
Welches The Legend of Zelda HD-Remaster konnte am meisten überzeugen? Kommentar
Geschrieben von Kevin Becker am 05.02.2022
Mut, Weisheit und Kraft – vielen Nintendo-Fans dürfte die The Legend of Zelda-Reihe sofort in Erinnerung gerufen werden, wenn es um diese Attribute geht. Über 20 Titel und zahlreiche Spin-offs zählt das Kult-Franchise miltlerweile und ist nicht umsonst ein essenzieller Teil des Unterhaltungsmediums geworden. Umso weniger überraschend überarbeitete Nintendo gerade deswegen Ableger vergangener Zeit wie Ocarina of Time oder Majora’s Mask beispielsweise und gab Fans somit eine Chance, die frühen Anfänge dreidimensionaler Abenteuer im modernen Gewand zu erleben. Sehr viel weniger mühevoll umgesetzt erhielten The Wind Waker, Twilight Princess und das zuletzt erschienene Skyward Sword eine ähnliche Behandlung, mussten sich aber mit weniger Anpassungen zufriedengeben.
Diese drei HD-Remaster wurden nicht von Grund auf neu überarbeitet, sondern erhielten leichte grafische Verbesserungen und machten sich die Vorteile ihrer jeweiligen Plattform zunutze. Sei es die angenehme Menüführung des Wii U-Gamepads, ein zusätzlicher Dungeon dank eines amiibo oder alternative Steuerungsoptionen – jedes Remaster lockt mit ganz eigenen Innovationen, ohne viel am Grundgerüst zu verändern. Doch welche Neuauflage konnte sich wirklich beweisen und das damalige Gameplay zeitgemäß modernisieren? War es tatsächlich nötig, alle drei Titel ein weiteres Mal zu veröffentlichen? Und welches The Legend of Zelda-Abenteuer erhielt die beste Überarbeitung? Jetzt, wo das Triforce der HD-Remaster vervollständigt ist, wagen wir nochmals einen Blick auf alle drei Neuauflagen und ergründen, welche Umsetzung ihrem Ruf gerecht wird.
Angefangen mit The Wind Waker, wertete Nintendo das ehemalige Nintendo GameCube-Spiel für die Wii U auf und bediente sich an den Vorteilen des Gamepads. Anstatt immer wieder das Menü für Itemwechsel öffnen zu müssen, könnt ihr alternativ auf dem Gamepad euer Inventar anpassen, ohne das Spielgeschehen ständig unterbrechen zu müssen. Weshalb diese Option so angenehm ist, zeigen gewisse Dungeons, die sich primär auf bestimmte Gegenstände konzentrieren und deswegen einen Platz in euren Ausrüstungen dauerhaft besetzen. Möchtet ihr also bestimmte Gegenstände gleichzeitig verwenden, obwohl die Eisenstiefel beispielsweise stets ausgerüstet bleiben müssen, war es ursprünglich vonnöten, den Menübildschirm in regelmäßigen Intervallen aufzurufen. Was sich zunächst weniger tragisch anhört, als es ist, konnte mit der Zeit zu einer Qual werden, die an die schlimmsten Momente des Wasserdungeons aus Ocarina of Time erinnerte. Doch auch die Segelfahrten profitieren von der neuartigen Dualität des Gamepads.
Seereisen wurden durch das neue Segel angenehmer gestaltet, indem das erhöhte Tempo nicht nur ereignislose, lange Wege schneller überbrückte, sondern gleichzeitig die Windrichtung änderte, ohne jedes Mal das Lied des Windes spielen müssen. Wer es aber lieber originalgetreu mag, kann stattdessen in der Zwischenzeit einen Blick auf das Gamepad werfen und eine der zahlreichen Schatzkarten studieren, während das Boot das nächste Ziel ansteuert. Manchmal ist weniger mehr und obwohl die Einbindung des Gamepads zunächst nur das Mindeste erfüllt, profitiert The Wind Waker unheimlich davon, nicht ständig das Menü aufrufen zu müssen.
Selbstverständlich gehen mit einem Remaster genauso grafische Verbesserungen einher, was hier tatsächlich relativ geschmacksabhängig ist. Die neuen, starken Licht- und Schatteneffekte lassen das Meer in einem neuen Glanz erstrahlen und hauchen dem ganzen Spiel paradoxerweise einen gewissen Grad an Realismus ein. Nicht jeder Moment profitiert von diesem grafischen Upgrade, doch ist es nicht zu leugnen, dass sich Nintendo hier die meiste Mühe mit der grafischen Komponente im Vergleich zu den anderen Remaster gegeben hat. Nicht umsonst wünschen sich zahlreiche Fans noch immer einen Port für die Nintendo Switch und auch wenn damit die Vorteile des Gamepads höchstwahrscheinlich verschwinden, genießt The Wind Waker mittlerweile die Anerkennung, die es bei seiner ursprünglichen Veröffentlichung so bitter vermisste.
Nach der positiven Resonanz von The Wind Waker HD sollte es nicht lange dauern, bis mit Twilight Princess HD die nächste Neuveröffentlichung folgte. Anders als beim Vorgänger wurde dieses Remaster allerdings nicht von Nintendo selbst entwickelt, sondern vom australischen Videospielentwickler Tantalus. Auf dem ersten Blick stechen selbstverständlich die verbesserten und detailreicheren Texturen sofort ins Auge. Der allgemeine „schmutzige“ Look des Originals wurde überzeugend eingefangen, ohne die Atmosphäre besonderer Schauplätze wie die Schattenwelt herunterzuschrauben. Da wir es hier aber mit einer externen Entwicklung zu tun haben und das Budget scheinbar deutlich geringer ausfiel, konzentrieren sich die grafischen Verbesserungen zu einem großen Teil auf die Texturen und ändern nur wenig an Licht- und Schatteneffekten. Während das Spiel schon bei der Ursprungsveröffentlichung für den Nintendo GameCube und der Wii nicht mehr ganz zeitgemäß aussah, zeigen sich gerade durch die „verbesserten“ Umstände Ungereimtheiten wie groteske Charaktermodelle und steife Ausdrücke.
Die Schuld trägt dabei nicht wirklich das Spiel, es liegt vielmehr am realistischen Stil, der eine grundlegende Sanierung bräuchte und sehr viel schlechter gealtert ist als The Wind Waker zum Beispiel. So halten sich die grafischen Verbesserungen etwas in Grenzen, während das Gameplay hingegen glücklicherweise ebenfalls vom Gamepad profitiert. Erneut ist es nicht vonnöten, ständig ein Menü aufrufen zu müssen und durch die Möglichkeit, die Karte nebenbei geöffnet haben zu können, ist die Navigation durch die deutlich komplexeren Dungeons um ein Vielfaches angenehmer.
Eine der wohl größten Neuerungen ist ein zusätzlicher Dungeon, ausgerichtet für Wolf-Link, der sich stark an der Drillhöhle orientiert und euch vor eine Brigade von mächtigen Gegnern stellt. Dieser Zusatz machte aufgrund der Tatsache, dass Wolf-Link in Twilight Princess gerade in der zweiten Hälfte des Spiels relativ nutzlos blieb, unheimlich Sinn und erweiterte das Abenteuer mit einer kniffligen Herausforderung in dem sonst so anspruchslosen Spiel. Leider wurde die Freude durch eine notwendige amiibo-Figur etwas getrübt und auch wenn es diskutabel ist, inwiefern diese Figuren nennenswerte Inhalte bereithalten sollten, ist es nicht zu leugnen, dass es gerade heutzutage schwierig ist, an die benötigte Figur zu kommen. Glücklicherweise würde sich dieses Problem durch einen Port für die Nintendo Switch umgehen lassen – vorausgesetzt, die amiibo-Figur wäre keine Bedingung mehr.
Viel Zeit sollte vergehen, bis das Triforce der HD-Remaster endlich komplettiert wurde und auch Skyward Sword HD im Jahr 2021 letztendlich seinen Weg auf eine modernere Hardware fand. Dieses Mal steht uns allerdings kein Gamepad zur Verfügung, weswegen diese Neuveröffentlichung mit anderen Erweiterungen locken musste. Im Fokus steht dabei die überarbeitete Steuerung, welche erstmals neben der altbekannten Bewegungssteuerung auch eine Tastensteuerung anbietet. Was für viele Fans vorher unvorstellbar schien, ließ sich hier tatsächlich umsetzen und zur Überraschung vieler funktionierte diese Alternative den Umständen entsprechend sogar ziemlich gut. Ein großen Teil macht dabei die frei bewegbare Kamera aus, was anfangs vielleicht etwas merkwürdig klingt, im Original aber in der Tat fehlte und das Spielgeschehen hier deutlich dynamischer macht.
Weiterhin wurde die Nutzerfreundlichkeit erhöht, indem unnötige Hilfestellungen seitens der „populären“ Begleiterin Phai ironischerweise entschärft wurden und ihr nun viele Ansätze selbst herausfinden müsst, bevor ihr alternativ um Rat bitten könnt. Scheinbar orientierte man sich hier an Breath of the Wild, wo der Spieler zu keinem Zeitpunkt an der Hand gehalten wird und man diesen Gedankengang wahrscheinlich auf Skyward Sword HD übertragen wollte. Anfänglich wirkt es so, dass Skyward Sword HD mit den wenigsten Gameplay-Änderungen daherkommt und deswegen oberflächlicher als die anderen Remaster daherkommt, allerdings beruhten viele der Schwächen auf einfachen Details, die einen großen Unterschied im Endergebnis machen können. Ist ein Dungeon beispielsweise frustrierend aufgebaut, bedarf es einer völligen Neuentwicklung, um diesen unterhaltsamer zu gestalten, während das Fundament von Skyward Sword HD mehr als solide ist und kleine, aber gravierende Anpassungen für ein deutlich spaßigeres Erlebnis sorgen.
Ähnlich verhält es sich mit dem visuellen Aspekt, der aufgrund des gewählten Grafikstils genauso zeitlos ist wie The Wind Waker und deswegen nicht ganz so altbacken wie Twilight Princess erscheint. Über das Charakterdesign lässt sich selbstverständlich streiten, jedoch sieht das Spiel nun vermutlich genauso aus, wie es jeder in Erinnerung behielt. Ein Remaster verfolgt im Idealfall das Ziel, die ultimative Fassung des Originals zu sein und während The Wind Waker HD sicherlich fast an diesen Ansatz herankommt, ist Skyward Sword HD vermutlich die einzige Neuveröffentlichung, die das Original völlig in den Schatten stellt und es keinen vernünftigen Grund gibt, zur Wii-Fassung zurückzukehren. Trotzdem bleibt es etwas enttäuschend, dass sich inhaltlich so gut wie nichts am Spiel getan hat und man sich lediglich auf Verbesserungen im Hintergrund konzentrierte.
Nachdem wir nun noch mal kurz die Vor- und Nachteile der einzelnen Remaster zusammenfassten, ist es an der Zeit zu entscheiden, wie die einzelnen Titel im Vergleich zueinander abschneiden. Während der aufgefrischte Grafikstil von The Wind Waker HDs möglicherweise für den ein oder anderen etwas zu viel des Guten war, wiegen die spielerischen Umgestaltungen umso mehr und sind obendrein auch noch völlig optional. Die Einbindung des Gamepads passt ausgezeichnet zum Gameplay und macht die langen Seefahrten deutlich unterhaltsamer. Selbst wenn eine potenzielle Nintendo Switch-Fassung das Gamepad streichen würde, können sich alle restlichen Anpassungen definitiv sehen lassen und machen The Wind Waker HD noch heute zum hochwertigsten Remaster. Manchmal liegt der Teufel aber im Detail, weswegen Skyward Sword HD an zweiter Stelle seinen Platz verdient und mit angenehmen „Quality-of-Life“-Verbesserungen das Erlebnis zwar nicht wirklich inhaltlich aufwertet, dafür aber einige nervige Passagen abschwächt.
Grafisch wäre wahrscheinlich mehr möglich gewesen, allerdings wäre man dadurch das Risiko eingegangen, den ursprünglichen Stil zu stark zu verändern. Immerhin muss man bedenken, dass es sich hierbei um einfache Remaster handelt und man deswegen nicht den Maßstab eines vollwertigen Remakes anlegen sollte. Die neue Knopfsteuerung gibt dem Spiel weiterhin zusätzliche Optionen und beweist damit, dass es manchmal klüger ist, dem Spieler optionale Möglichkeiten zu geben, anstatt ihn mit aufgezwungenen Mechaniken zu stören.
Auf dem letzten Platz landet Twilight Princess HD, das viel zu viele grundlegende Änderungen bräuchte, um als simples Remaster wirklich zu überzeugen. Der Grafikstil war damals, wie auch zu seiner Neuveröffentlichung veraltet und rückt viele Charaktermodelle in ein falsches Licht. Die Einbindung des Gamepads ist ein ansprechender Zusatz, allerdings ist das grundlegende Gameplay nicht ganz so abhängig davon und wird nur leicht aufgewertet. Am erwähnenswertesten ist ein zusätzlicher Dungeon, der leider hinter einem amiibo versteckt wird und damit den ohnehin schon hohen Preis des Spiels noch mal aufstockt.
Schlecht sind alle drei Remaster keinesfalls, jedoch zeigen sich deutliche Qualitätsunterschiede, die oftmals grundsätzlich an der Ausrichtung der jeweiligen Spiele und ihre Ansprüche an Verbesserungen liegen. Nichtsdestotrotz verbindet sie alle die Gemeinsamkeit, dass sie eine fantastische Möglichkeit sind, Links vergangene 3D-Abenteuer nachzuholen und auch wenn wir noch immer auf einen Port von The Wind Waker HD und Twilight Princess HD für die Nintendo Switch warten, bewies jedes Remaster für sich, wie zeitlos die Reihe noch immer ist.
Wie sieht eure Meinung bezüglich der HD-Remaster aus? Stimmt ihr dieser Reihenfolge zu und welche Neuveröffentlichung konnte euch am meisten überzeugen? Teilt uns eure persönliche Liste in den Kommentaren mit!