Miyamoto über Videospiele als Kulturgut, die Arbeit als Entwickler und Innovationen bei Nintendo

  • Anlässlich des dreijährigen Geburtstags der Nintendo Switch am 03. März 2020 hat die japanische Videospielzeitschrift Famitsu ein umfangreiches Interview mit Shigeru Miyamoto geführt. Miyamoto, der als Schöpfer von Super Mario, The Legend of Zelda und vielen anderen erfolgreichen Marken maßgeblich zu Nintendos Erfolg beigetragen und verschiedene Positionen im japanischen Konzern bekleidet hat, ist seit September 2015 als Creative Fellow bei Nintendo für die kreative Gesamtausrichtung des Konzerns verantwortlich. Dank des Blogs Japanese Nintendo und den Kollegen von Nintendo Everything liegen Teile des Interviews jetzt auch in englischer Sprache vor. Im Gespräch mit der Famitsu blickt Miyamoto zurück auf seine Zeit bei Nintendo und wie sich das Medium Videospiel in all den Jahren verändert hat.


    Miyamoto wurde in dem Interview zunächst auf die Ehrung angesprochen, die ihm im November letzten Jahres verliehen wurde. Die japanische Regierung hatte ihn für seine Verdienste bei Nintendo zu einer Person ernannt, die sich in besonderer Weise für die japanische Kultur engagiert hat. Dabei handelt es sich um die höchste Auszeichnung, die einem Kulturschaffenden in Japan verliehen werden kann. Er freue sich zwar über die Ehrung, so Miyamoto, aber dabei werde schnell übersehen, dass er seit fast 40 Jahren mit anderen talentierten Menschen im Team zusammenarbeite, um Spiele zu entwickeln. Deshalb könne er nicht den ganzen Ruhm für sich beanspruchen. Mehr als die Auszeichnung selbst freue ihn, dass Videospiele ein so präsenter Teil der japanischen Kultur geworden sind, und dass man mittlerweile an einem Punkt angekommen ist, an dem Videospiele so weit verbreitet sind, dass sie für viele Menschen zum Alltag gehören.


    Das sei gerade am Anfang seiner Karriere anders gewesen, so Miyamoto. Es habe keine Medien gegeben, die über Videospiele und ihre Entwicklung berichtet hätten. Während es am Anfang an Magazinen und anderen Formaten gemangelt habe, hätte sich aber schnell eine Situation ergeben, in der man als Videospielentwickler dafür kämpfen musste, aus der Masse hervorzustechen. Dadurch habe er schnell den Eindruck gewonnen, dass neue Videospiele etwas Besonderes sein müssten, um die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen.


    Die Notwendigkeit, aus der Masse hervorzustechen, zeigt sich gerade in Zeiten, in denen über die mobilen Plattformen Android und iOS eine Unmenge an Spielen kostenlos zur Verfügung steht. Miyamoto war lange ein bekennender Skeptiker, was die Entwicklung von Spielen für Smartphone anbelangt. Doch je leistungsfähiger die mobilen Endgeräte geworden sind, desto schwieriger sei es gewesen, die Plattform Smartphone komplett zu ignorieren. Und anders als eine Konsole, die man sich zusätzlich kaufen muss, hätte heute jeder ein Smartphone, mit dem man prinzipiell spielen könne.


    Überhaupt sei es Nintendo ein Anliegen gewesen, neue Technologien immer für die Weiterentwicklung von Spielen zu nutzen. Auch wenn es viele bekannte Nintendo-Marken gibt, die weiterentwickelt werden, sei es nach Miyamoto keine Selbstverständlichkeit, für jedes Spiel eine Fortsetzung zu entwickeln. Nintendo entwickle beispielsweise ein neues Super Mario immer dann, wenn es eine wichtige technische Neuerung gibt, die zur Weiterentwicklung des Spielkonzepts beitragen könnte. Das sei beispielsweise bei der Umstellung von 8bit- auf 16bit-Systeme der Fall gewesen.


    Im Interview hebt Miyamoto darüber hinaus hervor, dass es ihm immer ein wichtiges Anliegen gewesen sei, Videospiele für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Es habe ihn immer gewundert, dass Eltern sich freuen, wenn ihre Kinder Disney-Filme gucken, aber besorgt sind, wenn sie sich für Videospiele interessieren. Das habe wesentlich zu verschiedenen Entwicklungen in der Nintendo 3DS- und Wii-Ära beigetragen. Miyamoto betont dabei, wie wichtig es Nintendo gewesen ist, mit Ideen wie einem Mii für jedes Familienmitglied dazu beizutragen, Berührungsängste zum Medium Videospiel abzubauen. Ein Großvater sollte ich darüber freuen, dass sein Enkelkind ihm einen Mii gebastelt hat, selbst wenn er selbst noch nie mit Videospielen in Berührung gekommen war.


    Als Creative Fellow konzentriert sich Miyamoto heute darauf, die Nutzererfahrung der aktuellen Nintendo-Titel zu testen und zu verbessern. Nach eigenen Aussagen ist sein wichtigster Beitrag heute, das Spielgefühl zu bewerten und den Entwicklern einige Hinweise für Verbesserungen auf den Weg zu geben. Mit einem Lachen merkt er an, dass er danach in der Regel Tschüss sage und die Einzelheiten dem jeweiligen Team überlasse.


    Kaum jemand hat Nintendo so geprägt wie Shigeru Miyamoto. Welche seiner vielen Ideen hat euch besonders begeistert?


    Quelle: Japanese Nintendo, Nintendo Everything – Newsbild: © Nintendo

  • Miyamoto ist einer der Gamedirectors, die trotz allen Meilensteinen immer am Boden geblieben ist, im Gegwnsatz zu so manchem Director von AAA-games, wo man meint, ein Superstar stünde auf der Bühne.
    Mein Highlight von Miyamoto war ganz klar Ocarina of Time, einer der wenigen Zeitlosen Klassikern der frühen 3D-Ära. Das Design wird nach wie vor für Spiele hergenommen, Rise of rhe Tomb Raider bedient sich z. B. ausgiebig. (kleiner Tutorial-Abschnitt, in dem die Mechaniken erläutert werden und der mit nem Boss-fight endet, dann kommt man in die Zentrale des Spiels, ein Ort, von dem aus man Jedes Gebiet erreicht. Man bekommt in diesen Gebieten meist nach boss-Fights neue Gegenstände, um neue Areale freizuschalten.)


    Miyamoto's Spieleliste liest sich sehr gut, da so viele Ikonen der Branche enthalten sind. Unvergessliche Meilensteine, wie sie kein anderer vorzuweisen hat und dennoch ist er bescheiden geblieben.

  • Schon witzig wenn Nintendo sagt, sie waren Smartphones gegenüber sehr skeptisch. Dabei waren Sie es, die als Erste und noch bevor es das iPhone gab auf Touchscreen gesetzt haben, nämlich mit dem DS.

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