Es ist wieder einmal Zeit für eine kleine Kurzgeschichte. Wie schon in meinen Beiträgen zuvor möchte ich euch an dem teilhaben lassen, was ich mir während meines Studiums im Kurs Kreatives Schreiben ausgedacht habe. Dieses Mal gibt es eine Geschichte, bei der der Anfang schon feststand. Er lautete: "Es war dunkel. Zu dunkel. Martin hob die Hand, doch so sehr er sich auch anstrengte, er konnte sie nicht erkennen. Warum musste er auch auf diese Mutprobe eingehen." Das Oberthema war die dunkle Höhle, in der sich Martin verlaufen hatte. Wir hatten etwa 15 bis 20 Minuten Zeit, also sogar ziemlich viel, wenn man die anderen Übungen bedenkt. Was nun folgt, ist mein entstandener Text:
ZitatAlles anzeigenEs war dunkel. Zu dunkel. Martin hob die Hand, doch so sehr er sich auch anstrengte, er konnte sie nicht erkennen. Warum musste er auch auf diese Mutprobe eingehen. Würde wenigstens die Taschenlampe noch funktionieren, doch auf seinem Weg den Höhlengang hinunter hatten die Batterien versagt. Er konzentrierte sich auf sein Gehör, doch bis auf sein eigenes Atmen hörte er nichts. Es war, als wäre er in einer anderen Welt. Nun gut, herumstehen hilft auch nicht weiter. Also setzte Martin seinen Weg fort, die rechte Hand immer an der Wand entlangziehend. Er hatte sich schon mehrere Schnitte wegen spitzen Vorsprüngen darin zugezogen. Doch damit konnte er leben, sollte er endlich wieder Tageslicht sehen.
Was war das? Tropfte da etwa Wasser? Daran war er doch vorhin gar nicht vorbeigekommen. Zögerlich setzte er einen Fuß vor den anderen, um nicht über Geröll zu stolpern, das seit einiger Zeit den gesamten Gang bedeckte. Auch daran konnte er sich nicht erinnern. Hatte er sich etwa in der Dunkelheit verlaufen? Das Tropfen steigerte sich allmählich zu einem Rauschen, und Martin bekam es mit der Angst zu tun. An einen unterirdischen Fluss konnte er sich definitiv nicht erinnern. Aber Martin hatte auch Durst. Er überlegte, ob er das Risiko eingehen sollte, sich weiter auf das Wasser zuzubewegen. Er würde doch sicherlich nicht urplötzlich hineinfallen, oder?
Das kalte Wasser rann ihm die Kehle hinab. Er hatte eindeutig die richtige Entscheidung getroffen. Dank seines in der Dunkelheit geschärften Gehörs konnte er den Abstand zum Fluss deutlich besser einschätzen als gedacht, und die Wasserspritzer waren ebenfalls eine Orientierungshilfe. Ein bisschen würde er noch trinken, dann wollte er sich an den Rückweg machen. Wenn er hier komplett falsch war, musste er sicherlich nur zurück in die andere Richtung, dann würde er seine Freunde schon wiederfinden. Ob sie sich wohl Sorgen um ihn machten oder ihn sogar suchten? In Gedanken versunken und mit dem tosenden Fluss im Hintergrund hörte Martin die Schritte erst, als es zu spät war. En Ruck erfasste ihn und er spürte noch kurz die beiden Hände, die ihn in den Fluss schubsten.
Prustend und schnaufend versuchte sich Martin an der Wasseroberfläche zu halten. Ihm war kalt und er war müde. Die Flussströmung raubte ihm all seine Kräfte. Das Wasser schmeckte auf einmal gar nicht mehr gut. Noch während er um sein Leben kämpfte, wurde Martin plötzlich bewusst, dass er wieder sehen konnte! Aus Richtung der Strömung fiel Licht auf ihn, und Hoffnung stieg in ihm auf. Doch nicht für lange, denn das Licht erkaufte er sich mit dem freien Fall einen Wasserfall hinunter. Martin spürte den Druck des Windes und wie sich seine Gesichtszüge verzerrten, während er hinabstürzte. Er schmeckte Blut, er hatte sich wohl auf die Zunge gebissen. Immerhin konnte er wieder sehen. Und was für eine Aussicht: Palmenartige Bäume ragten vor ihm empor, Pilze wucherten auf ihren Stämmen und da starrte ihn doch tatsächlich ein Dinosaurer an! Bevor er sich vergewissern konnte, ob das tatsächlich ein Brontosaurus war, prallte Martin auf die Wasseroberfläche und verlor sofort das Bewusstsein.
Wer jetzt reingeschaltet haben sollte, der darf sich meine vorherigen Einträge natürlich auch durchlesen:
Der Fehdehandschuh
Bus vs. Formel 1
Ninja-Eichhörnchen
Kommentare 5
MegamanU
klingt voll nach ´ner Creepypasta
Maik Dallherm
Die Geschichten sind so cool.
Man müsste sie mal als Mini-Projekt irgendwie verfilmen oder versoften. xD
Pascal Hartmann Autor
@Nan: Ich wollte sie nicht so angeberisch in den Blog-Post packen
Ich bekam eine 1,0 für den gesamten Kurs. Hier muss ich aber zugeben, dass die Profs allgemein nicht gerade zimperlich waren mit guten Noten
@Frau Holle: An der Hochschule Darmstadt im Studiengang Online-Journalismus. Kreatives Schreiben war eines von ich glaube drei Wahlpflichtfächern, von denen wir eines absolvieren mussten.
Frau Holle
In welchem Studiengang hat man denn "Kreatives Schreiben" als Modul? Würde mich mal interessieren.
Nan
Eine wie immer sehr tolle Geschichte mit einem klasse Schreibstil, leider wieder keine Note, aber die muss ja gut gewesen sein^^