Unser Test zum Spiel: Canvaleon

Das Leben ist hart und ungerecht! Ob man reich ist oder arm, ob man berühmt ist oder bedeutungslos, ob man geliebt wird oder gemobbt – alles hängt zu großen Teilen davon ab, wo, wann und als wessen Kind man geboren wird. Besonders schwer haben es diejenigen, die mit einer weißen Hautfarbe leben müssen. Sie sind dazu verdammt, von den Farbigen schief angeguckt, verspottet oder sogar misshandelt zu werden. Ob ich da was verwechselt habe? Nein, bestimmt nicht! Ihr wisst schon, dass wir von Chamäleons reden, oder?


Als weißes Chamäleon habt ihr ziemlich viele Feinde, die technisch hochgerüstet sind. Darum müsst ihr euch verstecken.

Ganz normale Chamäleons haben die beeindruckende und äußerst nützliche Fähigkeit, ihre Farbe zu wechseln. Der Held des Spiels Canvaleon hat allerdings ein Problem: Ganz in weißer Erscheinung flitzt er durch die Welt und kann die eigene Farbe nicht wie seine Artgenossen ändern. Das macht ihn natürlich zum Außenseiter, allerdings hat er einen Freund. Und Doodle ist ein großer Künstler. Er erkennt das großflächige Weiß seines Kumpels als Chance und betrachtet ihn als Leinwand für bunte Kreationen. Leinwand ist auch die deutsche Übersetzung für den Namen unseres Helden: Canvas! Diese Geschichte wird uns kurz zu Beginn des Abenteuers erzählt und dabei in einer Niedlichkeit präsentiert, die mich an das eine oder andere Yoshi-Spiel erinnerte.

Damit ihr dafür sorgen könnt, dass auch wirklich Farbe ins Spiel kommt, ist es eine eurer Aufgaben, die in den Levels reichlich verteilten Schmetterlinge zu sammeln. Diese könnt ihr dann als Währung missbrauchen, um verschiedenfarbige Outfits für Canvas zu kaufen oder verschlissene Farbvarianten reparieren zu lassen. Alternativ dürft ihr selbst kreativ werden: Wenn ihr die Farbpigmente aus den Schmetterlingen extrahiert, könnt ihr damit das weiße Chamäleon nach Herzenslust bemalen. Ob ihr dabei pragmatisch an eine hilfreiche Farbkombination denkt oder kreativ die Latzhose von Super Mario nachmalen wollt, bleibt euch überlassen. Wie auch immer ihr das bunte Treiben angeht, es ist äußerst sinnvoll, euch eine Reihe von Outfits für verschiedene Anlässe zu erstellen oder zu kaufen.

Warum das sinnvoll ist? Canvaleon ist ein Stealth-Platformer, also eine Art Jump’n’Run, in dem man nicht blindlings voranrennen sollte. Mit seiner langen Zunge kann Canvas zwar Schmetterlinge verspeisen, aber gegen größere Gegner ist er doch recht hilflos. Am besten ist es also, gar nicht erst von ihnen entdeckt zu werden. Und da kommt die Farbe ins Spiel: Habt ihr eine Hautbemalung griffbereit, die zur Umwelt passt, dann dient sie als Tarnung und macht euch vor den Gegnern unsichtbar. Je genauer die Tarnfarbe mit dem Hintergrund übereinstimmt, desto höher ist die Chance, dass ihr euch erfolgreich an den Bösewichten vorbeischleichen könnt. Es hängt sowohl von der Qualität eurer Tarnung als auch von der Sehschärfe eures Gegners ab, ob ihr ihn ungesehen passieren könnt.

Wenn ihr dennoch entdeckt werdet, sind die Gegner direkt in Alarmbereitschaft, deutlich schneller unterwegs und zögern auch nicht, euch anzugreifen. Dann könnt ihr wahlweise an einem sicheren Ort abwarten, bis sich die Lage beruhigt hat, oder so schnell wie möglich fliehen und dabei hoffen, dass ihr unbeschadet aus der Sache herauskommt. Und das werdet ihr in vielen Fällen nicht schaffen! Canvaleon ist ein schweres Spiel, das euch beim ersten Treffer gnadenlos scheitern lässt. In diesem Fall muss das Level wieder von vorn begonnen werden, was kurz vor Levelende oder an schwierigen Stellen ziemlich nervig sein kann. Sicherlich muss das nicht pauschal negativ gesehen werden. Wer geduldig ist, derartige Herausforderungen liebt und einen Abschnitt auch gerne mehrfach wiederholt, um ihn nach und nach zu perfektionieren, der ist bei diesem Spiel an der richtigen Adresse.

Mir persönlich fehlte dafür aber oft die Motivation, sodass ich nach mehrfachem Scheitern auch mal ein Level abgebrochen und zunächst eine andere Herausforderung probiert oder das Spiel abgeschaltet habe. Mit etwas Abstand und einem neuen Tarn-Outfit gelingen dann auch schwere Passagen, aber es war definitiv auch Frust mit im Spiel. Im Vergleich mit anderen schwierigen Titeln wie der Donkey Kong Country-Reihe fehlte es mir an abwechslungsreichen, brillanten Ideen, die mich dazu motivierten, es doch immer wieder zu versuchen. Zudem wirken der manchmal etwas sprunghaft scrollende Bildschirm und die Steuerung allgemein etwas unausgereift, was mich zwar ein bisschen gestört hat, aber auch nicht derart schlimm war, dass der Spielspaß dadurch stark beeinträchtigt wäre.

Lobenswert ist die nicht-lineare Struktur von Canvaleon, die euch zwar nicht völlig frei entscheiden lässt, aber doch die Auswahl zwischen mehreren Stages bietet, die ihr durchqueren müsst. Besonders praktisch ist das natürlich, wenn ihr an einer Herausforderung so sehr zu knabbern habt, dass ihr etwas anderes probieren möchtet. Dabei kommt dann auch optisch Abwechslung ins Spiel, wenn ihr euch beispielsweise in eine zuckersüße Donut-Landschaft begebt. Allzu ansprechend gestaltet ist die Umgebung in den meisten Fällen allerdings nicht. Wer übrigens zusätzliche Herausforderungen sucht, kann ein Level erneut besuchen, um es schneller zu beenden, mehr Schmetterlinge zu sammeln, versteckte Gegenstände zu finden und somit eine insgesamt bessere Bewertung zu erhalten.

Wahlweise auf dem GamePad oder dem Fernseher verfolgt ihr das Geschehen und könnt dabei auch einen deutschen Bildschirmtext verfolgen. Dieser ist nicht immer perfekt übersetzt worden, aber die Zielgruppe deutschsprachiger Spieler ist ohnehin nicht sonderlich groß. Wie leider immer mehr Indie-Titel erscheint Canvaleon nicht offiziell in Deutschland, was auch in diesem Fall wohl an der zu teuren USK-Einstufung liegen dürfte. Hoffentlich wird dieser Trend bald durch das neue, einheitliche Einstufungssystem gestoppt, damit uns nicht noch mehr kleine Perlen entgehen, die vielleicht nicht die Massen begeistern, aber wie sicherlich auch Canvaleon einige Fans bei uns finden könnten.


Verschiedene Farben und Tarnungen stehen zum Kauf bereit. Oder ihr erstellt sie selbst und gebt euch den persönlichen Touch.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Roman Dichter

Wer die Chance hat, Canvaleon in Nintendos eShop zu kaufen, sollte vorher gut über den eigenen Spielertyp nachdenken: Magst du Stealth-Missionen? Bist du geduldig? Liebst du Herausforderungen? Macht es dir Spaß, ein Level mehrfach zu beginnen, um es Stück für Stück zu meistern? Und magst du Chamäleons – am liebsten weiße, die du selber anmalen kannst? Je mehr dieser Fragen du mit „Ja“ beantworten kannst, desto größer ist die Chance, dass dir Canvaleon gefallen wird. Für eine richtig gute Wertung ist es an einigen Stellen zu unausgereift, dafür bietet es aber eine interessante Mischung aus Jump’n’Run- und Stealth-Elementen sowie ein kreatives Farb-Tarn-System, das sicherlich viele Spieler lieben werden. Es ist ein wirklich cooles Spiel, aber teilweise auch ziemlich schwer, im schlimmsten Fall sogar frustrierend.

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 1

  • Weird

    Turmfürst

    das klingt ja um einiges besser als ich erwartet hab.
    Die idee fand ich eh schon interessant, jedoch war ich mir unsicher, weil das spiel immer eher billig umgesetzt aussah aber anscheinend ist das spiel sogar gut und landet auf meine wunschliste :)
    Erst spy chameleon, nun canvaleon... spiele mit chameleon scheinen wohl gut zu klappen :D


    ah ich seh grade, dass es in deutschland ja gar nicht erhältlich ist -,- dann passe ich vielleicht doch oder warte bis es günstig genug ist, dass ichs noch vom restguthaben meines österreich accounts holen kann... so nervig dieses deutschland geskippe -,-