Meine E3–Apathie. Eine Analyse.

In gut einem Monat beginnt erneut das große Schaulaufen der Videospielindustrie in Los Angeles – die E3. Zum zwanzigsten Mal treffen die Größen des Biz aufeinander, aufeinander knallend im großen Wettstreit darum, wer die Gunst der Käufer erheischen kann. Viele Jahre verfolge ich nun schon das Megaevent, doch dieses Jahr verspüre ich erstmalig eine gewisse Form der Apathie – die Glückshormone, die noch vor einiger Zeit ausgeschüttet wurden, sind versiegt, die euphoriegetränkten Höhenflüge weichen einer zynischen Schwere.


Warum? Liegt es daran, dass Nintendo wieder "nur" eine Direct veranstaltet? Nein, dies wäre zu einfach.


Es liegt – und dies mag nun ein wenig befremdlich klingen – am Gefühl, dass diese E3 keine Überraschungen bieten wird. Nichts, was mich vom Hocker reißen kann, wie seinerzeit die Präsentationen, auf denen Golden Sun: Dark Dawn, Super Mario Galaxy oder Metroid Other M vorgestellt wurden. Dieses Aus–Dem–Blauen–Kommen... das fehlt.


Bin ich daran schuld? Teilweise ja. Meine fast schon tagtägliche Beschäftigung mit Nachrichtenseiten im Internet hat dazu geführt, dass mir nichts mehr fremd ist. Und bisweilen kann ich durch diese Überinformiertheit gewisse Entwicklungen schon vorhersagen, wie vor zwei Jahren, als ich in die metaphorische Glaskugel blickte und die Erleuchtung bekam, dass Final Fantasy Versus XIII signifikante Änderungen bevorstanden – zum einen die Umbenennung in Final Fantasy XV und die Streichung der Exklusivität auf einer Sonykonsole.


Kann man diese Überinformation vermeiden? Ja. Aber sie ist nur eine Seite dieses Komplexes. Die andere entzieht sich meiner Kontrolle.


Man muss bedenken, dass die Industrie in den letzten Jahren äußerst vorhersehbar geworden ist, weil immer stärker auf Marken gesetzt wird – allein dieses Jahr wird jeder der drei Konsolenhersteller eine Marke auf die E3 mitbringen, die schon längst zum Standardrepertoire gehört: Nintendo mit Zelda; Sony mit Uncharted; Microsoft mit Halo. Darüber hinaus sind viele Spiele auch schon mitunter schon seit Jahren bekannt und man zählt nur noch die Tage, bis sie erscheinen... meist mit sinkender Hoffnung (bestes Beispiel: The Last Guardian).


Andererseits herrscht ein gewaltiges Dauersummen während des Spielejahres. Und so verkommt selbst die Aussicht auf eine neue IP des Maestro höchstselbst zu einer Randnotiz in meiner umfangreichen Liste der Ereignisse des Spieljahres. Wäre dies nicht schon durch alle Kanäle getwittert, gefacebookt, gegoogleplusst, ge-ntowered worden – unabhängig vom Ergebnis hätte sich alles in zumindest Neugier verwandelt. Gut, die Neugier ist immer noch da... aber es fehlt etwas. Es fehlt einfach dieses Gefühl, diese Welle, diese Energie, die einen mitreißt und als ausgelaugten, aber glücklichen Menschen zurücklässt.


Wären wir wir ohne die Überinformationen, die uns die moderne Kommunikation mitbringt, besser dran? Vielleicht. Wird die E3 überflüssig? Trotz aller Negativität – ich hoffe nicht.

Kommentare 4

  • Klar es geht nach ner Zeit verloren die Vorfreude steigt bei mir sowieso meist eher nen Tag vorher und nicht 4Wochen davor.

  • Um ehrlich zu sein, kann ich die Apathie nur teilen. Dieses leidenschaftliche, ungeduldige Warten auf irgendwelchen Sachen, geht nach einer Zeit schlicht verloren.

  • Halo ist ne Tv Serie das hab ich nicht kommen sehen.Die Apathie kann ich verstehen.Es ist viel vorhersehbar gewesen.Nintendo hat aber nen paar Überraschungen übrig.Ich finde Nintendos Schritt weg von der Bühne nicht verkehrt.Sie geben sich auch richtig Mühe dieses Jahr.Ich mein du hast nen Livestream über die ganze E3.Es ist nur ein" Leck mich " an die Pressefuzzies. Auf gestellten Applaus kann ich verzichten. Sie verpacken damit die Information auch kürzer und besser.Nintendo informiert die Leute direkt ohne Presse und gibt ihnen die Möglichkeit dabei zu sein. Ich freu mich auf die E3.

  • Tja Kumpel, dazu fehlt mir nur eine Sache ein: Selbst schuld!


    Ich sage dies nicht um dich zu provozieren, jedoch sollte man sich diesbezüglich nicht so oft informieren. Ein Beispiel wären diese wöchentlichen Bilder von Super Smash Bros. U/3DS hier auf NTower. Es ist schön sich diese Bilder anzusehen und sich zu vergewissern, dass das Spiel fantastisch wird, es kann jedoch auch zur Übersättigung führen.


    Ich verstehe deine Sichtweise sehr gut und ich verstehe deine Besorgnis, jedoch sollte man bezüglich dem "sich darüber informieren" zwei Gänge runterschrauben um dieses ahnungslose Gefühl nicht komplett zu verlieren.


    Der Blog an sich hat mir sehr gefallen, denn es betrifft nicht nur dich, sondern auch uns anderen :)