Die Welt hat sich mit dem Internet verändert.
Der Videospielzeitschriftenmarkt ist von seinen absoluten Höhenflügen Ende der 90er, Anfang der 2000er mittlerweile weit entfernt und der Markt ist ausgedünnt.
Die N-Zone ist die letzte verbliebene Nintendozeitschrift, allerdings nach neusten Zahlen von Computec wohl mit einer Auflage von nur noch 5800 Heften. Mittlerweile habe ich - nachdem ich die N-Zone seit Ausgabe 1 (6/97) gelesen und seit (wenn ich mich richtig erinnere) seit Ausgabe 15 (8/98) (mit dem Mission Impossible Cover) abonniert hatte, gekündigt und werde meine letzte Ausgabe im April 2025 erhalten. Alternativen gibt es aber leider auf dem Markt keine - oder kennt jemand diese?
Doch warum der Niedergang und wie hängt dies mit meiner persönlichen Kündigungsentscheidung zusammen? Hier einige meiner Beobachtungen:
1. Das Internet ist aktueller und schneller.
Heutzutage sind neue Gaming-News nur einen Mausklick entfernt. Die einzige Informationsquelle sind Zeitschriften schon lange nicht mehr, auch nicht die schnellste. Eine Lösung wie in meinem Punkt 5 lehnt die N-Zone aber ab, um dennoch sich abzuheben.
2. Fehlende Alleinstellungsmerkmale und Mehrwerte
Die meisten Zeitschriften, darunter auch die N-Zone, haben Alleinstellungsmerkmale und Mehrwerte verloren. Weder sind m.E. die Informationen in Vorschauen und Tests von besonderer Qualität, noch enthalten Sie m.E. gut recherchierte Informationen so kompetent zusammengefasst, wie ich es mir wünschen würde. Als Beispiel:
Bei Reportagen über Spielereihen werden massig Spieletitel gelistet, aber mir fehlt warum die jeweilige Reihe (z.B. Need for Speed) etwas besonderes ist, was die Innovationen der einzelnen Titel waren, etc. Vereinfacht gesagt, es fehlt mir die Tiefe der Artikel mit spannenden Hintergrundinformationen. Ich habe dabei auch das Gefühl, dass die Redaktion einfach nicht diese vertiefte Recherche aufwenden will. Das gleiche bei Tests, Grafikbewertungen, Beurteilungen des Soundtracks, technische Hintergründe - alles Mangelware, obwohl dies doch gerade spannend ist und Mehrwert bietet. Schließlich sollte die Expertise in den Redaktionen sitzen und mir mehr über ein Spiel (und dessen Technik) erzählen können - mehr als die meisten Videos von Hobbyyoutubern.
3. Artikel für verschiedene Zeitschriften und einfach von der Internetseite
Ich habe mal am Kiosk die PC Games und Play5 durchblättert. Artikel (z.B. zu Gothic, NFS und Tony Hawk) finden sich auch in diesen Zeitschriften 1 zu 1 wieder. Eine Anpassung, dass man z.B. gesondert auf Besonderheiten auf Nintendo- oder Sonykonsolen eingeht, finden - zumindest bei meinen Stichproben - nicht statt. Vielmehr werden die Artikel einfach 1 zu 1 kopiert. Das erklärt auch z.B. die vielen Artikel zu Gothic in der N-Zone. Auch wenn Gothic nun auf der Switch erhältlich ist, ist dies nunmal eine klassische PC-Reihe. Die Wiederverwertung der Artikel spart aber Aufwand und das wird wohl die Erklärung dahinter sein. Ganz schlimm beim Artikel zu Gothic aus Ausgabe 12/24 finde ich aber, dass dieser offensichtlich einfach von der Webseite genommen und ins Heft kopiert wurde - oder warum sollte sonst auf S.65 auf die Möglichkeit der Diskussion in den Kommentaren verwiesen werden? Kommentare gibt es auf einer Webseite, nicht in einem Heft. Auch auf S.63, der Hinweis mitten im Text auf die nächste Seite, steht so am Ende der Webseiten-Seite. Wenn ich als Leser, der nicht die Webseite besucht, dass sofort merkt, komme ich mir ehrlich gesagt nicht ernst vorgenommen werde.
Die Artikel werden gefühlt auch kürzer - ganz kritisch sehe ich hierbei den Beitrag zu Nikoderiko: The magical world - die Werbeanzeige im Heft zuvor enthielt für mich mehr Informationen, als der Text selbst. So etwas darf m.E. einer Zeitschrift nicht passieren. Dies hängt auch mit dem nächsten Punkt zusammen.
4. Layoutprobleme
Das Layout ist in meinen Augen eine Katastrophe. Bildunterschriften bei Screenhots fehlen mir - man sieht einfach - labidar ausgedrückt - ein paar Bilder, ohne dass ein Zusammenhang dargestellt wird. Bei vielen Screenshots frage ich mich - was sehe ich hier? Was soll das ausdrücken? Wie unterstützt das den Text und Eindruck vom Spiel? Diesen Aufwand zu sparen, finde ich tatsächlich die Qualität nochmal mindernd. Bei den Artikeln zu Fifa bekommt man jedes Heft zum Großteil die gleichen Artworks präsentiert, nur an anderer Stelle im Vergleich zum Vormonat. Wo ist da der Mehraufwand, der die Leser weiterbringt? Die Papierqualität ist auch nicht sonderlich gut, wenn der Rest stimmen würde, könnte ich damit aber leben.
Über fehlende Meinungskästen, Wertungsübersichten und das Wertungssystem möchte ich an dieser Stelle gar nicht sprechen.
5. Keine News
Auch wenn News natürlich nicht mehr aktuell sind bzw. das Internet schneller ist, fände ich eine Doppelseite "was war letzten Monat wichtig/ was wird nächsten Monat wichtig" super. Ich bin wenig im Netz für Gamingnews unterwegs und hätte so einen guten Überblick - aber da bewegt sich die N-Zone auch nicht, obwohl das Mehrwert wäre.
Nach über 27 Jahren tat der Schritt der Kündigung schon etwas weh, aber ich bin froh ihn gegangen zu haben. Ich habe mich über die N-Zone mehr geärgert, als ich mich auf neue Ausgaben freute (auch wegen vieler kleiner weiterer Fehler).
Nun meine Fragen.
Denkt ihr, die N-Zone wird es noch lange geben?
Teilt ihr meine Auffassungen oder sehr ihr es anders?
Wie sollte eine gelungene Zeitschrift aussehen, sodass auch wieder mehr Käufer gewonnen werden können?
Oder denkt ihr, dass der Markt in dieser Hinsicht tot ist und die N-Zone als letzte Zeitschrift das Licht ausmacht?