Interview aus dem Jahr 1999: Sakurai über die Entstehung von Super Smash Bros.

Mit der Veröffentlichung des 5. Ablegers der Super Smash Bros.-Reihe im vergangenen Dezember, Super Smash Bros. Ultimate, können wir auf eine lange Geschichte dieser Crossover-Reihe diverser Videospiel-Ikonen zurückblicken. Lange ist es her, dass die außergewöhnliche Prügelreihe mit Super Smash Bros. für das Nintendo 64 im Jahre 1999 sein Debüt feierte. Die Entwicklungsgeschichte hinter dem Spiel ist dabei eine ziemlich Wilde – so stellte die Entwicklung des Spiels gewissermaßen eine Notlösung für das Entwicklerstudio HAL Laboratory dar und sollte ursprünglich noch nicht einmal bekannte Nintendo-Charaktere beinhalten.

Vor kurzem wurde ein Interview aus der dritten Ausgabe des Nice Games-Magazins im Erscheinungsjahr des ersten Super Smash Bros. mit Serienschöpfer Masahiro Sakurai ins Netz gestellt, das interessante Einblicke in die Entwicklung von Super Smash Bros. und auch die damalige Einstellung gegenüber eines potenziellen Nachfolgers, der 2001 in Form von Super Smash Bros. Melee für den Nintendo GameCube erscheinen sollte, liefert. Die spannendsten Informationen aus diesem Interview wollen wir nun für euch zusammenfassen – viel Spaß beim Lesen!

Zusammen mit dem Konzept, das sich später zu Smash Bros. entwickeln sollte, hatte man vor Entwicklungsbeginn noch drei andere Spielkonzepte ausgearbeitet, die für ein neues Projekt infrage kamen. Zwei davon wurden zunächst in Form von spielbaren Prototypen ausgebaut – ein kompetitives Kampfspiel und ein Action-Adventure. Diese Prototypen dienen in erster Linie dem Zweck, das geplante Spielprinzip besser aufzeigen und erklären zu können. Man entschloss sich schlussendlich dazu, am Action-Adventure-Projekt zu arbeiten, bevor allerdings ein anderes Spiel aus dem Hause HAL Laboratory, Kirby’s Air Ride, zunächst einmal eingestellt wurde. So sah man sich in der Not, schnell ein anderes Spiel fertigstellen zu müssen – und so kam man auf den Kampfspiel-Prototypen zurück, da man dachte, dieses Spiel könne schneller fertiggestellt werden als das Action-Adventure. Einen Blick auf den damaligen Prototypen zum späteren Super Smash Bros. zeigt folgendes Bild – alle Kernelemente des Spielprinzips waren zu diesem Zeitpunkt bereits vertreten:

Das Markenzeichen von Super Smash Bros., die Nintendo-Charaktere, waren zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht eingeplant. Man experimentierte mit verschiedenen Ideen – originale Charaktere, Kirby-Charaktere oder sogar ausschließlich Hunden, um das erste Kampfspiel mit Hunden zu kreieren. Eine dieser Ideen war es natürlich auch, beliebte Nintendo-Charaktere einzusetzen – dies würde sich aber natürlich als kompliziert herausstellen. Da man sich sicher war, dass Nintendo bzw. Shigeru Miyamoto dieser Idee niemals zustimmen würde, würde man ihn einfach nur plump darauf ansprechen, erschuf das Entwicklerteam selbstständig eine frühe Version des Spiels mit vier Nintendo-Charakteren, die man Shigesato Itoi und Shigeru Miyamoto daraufhin präsentierte – dieser war beeindruckt davon, wie gut Mario in dieser frühen Version eingefangen wurde und segnete die Idee ab.

Ein größeres Problem stellten hingegen die Kämpfer aus dem Pokémon-Universum dar. Die generelle Abneigung, den eigens erschaffenen Charakter für ein fremdes Spiel zu verleihen, konnte Sakurai als Kirby-Erfinder allerdings auch gut nachvollziehen. Aus Angst, das Spiel könnte unbeliebt werden, würde er Kirby nur sehr ungern an ein fremdes Entwicklerteam ausleihen. So kam es auch einige Male vor, dass er etwas verärgert über die Art und Weise war, wie Kirby in einigen Cameo-Auftritten oder Illustrationen dargestellt wurde – sein Geist wurde einfach nicht richtig eingefangen. So legte man bei der Entwicklung von Super Smash Bros. großen Wert darauf, verantwortungs- und liebevoll mit den diversen Charakteren umzugehen, um deren ursprünglichen Erfindern gegenüber treu zu bleiben.

Dennoch gab es natürlich auch seitens Nintendo diverse Bedenken, was das Konzept des Spiels anging – beispielsweise, ob es wirklich in Ordnung sei, dass sich die verschiedenen Videospiel-Helden gegenseitig eins auf die Rübe geben. So wollte man Super Smash Bros. weniger wie ein physisches Kampfspiel, sondern mehr als eine Art Sport aufziehen, in dem es darum geht, die Kontrahenten aus der Arena zu befördern. Aus diesem Grund werden beispielsweise auch keine Leichen von besiegten Kämpfern dargestellt, stattdessen applaudieren die Verlierer am Ende einer Runde dem Sieger zu.

Schon damals war natürlich auch das Balancing der verschiedenen Kämpfer ein großes Thema. Dieses basierte lediglich auf internen Test-Matches, während die Schwierigkeit vor allem darin bestand, dass sich das Balancing abhängig davon, wie viele Spieler an einem Match teilnehmen, stark verändern kann.

Auch spricht Sakurai am Ende des Interviews über seine Gedanken zu einem potenziellen Nachfolger, der 2001 in Form von Super Smash Bros. Melee erscheinen sollte. Wichtig ist hierbei vor allem, dass im originalen Super Smash Bros. nur etwa 60% der ursprünglich geplanten Inhalte vertreten waren. So habe sich Sakurai bei einem potenziellen Nachfolger vor allem darauf fokussieren wollen, diese Rate zu erhöhen und ein generell kompletteres Spielerlebnis zu erschaffen. Neue Spielmechaniken würden dabei auf die Gefahr hin, dass das wegen seiner Simplizität gelobte Spielprinzip zu kompliziert werden würde, nur sehr ungerne geben. Dennoch könne man natürlich nicht nur die Anzahl der Kämpfer erhöhen – es würde sich anfühlen, als veröffentliche man das selbe Spiel nochmal.

Habt ihr das originale Super Smash Bros. zu seinem damaligen Erscheinen gespielt oder vielleicht auch später nachgeholt?

Quelle: Shmuplations