Die Nintendo Switch ist für Nintendo derzeit eine Goldgrube. Die letzten offiziellen Zahlen sprachen von ganzen 4,7 Millionen verkauften Einheiten weltweit (Stand: 30. Juni 2017). Doch nicht nur Nintendo und die großen Publisher wie Ubisoft, Activision Blizzard, Take-Two und wie sie noch alle heißen bringen vereinzelt Spiele auf das System, sondern auch vermehrt kleinere Studios, genannt Indies beziehungsweise Nindies, bringen ihre Spiele auf die Konsole. Gefördert werden sie auch direkt durch Nintendo.
GamesIndustry.biz fragte die Tage bei diversen Indie-Entwicklern nach, wie es ihnen derzeit in Bezug auf die Nintendo Switch ergeht und ob der Markt bald übersättigt sei. Immerhin sind 18 neue Spiele für die Nintendo Switch in der letzten Woche im Nintendo eShop erschienen.
Jaakko Maaniemi von 10tons sehe immer zwei Dinge: Eine neue digitale Ladenfläche für Spiele und die Indieapokalypse (durch verbesserte Werkzeuge und offene Plattformanbieter ist es sehr einfach für Indies geworden, weswegen es viele gibt) würden zum schnellen Handeln – um so wenig wie möglich Konkurrenz im neuen Markt zu haben – und zu diversen Marketingsachen führen. Nintendo hätte bereits früh die Unterstützung der Unreal Engine und die von Unity für die Nintendo Switch verkündet. Er habe auch gehört, dass Nintendo die Entwicklerkonsolen zügig vergibt und er wüsste von keiner Begrenzung für Spieleinreichungen. Nintendo hätte auch beim Entwicklungs- und Vertriebsprozess hervorragende Arbeit geleistet. Man könne dies auch an der wöchentlichen Anzahl an neuen Spielen für die Nintendo Switch sehen:
Zitat von Jaakko Maaniemi von 10tonsIm Frühling waren es nur ein oder zwei Spiele, im Sommer eine handvoll und im Frühherbst an die zehn. Nun werden es fast 20 Titel wöchentlich. Der Trend ist klar. Die monatlichen Veröffentlichungen auf der Xbox One sind auf etwa 30 Spiele angestiegen, also scheint es, dass die [Nintendo Switch] diese Zahl schon übertroffen hat oder noch übertreffen wird, was sie näher an die PlayStation 4 bringt. Konsolen sind aber immer noch weit weg von Steam und der mobilen Feuerbrunst.
Shahid Ahmad von Ultimatum Games, Indie-Entwickler und ehemaliger Chef der Indie-Abteilung bei PlayStation, fügte hinzu, dass Nintendo gute Arbeit im Umgang mit unabhängigen Entwicklern geleistet hätte, auch wenn ihre Aktionen nicht immer perfekt waren, wie beispielsweise die Benennung "Nindies", was eine Art von Besitz impliziert. Entwickler würden Nintendo lieben, wie Shahid Ahmad es auch tut und Nintendo hätte großartige Menschen, die dies einfach verstehen. Große Publisher täten sich laut ihm immer schwer, da sie am Anfang nicht so richtig wissen, wie gut sich das System verkaufen wird, sodass eine gesunde Kapitalrendite für sie unwahrscheinlich wäre. Dies wäre der Moment, wo man etwas riskieren sollte und er sagte außerdem:
Zitat von Shahid AhmadEs ist der Beginn des Lebens eines Gerätes, wo der Teich erst klein ist und nur wenige Fische drin sind, die die Chance auf einen großen Hit hätten. Nach dem ersten Weihnachten der Nintendo Switch, wenn die Verkäufe zunehmen, wird der Teich größer, was größere und noch viel mehr kleinere Fische anzieht, da der Teich wächst.
Einer der von GamesIndustry.biz befragten Entwickler ist Sumo Digital, deren Spiel Snake Pass eine der ersten Erfolgsgeschichten ist. Paul Porter, Managing Director von Sumo Digital, sagte, dass der Erste einen großen Vorteil hätte, aber nicht ohne Risiko. Er wüsste von niemanden, der eine positive Reaktion zur Nintendo Switch vorhergesagt habe. Für sie wäre es gut gelaufen, aber manchmal sollte man eine größere Reichweite der Konsole abwarten. Die Konsole verkaufe sich gerade gut und der Bedarf ist hoch, wodurch die Möglichkeit für spätere Veröffentlichungen geschaffen sei. Letztlich obliegt es der Kundenerfahrung, von einem ausgewogenen Katalog von Qualitätstiteln hin zur Unübersichtlichkeit kann alles passieren.
Sumo Digital würde bereits an weiteren Nintendo Switch-Titeln arbeiten, doch sie sind nicht die Einzigen mit Erfolg. 10tons ist mit den Verkaufszahlen von Sparkle 2 und Ant Workshop mit denen von Binaries (beide Spiele erschienen letzte Woche) sehr zufrieden. Auch Shovel Knight, welches seit drei Jahren schon für andere Plattformen existiert, habe sich besser verkauft, als auf anderen Systemen, sagte David D' Angelo von Yacht Club. Er glaubt, dass mehrere Entwickler derzeit dieses Phänomen erleben. Derzeit würden Spiele, die gerade veröffentlicht werden, hervorstechen und der Konsument würde sich auf den Kauf freuen. Aber mit dieser Rate, so glaubt D' Angelo, wird es eine Übersättigung an Spielen geben. Er und sein Team hoffen, dass Nintendo ihren Nintendo eShop verbessern wird, um es einfacher zu machen, neue und alte Titel zu finden.
Tony Gowland von Ant Workshop hielt die vergangene Woche für eine Rekordernte. Er wäre überrascht, wenn dies so weitergehen würde. Er glaubt, dass dies so passiert sei, damit man Super Mario Odyssey und dem Weihnachtsgeschäft ausweichen kann. Es ist offensichtlich, dass es schwieriger wird, sichtbar zu bleiben, aber man könnte noch durch den ganzen Katalog im Nintendo eShop gehen. Dies wäre bei Steam realistisch gesehen schwer möglich. Oliver Penot von PlugIn Digital sagt, dass sich die Spiele-Versionen für die Nintendo Switch weiterhin besser als auf der Xbox One und der PlayStation 4 zusammengefasst verkaufen würden. Er sei deswegen nicht besorgt, da die Konsole ein gutes Momentum hätte und die Nutzerbasis stets wachse. Ein Schlüsselmoment wird für ihn der sein, wenn die Nintendo Switch eine gewisse Verkaufszahl erreicht habe und Nintendo diese für jeden öffnet, der sich online registriert. Hoffentlich werde dann auch eine neue PlayStation oder Xbox erscheinen, fügte er hinzu.
Martin Mathers, verantwortlich für Entwicklerkontakte bei Rising Star Games (welche letzte Woche auch ein Spiel veröffentlicht haben) stimmt dem zu. Die Flut an Indie-Spielen zeige, dass alle die gleiche gute Idee hatten: Möglichst schnell Spiele in den Nintendo eShop zu bringen. Derzeit seien die meisten Spiele noch von guter Qualität und man habe noch nicht den Punkt erreicht, wo der Nintendo eShop zugemüllt wird, wie es beim Nintendo eShop des Nintendo 3DS der Fall sei. Er glaube nicht, dass diese Gelegenheit nun weg sei, da ein Platz im "Bald erhältlich"-Bereich genau so vital ist, wie ein Platz auf der Startseite. Das könne sich laut ihm aber nach der AAA-Feiertags-Saison nächstes Jahr ändern. Jedoch gebe die Offenheit Nintendos gegenüber Indie-Spielen Hoffnung und Titel, die auf anderen Systemen verloren wären, bekämen einen Platz vorne und in der Mitte.
Derzeit gebe es mehr als 150 Titel im europäischen Nintendo eShop der Nintendo Switch, doch ein Studio warnt vor einem schnellen Übergang zur Nintendo Switch. Tom Tomaszewski von Crunching Koalas sieht die Methodik, schnell die Spiele auf die Nintendo Switch zu bringen, nicht als Bestes für den Kunden an. So würden mehrere Entwickler unfertige Versionen veröffentlichen, gemessen an der Zahl der Patches im Nintendo eShop der letzten Wochen, oder wären nur mit dem geringen Aufwand der Portierung verbunden. Er wisse, dass 18 Spiele in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden, doch er glaubt, dass nur eine handvoll Spiele erfolgreich sein werden. Es gebe zurzeit wenig Shooter- oder Puzzle-Spiele, aber einfach so irgendwas zu veröffentlichen könne man nicht machen. Und wenn man als Indie bereits etwas veröffentlicht, was es schon irgendwo anders gibt, dann fügt man neue Inhalte hinzu, wodurch das Marketing einfacher sei und die netten Leute bei Nintendo mit der Sichtbarkeit des Spieles behilflich sein würden. Sie haben derzeit zwei Spiele für die Nintendo Switch: Lichtspeer und Butcher. Sie seien anders als die der Konkurrenz und die Verkäufe waren versprechend gut, aber er hat nicht die Illusion, dass dies für immer so sein wird.
Für Tony Byus von Rainy Fog sei die Zeit des schnellen Handelns bald vorbei. Man könne, laut ihm, dann nicht mehr irgendwas im Nintendo eShop veröffentlichen und erwarten, dass es sich gut verkaufen würde. Sein Studio hat bereits zwei Spiele auf der Nintendo Switch. Es wäre bedeutend, sicherzustellen, dass es auf der Nintendo Switch auch ein Zielpublikum gebe. Wo zurzeit der "Hardcore"-Spieler den Markt dominiert, könnten nach Weihnachten vermehrt Casual-Spiele den Weg zum Kunden finden. Der Trick sei es, den Casual-Spieler zu überzeugen, etwas im Nintendo eShop zu kaufen.
Alle Entwickler, mit denen GamesIndustry.biz gesprochen habe, erwarten von Nintendo bald Updates des Nintendo eShop in die Richtung, dass man kategorisieren kann und durch Verbesserungen des Nintendo eShop die Spiele besser entdeckt werden würden. Manche erwarten auch eine Änderung in der Art der Verkäufe und Werbung. Zurzeit ist die Haltung aber allgemein positiv der Nintendo Switch gegenüber.
Meint ihr, wir werden bald eine Übersättigung von Indie-Spielen erleben oder glaubt ihr, es werden noch viele Indie-Spiele gute Zahlen schreiben?
Quelle: GamesIndutsry.biz