Der vermutlich dümmste Verbraucher der Welt: Der Videospieler - Teil 2

Hallo lieber Leser oder liebe Leserin,


Auf Grund einer neuen Mode (zu der ich in einem späteren Teil noch kommen werde), habe ich mich etwas in den Online-Auktionshäusern herumgetrieben und war fassungslos. Diese Fassungslosigkeit hat mich dazu bewegt einmal über das Kaufverhalten eines Videospielers (zu denen ich natürlich auch zähle) nachzudenken und meine eigene Meinung und meine Erfahrungen dazu hier in einer Blog-Serie frei kundzutun.


In Teil 2 meines DVDVDW: DV - Blogs möchte ich mit einem kleinen Dialog beginnen:


Hinweis: Alle Figuren, Namen und Ereignisse in diesem Dialog sind frei erfunden. Außerdem enthält der folgende Beitrag anstößige Wörter und Ausdrücke und sollte daher nur von Jugendlichen ab 16 Jahren gelesen werden:



So stelle ich mir persönlich eine Konfernz von den großen Spieleherstellern vor. Anders kann ich mir es nicht erklären was aus dem mir bisher geliebten Hobby geworden ist. Ich picke nun einige der "besten" Geschäftsideen aus der Videospielbranche des letzten Jahrzehnts heraus


1. Das Pflichtprogramm:
Heutzutage ist es meist Pflicht vor dem Spiel ein Programm (bzw. eine Clientsoftware) zu starten. Auch bei den neuen Konsolen muss man heutzutage warten bis das Betriebssystem geladen ist, bevor man Spielen kann. Im Durchschnitt dauert das überall 20-30 Sekunden - vorausgesetzt es sind keine neuen Updates vorhanden.


Nutzen für den Verbraucher: Keiner
Nachteile für den Verbraucher: Unnötige Warterei vor dem Bildschirm. Unnötiger Speicherverbrauch des Systems.


Dies wäre zumindest nach heutigen Erwartungen jedoch eine zu einseitige Betrachtung. Schließlich bieten diese Programme/Betriebssysteme mittlerweile einen sehr hohen Komfort mit Freundesliste, Chat, Trophäensystem, Cloud und sonstige mehr oder weniger nützliche Funktionen. Für den Verbraucher wäre es dennoch am Besten dies selbst entscheiden zu dürfen, ob er das Programm gerade Nutzen will oder nicht.


2. Internetaktivierung:
Da dies das Leitthema des letzten Blogs war, fasse ich mich kurz:
Nutzen für den Verbraucher: Keiner
Nachteile für den Verbraucher: Benötigt zwingend Internet zur Aktivierung/Registrierung des Spiels.


3. Zwingende Accountbindung
Nutzen für den Verbraucher: Keiner
Nachteile für den Verbraucher: Spiele können weder frei getauscht, verliehen oder weiterverkauft werden.


Natürlich gibt es Menschen die darauf stehen, 200 Spiele in ihrem Steamaccount vorzeigen zu können. Aber was wäre dennoch das Beste für den Verbraucher? Richtig - eine optionale Accountbindung. Wer einfach das Spiel zocken will und später wieder weitergeben möchte, dem sollte das erlaubt sein. Wer darauf steht eine riesige digitale Spielebibliothek zu erschaffen - von mir aus.


4. Always-Online-Zwang:
Nun sind wir endlich beim Hauptthema dieses Blogs angekommen.


Zunächst möchte ich euch wieder mit auf eine Exkursion in die Vergangenheit nehmen:


Im März 2010 veröffentlichte Ubisoft 3 Spiele (Assassin's Creed 2, Die Siedler 7 und Silent Hunter 5). Mich persönlich sprach nur Assassin's Creed 2 an und ich wollte mir das Spiel auch kaufen. Schließlich hatte mir der erste Teil auf dem PC schon sehr gut gefallen und es war ein Spiel das man in der DVD-Fassung nur zu installieren brauchte (das geht heute noch schneller wie das Herunterladen des Spiels).


Und die Videospielewelt wäre so schön gewesen, wenn dieses simple und kundenfreundlich System auch bei Assassin's Creed 2 angewandt worden wäre. Aber nein. Ubisoft hatte sich für die 3 neuen Spiele die beste Geschäftsidee überhaupt ausgedacht: Es genügte ihnen nicht diese Spiele über ein Steam-ähnliches Programm (namentlich: Ubisoft Game Launcher) mit einem Account online aktivieren zu müssen. Nein. Das wäre viel zu einfach für den Spieler von heute gewesen. Man musste auch jede Sekunde während des Einzelspieler-Erlebnisses mit dem Internet verbunden sein.


Nach Bekanntgabe dieser Gängelung war die Angelegenheit für mich beendet. Ich würde mir das Spiel nicht kaufen. Und auf Grund zahlreicher Proteste und Boykottaufrufe von Medien und Spielern nahm ich an, dass der Spieleindustrie endlich einmal Grenzen aufgezeigt werden, wie man mit einem Kunden nicht umzugehen hat. Doch wiedermal wurden meine Hoffnungen von meinen "Mit"-Spielern mit Füßen getreten. Die Spieler rannten zu Millionen treudoof wie die Schafe zur Schlachtbank in die (Online-)Geschäfte und gaben ehrlich Geld dafür aus.


Und das wurde selbstverständlich sogleich "belohnt". Tagelang konnte man diese Spiele nicht wirklich nutzen, da die Server ständig überlastet waren. Schließlich kann man als Spielehersteller nicht wissen, dass man für einen Always-Online-Zwang gewisse Kapazitäten für den Datentransfer benötigt. Überraschenderweise entstanden wegen dieses überaus "zuvorkommenden" neuen Online-Dienstes abermals Proteste.


Ich als Zuschauer dachte mir nur: "Wäre man bei seinem ersten Protest und Boykott geblieben, hätte man das Problem jetzt nicht".
Viele (vor allem Videospieler) in der heutigen Zeit scheinen nämlich vergessen zu haben, dass eine Firma sich überwiegend nach den Wünschen seiner Verbraucher zu richten hat - und sich nicht der Verbraucher an die Wünsche der Firma richten muss. Daher eine kleine Fragerunde an Alle:


Wie schnell, glaubt ihr, wären diese Spielefassungen vom Markt verschwunden, wenn diese Niemand gekauft hätte?


Hätte der Hersteller das Spiel daraufhin wieder ohne einen solchen Kopierschutz veröffentlicht?


Hätte ein anderer Hersteller bei einem solchen Boykott der Verbraucher in absehbarer Zeit einen solchen Kopierschutz ebenfalls eingeführt?


Wie dem auch sei. Vielleicht muss ein Videospieler erst Erfahrungen sammeln, damit er Lehren ziehen kann - dachte ich mir. Und so kam Blizzard mit Diablo 3 und Electronic Arts mit Sim City. Das Ergebnis war aber jedesmal das Gleiche (wie eigentlich zu erwarten war): Lauter Protest vor der Veröffentlichung des Spiels - folgende hohe Verkaufszahlen - lauter Protest danach. Es wurden zwar von den Herstellern im Nachhinein immer wieder Anpassungen vorgenommen. Den Ärger hätte man sich aber von Anfang an sparen können. Aber der Videospieler scheint ein sehr lernresistenter Zeitgenosse zu sein - selbst eine Krähe weist ein wesentlich besseres Lernvermögen auf.
Kommen wir also zur Endabrechnung des noch spannenden Spiels "Spieleindustrie gegen Spieler"
:
Ergebnis: Team Spieleindustrie 2 - Team Spieler 0


An dieser Stelle möchte ich noch auf einen Kommentar des letzten Blogs von Chris2010 eingehen:


Ich möchte aber noch auf zwei andere weniger beachtete Punkte gegen einen Always-Online-Zwang in Einzelspieler-Titeln verweisen:
1. Der Datenverkehr.
Warum muss während ich alleine durch die düstere Welt von Risen wandere ständig unnötigen Datenverkehr verursachen. Mietshäuser müssen sich die Datenbandbreite des Anschlusses häufig teilen - auch in Deutschland. Soll mein oder euer Nachbar also hinnehmen, dass er eine schlechtere Sprachverbindung über Internettelefonie hat, weil ich alleine durch eine virtuelle Fantasy-Welt streife? Das erscheint mir doch völlig unsinnig.
2. Der Stromverbrauch:
Der ständige unnötige Datenverkehr benötigt selbstverständlich Server. Diese benötigen Strom - sie benötigen unnötig Strom. Denn dieser Datenverkehr ist einfach nicht notwendig. Es ist schließlich kein Online-Rollenspiel. Außerdem belastet der zusätzliche Stromverbrauch wiederum die Umwelt unnötig.


Beenden möchte ich diesen Blog mit einem Zitat von Michal Platkow-Gilewski (einem Mitarbeiter des Entwicklers CD Project (The Witcher-Reihe)) das alles über einen Kopierschutz aussagt:
"Wir wollen Niemanden angreifen.Jedes Mal, wenn wir über eine Entscheidung nachdenken, ist die erste Regel, dass wir die Spieler so behandeln möchten wie wir selbst gerne behandelt werden möchten. Wir glauben nicht an DRM, weil wir selber DRM hassen. Diese schützen nicht wirklich. DRM werden innerhalb von Minuten, Stunden oder Tagen gecrackt - doch letztendlich werden sie meist immer gecrackt. Wenn man Raubkopien machen will, findet man einen Weg. Doch wenn man ein bekennender Spieler ist und Spiele kauft, warum sollten wir Ihnen dann Hindernisse in den Weg legen?"

Kommentare 9

  • Ich habe früher viel öfter PC Spiele gekauft. Wenn sie einem nicht gefallen haben hatte man nicht so ein grosses Risiko, aber seit dem DRM bin ich dazu übergegangen so gut wie kein Spiel mehr direkt zum Release auf dem PC zu kaufen. Es gibt Ausnahmen, aber meist ist man besser dran wenn man es zum Spottpreis auf Steam erwirbt, wenn es denn mal so ein Spiel gibt. Das meiste sind derzeit ja eh alles Clone des immer gleichen Spielprinzips mit anderer Grafik, oder miese Neuauflagen von Spielen aus längst vergangenen Zeiten. Das will ich auch gar nicht mehr spielen was EA & Co einem da derzeit vorsetzen. Doch der Masse denen ist das ja egal und die Spiele werden millionenfach vorbestellt, obwohl außer den Werbetrailern noch gar nichts zu dem Spiel bekannt ist.

  • Das beste für die Verbrauche wäre eine optionale Accountbindung? Nö. Gar keine, solange nichts dafür geboten werden kann und das wird auch nie werden.

  • Sim City ist für mich ohnehin nach dem 4. Teil durch gewesen, der war schon spielerisch nicht mehr gut, als dann noch dieser Mist beim neuesten teil dazu kam, war die Serie für mich erledigt.


    Ich denke einfach, wenn wir wirklich konsequent bei so etwa swären, gäbe es einige Entwickler/ Publisher schon gar nicht mehr, oder sie würden nur noch Browsergames und Ipad Müll produzieren. Gerade EA und Activision haben doch ihren Marken jegliche spielerische Tiefe ausgesaugt, die Leben nur noch vom großen Namen, es schaut aber niemand mal tiefer hinein.


    Und wenn dann noch sowas wie ein Testimbargo dazu kommt, wie bei Call of Duty damals, oder ähnlich geartete Zensierungsmaßnahmen, die die Verkaufszahlen steigern sollen, hört bei mir jegliches Verständnis auf.


    Die Siedler 6 habe ich über 200 Stunden gespielt, Teil 7 gar nicht erst gekauft, da es always Online war. Leider denken aber viele nicht so, sondern kaufen ein Spiel, nur weil der Name bekannt ist.

  • Bei Sim City habe ich es auch selbst miterlebt und das tue ich mir mit Sicherheit nie wieder an. Server ständig überlastet und man kann nicht spielen. Nein danke.

  • Teil 2:



    3.) Zwingende Accountbindung:
    Für auf Disk erworbene Titel mMn. eine Frechheit, kauft man allerdings Digital per Steam (o.Ä.) habe ich dafür Verständnis, es ist zwar nicht zum Vorteil des Kunden, aber nötig, auch wenn es ganz nett wäre bereits gespielte Titel verschenken zu können.
    Ein Option zum "weiterverkaufen" oder "Rückkauf durch die Plattform" sind zwar nette Ideen, lassen sich aber nicht mit Digital erworbener Software vereinbaren.


    4.) Always-Online-Zwang:
    Hier gibt es nichts zu diskutieren, jeder der so etwas kauft gehört verprügelt... selbst ein Spiel welches nur einen Multiplayer bietet sollte man ohne Internetverbindung starten können.

  • 1.) Das Pflichtprogramm:
    Eine Client-Software ist natürlich unnötig (Steam hier mal außen vor gelassen, sofern man dort digital gekauft hat), ein Betriebssystem bei Konsolen jedoch so gut wie unverzichtbar, Uplay und dergleichen darf jedoch gerne eingestampft werden...


    2.) Internetaktivierung:
    Ein unnötiges Prozedere, welches die Welt des PCs heimsucht, letztendlich ist es mir aber recht gleich, da ich PC Spiele nur noch per Steam beziehe und dies auch nur wenn Sie im Sale für wenige Euro angeboten werden. Bei als Disk erworbenen Titeln jedoch ziemlich dreist.

  • Sehr schöner Blog. Ich kann dir nur in allen Punkten zustimmen. Ich hab selber von ca. 1994-2008 neben den Konsolen auch gerne am PC gespielt, aber den DRM und "Always-On"-Wahnsinn wollte ich nicht mitmachen. Also hab ich mich Anfang 2008 komplett auf die Konsolen konzentriert.


    Das dieses System auf dem PC akzeptiert wurde ist ein absolutes Armutszeugnis für die Spieler. Es zeigt der Industrie, dass man mit den Spielern alles machen kann.


    Zum Gluck haben sich die Spieler aber gegen das ursprüngliche System der XBox One gestellt und so schlimmeres verhindert (vorerst).


    Wenn man das gleiche nur auch gegen überteuerte DLC, Microtransaktion in Vollpreisspielen, unfertige Spiele (teilweise Beta-Fassungen) usw. machen würde, könnten wir heute noch die gleichen Spiele haben wie vor 10 Jahren, nämlich vollwertige, qualitativ hochwertige Spiele.

  • Ich würde mich auch nicht beschweren oder über diese Entwicklung wundern, wenn nicht jedesmal eine Protestwelle ins Rollen käme - aber sich das Spiel in der ersten Woche weltweit millionenfach verkauft. ;)

  • Sehr schön zusammengefasst. Bei Sim City habe ich den größten Shitstorm erlebt, das war keine Katastrophe, das war einfach nur Abzocke und im Sinne von ,,Ihr seid uns scheiß egal, solange ihr die Games kauft".