SSX Blur

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Lesertest von basilhater zu SSX Blur - Wii

Mein Test zum Spiel: SSX Blur

Natürlich könnte auch dieser Review mit einer abgedroschenen Einleitung a la „Wir alle lieben das Gebirge! […] Der Berg ruft nicht nur, er rockt auch!“ (N-Zone Test zu Cursed Mountain 09/09; Autoren ein gewisser Pascal Hartmann sowie Christoph Kraus) beginnen, wie es sich leider über die Zeit in der Fachpresse eingebürgert hat, aber lieber verzichten wir auf diese Platzfresser und steigen direkt in die Analyse ein.


SSX Blur bietet den die Serie auszeichnenden abgedrehten Arcade-Snowboardspaß, welches mit einer großen Einstiegshürde zu kämpfen hat, was der ungewöhnlichen Steuerung geschuldet ist. So stellt schon das Fahren anfangs eine Herausforderung dar, weil nicht mit dem Control Stick die Richtung angegeben wird, sondern man per Neigung des Nunchucks nach rechts oder links Kurven fährt, während das Drücken des Sticks lediglich diese Bewegung verstärkt, wodurch man noch engere Richtungsänderungen vollziehen kann. Bis sich diese Art der Steuerung eingespielt hat, dauert es eine Weile voller Frust, in der man immer wieder frontal in Hindernisse hineinfährt, weil man vergessen hat den Nunchuk zu kippen. Danach lässt sie einen jedoch filigran die Piste hinabsausen und man lernt die Entscheidung der Entwickler dafür zu schätzen, vermittelt sie doch ein wesentlich direkteres Fahrgefühl als es eine Control-Stick-Steuerung könnte.
Auch in der Luft kommt man um Bewegungen nicht drumherum, nur wird hier die Wii-Remote genutzt, um artistische Drehungen entweder in horizentale oder senkrechte Richtung zu vollführen. Zusätzlich lassen sich vier verschiedene Grabs durch Drücken des C-Buttons bei gleichzeitiger Nunchuck-Neigung bewerkstelligen, die ebenso wie alle übrigen Tricks beispielsweise Grinds die sogenannte Groove-Leiste füllen. Zum einen kann sie für einen kurzfristigen Geschwindigkeitsboost verwendet werden, zum anderen, und wesentlich wichtiger, stellt eine gut gefüllte Leiste die Voraussetzung für die massenhaft Punkte bringenden Über-Tricks dar, weswegen die Vollführung stets das oberes Spielziel ist. Allerdings ist dies deutlich problematischer als es sich in der Theorie anhört. Ein unten eingeblendetes Symbol soll bei gedrücktem A-Knopf per Fernbedienung nachgezeichnet werden, was durchaus anspruchsvoll, aber nicht überfordernd klingt. Jedoch wird weder im Tutorial noch in der für EA typischen sehr knappen Anleitung erwähnt, dass dabei der Poiner auf den Fernseher gerichtet sein muss. Da dieser zudem im Spiel selber nicht angezeigt wird, folgt zwangsweise ein missglückter Versuch auf den nächsten, bis man schließlich nach einer Reihe zufällig gelungener hinter diese Voraussetzung kommt. Selbst dann stellt es aber immer noch ein Problem dar, die Remote so zu halten, dass der Pointer beim Zeichnen nicht über den Rand des Bildschirms hinauswandert. Am besten ist es, wenn man die Formen im Wii-Menü nachzeichnet, weil hier der Pointer sichtbar ist, und sich die Handbewegungen anschließend einprägt. Alternativ bietet auch das Spiel im Pausen-Menü eine Übungsfunktion, welcher wegen des nicht sichtbaren Pointers und der damit verbundenen fehlenden Nachvollziehbarkeit des eigenen Fehlers jedoch keine wirkliche Hilfe ist. Dennoch machen gerade die Übertricks Laune, weil sie fordernder zu meistern sind, wodurch ihr Gelingen den größten Zufriedenheitszustand nachsichzieht, sowie sie mit ihren vielen verschiedenen Formen etwas Abwechslung ins Trickrepertoire bringen, allerdings können auch sie auf lange Sicht nicht über die zu geringe Anzahl an Manövern hinwegtäuschen können, weshalb nach ein paar Spielstunden eine gewisse Monotonie in den Spielverlauf einzieht, woran auch der kaum merkbare Unterschied zwischen Snowboards und Skiern beiträgt. Dass darunter die Motivation trotzdem kaum leidet, ist der intuitiven Steuerung geschuldet, die nach der Eingewöhnungszeit einfach ein tolles, schnelles Spielgefühl ermöglicht.


Wie fast jedes Sportspiel bietet SSX Blur einen Karriere-Modus, in dem drei nacheinander freischaltbare sowie frei befahrbare Gebiete mit jeweils mehreren zusammenhängenden Strecken zu bewältigen sind. Hier kann man die verschiedenen Rennevents direkt anfahren, während faule Naturen diese auch bequem via Menü auswählen können. So oder so wartet am Austragungsort anschließend eine der fünf abwechslungsreichen Disziplinen darauf, von euch gemeistert zu werden, wobei es in drei davon um das Erreichen einer möglichst hohen Punktezahl durch das vollführen von Tricks geht, wohingegen es im Zeitrennen sowie Slalom langt, als erster die Ziellinie zu überqueren. Dabei ist besonders Slalom aufgrund der sehr kleinen Abstände zwischen den Stangen äußerst schwierig. Hier ist häufiges Abbremsen Pflicht, um keine Zeitstrafe zu riskieren, wofür jedoch eine gewisse Streckenkenntnis sowie Übung erforderlich ist. In dem Zusammenhang ist es erfreulich, dass man ein Rennen jederzeit im Pausen-Menü neu starten kann, obwohl dies in der Regel wegen des fairen Schwierigkeitsgrads nicht notwendig ist. Dieser wird schrittweise in Form einer immer anspruchsvolleren Streckenführung erhöht. So muss man sich mit vereisten Flächen, erhöhtem Baumaufkommen, Schneetreiben und noch viel mehr herumschlagen, die jeder Strecke einen eigenen Charakter verleihen. Aus dem Grund kann man wirklich von einem gelungen Streckendesign sprechen, selbst wenn viele Abschnitte aus den Serienvorgängern in überarbeiteter Version wiederverwendet wurden.
Schließlich gibt es noch die Grand-Prix, welche sich aus Wettbewerben verschiedener Arten zusammensetzen und für gewöhnlich ein Stück fordernder sind als die normalen Events, wofür jedoch auch bessere Belohnungen in Form neuer Bretter und mehr Ranglistenpunkten ausgeschüttet werden, die notwendig sind, um die Charakterattribute wie die Grundgeschwindigkeit, Kurvenlage oder auch die Trickperformance zu verbessern. Dabei besitzt jeder Charakter individuell festgelegte Maximalwerte, sodass es nicht möglich ist sich einen Allrounder zu erstellen. Stattdessen sollte man sich bereits bei der Charakterwahl überlegen, welchen Typen man präferiert bzw. welcher Typ die eigenen Schwächen am besten ausgleicht. Insgesamt kann man dieses Rollenspielelement zwar vernachlässigen, da man wertetchnisch stets mit der Konkurrenz mithalten kann, solange man an den meisten Wettbewerben teilnimmt, andererseits stellt es eine clevere Design-Entscheidung der Entwickler dar, um zu verhindern, dass man nicht allzu früh jedes Event mit Gold beendet, wodurch auch über längere Spielzeit hinweg das Interesse am Titel hoch ist.
Doch auch abseits der Rennen bietet die Oberwelt mit Sammelitems, die neue Übertricks sowie neue, nur optische Veränderungen mit sich bringende Klamotten freischalten, und speziellen Herausforderungen, beispielsweise einen anderen Fahrer überholen, spielerischen Mehrwert, der zum Erkunden der Gebiete motiviert und einem dabei den Unterhaltungswert des entspannt durch die Gegend Fahrens näher bringt. Denn tatsächlich ist dies auf lange Sicht die spaßigste Methode SSX Blur zu spielen. Man fährt einfach dahin, wo man gerade Lust hat, macht ein paar Tricks, sammelt Items ein und erfreut sich an der gute Steuerung sowie der schönen Landschaft.


Denn auch die Optik kann nicht nur mit ihren natürlichen Landschaften überzeugen, auch immer wieder auftretende Wettereffekte wie die blendende Sonne oder fallender Schnee erzeugen ein harmonisches Gesamtbild, in das sich die Fahrer mit ihren flüssigen Animationen perfekt einfügen. Die Dynamik des Sports wird durch Zeitlupen- sowie dem Titel gebenden Blur-Effekt transportiert, was für ein spürbares Geschwindigkeitsgefühl sorgt und vor allem die Über-Tricks passend inszeniert, womit es optisch zu den schönsten Wii-Spielen gehört.
Interessant ist die Herangehensweise an die musikalische Untermalung des Geschehens. Jene richtet sich nach der Höhe der Groove-Anzeige und wird mit dem Ansteigen dieser immer dynamischer, was sich allerdings als ein zweischneidiges Schwer herausstellt. Einerseits kann der Sound einen packen, wenn man nach einer Reihe gelungener Tricks mit einem stimmigen Musikstück belohnt wird, andererseits zerstört der lahme und langweilige Soundtrack einen Teil der Atmosphäre, falls die Leiste fast leer ist. Daher hätte ich es mehr begrüßt, wenn EA auf die üblichen Lizenz-Lieder gesetzt hätte, wodurch eine dauerhaft qualitativ hochwertige Musik sichergestellt worden wäre.


Fazit:
EA ist mit SSX Blur ein Experiment eingegangen, das aufgeht. Die Bewegungssteuerung bringt hier durch ihre logische und direkte Art den erhofften Mehrwert, wenn man die hohe Einstiegshürde überwindet, dann aber ist sie unglaublich motivierend. Ein etwas zu kleiner Umfang, vor allem was die Tricks und deren Kombination untereinander betrifft, sowie der halb gescheiterte Versuch, die Musik dem Spielgeschehen anzupassen, sind kleine Dreckflecken im ansonsten kristallklaren Schneeweiß.

Mein Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von basilhater

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