Fall Guys: Ultimate Knockout im Test – Der Mehrspieler-Hit des Jahres Nerdkultur
Geschrieben von Thomas Steidle am 14.08.2020
Wer in den letzten Tagen auf Social Media oder YouTube unterwegs war, wird den Hype um Fall Guys: Ultimate Knockout sehr wahrscheinlich mitbekommen haben. Bereits wenige Tage vor Veröffentlichung schauten sich hunderttausende Menschen die Livestreams auf Twitch zur Beta-Version an, bevor das Spiel am 4. August 2020 offiziell für die PlayStation 4 und den PC erschienen ist. Aber wird Fall Guys diesem ganzen Hype gerecht? Wenn man mich fragen würde, dann: Ja, definitiv – und das Potenzial ist noch riesig. Bevor wir näher ins Detail gehen, noch eine Info vorab: Dieser Test bezieht sich auf die PC-Version des Spiels.

Im Level „Eier-Gerangel“ müsst ihr als Team so viele Eier wie möglich in eurem Nest horten.
© Mediatonic
Fall Guys ist dem Battle Royale-Genre zuzuordnen, welches sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit erfreut. Maximal 60 Spieler treten in höchstens sechs Runden in verschiedenen Minispielen gegeneinander an, bis ein einziger Gewinner feststeht. Eure Spielfigur ist der namensgebende Fall Guy, welchen ihr mit kosmetischen Extras nach euren Wünschen gestalten könnt. Darauf gehe ich später noch näher ein. Wenn ihr das Spiel zum ersten Mal startet, wird euch gar nicht viel erklärt. Ein paar kurze Sätze stellen euch das generelle Spielprinzip vor – dann geht es auch schon sofort los. Eine wirklich lange Einführung ist auch gar nicht notwendig, da die Steuerung sehr simpel ist: Ihr könnt laufen, springen, hechten und Gegenstände oder andere Spieler greifen.
Die verschiedenen Minispiele sind ebenso ziemlich simpel, weswegen die kurze Erklärung in Textform vor dem Start völlig ausreicht. So können auch Freunde oder Bekannte von euch in das Spiel hineinschnuppern, ohne dass ihr viel erklären müsst. Insgesamt lassen sich alle Level in sechs verschiedene Kategorien einteilen: Rennen, Überleben, Jagd, Logik, Team und Finale. Drei Minispiele aus verschiedenen Kategorien möchte ich euch näher vorstellen.
Rennen – Der Kreisel
In verschiedenen Hindernisparcours müsst ihr euer Geschick beweisen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. An jeder Ecke werdet ihr von Spielern herumgeschubst und von Hindernissen aufgehalten. Wer hier früh einen großen Fehler macht, kann nur noch schwer aufholen. Insbesondere das viele Chaos sorgt hier für den Spielspaß. So dreht sich beim Hindersnisparcours „Der Kreisel“ alles um, nunja, Kreisel. Werdet ihr von einem am Boden oder in der Luft getroffen, werdet ihr in hohem Bogen weggeschleudert. Das könnt ihr natürlich auch zum Vorteil nutzen, indem ihr euch zum richtigen Zeitpunkt nach vorne schleudern lasst. Wenn ihr das Timing drauf habt, könnt ihr euch auch an der Abkürzung gegen Ende versuchen. Im schlimmsten Falle landet ihr im Abgrund und startet vom letzten Checkpoint.
Team – Rock 'n' Roll
Die Team-Minispiele sind unter den Spielern wohl am kontroversesten. Von vielen hört man, dass sie aufgrund der Mitspieler verloren hätten, da sie zum Beispiel nichts tun oder nur herumtrollen. Ich persönlich habe solche Erfahrungen noch nicht machen können. Im Gegenteil: Für mich persönlich zählen manche der Team-Spiele zu meinen absoluten Favoriten des Spiels. Hier scheinen sich die Geister aber zu scheiden. Das Minispiel „Rock 'n' Roll“ kann besonders überzeugen. Insgesamt müssen drei Teams versuchen, den eigenen Ball so schnell wie möglich ins Ziel zu rollen. Jedes Team hat hierbei seinen eigenen Pfad, welcher mit Hindernissen gespickt ist. So richtig spannend wird es aber erst gegen Ende: Die einzelnen Wege der Teams vereinen sich, wodurch ihr die anderen Spieler festhalten und ihren Ball aufhalten könnt. Das kann für den ein oder anderen lustigen Moment sorgen, wenn der Sieg schon zum Greifen nah ist.
Finale – Weggehext
Sobald genügend Spieler ausgeschieden sind, geht es in die Finalrunde. Hier entscheidet sich, welcher Fall Guy den Sieg mit nach Hause nimmt. Im Minispiel „Weggehext“ ist es eure Aufgabe, so lange wie möglich Boden unter euren Füßen zu behalten und nicht herunterzufallen. Da das Level aus mehreren Ebenen mit sechseckigen Plattformen besteht, welche bei Berührung verschwinden, wird es mit jeder Sekunde schwieriger, zu überleben. Daher die Devise: So weit oben bleiben, wie möglich. Dabei sollte man aber auch immer einen Blick auf die unteren Ebenen werfen, da es sonst eine böse Überraschung geben kann, wenn einem auf der aktuellen Ebene die Plattformen ausgehen. Sobald alle Spieler außer euch heruntergefallen sind, steht ihr auf dem Siegespodest und haltet eine Krone als Trophäe in euren Händen. Diese könnt ihr im Shop gegen kosmetische Gegenstände eintauschen.

Nach jedem Match erhaltet ihr Prestige, wodurch ihr im Battle Pass aufsteigt und neue kosmetische Items freischaltet.
© Mediatonic
Aktuell sorgen mehr als 20 Level für genügend Spielspaß. Wer aber ein wenig mehr Zeit mit dem Spiel verbringt, wird alle Spiele schon nach kurzer Zeit ausgiebig kennen, da jede Runde relativ kurz ist. Leider fehlen merkbar große Variationen innerhalb der Level, welche mehr Abwechslung bieten könnten. Wer sich daran allerdings nicht stört, wird auch nach dutzenden Stunden noch seinen Spaß haben.
Außerdem darf nicht vergessen werden, dass Fall Guys von einem Indie-Studio in relativ kurzer Zeit entwickelt wurde. Umso beeindruckender ist, wie viel Kreativität in den bisherigen Inhalten steckt. Mit zukünftigen Updates sollen unter anderem weitere Level hinzugefügt werden. Auch neue Kostüme für euren Fall Guy und weitere Funktionen sind in Entwicklung. Wer sich also noch unsicher ist, ob das Spiel genügend Inhalte bietet, kann die weiteren Updates abwarten.
Apropos Kostüme: Wie es sich für ein Games as a Service-Spiel heutzutage gehört, könnt ihr zahlreiche kosmetische Items freischalten. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ihr steigt im Level auf und schaltet nach und nach im kostenlosen Battle Pass verschiedene Items frei oder ihr kauft euch mit der In-Game-Währung „Ruhm“ – welche ihr auch gegen Echtgeld kaufen könnt – diverse Kostüme, Muster und Farben für euren Fall Guy. Für die besonders seltenen Items benötigt ihr Kronen, welche ihr durch das Gewinnen von Matches oder teilweise durch den Battle Pass freischaltet. Diese könnt ihr nicht durch Mikrotransaktionen erhalten. Die bisherigen Gestaltungsmöglichkeiten für euren Fall Guy können sich bereits sehen lassen. Von einem Hot Dog-Kostüm bis hin zu einem Raptor-Outfit ist alles mögliche dabei. Wer noch etwas Geld übrig hat, kann sich auch diverse Fast Food-Skins ausschließlich gegen Echtgeld kaufen.

Im Final-Minispiel „Bergspitze“ gewinnt derjenige, der zuerst ans Kursende gelangt und die Krone greift.
© Mediatonic
Wer mit seinem Fall Guy bei seinen Freunden angeben will, hat reichlich Gelegenheit dazu: Bis zu drei andere Spieler könnt ihr über eure Steam-Freundesliste in eine Gruppe einladen und mit ihnen gemeinsam an den Runden teilnehmen. Leider lassen sich bislang noch keine privaten Räume erstellen, in denen ihr nur mit euren Freunden die verschiedenen Minispiele spielen könnt. Ob etwas in diese Richtung noch per Update nachgereicht wird, ist derzeit unklar. So könnt ihr bisher leider nur mit maximal drei Freunden gegen andere Spieler antreten.
Wer bereits seit Veröffentlichung mit am Start ist, wird die teils massiven Serverprobleme mitbekommen haben. Dass Spieler mitten im Spiel einen Verbindungsabbruch erhielten, war keine Seltenheit. Oftmals kam für einige Stunden keine einzige Runde zustande, da die Entwickler große Wartungsarbeiten durchführten. In den letzten Tagen hat sich aber schon viel verbessert, sodass mittlerweile nur noch vereinzelt Probleme auftreten. Manchmal kann es noch vorkommen, dass sich die Bälle in Minispielen sowie die Mitspieler ein wenig hakelig fortbewegen. Spielentscheidend ist dies aber eigentlich nicht.
Wer sich diverses Gameplay-Material zum Spiel angesehen hat, stellt schnell fest, dass die gesamte Präsentation des Spiels verrückt und quietschbunt ist. Das fängt beim Artstyle an, welcher sich durch seine knalligen Farben auszeichnet, und hört beim Soundtrack auf. Wenn man zu den letzten Spielern gehört und so richtig Spannung aufkommt, dreht die Musik nämlich entsprechend auf, um euch einen finalen Motivationsschub zu verleihen.
Fazit von Thomas Steidle: Seit der Ankündigung während der E3 2019 habe ich Fall Guys: Ultimate Knockout völlig aus den Augen verloren. Erst kurz vor der Veröffentlichung wurde ich dank Social Media und YouTube wieder darauf aufmerksam. Als ich nun endlich selber Hand anlegen konnte, stand für mich fest: Das ist meine bisher größte Überraschung des Jahres. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich mir denke: „Eine Runde geht noch!“, wenn ich doch eigentlich schon aufhören möchte. Das Spielprinzip, dass 60 Spieler in mehreren Spielen im Battle Royale-Prinzip gegeneinander antreten, ist so simpel und gleichzeitig so genial. Inhaltlich wäre zur Veröffentlichung sicher noch ein klein wenig mehr drin gewesen. Wem die aktuelle Anzahl an Minispielen noch nicht ausreicht, kann bedenkenlos noch einige Wochen und Monate abwarten, bis das Spiel mit dem ein oder anderen kostenlosen Update erweitert wurde. Aber bereits jetzt ist das Spiel mit bis zu drei Freunden ein absoluter Hit, der dutzende Stunden Spielspaß verspricht. Mittlerweile sind auch die größten Serverprobleme behoben, sodass eurem Spaß kaum noch etwas im Weg steht.
Fazit von Maik Dallherm: Ein Takeshi's Castle im Jelly Beans-Look. Ich denke, diese Beschreibung dürfte die Aufmerksamkeit vieler auf Fall Guys: Ultimate Knockout gezogen haben. Eine Ewigkeit ist ins Land gezogen, seit ich damals die Kult-Serie gesehen habe, ehe mich eine Parodie auf Basis von Battlefield 2 an die Serie erinnerte. Umso mehr begrüße ich diesen Titel, der sich in kürzester Zeit einen Namen machte und sich mir schon als das „neue Fortnite“ abspeicherte. Und was soll ich sagen: Es bockt einfach. Zwar reicht mir der vermeintliche Suchtfaktor nicht an die Knie heran, aber einen Überraschungshit haben wir hier allemal. Anders als bei skillbasierten Spielen, können die Spieler in diesem „Battle Royale“ zwar auch die Kurse üben, aber die gewöhnungsbedürftige Wabbel-Physik und vorallem der Einfluss der anderen Spieler machen aus der ganzen Sache ein kleines Glücksspiel. Dadurch werden auch spieltechnisch schwächeren Spielern gewisse Siegeschancen eingeräumt. Vorausgesetzt, man landet nicht zum falschen Zeitpunkt im falschen Team. Oder wird in „Berg-Spitze“ von seinen Voice-Kollegen festgehalten, weil man sonst eh gewinnen würde. Hach ja... Meine Hoffnung: In kurzen Intervallen sollten die Entwickler das ein oder andere neue Spiel implementieren. Und das macht Mediatonic bisher gut, denn das erste Update-Spiel ist bereits verfügbar. Übrigens: Macht euch keinen Kopf, falls mal kein Controller in Sicht ist. Maus und Tastatur sind nicht so schlimm, wie es klingt. Schließlich habe ich bisher ausschließlich auf diese Weise gespielt.
Fazit von Daniel Kania: Schon seit Kindesalter war ich großer Fan von Game-Shows wie „Takeshi's Castle“ und so kommt es nicht von ungefähr, dass sich Fall Guys: Ultimate Knockout für mich zum wohl größten Mehrspieler-Hit des Jahres entwickelt hat. Ehrlich gesagt bin ich immer noch etwas verblüfft davon, dass wirklich noch niemand vorher auf die Idee gekommen ist, das bekannte Sendungsformat in ein Videospiel zu verwandeln. Da hat Mediatonic einen ganz großen Wurf gelandet. Am liebsten spielt es sich natürlich mit Freunden zusammen im Voice-Chat, wo gelacht, geschimpft und geschrien werden kann – das perfekte Rezept für gelungene Spielabende. Zwar bleibt zu hoffen, dass die Zukunft viele sinnvolle Inhalts- und Feature-Updates bringt, etwa private Spielräume und eine größere Vielfalt an Minispielen, doch schon jetzt kann ich eine absolute Kaufempfehlung aussprechen.