Test zu Donkey Kong Country: Tropical Freeze - Wii U
Unser Test zum Spiel: Donkey Kong Country: Tropical Freeze
Mit Donkey Kong Country: Tropical Freeze steigen die Metroid-Macher der Retro Studios zum zweiten Mal in die rasante Lore des wahren König des Dschungels. Auch wenn sich sehr viele Nintendo-Fans eher ein anderes Projekt - beispielsweise eine neue IP oder ein Metroid in HD - gewünscht hatten, dürften die meisten Retro-Fanatiker mittlerweile von dem neuen Affenspaß überzeugt sein. Schließlich fütterten uns die Macher in den letzten Monaten stetig mit neuen Videos, Trailern und interessanten Infohäppchen. Als alter Cranky Opa konnte ich ein Testexemplar von Nintendo für das Türmchen abgreifen, um für euch den neuesten Bananensplit mit Donkey Kong & Co. ordentlich über die Grünanlage der Wii U zu jagen.
Die bösen Viehkinger haben das Kong-Eiland in eine Eislandschaft verwandelt. Das lässt sich unser Lieblingsaffe nicht gefallen.
Wie bei fast jedem Nintendo-Hit ist die Story relativ einfach gehalten und dient hauptsächlich für ein schlüssiges Setting. Wenn man es kurz zusammenfasst, überfällt eine wilde Horde der sogenannten Viehkinger aus dem Eismeer (halb Tier, halb Wikinger) die wunderschöne Insel der Kongs. Aufgrund dessen werden Donkey Kong und seine Affenbande auf eine entfernte Insel vertrieben. Das lässt sich die Kong-Familie natürlich nicht gefallen, erobert kurzerhand die eingefrorene Heimat zurück und besiegt die wildgewordenen Helmträger in einem turbulenten Abenteuer.
Im fünften Country-Abenteuer bauen die Jungs von Retro natürlich hauptsächlich auf vielen Gameplay-Elementen der vorangegangenen Spiele und der gepimpten Engine von Donkey Kong Country Returns von der Wii auf. Immerhin gehören sämtliche Vorgänger zu den besten Jump'n'Runs der Videospielgeschichte. Neben Mario und Sonic gehören die Country-Spiele meiner Meinung nach zu den besten Plattformern, die es jemals gab. Ein Spiel basierend auf diesen Erwartungen ist natürlich auch für so ein renommiertes Studio wie Retro kein leichtes Unterfangen. Nach so vielen Jahren neue Gameplay-Elemente zu erfinden und immer noch ein innovatives Leveldesign zu kreieren war bestimmt keine leichte Aufgabe. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Denn die Entwickler haben es wirklich geschafft, mit Donkey Kong Country: Tropical Freeze die Vorgänger zu toppen, auch wenn sehr viele bekannte Elemente ihr Comeback feiern.
Trotzdem war noch nie ein Donkey Kong-Werk im Design so abwechslungsreich und interessant gestaltet. Das Entwicklerteam hat sich beim Design einfach keine Grenzen gesetzt und so passiert es auch mal, dass unser Ur-Affe in einer fast schon bayerisch anmutigen Umgebung eine Banane aus einem großen Bierkrug herausholt. Wenn man alles ganz genau betrachtet und realistisch über die eine oder andere Kombination nachdenkt, wirken einige Stellen fast schon absurd, doch im Endeffekt kann man alles unter Fantasie und/oder Humor abbuchen. Donkey Kong Country: Tropical Freeze ist ja ein Entertainment-Werk und keine Dokumentation über Schimpansen und Gorillas.
Generell ist die Optik auf der Wii U natürlich eine Augenweide. Auch wenn der Sprung von der Wii-Fassung zum Wii U-Teil nicht gigantisch ist, wurde der Detailgrad dank HD-Auflösung, höherer Framerate und mehr Hardware-Power enorm nach oben geschraubt. So schwingen sämtliche Objekte im Hintergrund, alles dampft, schwebt und leuchtet in Perfektion. Die Felloptik der Figuren ist sehr realistisch in Szene gesetzt und die Tiefenwirkung der Hintergrundgestaltung war noch nie in einem 2,5D-Plattformer so intensiv.
Diesmal verschlägte es die Rasselbande auch unter Wasser. Besonders schön sind hier die Lichteffekte.
Zusätzlich verraten die opulent gestalteten Hintergrundebenen sogar das eine oder andere Mal, was als nächstes auf euch zukommt. Unterstützt wird das alles natürlich von einem genialen Soundtrack, der wie in den alten Rare-Tagen aus der Feder von David Wise (feat. Kenji Yamamoto) stammt. Nicht nur alte Klassiker wurden neu arrangiert, sondern auch viele neue Tracks gekonnt in das Abenteuer integriert. In Design und Sound als Gesamtkunstwerk sind die Retro Studios zusammen mit Nintendo einfach Weltspitze.
Um die Optik von Donkey Kong Country: Tropical Freeze noch weiter zu toppen, hat man dem Spiel echte 3D-Sequenzen spendiert. Zwar gab es im letzten Teil bereits spektakuläre Sprünge in Tiefe, doch diesmal wurden ganze Levelabschnitte mit wilden Kamerafahrten ausgebaut. So schießt ihr euch in Kanonenfässern um einen riesigen Baum herum oder fahrt in einer wilden Lorenfahrt im Kreis in die Tiefe. Anfangs werden diese Sequenzen hauptsächlich für die Optik genutzt, im Laufe des Spiels mutieren sie aber immer mehr zum Bestandteil des Gameplays.
Wie immer besteht die Aufgabe darin, die Kongs mithilfe von Sprung-, Lauf- und Rollmanövern durch die actionreichen Level zu steuern. Mithilfe der besonderen Fähigkeiten der einzelnen Charaktere gilt es, jeden Winkel der insgesamt sechs Inseln zu erkunden und besondere Items und geheime Ausgänge zu entdecken. Und davon gibt es wirklich genug. Ja, und ihr habt richtig gelesen: Im Vorgänger gab es acht Welten, in Tropical Freeze allerdings nur sechs. Dafür sind die Level wesentlich größer aufgebaut, weshalb die grobe Spielzeit dem Vorgänger ähnelt. Zudem hat man in jeder Welt insgesamt drei weitere geheime Level versteckt. Da die einzelnen Level vergrößert wurden, fallen auch die Ladezeiten einige Sekunden länger aus. Wer die Ladezeiten aus der Wii-Fassung gewohnt ist, den wird das sicherlich stören, ich empfand sie aber jetzt nicht als extrem gravierend.
Die sechs Welten sind in die unterschiedlichsten Settings unterteilt. Mit dabei sind sandige Buchten, bewachsene Baumwipfel, eisige Gipfel, Graslandschaften, wilde Wüstenstürme, Unterwasserhöhlen, fruchtige Wälder mit viel Marmelade, eisige Fluten und herabstürzende Eiszapfen, die nach euren Herz-Ballons trachten. Und wer im Vorgänger bereits ordentlich geschwitzt hat, wird auch in Tropical Freeze das eine oder andere Mal den Controller der Wahl aus dem Fenster werfen wollen. Streckenweise ist der Schwierigkeitsgrad von Donkey Kong Country: Tropical Freeze wirklich heftig, doch stets motivierend. Auch wenn ich gefühlte 1.000 Mal im Jenseits gelandet bin, musste ich immer wieder weiter machen.
Die dynamischen Kamerafahrten sind eine Neuerung in Tropical Freeze. Hier ballern wir uns in bis nach hinten durch.
Die sehr abwechslungsreich gestalteten Viehkinger sind oftmals kein großes Hindernis, solange ihr nicht auf einen der Endbosse stoßt. Die normalen Gegner laufen meistens stupide durch die Gegend und warten nur darauf, von euch attackiert zu werden. Die großen Feinde am Ende eines Kapitels stellen die weitaus größere Herausforderung dar. Zwar läuft auch hier alles ganz klassisch nach vorgegebenen Schemata ab, doch die meisten Endgegner haben für euch die eine oder andere Überraschung vorbereitet, die euch zum Schwitzen bringen wird. Insbesondere zum Ende des Spiels hin war meine relativ hohe Schmerzgrenze ziemlich schnell erreicht.
Neben der kunterbunten Welt ist auch die Charakterauswahl noch abwechslungsreicher. So könnt ihr nicht nur zwischen Donkey und Diddy Kong wählen, sondern auch mit Dixie und, ganz neu, auch mit Cranky Kong über die Palmen hüpfen. Und wer denkt, Cranky wäre eine lahme Krücke, der wird erstaunt sein, wie flott der alte Opa über den Bildschirm fegt. Jeder der spielbaren Charaktere hat natürlich unterschiedliche Fähigkeiten: Der mächtige Donkey Kong macht die Gegner mit der altbewährten Purzelbaum-Attacke platt und erschüttert mit der Trommelattacke seine Umwelt, Diddy ballert mit der Erdnusskanone und fliegt mit seinem Jetpack durch die Gegend und Dixie demonstriert mit ihrer langen Mähne schlagfertige Argumente.
Doch viel interessanter ist der gute alte und jetzt endlich spielbare Cranky, der geschwind umherspringt und dank Pogosprung in Ducktales-Pose über die Hindernisse hüpft. Sämtliche Charaktere spielen sich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit einsame Spitze, wobei es mir persönlich mit dem Hauptdarsteller am meisten Spaß gemacht hat und Cranky mehr Zeit bis zur perfekten Kontrolle benötigte. Die Affencrew darf natürlich auch wieder auf dem Nashorn Rambi reiten. Besonders, wenn es schnell zugeht oder der Weg freigeräumt werden muss, ist der treue Begleiter eine wirkliche Hilfe. Leider haben die Entwickler der Dschungelbande keine weiteren Tiere als Untersatz spendiert. In diesem Punkt gibt es also ungenutztes Potenzial.
Der lokale Zweispielermodus wurde in Donkey Kong Country: Tropical Freeze im Vergleich zum ersten Teil noch weiter ausgebaut. Ihr könnt mit Donkey und einem weiteren Kong gemeinsam laufen, springen, Gegner platt trampeln und dank den einzigartigen Fähigkeiten die Inseln bis in den letzten Winkel erkunden. Wenn Diddy, Dixie oder Cranky auf Donkey Kongs Rücken springen, entstehen zudem Kombinations-Fähigkeiten. Damit aber der Schwierigkeitsgrad im Multiplayer nicht ins Unermessliche steigt, sollten beide Zocker ausreichend Jump'n'Run-Erfahrung mitbringen. Muss man einen weitaus schwächeren Spielpartner durch das oftmals eher schwierige Abenteuer schleifen, kann dies zu einer nervigen Angelegenheit ausarten. Die Kombifähigkeiten können selbstverständlich auch im Einzelspielermodus verwendet werden. Da die Charakter-Fässer rotieren, wählt man innerhalb der Level den gewünschten Helfer selber aus.
Oftmals lassen Donkey und seine Verwandten auch mal den Affen raus. Hier nutzen sie daher Ranken zum Vorankommen.
Natürlich hat der neue Bananen-Ableger auch weitere neue Features und Fähigkeiten. Wenn ihr beispielsweise 100 Bananen sammelt, füllt sich eure Anzeige der "Kong-Spezialfähigkeit". Aktiviert ihr diese, werden sämtliche Gegner in wunderbare Items umgewandelt. Donkey Kong und seine Konsorten müssen zudem wieder ins Wasser hüpfen und in die zahlreichen Unterwasserhöhlen tauchen. Hier müsst ihr allerdings auf die Sauerstoffanzeige achten, da ihr sonst dem Affenspaß sehr schnell ein Ende bereitet. Generell bin ich aber absolut kein Freund von Unterwassereinlagen, auch wenn sie in Donkey Kong Country: Tropical Freeze recht gelungen umgesetzt wurden. Interessant ist aber, dass man die Kontrahenten im Schwimmbecken mit dem digitalen Steuerkreuz wesentlich einfacher und ein wenig präziser steuern kann. Wem also die träge Steuerung im kühlen Nass auf den Senkel geht, sollte einfach das klassische Steuerkreuz ausprobieren.
Generell nutzt Donkey Kong Country: Tropical Freeze sämtliche Steuerungsmöglichkeiten der Wii U. Die Kongs können über Wii U GamePad, Wii U Pro Controller, Wii-Fernbedienung (Plus) oder Wii-Fernbedienung (Plus) + Nunchuk gesteuert werden. Welche Steuermethode ihr wählt, ist persönliche Geschmackssache. Alle Varianten funktionieren ohne Fehl und Tadel. Mir hat aber die Wii U Pro Controller-Steuerung am besten gefallen. Sollte zudem der Fernseher anderweitig genutzt werden, kann man in den Off-TV-Play-Modus wechseln. Eine andere Funktion des Touchscreens gibt es allerdings nicht, was in meinen Augen fast schon peinlich ist. In Zeiten, in denen Nintendo kein ausschlaggebendes Verkaufsargument für das Wii U GamePad propagiert, sollte ein Flaggschiff-Titel wenigstens ein paar exklusive Touch-Features besitzen. Stattdessen bleibt der Screen einfach schwarz, während ihr auf dem großen Fernseher spielt.
Die Miiverse-Funktion der Wii U wird allerdings genutzt: Schließt ihr ein Level besonders elegant ab oder erreicht ihr einen bestimmten Meilenstein, dürft ihr das dem gesamten Miiverse mitteilen. Doch es gibt noch eine weitere, indirekte Multiplayer-Herausforderung: Nintendo hat jedem Level eine Art Time-Attack-Modus spendiert, was den Wiederspielwert enorm erhöht. Besonders Highscore-Jäger, die sich gerne mit anderen Spielern messen wollen, werde sich darüber freuen, Bestzeiten und Highscores online mit anderen Spielern vergleichen zu können.
Sammelobjekte und Items sind natürlich wieder mit an Bord. Die bekannten Puzzleteile, Kong-Buchstaben und Bananenmünzen werden erneut an versteckten Plätzen eingesammelt. Mit den Sammlerstücken schaltet ihr dann Spezialinhalte frei und in Funky Kongs Laden tauscht ihr eure Bananenmünzen gegen nützliche Items ein. Ob Ballons, eine Vollkasko-Versicherung, ein Schluck Bananensaft, extra Herzen oder die Quasselstrippe Squawk, die beim Spielen Geheimnisse ausplaudert; der coole Brillenträger verkauft in der Oberwelt sämtliche Hilfswerkzeuge, um dem Schwierigkeitsgrad etwas entgegenzukommen.
Natürlich sind auch die adrenalintreibenden und rasanten Lorenfahrten wieder mit von der Partie. Dem Hai entgeht hier ein Snack.
Unser Fazit

9
Geniales Spiel