In Deutschland fehlte bislang eine bundesweite finanzielle Unterstützung von Unternehmen und Projekten im Bereich Videospiele. Seit Jahren wurde versucht, eine solche Förderung zu ermöglichen und in diesem Jahr gab es nun erstmals eine Förderung in Höhe von 50 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Doch in den ersten Haushaltsentwürfen für das nächste Jahr war keine Fördersumme für den Bereich Games-Förderung enthalten. Nun hat der Haushaltsausschuss des Bundestages im Haushalt für 2020 erneut eine 50 Millionen Euro hohe Fördersumme für Videospiele eingeplant. Doch nicht nur das, auch wurde der Betrag für die nächsten Jahre bis 2023 im Bundeshaushalt abgesichert. Folgend haben wir eine Pressemitteilung des game – Verband der deutschen Games-Branche, die die Sachlage weiter erörtert:
ZitatAlles anzeigenBundestag beendet Hängepartie um Games-Förderung
- Bundeshaushalt 2020 enthält Mittel für die Games-Förderung
- Förder-Etat auch für die kommenden Jahre abgesichert
- „Die Entscheidung und der breite Konsens zeigen den Willen über Parteigrenzen hinweg, dass Deutschland beim Zukunftsmedium Games international eine wichtigere Rolle spielen soll“
Berlin, 14. November 2019 – Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat entschieden: Auch 2020 wird es Mittel in Höhe von 50 Millionen Euro für die Förderung von Spiele-Entwicklungen in Deutschland geben. Damit steht nach mehrmonatiger Ungewissheit fest, dass die erst im vergangenen Jahr eingeführte Games-Förderung auf Bundesebene bestehen bleibt. Mit der Entscheidung in der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses auf Vorlage der Regierung wurde die vom game – Verband der deutschen Games-Branche geforderte Planungssicherheit ermöglicht. Denn erstmals wird der Etat der Games-Förderung damit auch für die kommenden Jahre bis 2023 im Bundeshaushalt abgesichert.
„Die Absicherung der Games-Förderung ist ein starkes Signal für den Games-Standort Deutschland. Besonders mit der Festschreibung für die kommenden Jahre ermöglicht der Haushaltsausschuss des Bundestages die dringend notwendige Planungssicherheit“, sagt Felix Falk, Geschäftsführer des game. „Die Entscheidung und der breite Konsens zeigen den Willen über Parteigrenzen hinweg, dass Deutschland beim Zukunftsmedium Games international eine wichtigere Rolle spielen soll. Jetzt braucht es die schnelle EU-Notifizierung der Förderrichtlinie, damit die vielen neuen Projekte in Deutschland realisiert werden können. Als Games-Branche stehen wir in den Startlöchern.“
Die Einführung der bundesweiten Games-Förderung wurde im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vereinbart. Erstmals stellte der Bundestag im vergangenen Jahr hierfür ein Budget in Höhe von 50 Millionen Euro zur Verfügung, das beim Bundesverkehrsministerium angesiedelt wurde. Doch noch vor dem Start der Förderung fehlten die 50 Millionen Euro im Regierungsentwurf des Bundeshaushaltes für das Folgejahr 2020. Das Interesse an der Games-Förderung war dagegen riesig: 380 Projektvorschläge wurden für die Pilotphase der Games-Förderung, die sogenannte De-Minimis-Förderung, beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur eingereicht. Weitere 295 Unternehmen warten bereits mit konkreten Projekten auf die EU-Notifizierung der finalen Förderrichtlinie.
Die Games-Förderung soll die großen Wettbewerbsnachteile Deutschlands bei der Spiele-Entwicklung verringern. Denn andere Länder wie Frankreich, Großbritannien oder Kanada fördern seit vielen Jahren die Games-Branche vor Ort. Spiele-Entwicklungen sind daher in Deutschland um bis zu 30 Prozent teurer. Als Folge fällt der Anteil deutscher Spiele-Produktionen auf dem Heimatmarkt seit Jahren, obwohl der Games-Markt stark wächst. Zuletzt blieben von 100 Euro, die in Deutschland für Computer- und Videospiele ausgegeben wurden, lediglich noch 4,30 Euro bei deutschen Entwicklern. Auch die Anzahl der Beschäftigten ist trotz des starken Marktwachstums weltweit und in Deutschland gesunken: Aktuell gibt es 11.014 Beschäftigte bei Entwicklern und Publishern, das sind 5,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dabei könnte sich die Games-Förderung für den Finanzminister sogar lohnen: So zeigt das Beispiel Frankreich, welche positiven Effekte eine Förderung auslöst. Eine Gesamtförderung von 50 Millionen Euro pro Jahr würde demnach in Deutschland zu zusätzlichen Steuer- und Sozialabgaben von rund 90 Millionen Euro führen. Hinzu kommen zusätzliche Investitionen seitens der Wirtschaft von rund 400 Millionen Euro.
Manch einer fragt sich jedoch, wie es denn bisher mit Förderungen aussah? Seitens der EU wurden bereits vereinzelt Fördersummen für deutsche Spieleprojekte vergegeben und auch im Bund erfolgten durch den Deutschen Computerspielpreis die Vergabe von Preisen und Geldbeträgen an Entwickler. Der Geschäftsführer des game und ehemaliger Vorsitzende der USK, Felix Falk, hat sich auch detaillierter zu den Bestreben einer ständigen Förderung in Deutschland ausgesprochen:
ZitatAlles anzeigenIn der Bereinigungssitzung wurde die Games-Förderung gerettet: Auch für 2020 stehen 50 Millionen Euro zur Verfügung. Ist die Förderung damit endlich in trockenen Tüchern?
Ja, die Games-Förderung hat damit die entscheidende Hürde genommen. Denn die Förderung wurde damit nicht nur bestätigt und die Unsicherheit der letzten Monate endlich beseitigt, sondern der Betrag wurde auch zum ersten Mal bereits für die Folgejahre festgeschrieben. Auch wenn die Hängepartie der vergangenen Wochen und Monate unnötig war und Vertrauen gekostet hat, so wurde gleichzeitig noch einmal deutlich, wie groß die politische Unterstützung für unsere Branche mittlerweile ist: Über Parteigrenzen hinweg gab es viele Politikerinnen und Politiker, die sich klar zu der Games-Förderung bekannt haben. Diese breite Unterstützung sollte jeden in der Games-Branche zuversichtlich stimmen.
Was habt ihr in den vergangenen Monaten unternommen, damit es zu dieser Entscheidung kommt?
Wir haben so viele Hebel wie möglich in Bewegung gesetzt: Es ist eben nicht nur ein Minister oder die Bundeskanzlerin, die man mal eben überzeugen muss. Stattdessen geht es darum, Mehrheiten zu schaffen, die sich klar hinter so ein großes und neues Projekt stellen. Damit das gelingt, muss immer wieder Überzeugungsarbeit geleistet werden. Das geschieht in vielen einzelnen Gesprächen, aber eben auch mit unseren Events wie der gamescom, dem Deutschen Computerspielpreis, unserem Sommerfest oder den gamechanger-Veranstaltungen und natürlich über unsere Pressearbeit. Die Überzeugungsarbeit haben zudem auch viele unserer Mitglieder geleistet, indem sie selbst vor Ort Gespräche geführt haben. Es ist also ein Erfolg für die gesamte Games-Branche. Deshalb möchte ich mich hier auch noch einmal ganz ausdrücklich bei allen bedanken, die sich konstruktiv eingebracht haben! Ich habe mich gefreut, dass die große Mehrheit der Branche positiv und geduldig geblieben ist und nicht in den Abgesang Einzelner eingestimmt hat. Politische Prozesse sind eben komplex und nicht so einfach, wie manche sich das wünschen. Aber das ist bei einer Games-Entwicklung ja nicht anders.
Klar ist aber auch: Die Arbeit ist mit dem jetzt Erreichten nicht zu Ende. So wenig, wie die Games-Förderung das Ergebnis weniger Wochen ist, sondern der vergangenen Jahre, müssen wir immer weiter über unser Medium und unsere Branche informieren und für uns werben. Wir haben ein unglaubliches Potenzial in Deutschland und jetzt auch die Möglichkeiten, dieses allen zu zeigen.
Was sind die nächsten Schritte?
Wir haben mit der jetzigen Entscheidung ein wichtiges Etappenziel erreicht, aber es gibt noch sehr viel zu tun. Wir müssen als Games-Branche beweisen, dass wir nicht zu viel versprochen haben. Die Games-Förderung in dieser Höhe ist ein großer Vertrauensbeweis: Die Politik glaubt an unser Potenzial und genau das müssen wir jetzt auch aktivieren.
Gleichzeitig hat auch die Politik noch Hausaufgaben zu erledigen: Das Förderprogramm muss immer noch durch die EU-Kommission notifiziert werden und der Vergabeprozess der Fördermittel sollte so schnell und unbürokratisch wie möglich ablaufen. Viele Antragsteller warten seit Wochen auf eine Antwort. Diese Verzögerungen sind in der Anfangszeit normal und nachvollziehbar, aber diese ist jetzt so langsam vorbei.
Nicht nur mit Blick auf die Games-Förderung war die Bereinigungssitzung ein Erfolg für die Games-Branche. Auch der Deutsche Computerspielpreis erhält mehr Mittel. Was bedeutet diese Aufstockung?
Wir freuen uns auch über diese Entscheidung, denn damit wurde auch hier Unsicherheit beseitigt und zudem wurden wichtige Weiterentwicklungen möglich. Zum einen schaffen die zusätzlichen Mittel die Basis für die längst überfällige Gleichberechtigung mit anderen Kultur- und Medienpreisen, da die Regierung die volle Verantwortung für das Preisgeld übernimmt. Zum anderen werden die gemeinsamen Planungen zur Entwicklung des Preises, die wir aktuell mit der Bundesregierung besprechen, ebenfalls erleichtert.
Wie findet ihr dies? Findet ihr ein solches Förderprogramm gut?
Quelle: game (1), (2) – Newsbild: © game – Verband der deutschen Games-Branche