Dicke Charaktere in Videospielen

Heutzutage gehören viele Leute verschiedenen Minderheiten an, und es gibt unglaublich viele Medien, die sich mal mehr oder weniger mit ihnen beschäftigen.


Auf dem ntower-Discord Server führten wir dazu eine sehr interessante Diskussion. Wie werden Minderheiten in Videospielen repräsentiert? Führt die Übersexualisierung von Charakteren und deren oftmals dargestellte Perfektion dazu, dass Figuren mit einer offensichtlichen Schwäche unterrepräsentiert sind?


Mein Thema, was ich in diesem Zusammenhang aufbringen möchte, sind übergewichtige Videospielcharaktere. Zunächst fällt auf, dass insbesondere Bösewichte oder zwielichtige Gestalten oftmals als dicker, größer oder zumindest voluminöser dargestellt werden. Dies macht insofern auch Sinn, da ein Bosskampf gegen diese besonders aufregend inszeniert werden kann.


Wenn wir uns dann bei Nintendo umsehen, finden wir mehrere ikonische Bösewichte, die beleibter sind. Dazu zählen Bowser (Mario-Reihe), König Dedede (Kirby-Reihe), Wario (Mario-Reihe), King Hippo (Punch-Out-Reihe) oder auch King K. Rool (Donkey Kong-Reihe).


Auch in anderen Franchises findet man dicke Bösewichte: Dr. Robotnik (Sonic), Blobbelda (Banjo-Tooie) oder Boomer (Left 4 Dead).


Darüber hinaus fällt einem natürlich auch sofort Mario ein, der nicht dem Stereotypen eines Helden gleicht. Weitere Protagonisten aus Videospielen wären Eric Cartman (South Park), Garfield, Heavy (Team Fortress), Kirby, Obelix (Asterix), Pey'j (Beyond Good & Evil), Sam (Sam & Max), Yangus (Dragon Quest VIII), Coach (Left 4 Dead), Honda (Street Fighter).


Zunächst fällt auf, dass die Protagonisten häufig männlich sind, ebenfalls ihre Widersacher, aber es gibt durchaus auch weibliche Protagonisten sowie Bösewichte. Dazu zählen: Madame Broode (Super Mario Odyssey), Fat Princess, Königin Mamella (Mario & Luigi: Superstar Saga), Helga (Clayfighter), Ellie (Borderlands 2).


Es gibt da auch noch einen Sonderfall mit Carl Johnson (CJ) aus GTA: San Andreas. Wenn der Protagonist wenig Sport treibt und viel Fast Food isst, dann wird er im Spielverlauf immer dicker. Generell bieten die Rockstar Games einen Fundus an vielen verschiedenen Charakteren.


Auch bieten einige Charakter-Editoren die Möglichkeit, sich ein Geschlecht zu wählen und dabei auch zu wählen, ob man eher kräftig oder dünn gebaut ist. Dies geht bspw. in der Saint's Row Reihe.


Im direkten Vergleich fällt aber gleichzeitig auf, dass beleibte Videospielcharaktere unterrepräsentiert sind. So sind doch viele Figuren, insbesondere Protagonisten, eher dünn oder gar sehr muskulös dargestellt. Oft wird in diesem Zusammenhang auch von einer Übersexualisierung gesprochen.


Dies kann zugleich auch zu einem Problem führen, da durch Medien insbesondere Kinder sehr beeinflusst werden können. Es wird ein Ideal vorgegeben, dem man vielleicht nicht entsprechen kann oder will und das kann am Selbstbewusstsein nagen.


Wenn da zumindest so etwas wie ein Gleichgewicht herrschen würde, würde man das vielleicht sogar als völlig normal wahrnehmen, wenn ein beleibter Charakter den/die Angebetete/n aus den Klauen des Bösewichts befreit. Bei Mario scheint das schon zur Normalität geworden zu sein, aber hier muss man sich auch erstmal bewusst vor Augen halten, dass der italienische Klempner offensichtlich zuviel Pizza gegessen hat.


Mir bleibt da jetzt nur noch ein Wunsch offen: Mehr Videospielcharaktere, die dick sind, damit man auch verschiedene Identifikationsfiguren aufbaut.


Mir ist bewusst, dass dies nur ein Abriss sein kann. Deswegen an Euch die Bitte: Wenn ihr noch weitere ikonische Videospielcharaktere kennt, die dick sind, lasst es mich in den Kommentaren wissen.


Was denkt ihr generell darüber? Könnt ihr euch mit Videospielcharakteren identifizieren oder fällt es euch nicht so leicht, weil die Bandbreite an Figuren im Ungleichgewicht ist?


[Es gibt auch noch mehr Minderheiten, die in weiteren Blogs wohl noch von anderen Kollegen ausführlich behandelt werden.]

Kommentare 40

  • Dick sein ist eben nicht erstrebenswert, da meist damit ein ungesundes leben einher geht. IMHO könnte man genauso gut mehr Heroin Junkies als Helden in Videospiel fordern. Keiner möchte Dick sein.

  • Ich möchte mich nicht wirklich mit einen Videospielcharakter identifizieren für mich sollen die Charakter cool oder witzig sein, dabei ist mir eigentlich egal wie diese aussehen.

  • Ich darf übrigens noch Classic Sonic einwerfen, der hat auch ein Kugelbäuchlein, fegt aber trotzdem mit Mach 3 durch die Kante ;)


    Zwanghaft Dicke einbauen, damit es normal wird? Das funktioniert so nicht.Das funktioniert nirgends. Beispiel: Wenn in einer Fußballmannschaft kein einziger Afrikaner oder Asiate spielt, ist das dann per se ein schlechtes Vorbild? Vielleicht reichen einfach genau die Spieler/innen aus, die es dort eben schon gibt.


    Oder auch die Qutenregelung für Frauen in Führungspositionen. Bei gleicher Eignung wird die Frau bevorzugt, das führt nicht zu Normalität, das führt zu Ablehnung und Auflehnung. Warum nicht beide einstellen?


    Das Problem sind eher Stereotypen. Frauen müssen große Boobies haben, dann verkauft das Spiel sich besser. Homosexuelle Charaktere müssen sich immer laut und auffällig verhalten, der Held kann alles und kriegt am Ende die Frau, etc. Egal ob in Filmen oder Spielen. Dicke haben doch mittlerweile schon eher mal die Chance, als nicht Stereotyp wahrgenommen zu werden.


    @Bettmaaan "das ist so ein richtiges "Grünen" und "Linke" Thema."


    Sagen wir, Alternativen-Thema, diese Einteilung in schwarz und weiß (und groß und klein und dick und dünn) muss mal langsam aufhören.

    • Moin. Danke für deinen Kommentar. Natürlich ist es nicht meine Absicht, das zu einem Zwang zu machen, insbesondere wenn es nicht zur Figur, dem Setting oder der Geschichte passt. Es ist nur ein Gedankenanstoß, wie oft man sich bewusst gegen dicke Figuren oder nicht dem Schönheitsideal entsprechenden Figuren entscheidet, nur aus dem Grund, weil man seine Spiele eventuell dann besser verkauft. Eine Quote oder Vorgaben helfen in dem Thema nicht, da müssen einfach die Entwickler einlenken und sich selber mal darüber Gedanken machen.

    • Richtig, wobei das in Filmen wahrscheinlich noch immer schlimmer als in Spielen ist. Dicke Spielhelden gab es irgendwie schon immer, in Filmen waren / sind das oft schräge Typen oder Bösewichte.


      Beispiele wären Q+bert und Pac-man, die noch aus der Pre-Crash Ära stammen und beide jetzt nicht gerade die Rollenmodelfigur haben :)

  • Ich weiss gar nicht warum ich hier sitze und mich aufrege... das ist so ein richtiges "Grünen" und "Linke" Thema. Lasst uns die Kinder vor falschen Idealen schützen oder so. Sorry aber ich verstehe es vielleicht auch nicht. Spider-Man (dünn und normal, würde ich mal sagen) ist zur Zeit bei meinem 3 jährigen Neffen hoch im Kurs. Muss ich jetzt Angst haben das er bald die Wände versucht hoch und runter zu klettern?! Nein, denn spätestens wenn er ins Teenager alter kommt beginnt er die Welt um sich herum zu verstehen und läuft nicht irgendwelchen "idealen" hinterher. Für mich eine völlig überzogene und weit hergeholte Diskussion.
    Man könnte unzählige Beispiele aufzeigen. Am Ende muss man noch diskutieren weil irgendwo ein armes Kind, welches in schlechten Verhältnissen aufwächst und möglicherweise kaum Liebe erfährt, zu einem Problemfall wird. Und dann wird gesagt:"Hey der hat doch Super Mario gespielt. Deshalb ist er seinem Mitschüler auf den Kopf gesprungen!" Unglaublich...


    Zitat:"Es gibt da auch noch einen Sonderfall mit Carl Johnson (CJ) aus GTA: San Andreas. Wenn der Protagonist wenig Sport treibt und viel Fast Food isst, dann wird er im Spielverlauf immer dicker." Da kann man nur sagen... So ist das Leben! Wer zu viel frisst und sich nicht bewegt wird halt dick.


    Zitat:"Mir bleibt da jetzt nur noch ein Wunsch offen: Mehr Videospielcharaktere, die dick sind, damit man auch verschiedene Identifikationsfiguren aufbaut."


    Wieso sollte man das tun?
    Geh mal ins Schwimmbad da laufen teilweise Kinder rum die sind wirklich viel zu kräftig für ihr Alter. Dafür können die Kinder sicherlich nichts. Das ist das Vorbild und die Grenzen der Eltern. Ob dann in einem Spiel ein fetter Spartaner rumläuft interessiert das Kind recht wenig.
    Und wenn doch, ist ein normal gebauter Spartaner (ohne Sixpack) doch ein viel besseres Vorbild. Oder nicht?


    Man könnte meinen es gibt keine andere Probleme in dieser Welt...

    • Du hast offensichtlich meine Intention nicht verstanden. Es geht hier zwar primär um dicke Videospielcharaktere, das Thema umfasst aber ja noch mehr Minderheiten. Wenn etwas in der Gesellschaft nicht als normal angesehen wird, dann tut das Niemandem gut. Kinder sind hiervon besonders betroffen, weil sie noch viel beeinflussbarer sind. Wenn man gewisse Lebensweisen als unnormal einstuft oder diese nicht vorgelebt werden, kann man auch nicht bewusst sich dafür entscheiden, außer man nimmt diese Außenseiterrolle an. Es geht hier also nicht um Vorbilder (wer entscheidet, was richtig ist?), sondern um Repräsentation. Wie soll ein Mensch individuell werden, wenn ihm gesagt und gezeigt wird, dass es nur dieses eine Schönheitsideal gibt? Ich hoffe, du konntest den Blogtext nun etwas besser nachvollziehen. Es wird leider immer gleich so getan, als wolle ich jetzt um jeden Preis dafür sorgen, dass in jedem Spiel dicke Charaktere, Frauen, Transgender usw. vorkommen, um möglichst alle unterrepräsentierten Gruppen unterzubringen. Das ist und war nie meine Intention und Motivation hinter diesem Blogeintrag.

    • Dann habe ich wohl alles verstanden. Nochmal, dass ist ja das Problem. Es gibt Menschen die suchen nach diesen Dingen... (Gibt es genug Dicke, Dünne, Frauen, Männer in Führungspositionen/ in Spielen / in Filmen usw.) Wieso sucht man danach?


      Das es oft einfach an der Leistung und anderen Faktoren hängt will dann aber niemand wahrnehmen. Ähnlich hier, deshalb (siehe Antwort von mir an Swordman) bin ich der Meinung, dass das Gesamtpaket stimmen muss. Eine dicke Tomb Raider ergibt einfach keinen Sinn. Diese Frau bewegt sich, macht Saltos und erforscht Ruinen. Wenn sie dick wäre, würde sie das nicht so gut können. So ist das Leben. Das die Brüste so groß sind ist was anderes. Ist das schlimm? Nein, denn die meisten finden es toll und damit ist die Sache gegessen. Deshalb macht man sich nicht Stundenlang einen Kopf. Erst recht kein Kind. Kinder sind Frei. Sie denken nicht an Sexismus und Feminismus und sowas. Wenn du Kinder hast, dann weisst du das.


      Unnormal, was ist das? Natürlich soll jeder individuell sein können/wollen. Hauptsache er kann mit seiner Selbst leben. Dafür braucht es kein Gleichgewicht an dicken und dünnen Videospielcharakteren. Dafür sorgt das entsprechend reale Umfeld im Leben.

    • Aye. Ich bin Vater, deswegen interessiert mich das Thema und ich merke an meinem Kind, dass Medien ihn sogar sehr stark beeinflußen und ich als Elternteil immer wieder eingreifen muss. Nochmal: Ich will keine dicke Lara Croft, wenn es keinen Sinn macht, sondern ich will, dass Entwickler darüber nachdenken, auch Minderheiten zu besetzen, wenn es in dem gegebenen Rahmen Sinn macht und das passiert mMn zu wenig.

    • Dein Kind wird vom Ungleichgewicht der dicken und dünnen Spielcharaktere beeinflusst? Oder wie wird dein Kind durch Medien beeinflusst? Sorry wenn es sich doof anhört, für mich tut es das in der Tat...
      Bevor wir beide Väter über Medien diskutieren lassen wir das lieber. :)


      Entwickler denken hoffentlich niemals darüber nach Minderheiten zu besetzen. Ich hoffe sie denken so Frei wie ein Kind. Denn nur so kommt während der Spieleentwicklung eine gute ungezwungene Idee raus.
      Beispiel: Spieleentwickler XY hat sein Spiel in der Entwicklung und denkt: "Hey ein dicker sich rollender Hase der alles frisst was ihm im Weg steht wäre doch total lustig.." und das in einem ernsten "Doom"... das wäre was. Ich hoffe du verstehst wie ich das meine. Bin da nicht so Ideenreich.
      Kannst du mir denn ein Beispiel nennen wo es Sinn machen würde einen Charakter der typischen Klasse "Minderheit" einzusetzen? Mir fällt gerade GTA ein. Trevor ist der perfekte Psycho. Geile Idee.

    • Natürlich haben Medien einen Einfluss auf die Erziehung. Es geht auch darum dass Kinder sich zb identifizieren können und auch dass man andere nicht mobbt.


      Steigende Gewalt an Schulen und allgemein steigende Gewalt sind kein Zufallsprodukt.


      „Als ob es keine anderen Probleme gibt“


      Doch gibt es aber vieles hängt miteinander zusammen. Zb die soziale Ungerechtigkeit weil Frauen unterdrückt werden und weniger verdienen oder allgemein es schwerer haben aufzusteigen. Das Bild der Frau kommt auch durch diverse Klischees in Medien und wie Kinder erzogen werden. Auch was einem Mädchen vermittelt wird, wie eine Frau zu sein hat. Alles hängt etwas zusammen.

  • Ryu aus Street Fighter II ist der Grund warum ich Sport mache. Das ist glaube ich ein größerer positiver Effekt, als wenn er fett wäre.

  • Ich glaube das Problem ist in der Sache das man in Videospielen viel zu häufig dieses Szenario gegeben ist, daist ein Feind der muss (physich) besiegt werden oder ein Szenario bei dem die Welt untergeht. Dies schränkt auch die Zeichnung des Charakters deutlich ein. Als Beispiel nehme ich jetzt mal Assassins Creed. Dort klettert einer der Helden auf die höchsten Berge und ist im Umgang mit Waffen geschult. Hier würde es die Immersion zerstören wenn er dicker wäre. Ebenso würde es aber auch komisch aussehen wenn er/sie da nur ein Spargeltarzan wäre.


    Ebenso sollte es auch in die Zeit passen da viele Spiele ja auch während anderer Epochen spielen. Der Großteil der Bevölkerung war nun einmal während des Mittelalters schlank da waren höchstens die Reichen/Könige etc. etwas korpulenter. Nur sie konnten es sich leisten dick zu werden. Der Rest der Bevölkerung hatte nicht die Möglichkeiten oder konnte es sich nicht erlauben dick zu sein.


    Ich finde Diversität in spielen ja auch gut und ich mag es auch wenn in Spielen damit umgegangen wird. Jedoch sollte man es nicht in Spiele auf Teufel komm raus bringen. Was ich zum Beispiel ganz nett finde ist das man in AC Odyssey ja die freie Wahl mit wem man eine Romanze eingeht. Dies passt in sofern ja wunderbar gerade da die Griechen sich damals ja nur ungern festgelegt haben ubd die Homosexualität erst später geahndet wurde.


    Was ich allerdings etwas traurig finde das gerade Spiele die etwas abgedrehter sind oder dich nicht ganz so ernst nehmen das dort nicht mehr gewagt wird. So wird es gefeiert das Bayonetta eine Brille trägt da sie ja so nicht den Schönheitsideale passt. Das man so etwas feiert finde ich aber eigentlich so schade da man hier eigentlich annimmt das wir inzwischen weiter wären.

    • Mir ging es primär auch nicht darum, dass das forciert werden muss, aber es gäbe dafür genügend Gelegenheiten, das auch mal auf diese Weise zu probieren, so dass es eventuell zur Normalität wird, so wie eben auch Mario etwas dicklich ist und das gar nicht hinterfragt wird.

  • Was keiner kauft wird nicht produziert.


    Videospiele sind in den meisten Formen Eskapismus und Übergewicht/Fettleibigkeit und alle Einschränkungen die damit einhergehen sind nunmal nicht attraktiv als Spieleavatar.


    Ich war in meiner Jugend übergewichtig und dast ist kein Zustand für den der menschliche Körper gebaut ist. Das heißt nicht das man sich als Übergewichtiger Mensch nicht in seiner Haut wohlfühlen darf oder das Mobbing in irgendeiner Form okay ist.


    Wer unterrepräsentierte Ethnien, Körpertypen, sexuelle Orientierungen etc in sein Spiel integrieren will soll das gerne tun. Der Markt entscheidet sich letztlich für den größten Absatz aka die Mehrheit.

    • Dann muss man zusätzlich sich die Fragen stellen: Sind wir bewusst so erzogen worden? Sucht man sich seine Spiele tatsächlich danach aus, was für eine Figur man steuert oder ist es nicht letztlich egal? Sind Minderheiten nur nicht in Videospielen vertreten, weil sie am Rand der Gesellschaft leben und sie auch als potentielle Kunden nicht wahrgenommen werden? Sind wir von der Umwelt schon so beeinflußt, dass wir bewusst uns für das Ideal entscheiden?

    • Warum sollen sich Entwickler an Zielgruppen orientieren die Vergleichsweise klein sind. Das macht ökonomisch keinen Sinn.


      Ja man sucht sich spiele nach dessen Inhalt aus.


      Jeder hat einen subjektiven Geschmack. Das worauf man anspricht wird beeinflusst von der eigenen Herkunft, Erziehung, Umgebung und Lebensrealität.


      Das sich daraus erschließt das es größere Schnittmengen (Zielgruppen) gibt auf die man als Entwickler abzielen kann ist für mich nur logisch. Und das es trotz Individualität jedes einzelnen eine Schnittmenge gibt die nicht unbedingt die Ränder miteinbezieht ist auch nur logisch.


      Das ist keine Frage von Gut und Böse in meinen Augen. Die Repräsentation von anderen Erfahrungshorizonten erachte ich auch als sinnvoll. Aber nicht per Dekret oder Befehl.


      Ich hab meinen Spaß mit Nischengames aus Japan. Die sind aber nicht für die Masse tauglich.


      Genauso gibt es Indie Games die das bieten was du suchst (Repräsentation von Minoritäten).
      Man kann aber dem Markt nicht vorschreiben solche Experimente zu akzeptieren.

    • Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen von Dingen, die angeblich keinen Sinn machen: Xbox Adaptive Controller, Modus für Farbenblinde, Linkshändersteuerung. Der Bedarf ist also durchaus da. Um bei diesem Beispiel zu bleiben. Ein dicker Charakter kann auch zur Normalität gehören, wenn es in das Spiel passt. Man hinterfragt ja auch keinen Mario, der mit seinem dicklichen Körper auch wahnwitzige Manöver hinlegt.

    • ein dicker Charakter kann zu Normalität gehören aber die überwiegende Mehrheit will nicht als dicker Charakter spielen. Das ist halt die Realität und du kannst diese Repräsentation nicht erzwingen.


      Ja ein Cartooniges Mario Game kann einen Cartoonigen Hauptcharakter wie Mario Rocken. Deswegen passt ein dicker Charakter trotzdem nicht in jedes Game rein.


      Nehmen wir doch mal ein positiv Beispiel für Repräsentation;
      -> Ich würde Life is Strange nicht mit der Kneifzange anfassen weil es mich nicht anspricht.


      -> Trotzdem ist es ein Erfolg geworden in einem Markt der groß genug ist für diese Story von zwei Teenie Mädels die sich lieben.


      Niemand hat den Entwicklern eine Pistole an den Kopf gehalten sondern die ham einfach gemacht.
      Ich bin nicht die Zielgruppe aber das stört mich nicht.


      => Ein Beispiel das zeigt das sich herausfordernde Storyarcs und Charaktere auszahlen können. Das ist auch gut so.


      Was ist die Lösung also für das Problem der Repräsentation? Leute die mehr Repräsentation sehen wollen müssen Titel unterstützen die ihnen das geben was sie suchen.


      Die Lösung ist nicht darauf rumzuhacken das populäre Games populäre Archetypes nutzen.

  • Ich hatte jüngst einen ähnlichen Gedankengang bzgl. Minderheiten in Videospielen, als ich vor kurzem erstmalig Mother 3 (durch-)gespielt habe. In diesem Titel tauchen im Laufe der Geschichte immer mal wieder „der Norm abweichende“ Charaktere auf, die teils eine bedeutsame Rolle einnehmen für den weiteren Spielverlauf, was ich in dieser Art und Weise selten in anderen Videospielen erlebt habe.


    So stößt man z.B. recht früh auf einen Mann mittleren Alters, der eine Gehbehinderung aufweist und anfangs als sehr einfältig, dumm und „verwildert“ dargestellt wird (körperlich+geistig eingeschränkt). Später lernt der Spieler neue, tiefgründige Seiten an ihm kennen und er wird sogar ein festes und geschätztes Party-Mitglied.


    Oder eine Gruppe von Transgender, welche die Hüter spezieller Relikte sind und die Menschheit vor dem drohenden Weltuntergang beschützen (ähnlich vergleichbar mit den 6 Weisen aus Ocarina of Time). Die Entwickler ließen ihnen also spielintern einen außergewöhnlichen Stellenwert zukommen, was grundsätzlich schon besonders ist. In einer Szene wird eine dieser Personen von NPCs überwältigt und gefesselt aufgrund ihrer Andersartigkeit. Ich fand es überaus spannend, wie die NPCs dann miteinander diskutierten, ob das jetzt ein ‚er‘ oder eine ‚sie‘ ist; anderen war es völlig egal und es kümmerte sie nicht groß.


    Das sind so Themen, an die sich andere Videospiele selten bis gar nicht trauen (zumindest sind mir persönlich kaum welche bekannt). Ich denke eine gelegentliche Einbindung solcher Minoritäten in Haupt- bzw. wichtigen Nebenrollen kann durchaus eine Bereicherung für Videospiele darstellen, sofern es nicht bloß als Mittel zum Zweck verkommt.

    • Bei unserer Diskussion stellten wir fest, dass Nintendo zumindest in der Hinsicht durchaus fortschrittlich war. Mit Birdo hat man schon recht früh einen Transgender, also eine Figur, die eigentlich männlich ist, aber glaubt eine Frau zu sein. Dies wird auch bei Captain Rainbow für die Wii thematisiert, wo man die Aufgabe erhält, herauszufinden, welches Geschlecht Birdo hat. Bei Nintendo hat man also schon dazu beigetragen, dass gewisse Rollen als völlig selbstverständlich wahrgenommen werden. Auf jeden Fall ein spannendes Thema. Wie gesagt: Da werden noch Blogpostings folgen, die auch genau solche Sachen thematisieren.

  • Mir ist allgemein komplett egal welches Geschlecht oder welchen Körper Videospielcharaktere haben. Spielt einfach absolut keine Rolle.

    • Völlig richtig. Keine Ahnung warum jetzt die "Minderheit muss geschützt werden" Diskussionen in der Spielebranche geführt werden sollten?!
      Ist doch völlig Wurst wie die ganzen Charaktere aussehen. Hauptsache es passt ins Spiel und die Geschichte um die es geht. Und selbst ein Ballerspiel mit einem Übergewichtigen-Huhn könnte entsprechend cool dargestellt werden.

  • Korpulente Charaktere werden meist als Böse, witzig oder dümmlich dargestellt. Vorzugsweise als Sidekick des Helden. Mario ist zwar jetzt auch nicht so eine Heldenfigur, passt aber zur Welt, in der ja niemand richtig muskulös ist. Aber in ernsteren Spiel fällt mir spontan kein Protagonist ist, der etwas fülliger ist und als Held in Szene gesetzt wurde.


    Die Fragen die sich mir hier stellen sind folgende: Wird die Entwicklung eines Spiels dadurch erschwert, weil ein Charakter adipös ist? Wie sehe das Gameplay dementsprechend aus? Kann es in Videospielen einen dicken Helden geben, der die Menschheit rettet oder ist das gesellschaftlich zu weltfremd?