Die Zukunft der großen Vier - Ein Blick in Glaskugel

Die Welt der Videospiele ist im Vergleich zu anderen Unterhaltungsmedien noch recht Jung. Erst mit dem Aufkommen der ersten Heimkonsolen war es nicht länger etwas für Technikinteressierte und den klischeehaften Nerds und Geeks. Es wurde allmählich zu einem Hobby, den jeder nachgehen kann, ohne abgestempelt zu werden. Klar die eine oder andere Hürde muss diesbezüglich noch überwunden werden, diese basieren allerdings mehr auf Unwissenheit, derer die nichts mit dem Medium selbst anfangen können oder noch nie einen Knopf auf einem Controller gedrückt haben. Aber um die Vorurteile und die Vergangenheit geht es hier gar nicht. Ich will vielmehr ein Blick in die Glaskugel werfen und mit euch darüber Philosophieren, wohin die Reise gehen könnte.



Dominierend in diesem Geschäft sind die vier Systeme mit dem jeder schon einmal, in welcher Form auch immer, kontakt hatte. Der PC mit Steam, Microsoft mit ihrer Xbox, Sony mit der PlayStation und natürlich Nintendo mit der Nintendo Switch. Mobile- und VR-Gaming werde ich an dieser Stelle mal außen vorlassen. Viele andere Mitbewerber haben versucht diese vier vom Thron zu werfen, allerdings mit mäßigen Erfolg. Während in den letzten Jahrzenten der Trend zu immer stärkeren Konsolen geht, Stichwörter bilden hier die allseits bekannten: 4K, 60FPS, PC-Masterrace. Versucht zumindest Nintendo sich eine wenig Innovation beizubehalten. Wie die letzte Generation gezeigt hat, muss dies nicht unbedingt etwas Gutes ein.


In welcher Richtung werden nun die 4 bekannten Systeme gehen? Den Anfang werde ich mit Microsoft und ihrer Xbox machen. Wer Microsofts Entwicklung die letzten Jahre verfolgt hat, wird feststellen, dass sie immer mehr Richtung Cloud wandern. Viele Apps, Dienste und Services von Microsoft sind bereits in die Cloud gewandert, mit Microsoft Azure bieten sie sogar einen Dienst an, den es andere ermöglicht in die Cloud einzusteigen. Ubisoft hat hier bereits ein bisschen Erfahrung gesammelt. Rainbow Six Siege läuft bereits über Azure. Auch in Sachen Videospiel geht die Tendenz gen Himmel. Mit dem GamePass hat Microsoft vor Jahren eine Art Netflix für Spiele einzuführen. Soll heißen, man bezahlt ca. 10 Euro im Monat und kann alle Spiele im Sortiment so lange spielen, bis das Abo abläuft, das Spiel nicht mehr verfügbar ist oder das Spiel gekauft wird. Dabei müssen die Spiele auf das System geladen werden, verhalten sich somit wie gekaufte Titel, mit Spielstand und alles, wie man es gewohnt ist.


Laut neuesten Meldungen sind einige Verkäufer im Einzelhandel über diesen Schritt nicht glücklich, da sie Sorge haben weniger Absatz durch Spiele zu generieren. Wieso ich nun glaube, dass Microsoft diese Schiene weiterfährt? In Zukunft werden Exklusivtitel bereits zum Release über den GamePass spielbar sein und nicht erst einige Monate danach. Auch hat Microsoft im Jahr 2015 Havok, in 2017 Simplygon und erst vor Kurzem Playfab übernommen. All diese Konzerne verbindet nicht nur die Tatsache, dass sie etwas mit Spieleentwicklung zu tun haben, sondern, dass man die jeweiligen Technologien auch für Cloud-Gaming einsetzten kann. Während die Spiele momentan noch an die Konsolen gebunden sind, sprich, macht braucht eine Xbox um den Dienst nutzen zu können, kann man davon ausgehen, dass Microsoft in Richtung PlayStation Now geht, aber dazu später mehr


Auch die schwindenden Hardwarezahlen könnten ein Indiz dafür sein, dass Microsoft sich zunehmend aus dem Konsolengeschäft zurückzieht und vollends in die Cloud wechselt. Richtig umgesetzt könnte sie hier eine ähnliche Stellung wie Steam im PC-Sektor aufbauen. Wie dieser Service aussehen wird, kann man nicht sagen. Aber bei einem kann man sich sicher sein, es bleibt spannend.



Sony betreibt ebenfalls einen Game-On-Demand-Dienst namens PlayStation Now. Auch hier kann man, nach Abschluss eines Abonnements auf diverse Spiele zugreifen. Der Unterschied zwischen den zwei Konkurrenten ist, dass man die Spiele nur streamen kann. Somit fällt ein Runterladen der Spiele weg. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass eine ausreichend schnelle Internetverbindung zur verfügen muss, da die Daten (Bild, Ton, Controllereingaben) in Echtzeit übermittelt werden. Während beim GamePass eine Xbox erforderlich ist, benötigt man bei PS Now nur ein fähiges Gerät. Dabei kann es ein eigenes kleines Gerät sein, ein TV mit entsprechend Dienst oder ein Dongle, welchen Sony anbietet, sein.


Sony ist mit der PlayStation 4 (Pro) recht erfolgreich am Markt und wird sich diese Stellung auch nicht nehmen lassen. Mit diversen Gimmicks wie der PlayStation Move oder den Features auf dem Controller haben Entwickler große Freiheiten. Mit dem Verschwinden ihres größten Konkurrenten Nintendo vom Heimkonsolen Markt, dazu später mehr, und mit der Umlagerung in die Cloud bei Microsoft, wird Sony hier ihr Herrschaft weiter ausbauen. Mit PlayStation Now können sie auch unterwegs, Internet vorausgesetzt, auch Mobile eine gute Figur hinlegen.


Nintendo hat keinen Dienst in dieser Art, dafür dominieren sie die Handheldsparte wie kein Zweiter. Sony hat es mit der PlayStation Portable und Co. versucht hier mitzuhalten und bei Microsoft gab es lediglich Gerüchte. Im Westen hatte Nintendo die Nase vorne und die Handheldversion der PlayStation verschwand zunehmend von der Bildfläche. Mit der Wii U wollte Nintendo an den Erfolg der DS-Reihe (Dualscreen) anknüpfen. Das ist leider ein trauriges und schwarzes Kapitel für jeden Nintendo Fan und wird an dieser Stelle auch nicht länger besprochen. Durch die Nintendo Switch gelingt Nintendo den Spagat zwischen mobiler Plattform und Heimkonsole. Nintendo ist dafür bekannt, jede Konsolengeneration etwas anderes und Unvorhergesehenes den Spielern zu präsentieren. Deswegen ist es schwer, diesbezüglich eine Prognose zu erstellen. Aber durch den Erfolg des Nintendo DS und ihren Nachfolgern kann man zumindest davon ausgehen, dass, sofern die Nintendo Switch ihren Erfolg beibehält, Nintendo diesen Weg weitergeht und sich den mobilen Markt gänzlich unter den Nagel zubeißen. Konkurrenz gibt es hier fast keine, Smartphone und Tablets mal ausgenommen. Leider bedeutet das auch das Ende der Nintendo 3DS-Familie.


Der japanische Konzern baut allmählich diverse Dienste ab, die man zu den Zeiten des Nintendo 3DS gerne und oft benutzt hat beziehungsweise nachgereicht hat. Die Nintendo Switch wandert immer mehr ins Rampenlicht, bis die Handhelds gänzlich ersetzt wurden. Gut möglich das mit dem Verschwinden Handheldsparte sich Nintendo darauf konzentriert auf zwei Straßen zu fahren. Einmal durch den tragbaren Einsatz des Gerätes und einmal durch eine Verbindung mittels Dockingstation für den Heimbereich. Auch hier bleibt es spannend.


Steam hat eine globale Monopolstellung. Wer den PC als sein Hauptgerät für Spiele bezeichnet, kommt um Steam nicht herum. Momentan haben sie keinen Grund etwas zu ändern. Mit den Steam Link, den Steam Machines und Steam Controller haben sie einen Versuch gestartet, das Wohnzimmer zu übernehmen. Allerdings bevorzugt ein Großteil der Spieler vor dem PC zu sitzen. Der Einzug in die Wohnzimmer ist lediglich ein nettes Feature, welches nicht im Kerngeschäft verankert ist. Steam wird in Zukunft kaum verändert außer ein Trend hält Einzug auf dem PC-Markt. Hier wird Steam mitziehen.




Die Zukunft bleibt spannend, die Entwicklung bleibt nicht Stil und jeder wird seinen Weg finden die Konkurrenz in welcher weiße auch immer abzuhängen. Microsoft geht in die Cloud, Nintendo wandert Richtung Hosentasche, Playstation bleibt, wo sie sind, mit einigen Features genau so wie Steam. Der Spieler muss sich hier nur zwei Fragen beantworten: „Wie spiele ich und was benötige ich dafür?“
Ich für meinen Teil finde jeden Weg äußerst interessant und als Multisystemspieler sind die Spiele, die mich am Ende dazu bewegen werden, ein System zu nutzen. Wie sieht das aber euch aus? Was denkt ihr, in welcher Richtung es gehen wird und welche Systeme würden ihr gerne in Zukunft sehen und nutzen?

Die Wege des Nintendo sind unergründlich
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Eine Direct kommt nie zu spät... Ebensowenig zu früh. Sie trifft genau dann ein, wenn sie es für richtig hält. - Gandalf der Gamer

Kommentare 4

  • Valve hat über die offizielle Steam-Webseite die Veröffentlichung von zwei kostenfreien Apps angekündigt. Unter anderem kommt Steam Link nun auch auf mobile Plattformen.


    Via Steam Link könnt ihr ja Spiele via Steam auf einen verbundenen TV zocken. Dieses Feature wird künftig auch auf mobile Plattformen ausgeweitet, wie Valve nun offiziell bekannt gegeben hat.
    Demnach soll ab dem 21. Mai 2018 eine neue Steam-Link-App für iOS- und Android-Geräte zum Download bereit stehen. Werden diese Mobilgeräte dann über ein 5-GHz-Netzwerk oder per Ethernet verbunden, so können Spieler so auf ihre vollständige Steam-Bibliothek zurückgreifen und die entsprechenden Titel zocken. Über die Steam-Link-App werden auch der Steam Controller, MFi-Controller und andere Peripheriegeräte unterstützt.
    Ein gleiches Update erhält außerdem auch die Steam-Video-App, die ebenfalls für beide mobile Plattformen zur Verfügung steht. Über diese könnt ihr eure Show- und Video-Bibliothek auf diesen Geräten genießen. Dabei wird es sowohl einen Streaming- als auch Offline-Modus geben. Der Release ist für später in diesem Sommer geplant.

    • Da ja die Steam-Machine in die Hose gegangen ist. War das wohl ein logischer Schritt, um die paar wenigen Nutzer bei der Stange zuhalten. Mehraufwand sollte das keinen haben für Steam, die Apps bereitzustellen.
      Danke für die Info :)
      Wenn ich Zeit/Lust hab, werd ich den Blog aktualisieren.

  • Sehr interessant das Ganze. Ich denke mal der Erfolg von Netflix, Amazon etc. zeigt: die Leute wollen auf Inhalte jederzeit und überall zugreifen und dabei über eine endlose Bibliothek verfügen.
    Deshalb denke ich, dass sich das Abo-Modell bei den Konsolen-Herstellern weiter erweitern und verbreitern wird. Game Pass ist nur der Anfang.
    Irgendwann in ferner Zukunft wird es auch denke ich so sein, dass man auf Inhalte der Videospiel-Entwickler unabhängig von spezifischen Geräten zugreifen wird. Z. B. die Möglichkeit, FIFA am Fernseher zu spielen, ohne den Zusatz einer Konsole. Via Streaming etc. Der Vorteil: einzelne Entwickler müssten nicht mehr Anteile an die Konsolenhersteller abgeben. Außerdem erreicht man einen größeren Markt. Der Kauf einer dezidierten Konsole stellt für viele Menschen eine Hürde da. Diese würde dann aber mit Streaming-Angeboten wegfallen, da diese unabhängig eines spezifischen Geräts funktioniert.


    Konsolen sind ein sehr altes Produkt und werden in ferner Zukunft aussterben. So wie der Walkman usw.

  • Ich denke das wir in den nächsten Jahren eine große Veränderung am Spielemarkt erleben werden. Aufgrund der neuen Trends: VR; 4K und Cloud Gaming. Es steht eben die 9.th Konsolengeneration an. Wir müssen uns daran gewöhnen das Konsolen nicht mehr im 6 – 8 Jahre Zyklus erneuert werden sondern im 3 – 4 Jahre Zyklus erneuert werden. In dieser Hinsicht spielt auch Abwährtskompatiblität und Cloud Gaming eine immer wichtigere Rolle.
    Im Bereich Cloud Gamining hat Microsoft durch den Xbox Game Pass noch eine Vorreiter Rolle;
    aber ich denke mit der Zeit wird auch hier die Konkurrenz einsteigen. Genauso wie bei VR das in den nächsten Jahren auch immer wichtiger wird; hier hat schon Valve / Steam eine große VorreiterRolle durch ihre Partnerschaft mit Htc eingenommen. Ich denke das sich aber auch hier in den nächsten Jahren einiges tun wird. Auch die Smartphones werden in den nächsten Jahren immer Grafikfähiger und ersetzen somit immer mehr den PC oder die herkömmlichen Konsolen.
    Das merkt man ja jetzt schon im Handheldbereich; auch Nintendo tut sich immer schwerer 3DS Spiele zu verkaufen.