Metroid Blog, Teil 5: Das erste Mal Prime

Der Charged Beam ist geladen. Ich habe nur noch wenig Energie. Meine letzte Chance. Wenn ich jetzt nicht treffe, war's das. Mit Sicherheit. Meta-Ridley reißt sein Maul auf. Ich feuere. Die Ladung trifft. In Schmerzen bäumt sich das Raubvogel ähnliche Monster auf. Die Super-Missle zerfetzt seine Brust. Ich hab es geschafft. Doch was ist das? Der Boden bricht zusammen und offenbart eine tiefe Schlucht, die zum Kern des Planeten führt. Meine Aufgabe hier ist noch nicht erfüllt. Eine letzte Prüfung wartet auf mich.


Ja, das Finale von Metroid Prime hat es auch nach über 16 Jahren noch in sich. Doch obwohl ich die Metroid-Reihe zu meinen liebsten Videospielen zähle, sehe ich es zum ersten Mal. Es hatte sich einfach bisher nicht ergeben. Zu meiner Schande.


Früher einmal...
Im November 2002 erschien Metroid Prime in Nordamerika. Erst im folgenden Jahr folgten die Veröffentlichungen in Japan und Europa. In dieser Zeit hatte ich – bis auf einen alten Gameboy und ein paar Spiele in der Schublade – mit Nintendo und deren aktuellen Konsolen relativ wenig am Hut. Ich steckte gerade am Ende meiner Ausbildung, tauchte zum ersten Mal in Pen&Paper-Rollenspiele ein und versuchte auch noch in einer "Band" so etwas wie Bass zu spielen. Sprich, ich hatte einfach anderes im Kopf.


Dann aber packte mich durch Zufall die Nostalgie, als ich auf einem Flohmarkt eine Super Nintendo Kartusche mit Super Metroid in die Finger bekam und mir kurzerhand die Konsole von einem Kumpel auslieh. Die Lust an Metroid war wieder geweckt.



Einige Zeit später kaufte sich meine damalige Freundin eine Wii, die sie in meiner Wohnung parkte. Aber bis auf Mario Kart wurde darauf eigentlich nichts gespielt. Eine Schande, ich weiß. Fragt mich nicht nach Zelda. Die Reihe ging bis dahin total an mir vorbei. Aber das ist eine andere Geschichte. Na ja, jedenfalls stieß ich in einem Gebrauchtwarenladen auf eine Ausgabe von Metroid Prime 3 Corruption. Das muss etwa 2008 oder 2009 gewesen sein. Sicher bin ich mir da jetzt nicht. Aber was ich weiß, ich hab das Game so dermaßen gesuchtet. Mit Ego-Shootern hatte ich Erfahrung, mit Metroids auch. Aber diese faszinierende Kombination aus Action-Adventure und Shooter aus der Ego-Perspektive? Das war etwas völlig Neues und haute mich förmlich um. Die Wii-Steuerung ergab auch total Sinn. Ja, dafür war sie überhaupt gemacht worden. Zielen und Feuern. Scannen und Umsehen. Ankerpunkte greifen und als Morphball durch enge Höhlengänge rollen. Es war fantastisch. Und ich habe es nie bis zum Ende gespielt. Ich scheiterte, glaub ich, am letzten Boss. War gefrustet. Und dann passierten Dinge.


Lange Zeit war es um Metroid still bei mir. Bis ich 2017 einen Artikel zu dem Remake von Metroid 2 las und beschloss, mich Nintendo wieder anzunähern. Was dann geschah, lest ihr hier und hier und hier. Jetzt war der Augenblick gekommen. Die Prime Trilogy musste nachgeholt werden. Prime Hunters hatte mir im Nachhinein gut gefallen. Also warum es nicht noch einmal mit der Hauptserie versuchen? Es gab sie nicht für den 3DS. Eine WiiU? Eher nicht. Die Switch ist draußen und der 3DS für mich praktisch neu. Schon wieder eine Konsole kaufen? Erstmal das Game! Zack, Ebay-Kleingedöns und für nen fairen Preis das schmucke Teil bekommen.


Die Schwester meiner Freundin hat alles von Nintendo. Also zumindest fühlt es sich so an. Während ich mir immer wieder einen ihrer DS-Modelle auslieh, um Zero Mission und Fusion zu zocken, bewahrt sie sämtliche Konsolen-Generationen bei sich auf. Nur wo, das weiß sie seit dem Umzug scheinbar nicht mehr so genau. Daher sah es einige Zeit so aus, als könnte sie mir die Wii gar nicht ausleihen. Also seufzte ich einmal mehr und besorgte mir schließlich auch eine Wii und Controller bei Kleingedöns. Endlich war ich startklar.



Zum ersten Mal Prime. Da waren wir also wieder. Samus und ich. Die Kopfgeldjägerin auf einer ihrer größten und schwierigsten Missionen. Den Anfang hatte ich mir schon mal in Letsplays angesehen. Natürlich ist die Grafik nicht mehr up to date. Aber wer mit Nintendo aufgewachsen ist, der misst diesem Punkt sowieso nicht unbedingt den höchsten Wert bei. Sprich, ich war zufrieden. Nicht umgehauen. Aber zufrieden. Und schließlich sogar hingerissen. Denn den größten Stärken des Spiels und der Serie konnte auch der Zahn der Zeit nichts anhaben: das Erkunden und Erforschen, die riesige verwinkelte schön gestaltete Welt, den atmosphärischen Musikstücken (die auch gerade beim Schreiben dieser Zeilen im Hintergrund laufen).


Ich kämpfte mich also durch alte Ruinen der Chozo. Feuerte Weltraumpiraten über den Haufen. Sammelte neue Gagdes und Waffen. Wurde stärker und drang immer tiefer in das Geheimnis um das Phazon ein. Ich war fasziniert von wundervollen Eislandschaften, schwitze in meinem Raumanzug, während um mich herum die Lava aus den Höhlen von Magmoor quoll.


Dumme Piraten und eine Karte aus der Hölle
Nicht alles war perfekt. Das Gegner-Verhalten, bei der einheimischen Fauna noch nachvollziehbar, nervte mich bei den Weltraumpiraten sehr und führte mir immer wieder das Alter des Spiels vor Augen. Auch die Karte brachte mich andauernd zur Verzweiflung. Ja, sie war rotier- und zoombar und in 3D gestaltet. Aber sie hat mich trotzdem immer wieder gestört. Egal. Über all diese Punkte konnte ich im Endeffekt drüber hinwegsehen, denn die positiven Aspekte des Spiel überwiegen.


Wie allerdings so oft bei mir, halte ich mein Anfangstempo irgendwann nicht mehr durch. Und nach ungefähr der Hälfte von Metroid Prime brauchte ich eine Pause. Ich fing dann mit Majoras Mask an. Ja, auch so ein Klassiker, den ich total verpennt hab und der mich auch weiterhin begeistert. Und den ich auch gerade erst bis zu Hälfte gespielt habe. Es ist zum Verzweifeln. Dann kam Severed, das ich sogar komplett durchspielte (Hurra!) und dann Sekiro, dass mich vollends erfüllte und abf**kte zugleich. Auch hier gibt es gerade aktuell eine Pause. Es gab sogar mehrere Pausen, da mich das Spiel wirklich in den Allerwertesten trat. Ein bisschen Zelda, ein bisschen Steamworld. Ich stehe gerade im Finale uuuund... will endlich Metroid Prime zu Ende spielen!



Und da stehen wir nun. Mein Alterego Samus und mein Erzfeind Ridley. Ich habe alle Artefakte gefunden. Habe alle Mühen überstanden (die Phazon-Minen hab ich gehasst!) und bin bereit, das Finale einzuleiten. Doch ich bin zu schwach. Gegen Ende des Kampfes verkrampft immer wieder mein Handgelenk. Ridley hat leichtes Spiel mit mir und raubt mir die letzten Reserven aus meinen Energiecontainern. Mist. Okay. Heute will ich es schaffen. Wieder verloren. Aber ich geb nicht auf. Ich kann dieser Attacke einfach ausweichen und ... Treffer! Ridley krümmt sich zusammen. Die Super-Missel trifft ins Ziel und Ende.


Nein. Kein Ende. Das letzte Gefecht wartet im Kern des Planeten. Noch einmal ein Ungetüm besiegen. Noch einmal alle Ausrüstung zum Einsatz bringen. Superbomben, Missles, verschiedene Visiere. Noch einmal alles rausholen. Und dann ist es tatsächlich geschafft. Ich hab Metroid Prime durchgespielt. Und es war großartig. Danke!



*Puuuhst* Okay, da lag eine dicke Staubschicht drauf. Aber ich hoffe, trotz der langen Wartezeit hat euch dieser sehr persönliche Blog-Eintrag gefallen :) Wie war es bei euch? Habt ihr Metroid Prime damals zu seinem Release gezockt oder habt ihr mit den 3D-Teilen der Serie nichts am Hut? Ich freu mich auf eure Kommentare!

Kommentare 7

  • Release - Gekauft - Am Stück aufgefressen! Mir steht heute - 16 Jahre später noch der Mund offen und wird es auch immer tun! *verneigVorDemSpiel

  • Wenn es möglich wäre 10 Yeahs für diesen Eintrag zu geben, würde ich dir diese geben.


    Danke für diesen sehr gelungen und originellen Artikel.


    Ich habe mir Metroid Prime Trilogie auf der Switch besorgt und habe dadurch dieses Meisterwerk zocken können. Alles in allem habe ich das Spiel 4-5 durchgespielt. In fast allen Belangen ist das Spiel großartig. Es ist für mich eines der wenigen Spielen, in denen der Wechsel von 2D auf 3D sehr gut gelungen ist.


    Übrigens habe ich ab dem Zeitpunkt als du den Soundtrack des Spiels verlinkt hast, diesen beim Lesen des Artikel angehört.

    • Vielen lieben Dank :) Meinst aber sicher die Wii U, oder? Auf der Switch wäre es mit Sicherheit noch besser ;)


      Finde auch, dass es eines der wenigen richtig guten Beispiele für einen gelungenen Wechsel von 2D zu 3D ist. Wobei ich mich aber in den 2D Teilen etwas besser zurechtfinde ;)

    • Natürlich meine ich die Wii und nicht die Switch. Ich würde mir jedoch ein Remake auf der Switch ohne zögern kaufen.

    • Auf jeden Fall! :D

  • Das weckt Erinnerungen :D
    Mein erstes Mal Metroid Prime dürfte so um 2007 herum gewesen sein, als die Wii voll durchstartete und die Gamecube-Spiele nach und nach verramscht wurden. Beim ersten Durchspielen hatte mich der Titel unerklärlicherweise nur bedingt überzeugen können, vor ein paar Jahren hab ich es dann nochmal auf 'Hard' durchgespielt und spätestens seitdem liebe ich Metroid Prime!
    Ich finde es sieht für ein mittlerweile 17 Jahre altes Spiel auch heute noch überraschend gut aus (allein die Spiegelungen und Effekte auf Samus Visor!) und die 3D-Karte hat mir oft bei der Orientierung geholfen :p
    Als kleiner Kritikpunkt fallen mir spontan diese Chozo-Geister ein, die haben mich im späteren Verlauf tierisch genervt...

    • Oh ja. Die Chozo-Geister nervten mich auch :D Das mit den Spiegelungen im Visor hat mir auch gut gefallen. Da hatte man immer so ein Mittendrin-Gefühl.