Film- und Serienthread

Jons Character-Arc wurde komplett irrelevant gemacht. Seine Reaktion und Dialoge in dieser Episode waren einfach nur ein kompletter WTF-Moment. Daenerys hat soeben Hunderttausende von Menschen umgebracht und er steht immer noch zu ihr?! Jons Dialoge in dieser Staffel sind total unterirdisch. Sie sind limitiert auf „Sie ist meiner Königin“ und „Ich will den Thron nicht“. Anstatt endlich mal wieder in seine Figur nach diesem Massaker einzutauchen und endlich mal wirkliche Wandlung zu geben, geht es einfach so weiter. Was war der Sinn, aus seiner Herkunft und seinen Eltern so ein großes Ding zu machen, wenn es letztendlich für die Story komplett egal ist? Reitend auf dem Drachen hat er ohnehin kaum etwas bewirkt, also wozu ihn zu einem Targaryen machen? Sieben Staffeln lang habe ich mit ihm mitgefiebert, wie er vom Status eines Bastards, heraus aus dem Drecksloch namens Schwarze Festung und sich zum potenziellen Thronfolger herauskämpft, um ihn dann wieder genau dorthin zu schicken?

Was ohnehin keinen Sinn macht. Die Dothraki hat man mal wieder komplett übergangen. Dann kam aber die Auflösung zu den Unbefleckten, die nun gefordert haben, dass Jon weggeschickt wird. Sie fahren jetzt also in ein neues Gebiet, um sich nun neu anzusiedeln. Haben die Macher vergessen, dass sie allesamt kastriert wurden, und ihre Kolonie somit nur eine Generation halten wird? Warum also nicht sie austricksen, einen Brief an die Schwarze Festung schicken und Jon zurückholen? Warum gibt es überhaupt noch eine Schwarze Festung?!

Varys Handlungen waren offenbar auch alle für die Katz. Keiner seiner Briefe hat einen der größeren Lords erreicht, alle nenne ihn immer noch „Jon Schnee“. Was war Varys Plan überhaupt?

Zu Daenerys brauche ich eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Ein paar Andeutungen innerhalb mehrerer Staffeln sind keine Charakterentwicklung, die hier fast komplett übersprungen wurde. Innerhalb weniger Tage wird sie von rational denkend zu komplett wahnsinnig. Die Andeutungen aus Staffel 7, dass sie noch ein Kind bekommen könnte, spielten keine Rolle. Sie hat nichts erreicht. Sie hat weder den Thron erobert, noch das „Rad“ zerbrochen, was im Prinzip das Spiel um den Thron war. Denn dann wurde durch die darauffolgenden Entscheidung dies auch quasi wieder auf Anfang zurückgesetzt. Ihr Tod war aber großartig inszeniert und durch Emilia Clarkes Schauspiel und dem großartig animierten Drogon sehr traurig. Danach ging es für mich aber nur noch abwärts.

Bran ist jetzt also König. Ein kompletter Witz. Nachdem er zwei Staffeln lang ein fast komplett stummes Wesen war, das nichts zur Handlung beigetragen hat, außer Jon geheime, sinnlose Identität zu offenbaren, ist er jetzt plötzlich Anwärter für den Thron. Alles, was passiert ist, war also sein Plan. Komplett hinterhältig und arglistig lässt er die Flotte in Eurons Hände fahren, lässt den Drachen töten und lässt es zu, dass Hunderttausende Menschen umgebracht werden, damit er König werden kann. Das Rad wurde nicht gebrochen. Der Thron wurde zu einer Rampe für seinen Rollstuhl verschmolzen.

Wenn man den Thron schon zerstört, warum gibt es dann noch „die Königslande“? Der Norden ist also unabhängig, aber was ist mit den Eiseninseln und Dorne, die auch unabhängig sein wollten? Es wird nicht lange dauern, bis jemand kommt, der ebenfalls den Thron will, Bran ermordet und dann wieder König wird. Somit geht das Spiel einfach weiter und nichts wurde beendet. Anstatt allem Überlebenden die Freiheit zu schenken, geht die Herrschaft einfach weiter, bis jemand wieder mit etwas nicht überstimmen und es Krieg geben wird.

Arya hat mit ihrer Ausbildung als „Gesichtsloser“ nicht zum Finale beigetragen. Sie hat weder Cersei noch Daenerys getötet. Seit Anfang Staffel 7 haben ihre anderen Gesichter keine Rolle mehr gespielt. Nicht mal, um in Königsmund hineinzukommen, wo sie in Nordmänner-Kleidung und zwei vergoldeten Waffen direkt an den Wachen vorbei spaziert. Stattdessen hatten die Autoren die brillante Idee, sie einfach den Nachtkönig töten zu lassen, der seit Staffel 5 als Erzfeind von Jon aufgebaut wurde.

Man hat Figuren mit besonderen Fähigkeiten, die nichts wert sind. Wieso lernt Bran den ganzen dreiäugigen Raben-Scheiß, wenn es Bran gar nicht braucht? Er hat absolut nichts zur Serie beigetragen. Die einzige Info, die es brauchte, war dass Jon kein Stark ist, aber diese Info gab es auch von Sam. Arya Stark lernt sich zu maskieren, aber das findet quasi nur einmal statt bei Walder Frey, total unnötig. Sie hätte ihn genauso vergiften können wie den Rest der Familie. Wozu braucht es diese geile Fähigkeit? Es hätte gereicht, sie als Assassinin irgendwo auszubilden.

Man verfolgt also 7 Staffeln lang wie die Figuren zu dem werden, was sie sind, um dann gar nichts mehr mit ihnen anzustellen.

Tyrion das Gleiche. Er ist die ganze Zeit total dumm und trifft dumme Entscheidungen, aber als er mit Jon im Knast sitzt, ist er plötzlich wieder superclever und manipuliert Jon. Wo kommt das plötzlich wieder her? Das ist wirklich einer der Lichtmomente gewesen in der letzten Folge. Man hat nochmal alle Aspekte von Tyrion gesehen, seine frechen Sprüche, seine Ideen, sein Geschick, aber eben auch seine Zerbrechlichkeit.

Ansonsten war die letzte Episode gespickt mit Logiklöchern ohne Ende. Man sieht wie das ganze Ding da einstürzt und dann liegen Jaime und Cersei unter drei Steinen, fast komplett unversehrt?

Über das Ende braucht man nicht reden. Es macht null Sinn Bran zum König zu machen, auch wenn das von Tyrion toll argumentiert wurde, aber er hätte für jeden, der da saß, eine gute Argumentation gefunden. Das ist nun mal sein Job. Bran ist nur König, weil beinahe jeder andere überlebende Charakter für diese Rolle passender gewesen wäre. Schockmomente für den Zuschauer erzeugen, die in der Serienlogik keinen Sinn ergeben.

Tyrion wird wieder die Hand, obwohl er soviel Mist gebaut hat. Bronne wird Schatzmeister? Wtf? Damit er dann die ganze Kohle für Frauen und Wein ausgeben kann? Arya haut ab? Warum? Alles irgendwie komplett bescheuert.

Beinahe sämtliche Häuser sind ausgerottet. Gibt keine Targaryens und Lennisters mehr. Kann man die Blutlinie überhaupt noch retten? Und Grey Worm soll ein eigenes Haus gründen? Und wie soll der überhaupt für Nachfolge sorgen? Der und seine ganzen Gefolgsleute können nicht mal Kinder kriegen.

Dann schneidet man schnell noch eine Szene rein, wo Jon seinen Wolf streichelt, das CGI war ja furchtbar schlecht. Die Reise war schon gespickt mit vielen langweiligen Arks, am Ende haut man den Rest auch noch in die Tonne. Rückblickend hätte man soviel raus nehmen können aus der Serie, weil es für das Ende überhaupt keine Bedeutung mehr hat.

Das ist alles so Feel Good. Einmal der große Clash und alle kriegen das perfekte Happy End.

Bittersüßes Ende. Ja, ganz sicher.

Zurück bleibt für mich eigentlich nur ein richtig starker Moment: Hodor. RIP.