Der vermutlich dümmste Verbraucher der Welt: Der Videospieler - Teil 1

Hallo lieber Leser oder liebe Leserin,


Auf Grund einer neuen Mode (zu der ich in einem späteren Teil noch kommen werde), habe ich mich etwas in den Online-Auktionshäusern herumgetrieben und war fassungslos. Diese Fassungslosigkeit hat mich dazu bewegt einmal über das Kaufverhalten eines Videospielers (zu denen ich natürlich auch zähle) nachzudenken und meine eigene Meinung und meine Erfahrungen dazu hier im Blog frei kundzutun.



Dazu möchte ich euch von einem Ereignis aus dem letzten Jahr erzählen:


Auf einer Internetseite wurde die Risen 3 Limited Edition vorgestellt. Neben den üblichen Gimmicks und allen 3 Teilen der Rollenspielsaga erregte aber vor allem ein kleiner Hinweis meine Aufmerksamkeit: DRM-FREI. Als Fan der Gothic-Reihe hatten mich die Risen-Teile schon immer interessiert, doch irgendwie hatten mich die Spiele nie zu einem Kauf verleiten können. Dieser kleine Hinweis jedoch brachte mich dazu, auf Amazon zu gehen und für 99,99€ diese Edition zu bestellen. Eines Tages machte ich mich daran den ersten Risen-Teil zu installieren. Und siehe da: Während der gesamten Installation gab es keine Aufforderung das Spiel irgendwo zu registrieren, zu aktivieren oder zu penetrieren. Es wurde auch keine Spyware installiert mit der man das Spiel starten musste. Es wurde schlicht und einfach nur das Spiel installiert. Und es kam noch besser. Als ich beim ersten Starten des Spiels merkte, dass die DVD im Laufwerk nicht rotierte, nahm ich diese aus dem Laufwerk und das Spiel ließ sich dennoch starten und spielen. Dies war einfach ein Gefühl von Freiheit, die ich als Spieler in der heutigen Zeit gar nicht mehr kannte. Ich hatte ein Produkt der Videospieleindustrie gekauft, dass wirklich mir gehört und welches ich ohne Einschränkungen nutzen kann wie es mir beliebt. Und das selbe traf auch auf Risen 2 und das neue Risen 3 zu.


Doch wie kam es überhaupt dazu, dass man sich über so eine Kleinigkeit derart erfreuen kann?


Den Ursprung stellt wohl bzw. übel Half-Life 2 dar. Als das Spiel im November 2004 erschien und sich auf Grund des großartigen Vorgängers massenhaft verkaufte, mussten einige Menschen verdutzt feststellen (dazu zählte auch ich), dass man einen Internetzugang benötigte um das Spiel zu starten. An dieser Stelle möchte ich den Jüngeren von euch sagen: Zu dieser Zeit hatte man noch nicht unbedingt einen Internetanschluss oder besaß nur ein langsames analoges Modem, womit selbst das Herunterladen einer Musik-CD eine stundenlange Angelegenheit war.


Zurück zum Thema: Ich guckte also wortwörtlich in die Röhre. Da blieb mir wohl nichts anderes üblich als das Spiel zum Händler zurückzubringen. Doch was war denn bei dem los? Rund um den großen Half-Life 2-Aufsteller standen plötzlich Schilder mit dem deutlichen Hinweis, dass man eine Internetverbindung zum Starten des Spiels benötigt. Toll dachte ich mir. Hätte man das nicht vorher so propagieren können. Unabhängig davon wurde mir eine Rückgabe aber nicht gestattet, da das Spiel schon geöffnet war und auf der Rückseite der Verpackung "deutlich" in lupenlesbarer Schrift ein Vermerk über die zwingend benötigte Internetverbindung vorhanden war.


Da hatte ich nun 50€ für ein Spiel ausgegeben und konnte es nicht spielen oder zurückgeben - Dankeschön.
Aber Menschen sind nunmal kreative Wesen. Einem beiliegenden Fresszettel des Spiels konnte ich entnehmen, dass es auch einen Offline-Modus für das Einzelspielerspiel gibt (WOW echt jetzt?). Dieser wollte aber einmalig Online aktiviert werden. Also trug ich meinen PC plus Monitor und Kabel zu einem Freund - auf Grund von damals noch hippen LAN-Partys war man das schließlich gewohnt. Dort folgte ich genau der Installations-Anleitung und aktivierte den Offline-Modus. Ich war sogar so klug diesen zu testen bevor ich meinen PC wieder nach Hause transportierte. Aber als ich zu Hause das Spiel starten wollte, kam ein freundlicher Hinweis, dass keine Internetverbindung vorhanden sei. Nachdem ich ein Kissen malträtiert und auf einer Hülle eines gewissen Spiels fröhlich herumgehüpft bin, trug ich meinen PC ein zweites Mal zu meinem Kumpel - ich hatte ja sonst nichts zu tun. Um nun schnell zum Ende zu kommen: Danach konnte ich das Spiel, wofür ich bezahlt hatte, endlich zu Hause spielen. Was für ein Service!


Am Ende dieses "Abenteuers" hatte ich etwas gelernt. Ich würde nie wieder ein Spiel kaufen, dass man nur mit einer Internetverbindung starten oder installieren dürfte. Und wegen einem damals folgenden lautstarken Protest (neu"deutsch": Shitstorm) in Magazinen und Internetforen nahm ich an, dass die gesamte Spielerschar meine Lehre teilen würde. Doch ich sollte eines besseren belehrt werden. Nach 6-jährigem Verzicht meinerseits auf solche Spiele gab ich am Ende des Jahres 2010 meinen Protest auf und gönnte mir Left 4 Dead GOTY und Aliens vs. Predator. Denn die meisten anderen Spieler hatten wohl ihre anfängliche Empörung darüber vergessen, verdrängt oder waren schlicht zu konsumgeil um die Etablierung dieses Systems zu verhindern.


Ergebnis: Team Spieleindustrie 1 - Team Spieler 0


Hiermit möchte ich mich bei meinem Team für diesen nichtigen Rückhalt und die miserable Zusammenarbeit "bedanken", die unserem Gegner erlaubten das Spiel zu gewinnen und für folgende Partien noch bessere Strategien zu planen. Dazu mehr im nächsten Teil.


PS: Vielen Dank an Deep Silver bzw. Koch Media und Piranha Bytes für eine wundervolle Erfahrung und diesen kundenfreundlichen Service :thumbup: . Die Spiele selbst waren übrigens auch klasse :D .

Kommentare 13

  • Wie siehst Du dann den "Steam Zwang"? Den mag ich nämlich nicht sonderlich. Ich kann mich noch erinnern, wie ich ende der 90er/ anfang der 00er die Spiele einfach von CD Rom installiert habe und dann auch ohne selbige immer spielen konnte. Und obwohl fleissig raubkopiert wurde, haben die Entwickler einen Arsch voll Geld gehabt, die Sims und Wow haben sich doch so oft verkauft. Da ich aber früher gern Comman und Conquer gespielt habe, jetzt aber zu Point & Click Games übergegegangen bin, stört mich das weniger.


    Diese Spiele von meist deutschen Entwicklern, benötigen weder Steam noch DRM, sondern funktionieren ganz ohne sehr gut.

  • Ich kann voller Stolz behaupten, dass ich noch nie ein Spiel mit Online - Zwang gekauft habe.

  • Alles schön und gut, ich finde das ganze Teilweise ja auch sche*ße aber man muss auch bedenken, dass die Spieleentwickler eine absicherung haben, dass das Spiel eben nicht Illegal weitergegeben wird. Als Beispiel kann man Diablo 3 nehmen. Man wird gezwungen Online zu sein um das Spiel spielen zu können - egal ob single- oder multiplayer - jedoch gibt es bis heute keine vernünftig laufende Kopie des Spiels. Es mag sein, dass man diese DRM-Freiheit mag, jedoch finde ich es persönlich mittlerweile egal, da man heutzutage sowieso einen Internetanschluss hat.

  • Wenn ein Spiel eine Internetverbindung voraussetzt ist mir das egal. Ich kann mich nicht erinnern wann mein Rechner das letzte mal offline war.


    Was für mich bei PC-Spielen völlig inakzeptabel ist, ist wenn man zum Spielen eine Disc einlegen muss. Das geht echt gar nicht. Kaufe meine Spiele aber sowieso nur noch als Download und somit kann das zum Glück nicht mehr vorkommen.

  • Es ist immer noch möglich einfach nur zu genießen.

  • Teil 2...:O


    Auch wenn das heute - im Vergleich zu den 90ern - kein großes PRoblem mehr darstellt, weil heutzutage ja sogar manche Kühlschränke und Mikrowellen INternetzugang haben, lasse ich mir nicht vorschreiben, wie ich mein Eigentum (!)zu nutzen habe!


    Die einzige Ausnahme hierbei stellt für mich "PS+" dar.
    Dieser "Onlinezwang" wird von mir allerdings deswegen akzeptiert, weil das System nur dadurch überprüfen kann, ob mein PS+-Account noch gültig ist und ich somit das Recht habe das gemietete Spiele in vollem Umfang zu nutzen.

  • Ja, das waren noch Zeiten!
    Als ich das erste Mal bei nem Freund war und das scheue Wesen "DSL" erblickt und dann noch gesehen hatte, wie schnell es laufen kann - für das Runterladen eines Liedes habe ich damals noch ne Stunde gebraucht ^^ - war ich voll von den Socken.
    Am PC spiele ich schon lange nicht mehr, würde aber auch ganz radikal - und zwar durch Zurückhaltung meiner Kaufkraft - dazu übergehen ein Spiel zu boykottieren, sofern dieses mich zwingt online zu sein.

  • Hatte jetzt eher einen Blog Eintrag erwartet weil kürzlich eine legless Peach für ~25.000$ weggegangen ist, aber das hier könnte auch interessant werden :D

  • Nintendos Hardwaregebundenheit der Käufe nervt aber ansonsten sind sie nicht schlimm.Glaub mir Vergleich Nintendo mal mit Ubisoft.

  • Schöner Blog! Schon traurig das man sich bei PC-Spielen über DRM-Freiheit mittlerweile freut. Habe selbst Dustforce vor kurzem im Laden gekauft und war sehr froh darüber das ich es ohne lästigen Zusatzservice installieren und spielen konnte. Auch lag dem Spiel ein Steam-Key bei, in der kleinen Anleitung stand das ich diesen für mich selbst einlösen könnte oder einem Freund weiterreichen, was ich sehr nett fand.
    Ich kann dir übrigens die Seite gog.com empfehlen, dort werden die Spiele ohne DRM angeboten, einmal downloaden und fertig. Vorallem ältere Spiele werden dort angeboten, die auch auf neueren Betriebssystemen laufen.
    Ich präferiere zwar physikalische Kopien weitaus mehr, allerdings kann es manchmal zum Problem kommen diese auf neueren Betriebssystemen zu spielen.
    Achja, Gothic war schon awesome damals und ist es auch heute noch.
    Freu mich schon auf mehr von dir :D

  • Vergiss bitte nicht CD Project zu erwähnen.

  • Schön zu lesen :)
    Jedoch verwirrt mich der Titel in Bezug auf den Inhalt bzw. hätte ich jetzt nicht erwartet, über das Thema Internetzwang beim Gaming einen Blog zu lesen ^^


    Gebe Dir da Recht, dass dieses Vorgehen bescheuert ist, aber da die meisten heute einen Internetzugriff haben, nehmen viele es wohl gar nicht mehr explizit war, dass das Spiel nur mit Internet spielbar ist.


    Mal gespannt, was du in Teil 2 schreiben wirst :)

  • Guter Blog der leider nur allzu wahr ist. Vorallem jüngere Spieler von heute, also Jugendliche und Kinder wissen gar nicht wie es vor ca. 10+ Jahren war ohne oder wenn überhaupt langsamen Internet zu leben.Leider geht die Spieleundustrie einen Weg der mir überhaupt nicht gefällt. Und ja dazu gehört auch Nintendo.