Test zu Mario Tennis: Ultra Smash - Wii U
Unser Test zum Spiel: Mario Tennis: Ultra Smash
Kennt ihr jemanden, der ähnlich gut Ski fahren, kicken, Rückenschwimmen und Tennis spielen kann wie Super Mario? Gerade auf dem Tennis-Court konnten Mario und seine Freunde aus dem Pilzkönigreich in der Vergangenheit diverse Male ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die neueste Episode, Mario Tennis: Ultra Smash, erscheint nun für die Wii U-Konsole und bietet euch einmal mehr Tennis-Action, die man in Wimbledon vergeblich sucht. Dennoch hinterlässt das Spiel einen faden Beigeschmack, wie ich in den vergangenen Wochen beim Spielen der deutschen Verkaufsversion feststellen musste. Das geht besser, Mario!
Yoshi schlägt mit Schmackes. Zu sehen sind nur zwei der spielbaren Charaktere, die aus dem gesamten Pilzkönigreich stammen.
Am grundsätzlichen Gameplay ändert sich natürlich auch in Mario Tennis: Ultra Smash herzlich wenig. Ihr spielt also auch auf der Wii U im Einzel oder Doppel gegen euren computergesteuerten oder menschlichen Widersacher Tennis, auch wenn dies im Gegensatz zu einer herkömmlichen Tennis-Simulation wesentlich actionreicher abläuft. Dabei verwendet ihr das Wii U GamePad (alternativ werden auch der Wii U Pro Controller und die quer gehaltene Wii-Fernbedienung unterstützt), um eure Spielfigur mit dem Control-Stick zu steuern. Jede Aktionstaste belegt dabei einen der Schlagtypen, die ihr in der passenden Situation einsetzen müsst.
Mit der A-Taste spielt ihr beispielsweise einen Topspin (hoher Ball mit Drall nach vorn), während die B-Taste für einen Slice (niedriger Ball mit Drall nach hinten) verwendet wird. Besitzern von Mario Tennis Open für Nintendo 3DS wird diese Steuerung bekannt vorkommen, da sie in ihren Grundzügen mit dem 3DS-Vorgänger übereinstimmt. Dasselbe gilt auch für die Glücksschläge: Hin und wieder erscheint auf eurer Seite des Spielfelds ein farbiges Feld. Stellt ihr euch in dieses Feld und führt den Schlag der symbolisierten Farbe aus, gelingt euch ein Glücksschlag, der nur schwer abgewehrt werden kann.
Die Neuerungen von Mario Tennis: Ultra Smash im Hinblick auf das grundlegende Gameplay beschränken sich deshalb auf zwei neue Mechaniken: den titelgebenden Ultra Smash und den Mega-Pilz. Den Ultra Smash könnt ihr einsetzen, wenn auf eurer Hälfte des Spielfelds ein glitzerndes Glücksfeld in lila Farbe erscheint. Stellt ihr euch in dieses Glücksfeld und drückt wiederholt die Y-Taste, springt eure Spielfigur in die Höhe und führt einen beeindruckenden Ultra Smash aus, der nur sehr schwer von eurem Kontrahenten zurückgeschlagen werden kann. Ein konsistentes Muster dahingehend, wann so ein Glücksfeld in eurer Hälfte erscheint, konnte ich aber nicht wirklich beobachten. Jedoch erscheint es recht häufig, wenn euer Gegner den vorherigen Ball nur mit viel Mühe und einem langsamen Hechtschlag parieren konnte.
Ich erinnere mich noch an die erstmalige Ankündigung des Spiels im Rahmen der E3 2015, als Nintendo den neuen Mega-Pilz in den Mittelpunkt des Trailers stellte. Tatsächlich handelt es sich beim Mega-Pilz um das einzige Item seiner Art, auch wenn sicherlich nicht nur ich bei der damaligen Ankündigung von mehr ausging. Sammelt ihr einen Mega-Pilz ein, der relativ willkürlich mitten im Match von Schiedsrichter-Toad aufs Feld geworfen wird, wächst eure Spielfigur für etwa 30 Sekunden zur Größe eines Riesen heran. Das hat zur Folge, dass eure Schlagkraft und die Reichweite eures Schlägers erhöht werden, sodass ihr gegnerische Schläge einfacher abwehren könnt. Außerdem prallen Bälle höher ab.
In der Tat habt ihr als Riese massive Vorteile, wenn euer Gegner in seiner herkömmlichen Größe eigentlich nur noch darauf bedacht ist, eure Bälle mit Ach und Krach abzuwehren. Interessant wird es hingegen, wenn beide Spieler gleichzeitig zum Riesen werden und sich einen Schlagabtausch der etwas anderen Art liefern. Gerade nach einigen Spielstunden werdet ihr feststellen, dass der Mega-Pilz eine weitere taktische Ebene ins Spiel bringt, die ihm zumindest in dieser kurzen Frist durchaus gut tut. Denkbar wäre beispielsweise, den Mega-Pilz erst zeitverzögert einzusetzen, um nach hinten heraus Punkte zu erzielen.
Toad ist zu einem Riesen angewachsen und wird seinem Gegner nun so richtig einheizen. Zum Glück wächst der Schläger mit.
Während mich der neue Ultra Smash eher kalt lässt und durch seine fluktuierende Erscheinung manchmal sogar nervt, kann der Mega-Pilz auf jeden Fall etwas mehr Spieltiefe beisteuern. Es ist gerade in lokalen Mehrspieler-Matches einfach cool, wenn beide Parteien im Endeffekt nur auf den nächsten Mega-Pilz lauern, der meistens mit recht einfach verdienten Punkten einhergeht. Aber keine Sorge: Im klassischen Modus könnt ihr auch komplett ohne Mega-Pilze und Glücksfelder spielen. Nur der neue Ultra Smash kann selbst dann nicht vollends deaktiviert werden. Der klassische Modus langweilte mich allerdings ziemlich schnell, da das Gameplay einfach auf die verschiedenen Zufallsereignisse ausgelegt ist. Oder könntet ihr euch auf Dauer ein Mario Kart ohne Items vorstellen? Löblich ist diese Option sicherlich dennoch.
Apropos lokale Mehrspieler-Matches: Mario Tennis: Ultra Smash macht ohne Zweifel am meisten Laune, wenn ihr im gleichen Raum mit ein paar Kumpels den Tennisschläger schwingt. Ihr könnt deshalb die Modi Mega-Wettkampf (Tennis-Matches mit Mega-Pilzen und Glücksfeldern) und Klassisch mit maximal vier Teilnehmern spielen. Besonders cool: Wählt ihr die Steuerungsoption Gespiegelt, verfolgt der Spieler mit dem GamePad seine Spielfigur auf dem Bildschirm des GamePads, während auf dem Fernseher der andere Spieler ebenfalls von hinten dargestellt wird. Nie wieder Streit darüber, wer den unbeliebten „hinteren“ Platz zugelost bekommt!
Habt ihr den Testbericht bis zu dieser Stelle brav gelesen, könntet ihr wahrlich denken, dass mir Mario Tennis: Ultra Smash gefallen hat. Doch kommen wir jetzt zum Knackpunkt des Spiels, der wirklich nur mit großer Mühe mit positiven Argumenten gestärkt werden kann: dem Umfang. Neben den genannten Spielmodi Mega-Wettkampf und Klassisch gibt es mit den zusätzlichen Spielmodi KO-Herausforderung, Mega-Ballwechsel und Online meiner Auffassung nach viel zu wenig Substanz, was das Spiel schon nach wenigen Stunden langweilig wirken lässt. Das trifft gerade auf Einzelspieler zu, da es mit der KO-Herausforderung, die im Folgenden näher vorgestellt wird, eigentlich nur einen nennenswerten Singleplayer-Modus gibt. Verschiedene Einzelspieler-Cups oder Turniere sucht man hingegen vergeblich. Das geht besser, Mario!
In der KO-Herausforderung entscheidet ihr euch für eine Spielfigur und müsst anschließend möglichst viele computergesteuerte Gegner besiegen, die immer stärker werden. Ziel ist es, eine möglichst lange Siegesserie aufzustellen, da ihr bei einer einzigen Niederlage im schlimmsten Fall wieder bei Null startet. Hier können übrigens auch eure amiibo zum Einsatz kommen, da sie als euer Doppel-Partner einspringen. Je länger ihr Seite an Seite mit eurem amiibo spielt, desto talentierter wird er, da er regelmäßig mit zufälligen Skills, etwa Wendigkeit, Antritt, Aufschlag oder Kurvengängigkeit, beglückt wird.
In früheren Mario Tennis-Ablegern, nicht zuletzt auch in Mario Tennis Open für Nintendo 3DS, gab es immer wieder coole Minispiele, die den Spielen auf angenehme Weise etwas Abwechslung verschafften. Auch diese wurden in Mario Tennis: Ultra Smash fast vollständig gestrichen, da es mit dem Mega-Ballwechsel nur noch ein Minispiel dieser Art gibt. Hier gilt es, mit eurem Teampartner einen möglichst langen Ballwechsel aufzustellen, wobei ihr mit einem langsamen Mega-Ball spielt. Dieser wird allerdings mit zunehmenden Ballwechseln sukzessive kleiner, was die Sache später deutlich schwieriger gestaltet. Dieser Modus macht höchstens mit einem menschlichen Mitspieler Laune, da die KI leider hin und wieder sinnlos draufballert. So oder so kann man den Mega-Ballwechsel jedoch nicht mit früheren Minispielen vergleichen, weshalb ich ihn auch nur zweimal gespielt habe. Das geht besser, Mario!
Peach hat einen Glücksschlag ausgeführt. Rosalina wird es nun schwerer haben, den ankommenden Ball zu erwischen.
Nach Mario Tennis Open könnt ihr auch in Mario Tennis: Ultra Smash wieder über das Internet gegen menschliche Gegner aus allen Teilen der Welt antreten. Dabei entscheidet ihr euch zunächst zwischen Einzel oder Doppel, wobei im Doppel entweder ein zweiter Spieler an eurer Konsole oder euer amiibo an eure Seite treten kann. Des Weiteren habt ihr die Auswahl zwischen den Spielstilen „Nur zum Spaß“ und „Jetzt wird's ernst“, wobei nur letzterer in die Wertung eingeht. Außerdem könnt ihr zwischen den Modi Mega-Wettkampf und Klassisch wählen, je nach persönlicher Präferenz. Gewinnt ihr gegen einen Online-Gegner, erhaltet ihr für euren Rang ein paar Punkte dazu (ihr startet bei 2.000). Doch Vorsicht: Bei einer Niederlage werden euch auch wieder Punkte abgezogen.
Der Online-Modus von Mario Tennis: Ultra Smash ist durch sein unkompliziertes Matchmaking-System und die Rangpunkte durchaus grundsolide und kann euch ohne Frage unterhalten. ABER: Zum Zeitpunkt des Tests gab es keinerlei Möglichkeit, über das Internet gegen Freunde aus der eigenen Freundesliste anzutreten. Diese Entscheidung ist für mich nicht nachzuvollziehen, da solch eine Möglichkeit in einem kompetitiv ausgelegten Sportspiel in der heutigen Zeit ohne wenn und aber vorhanden sein muss. Dass es besser geht, hat Nintendo nicht zuletzt auch in Mario Kart 8 bewiesen, worin man sogar eigene Online-Turniere ausrichten kann. Das geht besser, Mario!
In Mario Tennis: Ultra Smash stehen euch insgesamt 16 spielbare Charaktere aus dem Pilzkönigreich zur Verfügung, darunter vier freischaltbare. Dabei handelt es sich sowohl um bekannte Gesichter wie Mario, Peach und Bowser, als auch um Tennis-Newcomer wie Rosalina und die Feenprinzessin aus Super Mario 3D World. Während ich das Charakter-Aufgebot mit Ausnahme der Abstinenz der Mii-Charaktere als zweckmäßig und nicht zu knapp empfinde, enttäuscht mich die Auswahl der Stadien wirklich sehr. Das liegt nämlich daran, dass ihr in Mario Tennis: Ultra Smash ausnahmslos in einer einzigen Arena antretet, die mit verschiedenen Bodenbelägen daherkommt.
Während euch deshalb also keinerlei optische Varianz geboten wird, weisen die Bodenbeläge natürlich trotzdem marginale Unterschiede hinsichtlich der Spielgeschwindigkeit auf. Auf dem Sandplatz springt der Ball offensichtlich nur sehr langsam, während ihr auf dem Eisplatz mit einem rutschigen Untergrund zu kämpfen habt. Es ist dennoch schade, dass die Entwickler diesen faulen und unkreativen Weg eingeschlagen haben. Einfallsreiche Szenarien wie in Mario Tennis Open, etwa Tennisplätze im Mario Galaxy-Universum oder im Donkey Kong-Dschungel, gehören leider der Vergangenheit an. Das geht besser, Mario!
Aus technischer Sicht macht Mario Tennis: Ultra Smash eine gute Figur. Das liegt vor allem an den wirklich ansehnlichen Charaktermodellen, die in ihrer Darstellung durchaus realistisch wirken. Zudem fällt auf, dass die Bildrate selbst bei hektischen Ballwechseln oder Spielmomenten, in denen mehrere Charaktere einen Mega-Pilz aufnehmen, durchgängig stabil bleibt. Auch feiert der deutsche Kommentator aus Mario Tennis Open sein Comeback und versorgt euch während der Matches mit dem aktuellen Spielstand.
In den Mega-Ballwechseln ist der Ball zuerst groß und wird dann immer kleiner. Wie oft könnt ihr den Ball hin und her schlagen?
Unser Fazit
6
Überzeugend