Es gehört ziemlich viel dazu, wenn man jemanden von seiner Meinung abbringen will bzw. sie umkehren will. Videospiele und auch andere Medien können genau das erreichen – auch durch unterschwellige Botschaften, die nicht unbedingt bewusst aufgenommen werden müssen. Sei es durch emotionale Geschichten, die vielseitigen und verschiedenartigen Charaktere oder durch die Bilder von Welten und Gesellschaften, die einem vermittelt werden.
Der Creative Director von Wolfenstein II: The New Colossus im Interview
GameIndustry.biz hat unter anderem mit dem Creative Director von Wolfenstein II: The New Colossus gesprochen, das vor Kurzem auch für Nintendo Switch erschienen ist. So hat Jens Matthies gesagt, dass er bisher noch von keinen Spielern gehört habe, dass sich ihre Meinung durch das Spiel geändert habe. Allerdings erwähnt er noch dazu, dass er kaum mediale Aufmerksamkeit genießt und auch kaum liest, was Spieler über Wolfenstein II: The New Colossus denken. Des Weiteren denkt er, dass Menschen generell ungern ihre Meinung ändern lassen:
ZitatIch denke, dass Leute ungern ihre Meinung über irgendetwas ändern und das unabhängig von der politischen Ausrichtung, da es sich irgendwie anfühlt als würde man sich selbst und seine Intelligenz herabsetzen. Wenn ich von einer Position überzeugt bin, dann bin ich das. Es ist ein Teil von mir und der Gedankenprozess, der mich dazu geführt hat, scheint mir richtig zu sein. Ich denke, dass es viele Möglichkeiten gibt, um die eigenen Überzeugungen zu bekräftigen.
Und vielleicht war das schon immer der Fall. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob das Internet und der Weg, wie wir heutzutage kommunizieren, das Problem verschlimmert oder verringert hat. Es ist unglaublich schwer zu sagen, weil ich denke, dass es schon immer Selbstbekräftigungen in jeder Kultur und jeder Gemeinschaft gegeben hat. Es gibt viele Möglichkeiten, um die eigene Onlinepräsenz und die eigenen Überzeugungen so zu leiten, dass es nicht hinterfragt werden muss.
In Wolfenstein II: The New Colossus kämpft ihr gegen das Nazi-Regime, welches mit futuristischen Mitteln und Waffen den zweiten Weltkrieg gewonnen hat.
Das schließe allerdings nicht aus, dass Videospiele es trotzdem schaffen können, die Spieler zum Anzweifeln ihrer Meinungen und Überzeugungen zu bringen. Es sei zwar eine schwere Aufgabe, allerdings gebe es auch viel Potenzial dafür.
ZitatDas driftet zwar weit weg von der Spieleentwicklung, aber ich habe die Ansicht, dass Menschen zu maximal 60 % im Recht liegen können. Die weiseste Person auf dem Planeten liegt etwa 60 % im Recht und wenn man sich um vieles nicht kümmert, dann ist man vielleicht 25 % im Recht. Also, ich bin sehr überzeugt davon, dass es verschiedene Meinungen gibt und dass man damit konfrontiert wird. Akzeptiere daran, dass du vielleicht falsch liegst, versuche dich durch die glaubwürdigen Informationen, die du bekommst, zu navigieren und habe die Fähigkeit, das zu hinterfragen und neu abzuschätzen. Aber zur selben Zeit realisiere ich, dass es ein unglaublich schweres Projekt ist. Es ist nichts, das uns auf natürliche Weise irgendwie erreicht, denke ich.
Zwei Entwickler von Night in the Woods im Interview
Auch hat GameIndustry.biz mit zwei Entwicklern von Night in the Woods geredet. Dieses dreht sich um "Mae", welche das College abgebrochen hat und mit alten Freunden abhängt. Scott Benson und Bethany Hockenberry sind beide kritisch gegenüber unkontrollierten Kapitalismus und für organisierte Arbeit, was auch vom Spiel reflektiert wird.
Der Unterschied zu Jens Matthies ist hierbei, dass beide auf Social Media präsent sind und auch Antworten von den Fans bekommen haben, welche durch ihre Arbeit beeinflusst wurden. Sogar kurz vor diesem Interview soll jemand zu ihnen gesagt haben, dass das Spiel ihn zum "Sozialisten" gemacht habe. Night in the Woods solle niemanden zu einer bestimmten Ansicht "missionieren", aber Scott Benson denkt, dass genug Spieler ihre eigene Erfahrung gemacht und keine Worte dafür haben.
Im Spiel kommt auch das Thema Arbeit auf, welches sie allerdings genommen haben, da sie die Probleme damit selber kannten. Alles mögliche Politische im Spiel habe nichts damit zu tun, dass es ein aktuelles Thema sei. Ursprünglich haben sie mit dem Schreiben der Geschichte schon 2013 angefangen. Die ganzen grundsätzlichen Ideen, die sie hatten, waren direkt vor ihrer Nase – seien es Freunde und Familie oder Politik, die sie betrafen. Als der Titel 2017 (Anm. d. Redaktion: auf anderen Plattformen, 2018 auf Nintendo Switch) veröffentlicht wurde, sprachen plötzlich sehr viele Menschen über diese Themen des Spiels auf nationaler Ebene.
Diese Thematik kommt häufig bei Stan – Maes Vater – auf, welcher bei einer großen Supermarkt-Kette in der Fleischabteilung arbeitet. Vorher arbeitete er bei verschiedenen Geschäften und war der alleinige Versorger der Familie. Das änderte sich, sobald die Ökonomie von Possum Springs gelitten hat, wodurch er nun wechselhaft in der Fleischabteilung arbeitet. Gerade hier sollen Spieler erkannt haben, warum das nun passiert ist, da sie davor nicht darüber nachgedacht hätten. Manchmal brauche man einfach nur einen Namen dafür. Oftmals realisiert man auch, dass man nicht alleine ist und so entstehen dann Verbände und generell Veränderungen. Man bekommt genug Leute zusammen, die erkennen, dass sie ein gemeinsames Problem haben. Sie denken, dass sie in diesem Spiel halbwegs anständig dargestellt haben, was Menschen teilweise für Probleme haben.
Falls ihr noch die Meinung vom Katamari Damacy-Entwickler Keita Takahashi auf Englisch lesen wollt, könnt ihr dies in diesem Artikel von GameIndustry.biz tun.
Gibt es Spiele, die eure Meinungen und Ansichten verändert haben? Welche sind das und welche Themen betrifft das? Wir freuen uns über jeden Kommentar zu diesem Thema!
Quelle: GameIndustry.biz
