Baldo: The Guardian Owls – Mein persönlicher Leidensweg Kommentar
Geschrieben von Maik Styppa-Braun am 28.12.2021
Es gibt wohl kaum ein Spiel, welches ich so herbeisehnte wie Baldo, wie es anfangs noch hieß. Seit der Bekanntgabe des Titels im Mai 2019 verfolgte ich jede noch so kleine neue Information zum Spiel. Als es dann auch noch hieß, dass ein zeitexklusiver Release für den Sommer 2020 für die Nintendo Switch geplant sei, war meine Freude groß. Warum ich heute jedoch gänzlich enttäuscht zurückblicke und mich als Fan der ersten Stunde hintergangen fühle, möchte ich nachfolgend festhalten.
Schaut ihr in das Spieleprofil von Baldo auf ntower werden euch wohl zwei Sachen ins Auge springen: Zum einen findet ihr immer wieder den gleichen Redakteur bei unseren Artikeln, nämlich mich. Begründet ist dies vor allem in meiner Vorfreude, aber auch darin, dass andere Redakteure dem Titel deutlich skeptischer entgegenblickten. Zum anderen werdet ihr feststellen, dass sich der Titel des Spiels im Laufe der Zeit von Baldo zu Baldo: The Guardian Owls verändert hat. Für diese Namensänderung habe ich jedoch trotz meiner anfänglichen Obsession keine Erklärung – und an dieser Stelle beginnen meine Probleme mit dem Spiel.
Die Kommunikation, die das Entwicklerstudio Naps Team abgeliefert hat, empfinde ich nicht nur als nachlässig, sondern schon unfair gegenüber allen, die das Projekt unterstützen wollten und es am Ende mit ihrem Kauf sogar getan haben. Über Wochen wurden keine neuen Bilder geteilt, keine Fragen beantwortet und der Begriff Fanservice scheint den Entwicklern wohl ein Fremdwort zu sein. Mir ist bewusst, dass es sich um ein Team aus nur zwei Personen handelt. Wenn jedoch ein solches Spiel angekündigt wird und viele ihre Begeisterung offen mitteilen, stehen Entwickler am Ende in einer Art Schuld gegenüber den Fans. Immerhin sind es eben die Fans, die die Tweets zum Spiel teilen, Newsartikel verfassen und ihren Freunden von diesem neuen tollen Spiel erzählen. Naps Team war dies aber augenscheinlich egal.
So wurde auch der geplante Release im Sommer 2020 nicht eingehalten und natürlich wurde dies nicht mit den Fans kommuniziert. Stattdessen erfuhr ich als fleißiger Leser von der amerikanischen Nintendo-Webseite, dass das Spiel wohl nicht mehr im Jahr 2020 erscheint. Eine Stellungnahme seitens der Entwickler gab es keine. Dadurch wurde dann allmählich auch der Punkt erreicht, indem meine Redaktionskolleginnen und -kollegen versuchten, meine Euphorie zu bremsen. Viele sahen die Probleme aber nicht nur bei der Kommunikation, sondern bereits beim Spiel selbst – und Spoileralarm: Sie sollten recht behalten.
Erst im Oktober 2020 meldete sich das Team hinter Baldo: The Guardian Owls zu Wort, um per Tweet mitzuteilen, dass die weltweite Situation sie behinderte. Natürlich schränkt uns alle die Pandemie in einer unvorhergesehenen Weise ein, aber kann so etwas nicht kurz vor oder zumindest während des angedachten Releasezeitraums mitgeteilt werden? Warum hüllen sich die Entwickler in Schweigen? Wir alle schätzen doch Transparenz und natürlich ärgert es uns, wenn ein heißbegehrtes Spiel erst später erscheint. Aber dies erst Wochen nach dem eigentlichen Release von offizieller Seite zu erfahren, ist wohl mehr als bescheiden.
Dann aber ging es los und im Mai dieses Jahres zeigte IGN quasi aus dem Nichts neue Gameplay-Szenen zum Spiel. Diese begeisterten mich tatsächlich erneut, wobei auch meine Vorfreude allmählich in den Keller rutschte. Bedenkt dabei, dass ich zu diesem Zeitpunkt fast zwei Jahre auf das Spiel gewartet habe und der Release eigentlich im Jahr zuvor angedacht war. Nach und nach wurden dann weitere Informationen zum Spiel bekannt. So wurde uns unter anderem enthüllt, dass der Titel nicht mehr zeitexklusiv für die Nintendo Switch erscheint. Dieser Punkt ergab zwar für mich Sinn, da durch den verzögerten Release wohl auch einiges an Geldern wieder eingespielt werden musste. Statt sich aber an die Nintendo Switch-Spieler zu wenden und die Gründe offen darzulegen, feierte sich Naps Team für dieses Vorgehen und den simultanen Release selbst. Als Nintendo Switch-Spieler ein tolles Gefühl! (#Ironie)

... sondern auch die Rätsel und Dungeons. Qualitativ können diese aber nicht mit der Vorlage mithalten.
© Naps Team
Letztlich war es aber so weit: Baldo: The Guardian Owls wurde für den 27. August 2021 angekündigt. Obendrauf versprachen die Entwickler sogar eine Collector's Edition, die kurz nach dem Release enthüllt werden sollte. Jetzt sind wir am Jahresende angekommen und ratet mal, von was wir bislang noch nichts gesehen haben. Richtig, die Collector's Edition ist noch immer ein Mysterium, was bedeutet, dass Naps Team sogar nach dem Release mit ihrem nicht vorhandenen Fanservice weitermachen. Notgedrungen greifen also einige zur digitalen Variante, um endlich in den Genuss des Spiels zu kommen und zahlen als Sammler dann sogar doppelt, falls es jemals zu dieser sonderbaren Collector's Edition kommen sollte.
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle zu unserem Test verlinken, welchen es aber bislang nicht gibt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen war Baldo: The Guardian Owls von Beginn an ein Fest an Bugs und Glitches. Spielfortschritte zerstörten sich selbst, Spieler hingen durch Glitches in der Spielwelt fest und auch ich selbst befand mich bereits im ersten Level „out of bounds“, also außerhalb der vorgesehenen Spielgrenzen, sodass es einfach von Beginn an keinen wirklichen Spaß machte. Mittlerweile habe ich zwar etliche Stunden investiert, aber Baldos Abenteuer hat mich nach all der Zeit einfach nicht abgeholt. Dies liegt an den vielen komischen Spielmechaniken, die zwar erneut mittels Update überarbeitet wurden, aber für mich einfach zu spät kamen. Das Spiel bietet durchaus eine Menge Charme, aber das Gesamtpaket, welches Naps Team mir gegenüber an fehlender Kommunikation und schlechtem Fanservice ablieferte, hindert mich daran, einen objektiven Test zu schreiben. Glücklicherweise hat sich unser Lektor Florian bereiterklärt, einen Test abzuliefern, welcher euch schon bald erreicht.
Abschließend noch ein kurzer Einblick in die Welt des Redaktionslebens: Mittels unterschiedlicher Plattformen können Entwickler ihre Spiele anpreisen und durch diese dann auch Spielecodes zu Testzwecken zur Verfügung stellen. Ihr dürft einmal raten, welches Studio sich unter anderem per Twitter feiern ließ, da es so unendlich viele Anfragen von den Redaktionen bekommen hat, aber den Medien zum Release nicht einen einzigen (!) Code zur Verfügung stellte. Zwar haben wir vor wenigen Tagen – fast vier Monate nach der Veröffentlichung – nun doch ein Testexemplar erhalten, jedoch erst nachdem einige Patches veröffentlicht wurden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ... Ich glaube, dieser Abschluss beschreibt das Studio und meine Enttäuschung sehr gut. Gespannt bin ich auf eure Meinungen, die vielleicht in eine gleiche Richtung gehen. Teilt euch aber auch gerne mit, solltet ihr gänzlich andere Erfahrungen gemacht haben.