Willkommen zu Demenzium, liebe Unterhaltungssuchenden und vom Leben gelangweilte Menschen. Ich möchte euch zu einer Reise einladen. Einer Reise zu unbekannten und vergessenen Geschichten der Märchenwelt. Geschichten, wie sie ursprünglich erdacht waren, bevor sie zu kommerziellen Zwecken von den Gebrüder Grimm ausgeschlachtet wurden. Viel Spaß beim lesen (oder auch nicht). ;D
Hansel & Gratel
Es war einmal in einem vergessenen Land, zu einer vergessenen Zeit, an einem vergessenen Ort. Dort lebte (oder auch nicht) eine Kuchenkonditorin, die als eine wahre Koryphäe auf Gebiet der Kuchenherstellung und sonstigen Naschwerks galt.
Besonders ihr Quantenschaumgebäck, gebacken aus reinsten Atomen kostbarer Zutaten, war Land auf, Land ab im ganzen Reich bekannt.
Sie konnte den Gaumen eines Jeden in Ekstase versetzen. Doch verkostete man nur eines ihrer Werke, so war ein Jeder dazu verdammt, für den Restseines Lebens, mit dem Wissen leben zu müssen, dass alles andere Gebäck, anderer Konditoren, nur noch fahl und aschig schmeckte. Aus allen Herrenländern kamen Könige und andere Herrscher angereist, um die hoch gepriesenen Delikatessen zu verzehren.
Jeder von ihnen boten ihr Geschmeide, Kleider, Ländereien und Adelstitel an, damit sie den jeweiligen Gönner in sein Land zu begleiten würde, um fort an nur noch für diesen bis an sein Lebensende mit Leckereien zu verwöhnen. Bis das der Diabetes uns scheidet.
Doch alle Güter, alles flehen, bitten und betteln konnten die alte Kuchenmeisterin nicht dazu bewegen, ihr Backwerk anderorts weiter zu führen.
Der Grund dafür war ihr Lebenswerk – ein selbstgebackenes Pfefferkuchenhaus - das ihren ganzen Stolz darstellte.
Nur hier konnte sie die Leckereien backen, die schon so manchen Krieg, um das letzte Tortenstück, entfacht hatten. Beinahe magisch wirkten die Naschwerke auf die Geschmacksrezeptoren der menschlichen Zunge und des Gaumens.
Sodass die alte Frau schnell in den Verruf geriet in Wahrheit eine Hexe zu sein, um Leid, Verderben und natürlich Diabetes, verpackt in zuckersüßer Verpackung, über das Land zu bringen.
Verbreitet wurden diese Gerüchte von anderen Konditoren, um die alte Kuchenmeisterin zu denunzieren, da sie ihr das Geschäft missgönnten. Den schließlich war sie der Grund, warum keiner mehr bereit war, für ihre eigenen Kreationen zu bezahlen.
Die abgewiesenen Gönner, ihrerseits, nahmen die Gerüchte nur allzu gerne auf und ließen sie als wahrheitsvolle Kunde im ganzen Land verbreiten, um sich an der alten Frau zu rächen, da sie es gewagt hatte, ihre Angebote abzuweisen.
So begab es sich, dass immer seltener Kunden zu der alten Kuchenmeisterin, was sie sehr betrübte, kamen, bis sie schließlich ganz gemieden wurde und nur noch, als Hexe verschrien war.
So vergingen die Jahre und die alte Frau geriet immer mehr in Vergessenheit. Doch eines schönen Tages begab es sich, dass ein junges, königliches Geschwisterpaar auf sie aufmerksam wurde. Sie hatte erst kürzlich zu zweit, den Thron erklommen, da ihre fürsorglichen Eltern, unter dubiosen Umständen, überraschend früh verstorben waren.
Da sie zweieiige Zwillinge waren, hatten sie beschlossen, fortan zu zweit mit eiserner Hand über das Königreich zu herrschen. So waren sie schnell, als das tyrannische, royale Geschwisterpaar bekannt, das seinen Bürger hohe Abgaben durch Steuern und hohe Arbeitszeiten angedeihen ließ.
Ihre Namen waren Hansel und Gratel.
Verzogene Gören, extravaganter Klasse und Stand und durch ihre nicht vorhandene Erziehung stets gewohnt alles zu bekommen, nach was es ihnen begehrte.
Zudem, waren sie Naschkatzen par excellance und ständig auf der Suche nach dem ultimativen Geschmackserlebnis.
So ging es natürlich nicht lange, bis sie von der fast vergessenen Kuchenmeisterin hörten, die in einem selbstgebackenen Häuschens leben sollte. Schnell war den beiden klar, dass nur sie alleine das Recht besaßen, von ihr verwöhnt zu werden. Doch auch wie die Jahre zuvor verhalf kein angebotenes Gut, bitten, betteln oder flehen und auch nicht die Androhung altmodischer, stumpfer und roher Gewalt.
Doch die alte Dame, die nun um einiges wunderlicher geworden war, was bei alten Menschen jetzt nicht so verwunderlich ist, konnte nicht dazu umgestimmt werden ihr Exil zu verlassen. Eher, würde sie sterben, als dass sie ihr Lebkuchenhäuschen lebend verlassen würde, um am Hofe zu dienen.
Doch Hansel und Gratel waren es gewohnt, alles zu bekommen was sie haben haben wollten und würden wollen. Deshalb akzeptierten sie die Antwort der alten Frau nicht. So entwickelten Beide einen perfiden Plan. Hansel, streute auf den Weg zum Pfefferkuchenhäuschen, eine Spur aus Brotsamen, die mit starken Pheromonen getränkt war aus, um alle Ratten aus der Umgebung anzulocken, damit sie der Spur folgen konnten.
Am Häuschen, angekommen, sahen sie es in seiner ganzen, leckeren und köstlichen Pracht. Das Häuschen war perfekt gegen normale Einbrecher und Hausverkoster gewappnet, weswegen kein vernünftiger Mensch mehr als einen Bissen zu sich nehmen konnte,
da die Wände aus supersättigendem Lebkuchen bestanden.
Während die Fenster, sich in Zahnschmelzbrechender Zuckerglasuroptik präsentierten, sodass der Anblick allein, schon genügte akute Karies entstehen zu lassen.
Zudem bestand der Kamin, aus resistenter Zartbitterschokolade, mit einem Mindestanteil von 70% Kakao und die Dachschindeln aus, in Sekundenschnelle Zähne verklebende, Karamelle.
Doch die größte Abschreckung stellte die Haustür dar, da sie zu 100% aus gesundem Vollkornbrot bestand, das alle Menschen schon vom Anblick her in die Flucht treiben sollte.
Doch die Ratten, die Hansel angelockt hatte, fielen über das Häuschen her, wie ein Heuschreckenschwarm, über eine volle Ernteplantage. Binnen weniger Minuten, war das Häuschen, durch das Rattenheer, bis auf die Grundzutaten aufgefressen und die alte Dame stand nun im Freien.
So konnte sie von den Wachen, die Hansel und Gratel eskortiert hatten, gefangen genommen werden. Zurück am Hof verfiel die alte Frau alsbald in eine tiefe Depression. Konnte sie doch den Verlust ihres Häuschens nicht verkraften. Schließlich, hatte sie dort beinahe ihr ganzes Leben verbracht. In der ersten Nacht, ihrer Gefangenschaft, beziehungsweise in ihrem neuen Zuhause, schwor sie bitterliche Rache. Sie, verweigerte jeden Wunsch, neue Speisen zu kreieren, der an sie heran getragen wurde.
Doch auch die Folter, der ihr angediehen wurde, konnte ihren Willen nicht brechen, sodass Hansel und Gretel von Tag zu Tag ungeduldiger wurden.
Schließlich, stellten sie der alten Frau ein letztes Ultimatum.
Sollte sie, innerhalb eines Monats nichts vorzuweisen haben, sollte sie öffentlich, auf einem Scheiterhaufen, als Hexe verbrannt werden.
Die alte Frau, haderte mit ihrem Schicksal.
Hatte sie sich doch geschworen nie eine einzige Leckerei für das Geschwisterpaar zu backen, doch gleichzeitig hing sie an ihrem Leben und wollte nicht so schnell aus diesem scheiden. So begann sie einen Plan zu schmieden, indem jeder das bekommen sollte was er verdiente. Am nächsten Tag, wollte sie dem Geschwisterpaar in einer Audienz vorstellig werden. Als sie, Hansel und Gratel, fett und feist auf ihren Thronen herumlungern sah, wusste sie, dass ihr Plan aufgehen würde. Sie bat darum, um einen Ofen, der im Hofinnern errichten werden sollte, damit sie ein neues Pfefferkuchenhaus am königlichen Hof errichten konnte und in dem sie überhaupt in der Lage wäre, neue Kreationen zu erschaffen. Hansel und Gratel, erließen darauf den sofortigen Befehl, einen prunkvollen, als auch sündhaft verschwenderisch, teuren Ofen, aus reinstem Gold, im Innenhof errichten zu lassen.
Als der Ofen, einige Tage später im Innenhof stand, wurde der gesamte Hofstaat geladen, um den Spektakel beizuwohnen, wie die alte Dame live, eine ihrer leckeren Kuchen backen sollte. Als alle versammelt waren und auch Hansel und Gratel Platz genommen hatten, verkündigte die Hexe laut, dass sie zuerst prüfen müsse, ob auch alles seine Richtigkeit mit dem Ofen hatte und sie kurzerhand in diesen hinein kletterte.
Nachdem, sie ein paar Augenblicke verschwunden war, kehrte sie mit ernstem Blick aus dem Innern des Ofens zurück. Mit betrübter Stimme meinte sie an Hansel und Gratel gewandt, dass wohl während des Baus gepfuscht worden sei, da der Ofen im Inneren eine Stelle gefunden hatte, die anstatt mit Gold mit Blei ausgekleidet sei. Doch nur mit einer reinen Goldverkleidung allein, konnte sie die Aromen und die perfekte Hitze einfangen, um ihre Werke zu erschaffen.
Hansel und Gratel, waren zutiefst empört, über die Aussage der Hexe und wollten sich selbst vergewissern, dass die Hexe auch wirklich die Wahrheit sprach und kletterten beide kurzerhand selbst in den Ofen, um sich vom Wahrheitsgehalt der Aussage zu überzeugen. Doch im Innern war es finster geworden, da die Beiden, mit ihren massigen Körpern, die Öffnung verschlossen, sodass kein Licht ins Innere dringen konnte. Bringt uns Feuer damit wir etwas sehen, befahlen sie in herrischem Ton, was sich die Hexe nicht zweimal sagen ließ. Geschwind verschloss sie die Tür des Ofens und entzündete das aufgestapelte Feuerholz darunter. Hansel war der erste der bemerkte, dass etwas nicht stimmte, da er plötzlich einen duftigen Geruch von frisch bratendem Fleisch in die Nase bekam, dass ihm das Wasser im Mund zusammen laufen ließ.
Eine Fleischpastete, was für eine köstliche Idee schoss es ihm durch den Kopf, ehe ihm bewusst wurde, dass er und Gratel es waren, die so köstlich duftenden. Da stießen Beide ein Geheul aus, das kein Mensch je vergessen sollte. Die alte Hexe stand zufrieden vor dem Ofen und beobachtete wie sich langsam das Gold, durch die Hitze flüssig geworden, auf die Haut des Geschwisterpaares schmiegte.
Einem goldenen Käfig gleich würden sie auf ewig, in ihrem neuen Goldkörpern gefangen sein. Die Wachen hatten nicht eingegriffen, da sie selbst unter dem Joch der Tyrannei von Hansel und Gratel gelitten hatten und sich, wie das gemeine Volk, eine Zeit herbei sehnten, in dem diese Geißel des Königreichs endlich ein Ende fand. Als das Feuer erloschen war, zogen einige Diener die massiven Goldstatuen aus dem Ofen und stellten sie als Mahnmal für nachkommende Herrscher in den Königssaal. Der alten Frau selbst wurde der Thron angeboten, doch sie lehnte dankbar ab, da sie nie an Macht interessiert gewesen war. Und wenn sie nicht gestorben ist, so backt sie noch heute, Diktatoren in Öfen zu Goldstatuen.
Kommentare 4
Maluigi | Leon
Nur 6 Aufrufe?
Solaris Autor
Jetzt sind es schon 8.
Maluigi | Leon
Jetzt schon 10.
Maluigi | Leon
Und jetzt wissen wir, warum.