Comic-Rezension: Abteilung für irre Theorien

In der Regel altert nichts so schnell wie ein Text mit aktuellen Bezügen. Ich habe auch lange überlegt, ob ich die aktuelle Situation in unserer Gesellschaft rund um den Corona-Virus mit in den Text einfließen lasse. Zunächst hatte ich mich dagegen entschieden, nun mache ich das aber doch, denn in schwierigen Zeiten ist es umso wichtiger, etwas zum Lachen oder zum Schmunzeln zu haben. Da kommt das Buch rund um die Abteilung für irre Theorien wie gerufen und sorgt in der gegenwärtigen Krise für ein wenig Erheiterung. Es hätte gar nicht besser kommen können für das Buch, in dem ihr knapp 150 Cartoons entdecken könnt, jedes auf einer einzelnen Seite. Doch was hat es mit den irren Theorien auf sich? Wer ist dieser Autor Tom Gauld und was macht seine Cartoons aus?


Nur noch ein wenig mehr in die Richtung! © Edition Moderne


Tom Gauld scheint unter den internationalen Humorzeichnern einer der bekanntesten und beliebtesten Künstler zu sein. Ich kannte ihn bisher nicht, sehe aber anhand des vorliegenden Buches, woher diese Einschätzung kommt. Das mag mit Sicherheit auch daran liegen, dass seine Strips in der New York Times, dem Guardian oder dem New Yorker erscheinen. Alles Zeitungen, die ich nicht lese und die eher noch dem englischsprachigen Publikum vorbehalten sind, auch wenn diese Zeitungen natürlich auch in Deutschland erscheinen. Weiterhin, und das ist für unsere heutige Besprechung von größerem Interesse, zeichnet Tom Gauld auch für das renommierte britische Wissenschaftsmagazin New Scientist…welches ich ebenfalls noch nie gelesen habe.


Schwupps, schon steht der Buchtitel...© Edition Moderne


Das Gute daran ist, ich muss das Magazin auch gar nicht lesen, denn mit Abteilung für irre Theorien erscheint nun ein schräges Sammelsurium seiner Comics aus eben dieser Zeitschrift. Das Buch vereint die besten Minicomics über die moderne Wissenschaft und ihre bisweilen absurden Absichten, Terminologien und Auswirkungen. Wer in den letzten Jahren die Serie The Big Bang Theory verfolgt hat, kann sich in ungefähr denken, wohin die Reise mit den Strips geht. Und damit meine ich die erste Hälfte der Serie, also die ersten sechs Staffeln, bevor sie sich inhaltlich eher im Beziehungs-Wirrwarr der Protagonisten verloren hat. Nicht alle Strips, die immer nur eine Buchseite bekleiden, zünden dann direkt beim Leser, manches Mal braucht es auch einen Moment, bis die Punchline erfasst wird.


Wenn Bewerbungsgespräche mal anders ablaufen...© Edition Moderne


Dabei erinnern wir uns nur zu gut an die leidvollen Unterrichtsstunden in Physik oder Chemie. Jedoch gelingt es Gauld nicht immer nur eine Richtung mit seinem Humor abzudecken, sondern es durchmischt sich gekonnt innerhalb des Buches. Das mag auch an der generellen Auswahl oder der Anordnung durch den Verlag gelegen haben, aber jede Seite bringt für den Leser etwas Frisches. Mal sind es die Zeichnungen, die einen auflachen lassen, mal ist es die Punchline in einem Dialog/Monolog. Dabei präsentiert Gauld stets etwas Neues, eine absurde Situation oder einen Kommentar auf die Gesellschaft. Weiterhin scheut er sich nicht davor, auch Gegenständen ein Gewissen zu geben oder sie sich selbst in Frage zu stellen. Jede Seite ist eine Überraschung und es macht Spaß sich immer wieder auf neue obskure, wilde, hirnrissige und letztendlich auch witzige Inhalte einzulassen.


Ist ja irre – ein Buch über irre Theorien © Edition Moderne


Da es immer schwer ist Bücher zu umschreiben, die sich humoristisch an den Leser wenden, habe ich versucht meinen Text mit so vielen Beispielen wie möglich auszustatten. Selbstverständlich können diese beigefügten Cartoons nur einen kleinen Abriss dessen aufzeigen, was letztendlich im Buch zu finden ist. Auch wenn ich die Originale aus dem New Scientist-Magazin nicht kenne, so hab ich doch den Eindruck, dass sie gekonnt von Christoph Schuler ins Deutsche übersetzt wurden. Auch vom Lektorat her könnte ich nicht sagen, dass hier in den Bildern explizit etwas für die deutschen Wörter angepasst werden musste, das hätte auch gut und gerne von einem deutschen Cartoonisten erdacht worden sein.


Fazit


Ich habe die Lektüre der Abteilung für irre Theorien sehr genossen und finde sie insbesondere mit Blick auf unsere aktuelle Zeit rund um die Pandemie eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Ich habe das Buch nicht in einem Rutsch durchgelesen sondern immer wieder beiseitegelegt. So konzentriert man sich beim Lesen und Entdecken immer nur auf ein paar Cartoons und schätzt die einzelnen Ausführungen und skurrilen Themen über die Wissenschaft mehr. Aber das bleibt natürlich euch überlassen. Solltet ihr dann die Abteilung der irren Theorien überstanden haben und noch mehr wirre und obskure Strips entdecken wollen, gibt es beim selben Verlag auch noch ein „Kochbuch“ mit ultrakomischen Strips, die sich mit der Welt der Literatur, der Fantasy und der Science-Fiction befassen. Passenderweise nennt sich das Buch dann auch Kochen mit Kafka, der ja bekanntlich einer der größten Fantasy- und Science-Fiction-Autoren des letzten Jahrhunderts war. Oder ist das nur eine irre Theorie meinerseits?


Abteilung für irre Theorien ist erschienen bei Edition Moderne – ISBN 978-3-03731-202-5, Hardcover, 160 Seiten, farbig, 20 x 15 cm, 19,80 Euro
Jetzt Abteilung für irre Theorien versandkostenfrei beim Verlag Edition Moderne kaufen


Ihr habt noch nicht genug? Ihr wollt auch den Kafka?
Kochen mit Kafka ist erschienen bei Edition Moderne – ISBN 978-3-03731-176-9, Hardcover, 160 Seiten, farbig, 20 x 15 cm, 19,- Euro
Jetzt Kochen mit Kafka versandkostenfrei beim Verlag Edition Moderne kaufen
Jetzt Kochen mit Kafka bei Amazon kaufen


Unser Onlinemagazin ntower ist Mitglied der Affiliate-Netzwerke Amazon PartnerNet und MediaMarkt/Saturn-Partnerprogramm. Bei einer Bestellung über einen unserer Affiliate-Links erhalten wir über den jeweiligen Shopbetreiber eine variable Provision. Für Endkunden entstehen keine Zusatzkosten.


Berichtsbild: © Edition Moderne

Teilen


Kommentare 0

  • Noch keine Kommentare verfasst :(