NIS Europe Online Store – Das neueste Debakel japanozentrischer Publisher.

Es ist bisweilen eine Pein, Fan japanischer Videospiele zu sein. Spiele brauchen oft lange, um in Europa veröffentlicht zu werden, und auch nicht selten werden die Publisher müde, ihre Spiele in unseren Breiten zu veröffentlichen. So geschehen bei Atlus USA, die sich vor nicht allzu langer Zeit beschlossen, sich nicht mehr um herkömmliche Verkaufsversionen zu bemühen, sondern Titel wie Conception II oder Shin Megami Tensei IV ausschließlich digital zu veröffentlichen. Über die Verantwortung von Atlus selbst lässt sich in diesem Zusammenhang streiten – aber dies soll ein Thema für einen anderen Blog sein.

Widmen wir uns statt dessen dem neuesten Skandal in diesem Bereich. Wer sich noch erinnert, wird wissen, dass am 21. Juni Nippon Ichi Software America – ein großer Publisher, verantwortlich für u.a. die Disgaea–Reihe und die europäischen Verkaufsversionen der letzten beiden Etrian–Odyssey–Ableger – bekannt gab, dass man plane, die beliebten Limited Editions, die bislang nur als Importe aus den vereinigten Staaten erhältlich waren, nun auch über einen eigenen Store in Europa in Europa mit europäischen Versionen vertreiben wolle. (Link zur News bei ntower)

Der einzige Nachteil war, wie eine Woche später bekannt gegeben wurde (siehe hier), dass fortan der Versand aus Amerika nach Europa gesperrt werde. Ein an und für sich nachvollziehbarer Schritt (der jedoch auch nicht kritiklos angenommen wurde), schließlich will NISA den neuen Store prosperieren sehen. Dann jedoch kam der Tag der Eröffnung und die Preise wurden bekannt.

Während eine Umrechnung der Dollarpreise in Euro im Verhältnis 1:1 keine Neuerung darstellt – und auch oft vergessen wird, dass bei uns Steuern noch enthalten sind – sorgte die Umrechnung im selben Verhältnis in das britische Pfund Sterling für anfängliche Verblüffung, die sehr schnell in Ärger umschlug.

Um auszuführen, warum die Kundschaft so verärgert ist, muss ein wenig gerechnet werden – und um den Preisanstieg für europäische Kunden zu verdeutlichen, werde ich als Beispiel die Limited Edition von Fairy Fencer F für die PS3 nutzen. (Die respektiven Währungsumrechnungen wurden heute, am 04. Juli 2014 um ca. 11:30 vorgenommen. Umrechnungsgebühren von Kreditkartenfirmen und Zahlungsdiensten wie PayPal sind nicht mit einbezogen)

Es dürfte nun angesichts dieser Kalkulationen nicht verwunderlich sein, warum die meisten potentiellen Kunden sichtlich erregt sind. Bereits in den Stunden nach der Eröffnung hagelte es Kritik auf NISA Europes Facebook–Seite und auch auf Twitter und im Spieleforum NeoGAF sowie in NIS Americas eigenem Forum zürnten die Kunden dem Verhalten der Firma. Nicht zuletzt in der Hoffnung, dass die Preise ein Fehler des Unternehmens waren, wandten sich viele auch noch separat per E–Mail (wer dies noch tun will, kann sein Glück hier versuchen – mein Kontaktversuch blieb erfolglos) oder Chat an den Publisher. So auch der NeoGAF–User Tokiremu – mit unschönem Ergebnis.

Auch in der Presse blieben die Rufe der Fans nicht ungehört. Eurogamer veröffentlichte nur einen Tag nach Start des Stores einen Artikel über die Preisgestaltung des neuen Händlers und auch auf der ntower–Partnerseite JPGames.de machten enttäuschte Fans ihrem Unmut Luft.

Gestern (bzw. heute morgen) reagierte NIS America mit einer Pressemitteilung. Und nun möchte ich die Faktenwelt verlassen und meinen inneren Klaus Kinski beschwören. Was. Zum. Teufel. Soll. Das? Ich hatte nicht erwartet, dass sich NIS America vor uns in den Dreck wirft und um Vergebung bettelt. Aber die Phrasen in diesem Wisch sind nichts weniger als ein Affront, ein mentales FUCK YOU an alle Fans der Firma. "Wir glauben, wenn ihr uns erhalten bleibt, kann der europäische Online Store eine bessere Erfahrung und Zugang zu unseren Produkten für unsere loyalen Kunden in Europa darstellen" – ja, sicher. Und ich bin der Weihnachtsmann. Oder Superman. Dann haben sie die Dreistigkeit, zu behaupten unsere Sorgen beträfen nur das Fehlen des Anime– und Merchandise–Angebots. Und um dann noch richtig hämisch zu sein, sagen sie, dass sie das Punktesystem wieder einführen – immerhin zeigen sie Konsequenz und rechnen auch hier 1:1 um. Meine Güte. Habt ihr nichts, aber auch gar nichts verstanden, NIS America? Seid ihr wie Square Enix so blind gegenüber realen Beschwerden?

Ich breche an dieser Stelle erst einmal ab, da ich sonst befürchte, die maximale Zeichenzahl zu sprengen. Teil Zwei folgt heute Abend.