Neu Warum Exklusivtitel die Gaming-Landschaft bereichern

Ich erinnere mich noch gut daran, als ich die ersten Szenen aus Horizon: Forbidden West über meinen Bildschirm flackern habe sehen. Innerlich flammte eine Begeisterung auf, nachdem ich dem Vorgänger viel Spielspaß abgewinnen konnte. Doch ein Blick auf die Nintendo-Konsole neben meinem Fernseher rief mir wieder ins Bewusstsein, dass ich nicht in den Genuss des damals noch exklusiv für Playstation 5 entwickelten Spiels kommen würde. Eine zusätzliche Konsole wollte ich dann doch nicht erwerben, wenngleich ich das in jungen Jahren mit der Playstation Portable (PSP) ausschließlich für Monster Hunter: Freedom Unite bereits getan hatte. Naja, genaugenommen wurden für diesen Handheld noch die Eltern zur Kasse gebeten. Vielleicht kennst du solche Situationen auch? Ärgerlich. Sollen sie die Spiele doch auch auf anderen Plattformen veröffentlichen!


Aber sollten die Entwickler das wirklich tun? Zumindest Maurice Weber sieht das so. Maurice ist Spielejournalist und durch seine Arbeit für die GameStar in der Szene zu Bekanntheit gelangt. In einem Video mit dem reißerischen Titel "Der langsame, wohlverdiente Tod der Exklusivspiele" machte er Anfang 2025 seinen Standpunkt klar, was für mich Anlass und Motivation für diesen Blogartikel war. Jedenfalls erhofft er sich durch das herbeigesehnte Sterben der Exklusivität in der Spielebranche mehr Freiheit und mehr Wahlmöglichkeiten für die Spieler. Klingt erstmal positiv, oder? Immerhin hätte ich das eingangs erwähnte Horizon: Forbidden West wenn auch in abgespeckter Version dann auch auf der Switch daddeln können.


Besonders die aktuelle Strategie von Microsoft dürfte im Interesse von Maurice sein. Der Konzern veröffentlicht zunehmend Spiele über verschiedene Plattformen hinweg, statt mit Exklusivität die Attraktivität der hauseigenen Konsole zu stärken. Nintendo fährt eine gegenteilige Linie und bleibt größtenteils im eigenen Ökosystem, aber das dürfte auf dieser Website allen Nutzern bekannt sein. Unabhängig davon finden sich in den Bestenlisten diverser Spielemagazine und Bewertungsportale reichlich Exklusivtitel für unterschiedliche Plattformen. Ich behaupte: Das liegt an ihrer Exklusivität!


Mit der Entscheidung für eine bestimmte Plattformen sind die technischen Möglichkeiten für das Entwicklerteam klar abgesteckt. Das Spielerlebnis kann bestmöglich für die bestehenden Rahmenbedingungen optimiert werden. Die plattformspezifischen Stärken und Schwächen fließen direkt in die Überlegungen zur Grafik, zur Steuerung und zu grundlegenden Spielelemente mit ein. Gerade Nintendo-Fans mit bekannten Third-Party-Titeln in ihrer Spielebibliothek dürften verwaschene Grafiken, lange Ladezeiten und plötzlich in der Spielwelt aufploppende Elemente kennen, während Nintendo zum Beispiel bei der Entwicklung von The Legend of Zelda: Breath of the Wild mit dem Stil und der Aufmachung des Spiels darauf Wert legte, solche unschönen Nebenerscheinungen einer Open-World möglichst zu vermeiden. Zudem erfordert ein Handheld wie die Switch 2 beispielsweise auch Spiele mit kräftigeren Farben, um unterwegs bei Sonneneinstrahlung gut auszusehen.


Gelungene Beispiele für Exklusivtitel sind die beiden Jump 'n' Run-Hits Super Mario Odyssey (Switch) und Astro Bot (PS5). Während wir beim Klempner mit seiner sprechenden Mütze auf die Bewegungssteuerung der Switch zurückgreifen, retten wir mit dem knuffigen Roboter mit Hilfe der Spezialfähigkeiten des Dual Sense-Controllers der Playstation 5 viele liebevoll gestaltete Charaktere aus der Historie der Playstation-Konsolen. Beide Titel haben die Stärken ihrer jeweiligen Plattform genutzt und hätten beispielsweise auf dem Computer Abstriche machen müssen. Vielleicht ist dir zudem aufgefallen, dass es sich in diesen Fällen um First-Party-Titel handelt. Sie repräsentieren gewissermaßen die Konsolen auf denen sie veröffentlicht wurden. Die Entwickler dürften sich also besonders viel Mühe gegeben haben, um ein gutes Produkt auf den Markt zu bringen.


Dennoch gibt es viele Spiele, denen man deutlich anmerkt, dass sie ursprünglich für eine Plattform entwickelt wurden und wahrscheinlich aus finanziellen Interessen ihren Weg auf weitere Geräte gefunden haben. Ich denke hierbei an Minecraft und Terraria. Die "Blockbuster" (Achtung: Wortwitz) entfalten nur mit Maus und Tastatur ihr volles Potenzial. Jedenfalls kann mir niemand ernsthaft erzählen, dass beim Sortieren von Items in Kisten mit einem Joystick echter Spielspaß aufkommt. Die Entwickler hätten lieber ihre Kapazitäten für die Weiterentwicklung der PC-Version bündeln sollen, statt zu überlegen, wie sie ihre Marken auch auf dem Smartphone verfügbar machen. Viele Aufbausimulationen, darunter Cities Skylines II oder Planet Coaster 2 teilen dieses unrühmliche Schicksal. Sicherlich hast du weitere Spiele im Kopf.


Spiele für Smartphones gehen in Debatten unter Videospielern schnell unter, dürfen aber nicht vergessen werden. Immerhin finden sie bei vielen Gelegenheitsspielern Anklang und sind teilweise zu echten Gelddruckmaschinen für die Entwickler mutiert. Wer durch den App-Store seiner Wahl stöbert, wird unter den Angeboten sehr viele Smartphone-Exklusivtitel finden. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn das Zocken auf dem Smartphone unterscheidet sich viel stärker von anderen Plattformen als PC-Spiele von Konsolentiteln. Wer ist damals nicht gerne durch das Hin- und Herschwenken seines mobilen Endgeräts in Doodle Jump von Ebene zu Ebene gehüpft? Vom obigen Beispiel mit Minecraft und Terraria abgesehen, haben auch viele klassische Spieleentwickler erkannt, dass sie ihre Marken nicht 1:1 auf das Smartphone portieren können. So veröffentlichte Nintendo mit Mario Kart Tour und Super Mario Run extra für das Smartphone entwickelte Ableger der Reihe. Mit Pokemon Go haben die Japaner ein Musterbeispiel für einen Exklusivtitel abgeliefert, indem sie spezifische Smartphone-Features, wie die Kamera und GPS ins Spiel integriert haben.


Für mich sind Exklusivtitel eine echte Bereicherung für die Gaming-Landschaft. Mit ihren zugeschnittenen Inhalten sorgen sie für mehr Qualität und Spielspaß und schaffen durch ihre Eigenheiten auch mehr Abwechslung zwischen den Plattformen. Letzteres kann wieder unterschiedliche Spielertypen ansprechen. Zwar finde ich es weiterhin schade, dass ich dadurch Spiele, wie das eingangs erwähnte Horizon: Forbidden West verpasse, aber das ist in Ordnung. Ich muss nicht alles spielen. Trotzdem müssen auch nicht alle Titel exklusiv für eine Plattform entwickelt werden. Es gibt genügend Spiele, die auf der Konsole ebenso Freude bereiten, wie auf dem PC - die Diablo-Reihe beispielsweise. Und selbst wenn ein Minecraft-Fan gerne auf dem Smartphone Burgen errichtet und Zombies ins Jenseits befördert, dann gönne ich ihm das von Herzen.

Kommentare 4

  • Ich bin da eher auf der Seite von Maurice Weber. Wirtschaftlich hängt vieles vom Hersteller ab. Bei Nintendo ergibt Exklusivität absolut Sinn – die Leute kaufen die Hardware wegen der Software. Würde es die Spiele woanders geben, würden Nintendos Hardwareverkaufszahlen in den Keller gehen. Bei Sony sieht es anders aus: Die PlayStation dominiert teils aus Gewohnheit und Marktstellung. Weitaus weniger Leute kaufen jetzt keine Playstation mehr, nur weil es sehr viele ihrer eigenen Spiele auch für PC gibt. Die zusätzlichen Verkaufszahlen auf PC, von Leuten, die dafür nicht extra ne Konsole gekauft hätten, gleichen das locker aus. Dass Sony seine Titel nun auch für den PC veröffentlicht, ist wirtschaftlich nachvollziehbar.


    Du hast dich stark auf Steuerung konzentriert, etwa bei Cities: Skylines. Aber Maussteuerung ist nichtPC-exklusiv. Schon der SNES hatte Maus-Zubehör, die Switch 2 bringt Maus-Support mit den Joycons. Aber auch auf PS4 kann man bei Cities Skylines einfach eine Maus und Tastatur vom PC nutzen. Das heißt an hat die gleiche Steuerung auch auf der Konsole. Umgekehrt könnte Sony auch DualSense-Features auf dem PC verfügbar machen und so würde sich Astro Bot dort genauso wie auf der PS5 spielen lassen. Hinzu kommt, dass es sehr viele Beispiele gibt, wo nicht jeder die Spezialsteuerung für was Gutes hält. Ich persönlich finde Bewegungssteuerung in Mario Galaxy oder Odyssey eher störend. Da wirst du aber Befürworter für beides finden. Das Schütteln in Donkey Kong Country Returns auf der Wii oder die Touchsteuerung in den DS-Zeldas mag so gut wie keiner.


    Letztlich sind solche Spezialfälle heutzutage aber selten. Die meisten Spiele – auch auf Nintendo-Konsolen – funktionieren mit einem Standard-Controller überall gleich gut, weil sie auf Sonderfeatures verzichten.


    Technisch gesehen haben Exklusivtitel früher tatsächlich Plattformen ausgereizt. Doch heute sind PS5 und Xbox Series X faktisch PCs mit angepasstem OS. Spiele erscheinen oft Cross-Gen und laufen auf Basisversionen wie Pro-Modellen. Wenn ein Spiel für PS4, PS4 Pro, PS5 und PS5 Pro erscheint, kann man grafisch und technisch nicht für iene Hardware optimieren. Das gilt nun für Xbox One, Series, PS4 und PS5. Bleibt nur noch die Switch, die eine fixe Hardware pro Generation hat. Auch bei der Switch gibt’s aber nun Cross-Gen. Aber schaut man sich mal die 2D Zeldas oder Pokemon auf der Switch an, sieht man ja, dass es nicht immer heißt, dass die Spiele technisch perfekt auf die Hardware angepass sind. Und siehe Breath of the Wild, das auf Switch 2 deutlich besser läuft als auf der ersten Generation. Hätte es das Multiplattform gegeben, hätte man nicht 8 Jahre auf eine optisch so viel schönere Version warten müssen.


    Von daher bleibt unterm Strich für mich, dass es aus Herstellersicht, auf die Situation des Herstellers ankommt, ob es aus deren Sicht sinnvoll ist oder nicht. Aus Spielersicht überwiegen heute die Vorteile von Multiplattform-Titeln: bessere Verfügbarkeit, größere Zielgruppe, niedrigere Preise am Gebrauchtmarkt – und vor allem bessere Erhaltbarkeit. Viele Exklusivtitel verschwinden für Jahre, manchmal Jahrzehnte. Ohne Raubkopien oder Emulation wären viele schlicht nicht mehr spielbar. Multiplattform-Spiele haben da bessere Chancen, neu aufgelegt zu werden – gerade weil sie nicht an eine spezielle Hardware gebunden sind. Diesen Aspekt lässt du in deiner Argumentation weitgehend aus: Optimierung auf eine Plattform erschwert oft die langfristige Zugänglichkeit.

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  • Ich kappiere ja so überhaupt nicht wieso jeder Konsolen First–Party Hersteller seine Games jetzt auch auf anderen Plattformen oder sogar auf der ehemaligen Konkurrenz anbietet. MS fährt ja schon seit einiger Zeit die Multiplattformschiene, nun ist aber auch Sony darauf aufgesprungen und bringt Helldivers 2 zur Xbox.

    ( https://jpgames.de/2025/07/xbo…n-playstation-publishing/ ). Damit haben sie nun auch den kleinen Schritt zum Publisher für alle Devices gemacht. – Zwar ist es fraglich wie es hier weiter geht, aber der Schritt wurde getätigt.


    Und das ganze geht mir nicht ein, den 'Software salles Hardware' – und nun wenn ich die Software auf jeglicher Hardware bekomme, wieso soll ich mir dann noch genau diese spezielle Hardware besorgen!


    Früher gab es eben eine klare Linie, Xbox Games gibt es nur auf der Xbox und Sony Games gibt es nur auf der Playstation. Aber nun ist dem so nicht mehr, und ja damit verlieren die Devices durchaus ihren Besonderheit.


    Bin ich nur froh das Nintendo immer noch Nintendo ist, und somit Nintendo Games nur auf Nintendo Devices vorhanden sind. Und somit man wenigstens hier noch eine Kontinuität hat, um eben Nintendo Games zu zocken; braucht man ein Nintendo Device und fertig aus. Ich hoffe ja das Nintendo ewig an diesen Prinzip festhält und niemals ihre Games für andere Plattformen frei gibt. Denn ich bin der Meinung, wie es Satoru Iwata einst formuliert hat: ' Würde Nintendo dies tun, dann würde Nintendo so wie es war aufhören zu exestieren.'


    Ich hatte ja schon bedenken mit der Smart Devices Initative, aber die Games hier haben sich als Ableger ihrer großen Brüder herausgestellt und somit wurde mein Bedenken gleich kleiner. – Und ja, ich bin froh das hier Nintendo nie vollwertige Games veröffentlicht hat.


    Den Exclusiv Games sind nun mal exclusiv und dies sollten sie bleiben.

    Yeah! 1
    • Ich finde Sony macht das einfach wirtschaftlich clever. Die ganzen exklusiven, die auf PC oder Xbox kommen sind schon so alt, dass der Release weder die eigenen Verkäufe beeinflusst, noch die Konkurrenz wirklich stärkt.


      Im Grunde geht es nur ums Geld und um die eigene Marke präsenter zu machen, denn solange ein aktuelles Spiel exklusiv ist, fischt man sich damit neue Kunden.

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    • Nur meine 5ct: Auf der einen Seite ist für mich als PC + Nintendo-Konsole-aktuellster-Generation Besitzer dieser Trend sehr praktisch. Wenn ich Bock auf das neuste Spiderman Spiel habe, warte ich etwas, und zack es ist aufm PC verfügbar. Für alles Nintendo-relatierte zock ich dann momentan Switch 2, vorher halt Switch, und davor Wii U, Wii, etc.


      Auf der anderen Seite...Boah nimmt mir das komplett den Reiz an Xbox und Playstation. Ich arbeite in der IT, die 2-3 Dinge, die man für 99% der Spiele machen muss damit sie vernünftig laufen stören mich garnicht, und manchmal mach ich mir zum zocken gern mehr Probleme als nötig (Randomizer in Pokemon mit Sonderbonbons damit man eine angenehme Nuzlocke laufen kann? Erstmal 2 verschiedene 3rd party tools anwerfen nur damit das geht :ugly: ) aber hin u. wieder hab ich dann doch Bock, einfach zu zocken ohne viel Schnick Schnack.


      ...Nur sind Xbox und PS5 inzwischen so weit weg von "einfach zocken ohne viel Schnick Schnack", mit Spielen die crashes haben, Updates die Dinge zerlegen, riesigen Day 1 Updates, ohne welche physische Spiele kaum funktionieren, generell kaum physischen releases...Dass ich auch noch weniger Bock auf die Konsolen bekomme. Dann gibts quasi keine exclusives mehr, für mich ist da der use case quasi nicht vorhanden.


      Es sind inzwischen in meinen Augen einfach nur Gaming PCs mit nem mehr oder minder für Controller ausgelegten UI und weniger Freiheiten und das war's. Früher waren die Konsolen mit sinnigen Bonus-Features ausgestattet, inzwischen hat das fast alle Unannehmlichkeiten eines PCs bis auf so troubleshooting Kleinigkeiten wie Treiber updates, also weiß ich nicht was ich mir da noch nen abgespeckten PC ins Wohnzimmer stellen kann. Kann ich mir auch nen PC mit Steam big picture mode in die Bude klemmen (Oder ein Steam Deck per dongle anschließen), funktioniert genauso sobald eingerichtet IMO


      Weiß nicht, ob ich das 'ne Bereicherung nennen würde, aber Nintendo's Exklusivtitel bauen oft auf den Features ihrer Konsole auf, weshalb sie sich super daheim auf diesen finden. Das Gefühl hatte ich bei den Xbox (360) und PS (1+2) Konsolen die ich hatte kaum bis garnicht. Das waren einfach nur gute Videospiele, die auf der Konsole aber nicht auf anderen rauskamen. Vielleicht noch bei der PS1, dass die CDs hatte war für die Zeit schon echt krass. Mp3 soundtrack! Fancy.


      Steuerungsmethoden sind gerade bei der Switch 2 so viele gegeben, und Spiele wie FFXIV zeigen, dass man mit kreativen Workarounds sehr gute Steuerungsmöglichkeiten an dem Original vorbei desingnen kann, die genauso gut funktionieren können. Sind manchmal etwas clunky, und fühlen sich dann auf ihrer Heimkonsole/Handheld sicherlich smoother an, aber ist möglich :mario:


      Dafür gibt's dann halt Mods usw. also ich bleib da persönlich beim PC, oder wenn ich wirklich einfach nur zocken möchte was immer mehr vorkommt, dann auch bei ner WIRKLICH reinen Spielkonsole/Hybrid Konsole, da ist die switch 2 doch sehr angenehm :D

      Herz 1