Nintendo hat vor wenigen Tagen eine wichtige Entscheidung getroffen und bekanntgegeben, dass die Entwicklung zu Metroid Prime 4 auf null gesetzt wird. Statt einem eher unbekannten Team, sollen nun die Retro Studios selber an diesem Spiel werkeln, die sich bereits damals um die ursprüngliche Trilogie gekümmert haben. Passend zu diesem Thema haben wir nun einige Meinungen aus der Redaktion gesammelt und wollen euch diese in der heutigen Reaktion der Redaktion präsentieren.
Ilja Rodstein:
Wow Nintendo, ich bin wirklich überrascht, so eine Ehrlichkeit hätte ich euch nicht zugetraut. Ich hätte eher gedacht, man gibt in zahlreichen Interviews auf vielen Messen bekannt, die Entwicklung des Spiels laufe ganz gut, aber man habe noch keine konkreten Informationen bekannt zu geben. Doch stattdessen traut man sich etwas, stellt sich vor die Kamera und wendet sich an die Nintendo-Fans um mitzuteilen, dass man einen Fehler gemacht hat. Tatsächlich habe ich dank Mario Tennis Aces oder Kirby Star Allies langsam befürchtet, dass Nintendo weniger auf Qualität setzt. Diese Meldung hat mir jedoch wieder Hoffnungen gemacht, dass Nintendo die Spiele sehr wichtig sind. Womöglich kommt dieser Impuls vom neuen Nintendo-Präsidenten Furukawa, der sich ja selber als Gamer bezeichnet.
Metroid Prime 4 wird also bei den Retro Studios entwickelt und dementsprechend wird an einem festen Standort unter einem festen Team daran gearbeitet. Sicherlich ist das Studio nicht mehr dasselbe, wie vor 10 Jahren, doch die Entwickler haben bislang noch nie enttäuscht und ich kann mir gut vorstellen, dass sie es auch diesmal nicht werden. Doch ein Spiel wie Metroid Prime 4 braucht Zeit, viel Zeit. Womöglich so viel, dass wir dessen Erscheinung erst in der nächsten Konsolengeneration erleben werden. Doch ich vertraue dem Team und glaube daran, dass der nächste Teil der Reihe ein gutes Metroid-Spiel werden wird. Trotzdem stellt sich mir die Frage, warum die Retro Studios nicht gleich an Metroid Prime 4 gearbeitet, beziehungsweise, was sie in den letzten Jahren überhaupt gemacht haben. Gerüchten zufolge arbeitete man an einem Port der Metroid Prime Trilogy, welche noch in diesem Jahr auf der Nintendo Switch erscheinen soll. Dies wäre nötiges Spielefutter für die Fans, um über die lange Wartezeit hinwegzukommen. Womöglich waren die Retro Studios in den letzten ein bis zwei Jahren damit beschäftigt, diesen Port zu entwickeln und dementsprechend waren die Kapazitäten, um Metroid Prime 4 entwickeln zu können, nicht vorhanden. Dank der Ankündigung ist meine Vorfreude auf Metroid Prime 4 gestiegen, selbst wenn die Veröffentlichung noch Jahre in der Zukunft liegen sollte.
Thomas Steidle:
Ich bin ehrlich gesagt überhaupt kein Metroid-Fan und habe leider noch keinen Titel der Reihe gespielt (ich habe es aber vor!). Trotzdem war und bin ich gespannt, was Nintendo sowie nun auch die Retro Studios für Metroid Prime 4 aus dem Hut zaubern werden. Ich bin der Ansicht, dass Nintendo wahrscheinlich die richtige Entscheidung getroffen hat, alles bisherige über Bord zu werfen. Ehrlich gesagt frage ich mich aber, warum man die Entwicklung überhaupt einem Dritthersteller überlassen hat, wenn die Gerüchte denn stimmen (Bandai Namco Singapur). Stattdessen hätte Nintendo selbst, oder aber die Retro Studios, das Ruder übernehmen sollen, anstatt es irgendeinem Entwickler zu überlassen. So wirkt es, als hätte man das Spiel einfach irgendwie entwickeln wollen, nur um zu vergessen, was für eine Erwartungshaltung von den Fans ausgeht und wie sehr sich diese einen neuen Teil wünschen.
Trotzdem bin ich froh, dass Nintendo so ehrlich ist, die Fans informiert und Qualität vor Quantität setzt. Zwischenzeitlich hatte ich durch Kirby Star Allies und Mario Tennis Aces so meine Bedenken. Das alles kommt nicht nur sympathisch rüber, auch bewahrt es Nintendo vor Unruhen unter den Fans, (falschen) Gerüchten und Shitstorms, wie bei zuletzt bei EA und co erlebt.
David Pettau:
Ich würde mich zwar generell als großen Fan der Metroid-Reihe bezeichnen, doch die Prime-Trilogie stellt für mich das Kronjuwel einer auch insgesamt fantastischen und außergewöhnlichen Spielereihe dar. Während ich auf der einen Seite natürlich enttäuscht bin, dass sich die Wartezeit auf die kommende Prime-Fortsetzung wahrscheinlich vervielfacht hat, bin ich auf der anderen Seite überglücklich und erleichtert – und das aus vielen Beweggründen heraus.
So entfällt nicht nur die Skepsis, ob ein neues Studio überhaupt verstehen könnte, was Prime auszeichnet, sondern es wird auch deutlich signalisiert, dass Nintendo verstanden hat, dass Metroid Prime eine große Nummer für die alteingesessene Spielerschaft ist. Und dieser Umstand erfüllt mich mit großer Erleichterung. Die Retro Studios mögen mittlerweile aus gänzlich anderen Persönlichkeiten als damals bestehen, doch darf man sich sicher sein, dass jeder einzelne Mitarbeiter bestens mit Prime vertraut ist – die Prime-Trilogy ist schließlich das Aushängeschild schlechthin im Portfolio des amerikanischen Studios. Mit diesem Entwicklerteam und dem klar kommunizierten Verständnis seitens Nintendo, dass die Erwartungen an einen Metroid Prime-Nachfolger unglaublich hoch sind, denke ich, dass da nicht mehr viel schief gehen kann. Meine Angst ist gewichen, nun freue ich mich nur noch. Noch sehr lange. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.
Nintendo ist mit der offiziellen Entwicklung von Metroid Prime 4 einen Weg gegangen, den es in dieser Form vielleicht noch nie in Kyoto gegeben hat. Gerade Nintendo, die in den letzten Jahren für den Wandel stehen, haben sich für ein weiteres Level der Transparenz entschieden, von dem sich einige Publisher und Entwickler-Studios eine Scheibe abschneiden können. Gerade jetzt, mit dem neuesten Präsidenten von Nintendo, Shuntarō Furukawa, hat man das Gefühl, dass Nintendo mit der Zeit gehen will - allerdings noch einiges aufzuarbeiten hat. Herr Kimishima hat alles übernommen, was Satoru Iwata in seinem Leben noch vorhatte. Wie wir ja wissen, verwirklichte sein Nachfolger seine letzten Handlungen. Für welche Schritte sich dann Kimishima letztendlich selbst entschieden hat, ist schwer einzuschätzen. Doch eines ist sicher und davon bin ich persönlich überzeugt: Herr Furukawa und eine weitere große Vielzahl an Verantwortlichen, wie zum Beispiel Shinya Takahashi, waren nicht mit der aktuellen Entwicklung von Metroid Prime 4 zufrieden und deshalb entschied man sich, lieber auf die Fans zu hören, anstatt ein großes Risiko einzugehen. Jeder, der die Metroid Prime-Reihe liebt, wird sich mit dieser Entscheidung zufriedengeben.
Gerade nach The Legend of Zelda: Breath of the Wild will Nintendo seinen Ruf nicht zerstören, Spiele nur noch lieblos auf den Markt zu bringen. Auch wenn man besonders im letzten Jahr des Öfteren das Gefühl kriegen konnte, dass Nintendo sich auf dem aktuellen Erfolg der Konsole ausruht und nicht jeden Schritt vollständig zu Ende denkt. Vielleicht wird genau das unter Herr Shuntarō Furukawa verhindert, um die Fans nicht zu enttäuschen.