Wenn Dr. Kawashima seine diabolischen Kräfte freisetzt
Der Running Gag aus Nintendos Spiele-Release-Listen wird endlich aufgelöst! Am 28. Juli 2017 erscheint doch tatsächlich Dr. Kawashimas diabolisches Gehirn-Jogging: Können Sie konzentriert bleiben? in Deutschland und dem Rest Europas. Auf einem kleinen Event in München begab ich mich in die Fänge des teuflischen Professors und stellte meine grauen Zellen auf die Probe.
In etwas abgehackter deutscher Sprachausgabe – hier wurde wohl wieder ein ähnliches Sprachmodul eingesetzt, wie man es beispielsweise aus Tomodachi Life kennt – erklärt mir Dr. Kawashima, dass die Lektion aus der Demo in der Vollversion fünf Minuten lang dauern würde, wir es aber bei drei Runden belassen. Mit einem zufriedenen „Danke“ auf den Lippen tippe ich jedoch ungeduldig auf dem Touchscreen herum, denn das Gelaber lässt sich leider nicht beschleunigen, geschweige denn unterbrechen.
Die Erklärung zur kommenden Lektion lehne ich selbstverständlich ab. Auch die Hilfestellung zur eigentlichen Spielsteuerung klicke ich weg. Immerhin bin ich Gamer, das kriege ich schon hin. Doch ich rechnete nicht mit der Tücke von „1-Back“. In dieser Übung geht es darum, dass einfache Rechenaufgaben gestellt werden, also zum Beispiel 1+1 oder 9-3. Doch einfach nur zu rechnen, ist dem diabolischen Doktor zu wenig. Deshalb muss ich nicht das Ergebnis der aktuell angezeigten Aufgabe auf den Touchscreen des New Nintendo 2DS XL schreiben, sondern das der vorherigen.
Bis ich das raffe, bin ich schon mittendrin in der zweiten von drei Runden. Insgesamt schneide ich also eher schlecht denn recht ab. Der böse Doktor weist darum auch darauf hin, dass er diese geistige Leistung von einem Gehirn erwartet, das irgendwo zwischen dem 60. und dem 70. Lebensjahr liegt. Hätte er von meinem Rücken gesprochen, hätte ich zugestimmt. So lasse ich den Quacksalber labern und versuche mich erneut an seiner Lektion.
Diesmal schließe ich die erste Runde zu 100% ab. Nimm das, Professor! Weil mein Schnitt damit über 85% liegt, wird die Schwierigkeit der nächsten Runde um eine Stufe gesteigert. Erreicht ihr weniger als 65%, werden die nächsten Aufgaben leichter. Ein Wert dazwischen resultiert in keiner Änderung. Das schwerere „1-Back“ heißt nun „2-Back“. Jetzt muss also nicht das Ergebnis der vorhergehenden Rechenaufgabe auf den Touchscreen gemalt werden, sondern das von vor zwei Aufgaben.
Auch hier brauche ich wieder eine Weile, bis ich das kapiere. Und ich merke, dass mein Hirn vielleicht doch älter sein könnte, als ich mir selbst zugestehen möchte. Das Endergebnis ist erneut nicht zufriedenstellend und ich wechsele das Spiel. Der diabolische Dr. Kawashima hat gewonnen.
Anhand einer einzigen Lektion lassen sich keinerlei Rückschlüsse auf die Qualität des vollen Spiels ziehen. Es darf jedoch vermutet werden, dass die übrigen Lektionen mindestens genauso fies und fordernd sein werden wie „1-Back“. Eines hat mir die Demo zu Dr. Kawashimas diabolisches Gehirn-Jogging: Können Sie konzentriert bleiben? zumindest gezeigt: Ich sollte meine Synapsen nicht schleifen lassen, denn eine doch recht simple Aufgabe wie die von mir gespielte, sollte eigentlich locker machbar sein. Vielleicht sollte ich mich im Sommer doch nochmal in die Praxis von Dr. Kawashima trauen.