Reginald Fils-Aimé, die meisten kennen ihn nur als "Reggie", dürfte für viele das Gesicht von Nintendo darstellen. Bei Präsentationen auf großen Events wie der E3 steht er meist im Mittelpunkt und seine sympathische, lockere Art macht wohl für viele auch das aus, wofür Nintendo im allgemeinen steht. Während der E3 2016 gab Reggie ein Interview für die chilenische Zeitung La Tercera, das wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Als kleine Anmerkung sei gesagt, dass das Interview bereits ein Mal ins Englische übersetzt wurde - unsere Übersetzung basiert also nicht auf dem originalen Text.
Haben sie eine Meinung zu den Pressekonferenzen von Sony und Microsoft?
Vor diesem Interview ging ich umher und sah die anderen Aussteller.
Aber haben sie die Pressekonferenzen geschaut?
Nein, ich ging lediglich zu den Ständen. Für die Industrie ist es großartig, dass jede Firma Spiele produziert, was mich aber noch glücklicher macht, sind die langen Schlangen an Leuten, die auf dem Nintendo-Stand das neue Zelda spielen wollen.
Worin besteht heutzutage Nintendos Herausforderung?
Wir sind eine Firma für Unterhaltung und wollen so viele Leute wie möglich erreichen. So versuchen wir, neue Wege zu finden, den Spielern Spaß zu bereiten und wagen uns an neue Gebiete wie den Smartphones heran.
Warum beteiligt sich Nintendo nicht an den großen Pressekonferenzen auf der E3?
Wir glauben an die E3 und versuchen, an allen etablierten Events teilzunehmen. Wir sehen jedes Event als einzigartig an und versuchen jedes Jahr, die beste Art und Weise zu finden, uns zu präsentieren. Dieses Jahr steht das neue Zelda im Fokus, ein Titel, den buchstäblich tausende Spieler anspielen wollen, also müssen wir ihnen eine möglichst immersive Erfahrung bieten, um sie glücklich zu stimmen. Darum dachten wir, dass ein Trailer nicht ausreichen würde, und wer weiß schon, was nächstes Jahr das beste für uns sein wird - eine Pressekonferenz, eine Nintendo Direct oder vielleicht doch eine völlig andere Strategie.
Wie beurteilen sie die die den aktuellen Zustand von Miitomo, sowie die Erfahrung, die es bietet?
Es gibt immer noch viele Leute, die Miitomo aktiv nutzen. Nichtsdestotrotz müssen wir vor allem Erfahrungen sammeln. Wenn wir uns im Mobile-Markt etablieren wollen, müssen wir wissen und verstehen, wie man die Dinge attraktiv halten kann. Wir werden weiter experimentieren, weil der Mobile-Markt eines unserer Standbeine ist - zusammen mit Videospielen, Lizenzen, Merchandise und anderen Dingen.
Es wurde einmal gesagt, dass Nintendo nicht ins Mobile-Geschäft einsteigen würde, weil die Steuerungsoptionen für Spiele nicht gut genug wären. Glauben sie das noch immer?
In Sachen "Franchise" gibt es auf den Smartphones keine Tabus. Unsere Entwickler arbeiten hart daran, Spiele bestmöglich zu adaptieren, und ich bin davon überzeugt davon, dass sie es schaffen werden, die Spiele einwandfrei zum Laufen zu bringen.
Warum hoffen sie in erster Linie immer noch an den Erfolg der ikonischen Charaktere? Was ist mit den neuen Franchises passiert?
2015 veröffentlichten wir Splatoon und Fire Emblem Fates für den Nintendo 3DS, und zum ersten mal erzielten wir in den USA mehr Verkäufe als in Japan. Wir machen uns immer Gedanken über das nächste Zelda, Donkey Kong, Mario... (Pause) Finden sie nicht, dass wir neue Franchises bringen?
Ich habe versucht, mich an das letzte erfolgreiche, neue Franchise von Nintendo zu erinnern.
Splatoon! Letztes Jahr! (Lach)
Ich hatte ein anderes Franchise im Sinn, weil es vielleicht nicht nötig wäre, immer ein neues Zelda zu entwickeln, und wir stattdessen neue Dinge von Nintendo erwarten sollten.
Hätten sie mit Super Mario Maker gerechnet? Wahrscheinlich nicht. Ich respektiere zwar diejenigen, die diese Meinung teilen, doch das Spiel hat sich mehrere Millionen Mal verkauft.
Im Falle der Wii U, wurde sie von den Fans missverstanden?
Als wir die Wii U veröffentlichten, verpassten wir die Chance, unsere Idee klar zu vermitteln und die Möglichkeiten der Wii U deutlich zu präsentieren. Das warf uns zurück. Dazu kam ein Mangel an Spielen zu Beginn ihres Lebenszyklus'. Und obwohl wir nur 13 Millionen Wii Us verkaufen konnten, im direkten Vergleich zu den 20 und 40 Millionen verkauften Konsolen bei der Konkurrenz - am meisten erfreut es uns, dass die Wii U Spiele bei Tests und Bewertungen von Fans am besten abschneiden.
Aber so ist es auch nicht immer. Wie nehmen sie die Kritik am Gameplay und der Grafik zu Star Fox Zero auf?
Wir sind generell der Meinung, dass unser Entwicklerteam Spiele von hoher Qualität abliefert, und die Entwickler haben das Recht Entscheidungen zu treffen, die sie für richtig halten, wie im Falle von Star Fox Zero die Steuerung und Mechaniken. Es gibt Spieler, die diese Entscheidungen lieben, aber auch Spieler, die das nicht tun. Wir sind der Ansicht, dass wir unsere Entscheidung aus dem Grund treffen, weil wir die bestmögliche Erfahrung bieten wollen, und die Geschichte gibt uns Recht... "Spieler wollen Spaß, keine Teraflops oder grafische Genauigkeit".
Halten sie es für richtig, die nächste Konsolengeneration zu fördern? Sony und Microsoft haben zuletzt die Entwicklung an der "Neo" und "Scorpio" bestätigt.
Ja, absolut.
Warum?
Weil es bei unseren Entwicklern oft vorkommt, dass sie Ideen haben, die sie in der aktuellen Generation nicht umsetzen können. Also, springen sie zur nächsten.
Ist NX eine Konsole oder eine Plattform?
Immer eine Plattform.
Wie kann NX die Fans glücklich stimmen oder Fans zurückgewinnen?
Ich glaube nicht, dass wir das Vertrauen unserer Fans verloren haben. Wir haben die Möglichkeit, Plattformen mit einem großartigen Spiele-Angebot zu entwickeln. Das geht über die Fans hinaus und führt neue Spieler zu uns - Spiele wie Zelda, Mario oder Smash Bros. werden natürlich immer von Fans gespielt werden, doch andere Spieler sind auch bereit, sich auf Neues einzulassen. Bei der Wii und dem Nintendo 3DS, die sehr erfolgreich waren, konnte man das gut beobachten - diese Plattformen sprechen nicht nur den typischen Nintendo-Fan an.
Quelle: Nintendo Everything