Ghost of Tsushima: Director's Cut für PlayStation 5 im Test – Jin stellt sich auf Iki seiner Vergangenheit
Geschrieben von Thomas Steidle am 26.08.2021
Vor einem Jahr konnte Sucker Punch Productions – eines von Sonys Spielestudios – mit Ghost of Tsushima die Spielerinnen und Spieler an den Bildschirm fesseln. Ein Jahr später ist nun der Director's Cut erschienen, welcher nicht nur neue Funktionen enthält, sondern mit der Iki-Insel auch ein völlig neues Gebiet, welches von den Mongolen befreit werden muss. Ob sich die Erweiterung für Spieler des Ursprungspiels oder Neueinsteiger lohnt, findet ihr in unserem Test zur PlayStation 5-Version heraus. Für einen ausführlichen Blick auf das Hauptspiel könnt ihr unseren dazugehörigen Spieletest durchlesen.
Zuerst möchte ich aber eine Übersicht bieten, was mit dem Director's Cut alles hinzugefügt wurde. Neben der neuen Insel könnt ihr als PlayStation 5-Spieler mit Funktionen wie dem haptischen Feedback und den adaptiven Triggern des DualSense-Controllers rechnen. Außerdem erhaltet ihr das 3D-Audio-Feature und japanische Lippensynchronität. Falls ihr dort weitermachen wollt, wo ihr auf der PlayStation 4 aufgehört habt, könnt ihr euren Spielstand im Hauptmenü auf die PlayStation 5-Version übertragen – dafür müssen sich die Speicherdaten bereits auf eurer PlayStation 5-Konsole befinden.
Auf der Insel Iki erwarten euch viele neue Orte zum Entdecken und eine komplett neue Geschichte, die sich um die Mongolen und Jins Vergangenheit dreht.
© Sony Interactive Entertainment
Die PlayStation 4-Version des Director's Cut enthält von all den genannten Inhalten nur die Iki-Erweiterung. Dafür kostet das Upgrade nur 19,99 Euro statt 29,99 Euro. Unabhängig davon, welche Version ihr kauft, erhaltet ihr als Bonus ein digitales Mini-Artbook, einen Kommentar des Directors sowie einen neuen Talisman und einen Rüstungsskin.
Ob sich die PlayStation 5-Version des Director's Cut für euch lohnt, müsst ihr für euch entscheiden. Die Features des DualSense-Controllers konnten mein persönliches Spielerlebnis schon dadurch aufwerten, dass ihr zum Beispiel beim Reiten spürt, auf welchem Untergrund euer Pferd galoppiert. Die japanische Lippensynchronität ist zudem auch sehr gelungen und verbessert die Zwischensequenzen nochmal deutlich – natürlich nur, wenn ihr die japanische Sprachausgabe aktiviert habt.
Aber nun zum wichtigeren Teil: Der Insel Iki. Nachdem ihr Akt 1 im Hauptspiel abgeschlossen habt, könnt ihr die dazugehörige Quest starten – auch wenn ich empfehlen würde, das Hauptspiel zuerst durchzuspielen oder die Insel im Rahmen eines New Game +-Spielstands zu besuchen. Die Mongolen verabreichen in einem kleinen Dorf an der Küste Tsushimas Bewohnern Gift, woraufhin diese Halluzinationen erfahren und durchdrehen. Kurze Zeit später reist ihr auf Iki, um diese Mongolen aufzuhalten, damit sie am Ende nicht auch noch Tsushima mit dem Gift unter ihre Kontrolle bekommen. Leider wird Jin schnell geschnappt und von dem Adler – der Anführerin der Mongolen auf dieser Insel – gezwungen, das Gift zu trinken. Unser Samurai übersteht es zwar, allerdings hat er immer wieder mit Halluzinationen zu kämpfen und wird stets mit seiner Vergangenheit auf der Insel konfrontiert. Als Kind zog er zusammen mit seinem Vater auf Iki in die Schlacht und musste mit ansehen, wie er getötet wurde. Diese traumatisierten Erfahrungen holen ihn nun ein. Wie bereits im Hauptspiel kann die Geschichte bis zum Ende fesseln und insbesondere der Teil mit Jins Vergangenheit, mit der er dauerhaft konfrontiert wird, verleiht der Story eine tolle zusätzliche Komponente.
Eure Waffen, hier zum Beispiel der Kurzbogen, können um ein weiteres Mal verbessert werden.
© Sony Interactive Entertainment
Beim Erkunden der Insel erwarten euch altbekannte Dinge. Zum Beispiel findet ihr wieder Bambusstände vor, welche euch dieses Mal aber keine zusätzliche Entschlossenheit beim Kämpfen gewähren. Stattdessen regeneriert ihr außerhalb des Kampfes automatisch Entschlossenheitspunkte. Ähnlich zu den Sashimono-Bannern auf Tsushima findet ihr auf Iki nun Sakai-Banner, wodurch euch wieder kosmetische Belohnungen – dieses Mal für euer Pferd – winken. Aber auch komplett neue Orte warten darauf, von euch entdeckt zu werden. Dazu gehören die Tierschreine, bei denen Jin seine Flöte auspackt und Lieder aus seiner Kindheit spielt. Dadurch werden Rehe, Katzen oder Affen angelockt, welche ihr streicheln könnt. Beim Flötespielen müsst ihr euren Controller nach oben und unten neigen, um quasi die richtige Tonhöhe zu treffen. An manchen Orten kann sich Jin übrigens an bestimmte Situationen aus seiner Kindheit erinnern, in denen ihr sein früheres ich spielen könnt – auch wenn es letztendlich nur aus Hin- und Herlaufen sowie einigen Dialogen besteht. Diese und weitere Aktivitäten laden auch dieses Mal wieder ein, die wunderschöne Welt zu erkunden und jeden Winkel abzusuchen.
Die Mongolen haben auch dieses Mal wieder Dörfer und andere Orte eingenommen, wodurch es erneut eure Aufgabe ist, diese Orte zu befreien. Beim Gameplay hat sich hier aber nicht viel getan. Das Kampfsystem macht weiterhin Spaß und vermag zu begeistern, allerdings fallen die Neuerungen eher gering aus. Immerhin einen neuen Gegnertyp gibt es, nämlich die Schamanen, welche singen und damit andere Gegner verstärken, weshalb ihr diese nach Möglichkeit zuerst ins Visier nehmen solltet.
Die neuen Schamanen verstärken andere Gegner im Kampf – sichtbar durch die schwingenden Kreise.
© Sony Interactive Entertainment
Bislang konntet ihr auf eurem Pferd nur sehr begrenzt eure Gegner attackieren. Eine neue Fähigkeit erlaubt es euch, mit dem Pferd durch Gegnermengen zu rasen und sie niederzutrampeln. Die Nutzung ist allerdings begrenzt, weil euch bei der Nutzung dauerhaft Entschlossenheitspunkte abgezogen werden. Außerdem könnt ihr durch eine Mission Pferdetaschen freischalten, wodurch ihr zusätzliche Munition beim Pferd verstauen könnt. Jedes Mal, wenn ihr dann auf euer Ross steigt, werden all eure Pfeile oder Wurfitems automatisch nachgefüllt. Die Neuerungen beim Gameplay, die es insgesamt gibt, fallen insgesamt positiv aus. Durch ein kostenloses Update, das nicht Teil des kostenpflichtigen Director's Cut ist, können Gegner nun auch gezielt anvisiert werden und es gibt zum Beispiel weitere Optionen für den Fotomodus.
Auch abseits der Hauptgeschichte könnt ihr wieder mit einigen interessanten Geschichten rechnen. Zwar gibt es keine charakterbezogenen Questreihen wie im Hauptspiel, dafür fallen die normalen und mythischen Nebenmissionen nochmal um ein gutes Stück besser und teilweise länger aus als im Hauptspiel. Beispielsweise geht ihr einem Gerücht nach, dass der sogenannte „Geist von Iki“ umherstreift, wodurch ihr letztlich auf einen bekannten Charakter aus Tsushima stoßt. In einer der mythischen Missionen verschlägt es euch hingegen in eine geheimnisvolle und dunkle Höhle, in der ihr mit Feuer hantieren müsst.
Aber auch so macht es wieder Laune, durch die Welt zu streifen, ein paar Mongolen herauszufordern und die Landschaft zu genießen. Wie bereits im Hauptspiel fasziniert die Grafik einen auch auf der Iki-Insel immer wieder – sei es am Strand bei den Meeresbuchten, in den dicht bewachsenen Wäldern, auf dem hochgelegenen Fort Sakai oder auf kleineren Inseln um Iki herum. Leider, und das muss man betonen, hat sich bei der PlayStation 5-Version grafisch nicht viel getan. Einen wirklich merkbaren Unterschied zur PlayStation 4-Version – abseits der 4k-Auflösung – sucht man vergebens. Dass das Spiel in 60 FPS läuft, wurde bereits zuvor mit einem kostenlosen Update bei der PlayStation 5-Fassung hinzugefügt. Bezüglich der Framerate und der Auflösung gibt es aber in den Optionen nun die Auswahl zwischen einer höheren Framerate und einer besseren Auflösung. Allerdings lohnt es sich nicht wirklich, die Option mit höheren FPS auszuwählen, da das Spiel selbst bei priorisierter Auflösung dauerhaft in 60 FPS läuft, weswegen ihr den anderen Modus getrost ignorieren könnt.