DS-Blog-Spieletest: Kingdom Hearts re:coded

Vor knapp 9 Jahren erschien ein Titel, der die Videospielnation spalten sollte. Eine Zusammenarbeit zwischen Disney und Square-Enix (damals noch Squaresoft) mündete in Kingdom Hearts, einem Rollenspiel-Epos, in dem japanische Rollenspielelemente auf Disney-Welten trafen. Die einen fanden – und finden es immer noch – total kindisch und langweilig, die anderen jedoch lieben es, in Soras Rolle zu schlüpfen und die Herzlosen zu vernichten. Mittlerweile sind einige Ableger der Reihe erschienen, unter anderem auch auf dem Nintendo DS. Nun veröffentlicht Square-Enix einen weiteren Teil, der das Remake eines Handy-Spiels der Reihe darstellt. Ob uns Kingdom Hearts re:coded überzeugen konnte oder es lieber zurück auf das Handy wandern sollte, erfahrt ihr im folgenden Text.



Nachdem Jiminy Grille zusammen mit Sora, Goofy und Donald zwei spektakuläre Abenteuer erlebt und ihre Abenteuer aufgeschrieben hat, lehnt er sich im Schloss Disney zurück und schaut in seine Aufzeichnungen. Schockiert stellt er fest: Ein Buch ist bis auf eine einzige Nachricht völlig leer:
„Ihre Schmerzen werden heilen, wenn ihr zurück zu Hilfe eilet.“ Verwundert über diese Zeilen, welche er selbst nie in das Buch hineinschrieb, geht er gemeinsam mit König Micky, dem Hofzauberer Donald und Ritter Goofy der Sache auf den Grund. Als sie mithilfe einer Maschine das Tagebuch entschlüsseln wollen, passiert Schreckliches. Das gesamte System wird von Bugs befallen! Doch Micky ist nicht umsonst der König und hat eine rettende Idee: Sie erstellen aus den im Buch vorhandenen Daten ein virtuelle Kopie des Schlüsselschwertträgers Sora und lassen ihn das Rätsel lösen. Doch bald überschlagen sich die Ereignisse und man kann die reale und virtuelle Welt kaum noch voneinander unterscheiden...


Zuerst einmal möchte ich eine Frage beantworten, die wohl vielen auf der Seele brennen wird: Ja, man kann Kingdom Hearts re:coded spielen, ohne jemals mit einem Vorgänger in Kontakt gekommen zu sein. Jedoch werden einem dennoch einige Sachen nicht ganz klar, beziehungsweise es ist nicht alles verständlich. Nun aber zum Wesentlichen. Ihr übernehmt wie schon in den meisten Vorgängern die Rolle von Sora. Dieser hat zur Aufgabe, in jeder Welt die Anomalien des Programms zu finden und auszumerzen. Hat er dies geschafft und den Bug im Systemkern aufgelöst, geht es in die nächste Welt. Diese sind den Kingdom Hearts-Spielern allesamt bekannt und wurden auch teilweise 1:1 übernommen. Das sollte allerdings nicht abschrecken, da es im Spiel selbst oftmals Veränderungen der Welt oder neue Passagen gibt. Um die Anomalien vernichten zu können, müssen diese in den Welten erst einmal gefunden werden. Hierbei wird zu einem gegebenen Zeitpunkt ein Sensor aktiviert und findet ihr die Anomalie, geht es in eine völlig neue Ebene: die Systemwelt. Darin müssen in mehreren Räumen alle bugverseuchten Herzlosen besiegt werden, um weiterzukommen. In den Systemwelten könnt ihr in den Kämpfen und durch das Zerstören der zahlreichen Bug-Blöcke (welche übrigens in jedem Bereich des Spiels verteilt sind) Punkte sammeln. Diese werden am Ende gegen verschiedene Objekte eingetauscht wie neue Angriffe, Chips für die Status-Matrix (näheres dazu gleich) oder ihr wechselt sie gegen Erfahrung. Öfter gibt es auch Herausforderungen vor den einzelnen Ebenen einer Systemwelt. Werden diese absolviert, erhaltet ihr mehr Punkte; je nachdem, wie viele ihr zuvor eingesetzt habt.



Die meisten Veränderungen hat wohl das Kampfsystem durchgemacht. Dieses ähnelt dem des PSP-Ablegers Birth by Sleep, bringt aber eigene Elemente mit. So sammelt ihr während der Kämpfe Computer-Chips bzw. findet sie in Schatzkisten. Diese benötigt ihr, um in der System-Matrix voranzukommen. Das ist ein großes Brett mit vielen Feldern, auf denen jene Chips platziert werden können, die auch noch in vielen Variationen daherkommen. Ob Angriff, Abwehr, Magie oder eine ganze Stufe, jeder Chip bringt meistens +1 auf das jeweilige Attribut. Auch können hier neue Fähigkeiten oder weitere Accessoire-Rüstungsplätze erworben werden und sogar Cheats lassen sich aktivieren. Diese Cheats sehen jedoch so aus, dass ihr den Schwierigkeitsgrad einstellen oder bestimmte Konditionen aktivieren könnt (zum Beispiel hat Sora dann weniger Lebenspunkte, dafür lassen die Feinde mehr Items fallen).


In den Kämpfen prügelt ihr mit normalen Kombos auf die Feinde ein oder greift auf ausgerüstete Kommandos zurück. Macht ihr dies, müsst eine bestimmte Zeit lang abwarten, bevor der Angriff wieder genutzt werden kann. Die Kommandos selbst werden in der, wie der Name schon sagt, Kommando-Matrix ausgerüstet. Ein Feld hat jeweils zwei Plätze für eine Fähigkeit. Fügt ihr hier zwei verschiedene Angriffe zusammen, so ergeben sie (meistens) eine stärkere Attacke. Sie fusionieren quasi. Kämpft ihr nun eine Weile mit diesen ausgerüsteten Kommandos, steigen diese im Level und lassen sich endgültig miteinander verbinden. Dies macht die Angriffe nicht nur stärker, sondern ermöglicht es auch, noch mächtigere Attacken zu erschaffen.


In den Kämpfen selbst gibt es noch eine weitere Sache, auf die geachtet werden muss/kann. Der Taktbaum, welcher auf dem unteren Bildschirm zu sehen ist, bringt noch ein wenig Schwung in die Sache. So füllt sich die Übertaktungsleiste mit jedem besiegten Feind und jedem zerstörten Block immer weiter. Erreicht sie eine neue Stufe, erhaltet ihr den jeweiligen Bonus der Stufe. Die Boni selbst variieren, je nachdem welche Waffe gerade angelegt ist. Ist die Leiste komplett gefüllt, so kommt es zu einem Abschlusskommando, welches ebenso von der Waffe abhängig ist. Hinzu kommen dann noch die ausrüstbaren Gegenstände, welche es beispielsweise verhindern, dass Sora Feuer fängt oder sie bringen euch Boni, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind.


Doch was macht Kingdom Hearts re:coded anders als bisherige Spiele der Reihe? Abgesehen von dem modifizierten Kampfsystem gibt es auf den ersten Blick nicht gerade viel. Doch sobald ihr das erste Schlüsselloch erreicht habt, merkt bemerkt ihr sofort: Das Spiel ändert einfach so mal eben die Regeln. In jedem der Schlüssellöcher herrschen andere Gesetze. So ändert sich das Spiel in ein 2D-Sidescrolling-Jump'n'Run oder das Kampfsystem läuft plötzlich rundenbasiert wie in Final Fantasy ab. Diese Ideen machen das Spiel sehr spannend, da jede Welt einen auf neue Weise überrascht.
Grafisch ist re:coded einfach nur ein Augenschmaus. Die Animationen der Charaktere sind flüssig, die Gegenden detailreich gestaltet und können sich auf einem niedrigen Niveau sogar mit den PS2-Welten messen. In den Zwischensequenzen wird euch jedoch die Kinnlade herunterklappen: So etwas fantastisches hat man auf dem Nintendo DS bisher nur selten gesehen. Hier gibt es dann auch ein wenig Sprachausgabe, die natürlich auf einem sehr hohem Niveau angesiedelt ist. Leider wurde der Titel nicht von den fantastischen deutschen Sprechern der PS2-Versionen vertont und bleibt somit auf Englisch. Untertitel sind aber natürlich vorhanden. Die Soundkulisse im Rest des Spiels setzt sich zusammen aus den verschiedenen Ablegern der Reihe, bringt aber auch selbst neue, sehr stimmungsvolle Melodien mit sich. Im Großen und Ganzen erwischte ich mich öfters dabei, wie ich einen Song ein wenig mitsummte oder er nach dem Ausschalten des Geräts immer noch im Kopf hing.


Doch was macht Kingdom Hearts re:coded falsch? Eigentlich nicht viel. Aber ein paar Punkte könnten stören. So besucht man als Fan der Serie manche Welt zum wiederholten Male und könnte langsam genervt sein davon. Als Neuling entgeht man dem Problem, versteht jedoch manche Story-Elemente nicht komplett. Auch die Kamera macht manchmal das, was sie selbst will, lässt sich aber flott nachjustieren. Im Prinzip also keine größeren Kritikpunkte, die den Spielspaß unendlich stören würden.


Fazit (9):
Als großer Fan der Serie war ich ein wenig skeptisch. Ein Port eines Handy-Spiels? Das kann doch nichts werden. Aber ich wurde überrascht und hatte sehr viel Spaß mit Kingdom Hearts re:coded. Lediglich die deutsche Synchro und ein paar neue Welten hätte ich mir gewünscht, aber dank zahlreicher Missionen und Aufgaben, einer recht spannenden Story und abwechslungsreichem Gameplay kann ich hier eine klare Kaufempfehlung aussprechen.


Autor: Eric Sohr


Vielen Dank an Square-Enix für die freundliche Bereitstellung von Kingdom Hearts re:coded!

Kommentare 1

  • Hab es mir selber auch am FReitag zugelegt udn es ist sehr cool :D