mio. Mal.
Animal Crossing: Amiibo Festival
Das ebenfalls 2015 veröffentlichte Spin-off Animal Crossing: Amiibo Festival für die Wii U machte dagegen vergleichsweise eine Bruchlandung. Das Partyspiel konnte sich weltweit nur knapp 500.000 Mal verkaufen und erhielt vorrangig negative Bewertungen. Fans der Reihe versuchen größtenteils, diesen Titel zu verdrängen.
Animal Crossing: Pocket Camp
Den Sprung auf das Smartphone schaffte die Reihe 2017 mit Animal Crossing: Pocket Camp. Der Free-to-Play-Titel fokussiert sich vor allem auf tägliche Aufgaben, regelmäßige Events und der Gestaltung des eigenen Campingplatzes. Mithilfe von Microtransactions, die zum Beispiel bestimmte Einrichtungsgegenstände ermöglichen, konnte Nintendo mit der App bereits über 130 Mio. US-Dollar (Stand: Februar 2020) einstreichen.
Animal Crossing: New Horizons
Der lang erwartete und momentan wohl zu Recht stark gehypte neueste Ableger der Reihe wird am 20.03.2020 erscheinen und führt die Spieler auf eine abgelegene Insel, die diese mit zahlreichen neuen Features und Möglichkeiten ganz nach ihrem Geschmack gestalten und ausbauen können. Bis zu New Horizons war es ein langer Weg, denn das letzte Hauptspiel der Reihe erschien vor immerhin sieben Jahren, der letzte Teil für eine stationäre Konsole sogar vor zwölf. Nicht viele Fans bestimmter Spielereihen müssen so lange auf einen Nachfolger warten. (An dieser Stelle liebe Grüße an die Metroid Community. Haltet durch, wir sind bei euch.) Angekündigt wurde das Spiel bereits 2018, danach wurde es jedoch verdächtig ruhig und die Fans entsprechend immer ungeduldiger, erst recht, als es um mehr als ein halbes Jahr verschoben wurde. Die Erlösung kam mit der Nintendo Direct vom 20. Februar, deren ausführliche Vorstellung des Inselerlebnisses sicher viele Fans versöhnt hat, denn diese war ein einziges Fest. Wunderschöne Szenen, viele neue Features, Gegenstände und Möglichkeiten wurden gezeigt. Mindestens zweimal sind allen Fans wahrscheinlich synchron die Kinnladen runtergeklappt: als das Museum zum ersten Mal gezeigt wurde und der Spieler plötzlich begann, die Landschaft und ganze Flussläufe zu verändern. Seitdem kennt die Vorfreude in der Community keine Grenzen mehr und wird regelmäßig durch neue Trailer, die bis auf den letzten Pixel analysiert werden, weiter entfacht. Was uns zurück zu der Frage bringt, weshalb Animal Crossing weltweit so begeistert und die verschiedensten Spieler- und Altersgruppen anspricht.
Schaut man sich das Konzept der Animal Crossing-Reihe an, fällt zunächst auf, dass man die Spiele auf viele verschiedene Arten spielen und seinen ganz eigenen Fokus setzen kann. Man kann stundenlang nur zum Spaß und zur Entspannung angeln und Insekten fangen oder ehrgeizig sein und versuchen, von jeder Art je ein Exemplar für das Museum zu ergattern. Wenn man mehr Spaß daran hat, Häuser zu gestalten, kann man dafür Hunderte verschiedene Items kaufen, Möbelserien vervollständigen, seltene Eventitems zusammentragen und nach Herzenslust einrichten. Das Gleiche gilt für Klamotten und Accessoires, die es zuhauf gibt. Der Kreativität sind vor allem seit der Möglichkeit, eigene Designs zu entwerfen, keine Grenzen gesetzt und die eigene Persönlichkeit kann im Spiel voll zum Tragen kommen. Wen auch das nicht reizt, kann Animal Crossing auch als Aufbauspiel spielen und sich darauf konzentrieren, das eigene Haus, Shops oder Gestaltungsmöglichkeiten für den Ort freizuspielen und auszubauen, sodass aus der trostlosen Wildnis Stück für Stück eine ganz individuelle Stadt mit bestimmten Arealen, angelegten Wegen und großen Stadtprojekten wird. Und nicht zu vergessen die tierischen Mitbewohner. Beziehungen zu ihnen aufzubauen, bestimmte Tiere für die eigene Stadt zu ergattern und Zeit mit ihnen zu verbringen, kann ebenfalls ein selbstgewählter Schwerpunkt des Spieles sein. Das Besondere an Animal Crossing ist: All das und vieles mehr kann man machen, muss es aber nicht. Denn das Spiel selbst gibt einem kein verpflichtendes Ziel oder ein Ende vor. Es will nichts von den Spielern, sondern lässt sie einfach machen. Sie können ganz sie selbst sein und sich verwirklichen, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen. Für viele sicherlich eine willkommene Abwechslung zum Alltag.
Auch der Heile-Welt-Charakter der Animal Crossing-Spiele dürfte für viele ein Grund sein, viel Zeit damit zu verbringen. In der Community liest man nicht selten von Spielern, die sagen, Animal Crossing habe ihnen über eine schwere Zeit hinweggeholfen und sei ein wichtiger Rückzugsort für sie, ein sicherer Hafen. Das gewaltfreie Spielkonzept, die kindliche Optik, die entspannende Musik und die Interaktionen mit den Tieren wirken auf viele beruhigend und stressmildernd. Der Alltag im Spiel ist einfach gehalten und wiederholend: Fossilien ausgraben, Unkraut pflücken, Früchte ernten, Fische und Insekten fangen und verkaufen – jeden Tag kann man all das von Neuem tun und doch ist es jedes Mal etwas anders, nicht zuletzt durch den Tages- und Jahreszeitenverlauf und die vielen Turniere und Events. Der Grundtenor der Spiele ist durchweg positiv (von den Begegnungen mit Resetti mal abgesehen) und damit genau das, was man manchmal einfach braucht: Good Vibes only.
Dass Doom Eternal am gleichen Tag wie Animal Crossing New Horizons erscheint, inspirierte viele zu Kunstwerken wie diesem von Jeff Delgado. © Jeff Delgado (Twitter: @Jeff_Delgado)
Was das Ganze noch besser macht, ist die Möglichkeit, diese Welt zu teilen und gemeinsam spielen zu können. Seit Animal Crossing Wild World ist es möglich, andere Spieler und ihre Ort zu besuchen, um Items zu tauschen oder einfach nur entspannt etwas Zeit miteinander zu verbringen. Vor allem New Leaf hat diesen Aspekt mit Erweiterungen wie den Minispiel-Inseln, dem AdsH-Musterdorf und den Schlummeradressen in den Fokus gerückt. Mithilfe Letzterer konnte man sich die anderen Orte zwar nur ansehen, aber da manche Spieler unglaublich aufwendige Themenstädte aufgebaut haben, ist auch das schon ein Erlebnis. (Sehr bekannt wurde etwa die Horror-Stadt „Aika“ – Schlummeranschrift: 2D00-002A-49A0 –, die so gruselig ist, dass sie im Prinzip alles, was ich zuvor zur heilen Welt der Spielereihe gesagt habe, revidiert.)
Lebendig wird das Spiel neben den realen Mitspielern vor allem auch durch die spieleigenen. Die Tiere, mit denen man sich die Orte in Animal Crossing teilt, sind ein echtes Highlight. Mittlerweile gibt es fast 400 von ihnen, die verschiedene Persönlichkeiten, Vorlieben, Redensarten und Macken haben. Die Gespräche mit ihnen sind meist lustig, nicht selten auch vollkommen abstrus. Wenn eine blaue Bärin namens Birte sich selbst „kleine Miss Nudelauflauf“ nennt, kann man nicht anders, als sie ins Herz zu schließen und immer wieder erneut anzusprechen, um zu sehen, welchen Blödsinn sie einem als Nächstes erzählt. Nicht wenige Spieler der Animal-Crossing-Reihe bauen Beziehungen zu den tierischen Bewohnern auf, die aufgrund des endlosen Spielprinzips mitunter mehrere Jahre andauern. Viele haben ganz bestimmte Lieblinge, die sie auf jeden Fall in ihrer Stadt haben möchten, und freuen sich bei jedem neuen Ableger darauf, ihn oder sie wiederzusehen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Spielreihe und sicher einer der größten Gründe, warum Animal Crossing viele Menschen weltweit begeistert.
Das gilt insbesondere auch für die vielen kultigen Figuren, die die Spielereihe hervorgebracht hat und Fans nicht mehr missen möchten. Allen voran steht natürlich Tom Nook höchstpersönlich, der die Gemüter spaltet: Ist der Waschbär mit Wohlstandsplauze denn nun ein eiskalter Kapitalist, der nichts als Sternis im Kopf hat, oder ein Wohltäter, der die Spieler stets mit einem Dach über den Kopf versorgt und sie die Schulden netterweise zinsfrei und ohne Frist zurückzahlen lässt? Unter der Last eines Hauskredites von Tom Nook zu leiden ist inzwischen jedenfalls zu einem ganz eigenen Meme geworden und gehört zu Animal Crossing wie das tägliche Feststecken in einer Fallgrube. Wer sich um seine Beliebtheit keine Gedanken machen muss, ist Melinda, die freundliche Shih-Tzu-Hündin, die die Spieler seit Animal Crossing New Leaf tatkräftig unterstützt (wenn sie nicht gerade in Super Smash Bros. Ultimate austeilt). Käpt’n versüßt einem das Leben mit seinen Liedern, die sich zwischen zweifelhaft und poetisch bewegen. Nepp und Schlepp verkaufen uns den neuesten Kram, von dem wir nicht wussten, dass wir ihn brauchen. Kofi hat nach einem weiteren harten Tag ohne Quastenflosser eine Tasse Kaffee für uns parat und unser aller Lieblings-Choleriker Resetti bringt uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie alle hauchen Leben, viel Humor und Liebenswürdigkeit in die Animal-Crossing-Spiele und machen diese neben den vielen anderen Dingen zu dem, was sie sind: eine einzigartige Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen.
Eines wird schnell klar, wenn man die Animal-Crossing-Community näher betrachtet: Sie ist irgendwie anders. Ich erlebe sie vor allem als sehr nette, empathische und detailverliebte Fanbase, die so voller Freude auf den neuesten Ableger hinfiebert, wie ich es selten bei einem anderen Spiel erlebt habe. Bisheriger Höhepunkt ist wohl, wie Mallory Loar, Community Managerin bei Discord, beim Anblick des Animal Crossing-Messestandes auf der diesjährigen PAX East die Tränen kommen.
Nintendo hat es uns in den letzten Wochen und Monaten aber auch wirklich nicht leicht gemacht. Erst wurde das Spiel verschoben und dann kamen sehr lange keinerlei Infos mehr dazu. Die Fans haben es hingenommen und darauf vertraut, dass es zum Besten ist (und damit Recht behalten). Natürlich stieg der Frust, und die Waffenanzahl in Animal Crossing-Memes nahm zu Beginn des Jahres auffällig zu, aber selbst als rauskam, dass man pro Konsole nur eine Insel erstellen und höchstwahrscheinlich keine Speicherdaten übertragen kann, wurde das unter den Fans größtenteils zivilisiert diskutiert, statt einen Shitstorm zu entfachen. (Ausnahmen bestätigen die Regel, aber man stelle sich vor, Nachrichten dieser Art wären vor wenigen Monaten für Pokémon Schwert und Schild erschienen. Kein Baumarkt hätte mehr Forken gehabt.)
Für Außenstehende ist der aktuelle Hype rund um ein Spiel, in dem man hochverschuldet zwischen Tieren lebt und einen nicht unerheblichen Teil der Spielzeit an Bäumen rüttelt, wahrscheinlich nicht nachzuvollziehen. Das mag auch daran liegen, dass Animal Crossing in meinen Augen eher ein Hit-or-Miss-Titel ist: Entweder man liebt es oder kann schlicht nichts damit anfangen. Umso erstaunlicher ist, wie divers die Community ist, deren Spannweite sonst wohl nur Titel wie Dr. Kawashima oder Super Mario abdecken. Eine fast neunzigjährige Frau etwa hat über 3.500 (!) Stunden lang Animal Crossing: New Leaf gespielt. Das allein macht deutlich, warum dieses Franchise so erfolgreich ist: Es ist unglaublich zugänglich und in seinen Möglichkeiten grenzenlos. Jeder kann es spielen – und sich darin verlieren. In diesem Sinne hoffe ich, bald mit der kleinen Miss Nudelauflauf am Strand zu liegen. Wir sehen uns auf der Insel!
Berichtsbild: © Nintendo