Comic-Rezension: Gehänselt und gegretelt
Geschrieben von Dennis Gröschke am 21.06.2020
Es gibt Bücher, da wisst ihr als Leser direkt, für welchen Zweck ihr sie kauft oder an welchem Ort ihr sie lesen werdet. Leichte Lektüre für den Urlaub am Pool oder am Strand, eine Autobiographie für den Weg zur Arbeit oder ein Comic für den Schulbus. Abends im Bett möchte man sich vielleicht noch einmal gruseln und bei einem Krimi dem Mörder beim Meucheln beiwohnen oder einfach mal herzhaft lachen mit einer leichten humorvollen Lektüre. Unsere heutige Rezension beschäftigt sich mit nichts dergleichen, gibt aber dennoch auf dem Buchrücken einen Vorschlag mit an die Hand, wo man das Buch am besten goutieren könnte: Auf dem Klo einer Studenten-WG!
Genauer gesagt wird empfohlen, dass mit diesem Buch von einem gewissen Beck unliebsame Gäste mit Sicherheit für mehrere Stunden auf dem Klo verschwinden werden. Wobei dem unliebsamen Gast damit fast schon ein Gefallen getan wird, denn das hier vorliegende Buch ist witzig und noch dazu intelligent. Die Ruhe käme also zu einem Preis, aber so ist das ja oft im Leben. So trug es sich auch bei mir zu. Ich wohne zwar nicht mehr in einer Wohngemeinschaft (wenn man eine klassische Familie als solche ausnimmt), aber dennoch ist das Buch nahezu unmittelbar neben das Klosett auf die Heizung gewandert. Zum Glück fiel mir wieder ein, dass ich zu gehänselt und gegretelt auch noch eine Rezension schreiben wollte. Ich überlasse es mal eurer Fantasie, wo mir dieser Umstand wieder ins Gedächtnis gerufen wurde.
So, genug „herumfäkaliert“, jetzt geht es mal ans Eingemachte. Knapp 600 Seiten und ebenso viele Cartoons spendiert uns Autor und Zeichner Beck gemeinsam mit dem Verlag Edition Moderne in diesem Wälzer. Wäre das Buch nicht so klein, man käme auf die Idee, der Verlag hätte es aus alten Telefonbüchern der öffentlichen Telefonzellen kreiert. Das Buch ist in einem Post-Gelb gehalten und kommt mit einem riesigen Barcode auf der Rückseite daher – ein Wunder, dass da noch ein Klappentext drauf gepasst hat. Dabei hätten sie aus einem großen Telefonbuch vier von den „Beckschen Büchern“ erhalten, irgendwie eine nette Idee, oder?
Beck ist ein Beobachter, wie es viele gute Cartoonisten und Karikaturisten sind. Er nimmt sich den Alltag der Menschen vor, nicht den der oberen Zehntausend, sondern hauptsächlich den des gemeinen Volkes. Dabei entlarvt er unangenehme Wahrheiten und unausgesprochene Befürchtungen und hält damit einem Großteil der Leserschaft einen Spiegel vor. Es liegt dann am Leser, ob er sich dort wiederfindet, aber allein durch die Fülle an Cartoons wird es sicher früher oder später passieren.
Thematisch bewegt Cartoonist Beck sich breit gestreut in seinem Portfolio, weswegen seine Zeichnungen sich auch immer wieder in Tages- und Wochenzeitungen wie der taz oder der DIE ZEIT wiederfinden. Gesammelt werden diese dann ebenfalls veröffentlicht, allerdings nicht immer in diesem schönen Post-Gelb …
Humor ist immer da, wo es was zu lachen gibt. Und wer über sich oder seine Macken lachen kann, wird sich wohl oder übel auch in einer der Zeichnungen von Detlef Beck wiederfinden. Allein die schiere Masse wird das schon regeln. Dabei gibt es hier für schmales Geld jede Menge zu entdecken bei knapp 600 Seiten Umfang. Sicher wird nicht jede Pointe sitzen, aber oftmals regen die Zeichnungen zum Nachdenken an. Ich hatte bisher viel Spaß mit dem Buch. Die Qualität des Drucks geht voll in Ordnung; zu einem großen Teil sind es Schwarz-Weiß-Zeichnungen, manchmal aber auch farbige Cartoons.
Gehänselt und gegretelt ist erschienen bei Edition Moderne – ISBN: 978-3-03731-199-8, 608 Seiten, farbig, 11,5 x 15,5 cm, Softcover, 19,80 €
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Berichtsbild: © Edition Moderne