Hallo Leserinnen und Leser! In den Blickwinkel-Artikeln hier auf ntower erhalten Mitglieder der Redaktion die Möglichkeit, einmal ganz persönlich über aktuelle, kontroverse und heiß diskutierte Themen aus der Videospielwelt zu sprechen. Die Autoren vertreten dabei ihre ganz eigene Meinung, die nicht die Ansichten des gesamten Teams widerspiegelt. In diesem Blickwinkel-Artikel spricht unser aktiver Fire Emblem Heroes-Spieler Daniel K. über seinen Groll gegen Nintendos Preispolitik bei den Neujahrspaketen aus dem Mobile-Spiel.
Seit nun fast zwei Jahren spiele ich Fire Emblem Heroes – jeden Tag ein bisschen, manchmal gerne auch ein bisschen länger. Über die vielen Monate hat man unzählige Änderungen am Spiel, den Spielsystemen, an verfügbaren Modi wie Möglichkeiten und mehr gesehen. Einige signifikante Anpassungen sorgten dabei im Laufe der Zeit für eine immer angenehmere Spielerfahrung, welche bei Mobile-Titeln dieser Art gewiss keine Selbstverständlichkeit sind. Trotzdem werden sich Nintendo und Intelligent Systems einige Fehler eingestehen müssen, welche bei der Planung der Spielinhalte gemacht wurden und nicht zuletzt im November 2018 für die bis dato schlechtesten Einnahmen in der Geschichte der Spiele-App gesorgt haben. Viel könnte man über die naive Vorgehensweise beider Unternehmen kritisieren, Anlass dieses kritischen Textes heute jedoch ist ein aktuelles Fettnäpfchen, welches man sicherlich hätte vermeiden können.
Den Jahreswechsel feiert man nicht nur in der echten Welt, sondern auch in der virtuellen. Allerhand namhafte Franchises für Smart-Geräte starten besondere Neujahrs-Events, verteilen Prämien zur Feier und hoffen, Spielern eine allgemein schöne Zeit zu bescheren. Fire Emblem Heroes ist da im Grunde nicht anders. Schon zum 30. Dezember offenbarte man neue Spezialhelden, welche in traditionell japanischer Festtagskleidung im Spiel auftreten werden. Zwar waren diese bereits aufgrund von Datamines verfrüht im Netz einsehbar, Nintendo und Co. ließen es sich aber nicht nehmen, das neue Jahr mit einem Knall zu beginnen. Neben den Spezialhelden, welche dieses Mal alternative Versionen bekannter Gesichter aus Buch II der Geschichte von Fire Emblem Heroes sind, gibt es eine Menge weiterer Aktivitäten, mit denen man seine Zeit totschlagen kann. Alles wie gehabt, möge man meinen, doch Nintendo hatte ein weiteres Ass im Ärmel: Besondere Neujahrspakete, die pro Spieler einmalig gegen Echtgeld erworben werden können.
Fire Emblem Heroes ist kostenlos für iOS und Android herunterzuladen, Ingame-Käufe sind also rein optional. Wer die Chancen auf seinen gewünschten Charakter erhöhen möchte, der kann aber auf den Kauf von Sphären zurückgreifen. Diese Währung wird benötigt, um eine Reihe von Aktionen im Spiel durchzuführen, darunter ganz prominent das Beschwören neuer Helden. In jüngster Zeit bot man zwar weitere Möglichkeiten an, neue Helden durch sogenannte Erstbeschwörungstickets zu beschwören, ohne dabei Sphären ausgeben zu müssen, wer aber auf Nummer sicher gehen will, der kauft im spieleigenen Laden eine Palette an Sphären ein. Die Preise reichen dabei von 2,29 € für 3 Sphären bis hin zu 79,99 € für 140 Sphären. Seit vielen Monaten nun schon bietet man dabei besondere Pakete an, die pro Spieler einmalig gekauft werden können. Neben Sphären kann man so zu einem leicht vergünstigten Preis auch weitere Extras dazubekommen, etwa eine der vielen Ingame-Währungen abseits der Sphären oder besondere Helden.
Für 2019 zog man jedoch alle Register. Spieler haben gleich die Wahl zwischen zwei Neujahrspaketen, welche mit jeweils anderen Inhalten daherkommen. Basispreis beider Pakete sind allerdings je stolze 79,99 €. Für Spieler wie mich, die es zuvor nicht schmerzte monatlich das "nette 10-Euro-Paket" zu erwerben, ist das ein Riesenschock. Die monatlichen, ermäßigten Bundles machten zumindest noch den Anschein, ein fairer Deal zu sein. Hinsichtlich des Preis-Leistungs-Verhältnisses, welches von Fire Emblem Heroes etabliert wurde, mag man dies vielleicht auch für die Neujahrspakete sagen können – für denselben Preis erhält man hierbei nicht nur die 140 Sphären, sondern noch zusätzliche Items sowie einen garantierten, neuen 5-Sterne-Spezialhelden aus dem Neujahrs-Beschwörungsevent. Die wahre Frage ist aber: Für wen wurden diese Pakete eigentlich zusammengestellt? Wen sollen sie ansprechen?
Vielen Spielern ging es etwa so: "Oh cool, ich bekomme meinen Lieblingscharakter aus Buch II garantiert, wenn ich das Paket kaufe. Da lass ich doch mal etwas Geld da.", bevor dann der Preis bekannt wurde und jegliches Interesse verflog. Ist man nicht gerade ein YouTuber, der mit den Einnahmen eines "Beschwörungsvideos" die Ausgaben wieder gedeckt hat, so bleiben diese Pakete nur noch für die hartgesottene Fans des Spiels, die sich nicht zu schade sind die etwa 80 €, mit denen sie wenige Monate später den Vollpreistitel Fire Emblem: Three Houses für die Nintendo Switch kaufen könnten, in das Mobile-Spiel zu investieren. Fraglich ist, was man damit bezwecken möchte.
Aktive Spieler, die sowieso derartig "monströse" Beträge zahlen würden, kaufen regelmäßig neue Sphären ein und versuchen sich am etablierten Gacha-Glücksspiel-System. Diesen Spielern braucht man keine Helden und sonstige Goodies schenken, welche die Schere zwischen den Spielern weiter öffnet. Sie haben bereits genug und sind auch bereit, weiter darin zu investieren. Spieler wiederrum, die sich einzig ihren Lieblingshelden wünschen, müssen eine horrende "Paywall" überwinden und überteuerte Items dazukaufen, die sie möglicherweise gar nicht haben wollen. Die Zuneigung zu den Charakteren, die man im Laufe der spieleigenen Geschichte kennengelernt hat, wird hier schamlos ausgenutzt. Grenzt das schon an Ausbeutung?
Wenn das Nintendos Antwort auf die sinkenden Einnahmen von Fire Emblem Heroes ist, dann haben sie sich gehörig geschnitten. Selbst in Japan, wo Fire Emblem Heroes seinen größten Erfolg zu verbuchen hat, beschweren sich Fans lauthals auf Social Media-Plattformen über Nintendos Preispolitik. Und es werden sicherlich nicht weniger verärgerte Fans auch außerhalb Japans sein. Man hätte dem Mobile-Spiel wahrlich einen angenehmeren Jahreswechsel bereiten können.
Was meint ihr? Findet ihr den Preis von 79,99 € auch dermaßen übertrieben oder findet ihr solche Angebote sogar gut und habt sofort zugeschlagen? Spielt ihr Fire Emblem Heroes noch aktiv oder habt vor, es wieder einmal auszuprobieren? Diskutiert doch mit uns zum Thema im Kommentarbereich!