~ The dark chapter of life ~
Er hatte sein Leben als Anwalt hinter sich gelassen, um nun als Privatdedektiv zu arbeiten.
Was ihn dazu gebracht hatte? Sein letzter Fall als Strafverteidiger und ein Klientin, die nun hinter Gittern saß, da sie schuldig gesprochen wurde. Schuldig einen abscheulichen Mord an ihrem Mann begangen zu haben. Die Beweise des Staatsanwalts hatten alle gegen sie gesprochen, hatte er doch so hart dafür gearbeitet, die Unschuld der Frau zu beweisen. Diese Indizien, die eigentlich gar nicht existieren konnten. In seinem Kopf wiederholte sich das fassungslose Schluchzen seiner Klientin nach Bekanntgabe des Gerichtsbeschlusses, wie eine kaputte Schallplatte. Irgendwann hatte er es nicht mehr ausgehalten und hatte beschlossen diesem mysteriösen Fall - und den plötzlich aufgetauchten Beweisen - auf die Spur zu gehen. Seinem Chef hatte das ganze nicht gefallen und so beschloss er kurzerhand, die Kanzlei zu verlassen. Er wusste, dass er erst wieder Frieden finden könnte, wenn er diesen Fall löste und ihren Namen damit rein wusch.
Und hier stand er nun, zurück am Ort des Verbrechens. "Zaki?", ein hagerer Mann kam auf ihn zu. Er ging auf ihn zu und verbeugte sich höflich. "Guten Tag, Sie müssen Herr Agawara sein. Ich bin Ryu Zaki. Danke, dass sie mich hier treffen und verzeihen Sie den plötzlichen Anruf." stellte sich Ryu Zaki vor. Herr Agawara musterte ihn für einen kurzen Moment. Zakis schwarzes Haar stand zottelig von seinem Kopf, sein Hemd war nur auf einer Seite in die Hose gesteckt und seine Augenringe ließen ihn Älter wirken, als er tatsächlich war. Die letzten turbulenten Wochen und schlaflosen Nächte waren ihm wohl ins Gesicht geschrieben. Der Hausmeister räusperte sich: "Nun ja, ich war etwas verwundert. Es war schon länger niemand hier - da hatte ich gedacht der Trubel hätte sich nun endlich gelegt. Vor allem nach dem das Ganze doch geklärt ist." Bei den letzten Worten verfinsterte sich Zakis Mine. "Wir werden sehen...", sagte er zu sich selbst. Herr Agawara schien ihm schon keine Beachtung mehr zu schenken und holte einen Schlüsselbund mit lächerlich vielen Schlüsseln hervor. Er stapfte mit großen Schritten auf das Gebäude zu und schloss schon die Tür auf, bevor Zaki sie erreichte. "Na dann, viel Spaß. Rufen Sie mich an, wenn Sie hier fertig sind." Er wartete nicht mal eine Antwort ab, bis er sich von Zaki abwandte. Vermutlich hatte er die Nase voll von diesem Ort - schließlich musste er nach der Tat ein Dutzend Leuten immer wieder Zugang verschaffen und die zahlreichen Reporter hatten dies nicht besser gemacht.
Zaki legte die Hand auf den Türknauf. Langsam öffnete er die Tür und setzte den ersten Schritt hinein. Die Luft im Haus war warm und schwer. Als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, war ihm als werde Sie noch dicker. Er atmete tief ein. `Ins Wohnzimmer`, dachte er. Seine Schritte wirkten viel zu laut, in der Stille des verlassenen Hauses. Er schob die Tür auf und trat ein. Als er das letzte Mal in diesem Raum war, huschten aufgeregte Polizisten durch den Raum, machten eifrig Fotos und krizelten nickend etwas auf Notizblöcke. Nun erinnerte nichts mehr daran - weder an die wuselnden Polizisten noch an den schrecklichen Mord. Auf dem Regal lächelte ihm ein glückliches Brautpaar entgegen, ein Buch lag da, als warte es darauf bald weiter gelesen zu werden und die Trockenblumen weckten den Anschein, dass erst es sich erst kürzlich jemand gemütlich gemacht hatte. Zaki seufzte und trat vor die Bilder. "Ach Maya, ich weiß, Du wolltest nicht, dass ich nochmal herkomme, es sei viel zu gefährlich. Doch ich muss wissen, was mit Ichiban passiert ist. Für ihn... und auch für Dich!" Er ließ seinen Blick über die Bilder schweifen. Darauf zu sehen waren ein Brautpaar, eine ältere Dame und auf dem letzten Bild drei Freunde, lachend und glücklich - Maya, seine Mandantin, Ichbiban, sein bester Freund und Ryu Zaki. Wieder seufzte er schwer und wandte den Blick ab.
Alles wirkte wie immer, nur dass viel zu still war. Doch dann fiel Zaki etwas ins Auge. `Ein... Fleck?` Er trat näher. Der Boden war an einer Stelle verbrannt. Er beugte sich vor. `Asche?` Jemand musste seine Zigarette hier ausgetreten haben. `Einer der Polizisten? Nein, an einem Tatort, würden sie das niemals machen.` Erst dann fiel ihm der Brieföffner ins Auge, der neben den Büchern lag. Nun war er sich sicher. `Jemand ist hier gewesen. Doch wieso?` Irgendetwas musste hier sein, was ihn auf die richtige Spur führen könnte. Sein Herz schlug plötzlich schneller... Nein, das hier war eine Spur! Hastig tastete er alles ab. Schob Ichibans dicke Enzyklopädien zur Seite, strich über jeden Centimeter des Holzes, tastete die Wand ab. Bis er plötzlich hinter der Schriftrolle etwas fühlte. Behutsam nahm er das Bild ab. `Die Tapete wurde hier aufgerissen?` Hinter dem Riss lies sich ein Loch erahnen. Zaki versuchte hinein zu spähen. Erfolglos. Gerade als er hineingreifen wollte, hörte er plötzlich, wie hinter ihm die Tür aufgerissen wurde. Er fuhr herum, doch ehe er jemanden erblicken konnte spürte er plötzlich einen Schmerz in der Brust, wie er ihn noch nie zuvor verspürt hatte. Der Geruch von Zigarettenrauch stieg ihm in die Nase. `Ichiban... wo bist du nur hineingeraten?` dachte er und dann wurde alles schwarz.
To be continued...?