Test zu Phoenix Wright: Ace Attorney - Spirit of Justice - Nintendo 3DS
Revolutioniert die Judikative von Khura'in in Phoenix Wright: Ace Attorney - Spirit of Justice
Gute Visual Novels auf Nintendo-Systemen gibt es nur noch selten. Eine große Ausnahme ist die Ace Attorney-Reihe, die damals im Westen auf den DS-Systemen ihren Einstand feierten. Fünf Teile gibt mittlerweile schon, der sechste Ableger für den Nintendo 3DS, Spirit of Justice, schauen wir uns in diesem Spieletest an.
Nach der legendären ersten Trilogie rund um Phoenix Wright und den Fey-Klan, allen voran Maya Fey, änderte Teil 4 fast alles. Statt des smarten Anwalts mit dem Anzug durfte Neuling Apollo Justice beweisen, was er draufhat. Dual Destinies für den 3DS ermöglichte dann endlich wieder, auch mit Phoenix Wright zu spielen. Auch Apollo Justice und Neuling Athena Cykes haben in diversen Gerichtsprozessen versucht, zu beweisen, dass ihre Mandanten unschuldig sind. Doch dieses besondere Gefühl, welches viele Spieler beim Durchspielen der Trilogie hatten, konnten die Titel nur bedingt erreichen. Als langjähriger Fan der Reihe kann ich nun aber ohne Bedenken sagen, dass Spirit of Justice dem Erbe endlich gerecht wird.
Wie schon in den Vorgängern ist es auch in Phoenix Wright: Ace Attorney - Spirit of Justice eure Aufgabe, verschiedene Mandanten davor zu bewahren, wegen Mordes verurteilt zu werden. Doch dieses Mal ist alles anders. Phoenix Wright, der seine ehemalige Assistentin und Medium (Geisterbeschwörung) treffen will, reist in das ferne Land Khura'in, eine diktatorische Monarchie. Diese hat ein außergewöhnliches Gesetz, genannt „Defense Culpability Act“, welches besagt, dass man selbst die gleiche Strafe erhält, wenn man eine Person verteidigt, die daraufhin schuldig gesprochen wird. Dies hat zur Folge, dass der Beruf eines Strafverteidigers in dem Land ausgestorben ist. Durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen findet sich Wright in einem Gerichtssaal wieder, in dem er einen Mandanten vor der Todesstrafe bewahren muss. Verliert er diesen Fall, landet auch er beim Henker. Doch nicht nur das ist in dem streng religiösen Land anders. Während eines Prozesses werden sogenannte „Divination Séances“ durchgeführt. Diese werden von der jungen Priesterin und zukünftige Erbin der Krone, Rayfa Padma Khura'in, vollzogen und ermöglichen es, die letzten Momente des betreffenden Opfers nachzuvollziehen. In Zusammenarbeit mit den Staatsanwälten können so Prozesse in wenigen Minuten abgearbeitet werden. Phoenix Wright entdeckt jedoch schnell, dass Divination Séances fehlerhaft interpretiert werden können und weist auf die Fehler hin. Doch anstatt ihm Anerkennung entgegenzubringen, schlägt dem smarten Anwalt purer Hass entgegen. In Khura'in sind Strafverteidiger selbst Verbrecher und werden von der Bevölkerung geächtet.

Neben Maya Fey kehrt auch Ema wieder und übernimmt die Rolle der Ermittlerin. Sie kennt sich aber auch mit Forensik aus, was viel wert ist.
Während Phoenix Wright im Ausland um sein und das Leben seiner Mandanten kämpft, haben Apollo Justice und Athena Cykes ihre eigenen Fälle in der Heimat. Doch wie genau läuft das Ganze eigentlich ab? Im Gericht steht ihr einem Staatsanwalt gegenüber, der um jeden Preis versucht, euren Mandanten schuldig zu sprechen. Dazu nutzt er diverse Beweise und Zeugenaussagen, um seine Anklage zu untermauern und den Richter dazu zu bringen, euren Klienten schuldig zu sprechen. Es ist eure Aufgabe, in Kreuzverhören Fehler zu entdecken. Dazu stehen euch zwei Waffen zur Verfügung. Einerseits könnt ihr bei den Statements Druck ausüben, in der Hoffnung, weitere Informationen zu erhalten. Entdeckt ihr eine Lücke in der Argumentation, könnt ihr einen Beweis vorbringen. Dabei kann es sich um simple Dinge wie den Obduktionsbericht oder ein Foto vom Tatort handeln, aber auch ausgefallenere Gegenstände können den Prozess entscheidend prägen. Präsentiert ihr mit einem Einspruch eine Lücke, solltet ihr euch aber wirklich sicher sein. Ihr habt nur eine begrenzte Anzahl an Versuchen im Laufe des Falles. Solltet ihr scheitern, werdet ihr des Gerichtes verwiesen und euer Mandant schuldig gesprochen. Im Gegensatz zu den Vorgängern könnt ihr jedoch nach zu vielen Fehlern Tipps erhalten, die euch dabei helfen, weiterzukommen. Da ihr auch jederzeit speichern könnt, habt ihr so die Möglichkeit, ohne Verlust Hilfe zu erhalten.
Neben den Gerichtsprozessen habt ihr bei drei von den fünf Fällen auch die Möglichkeit, zu ermitteln. Im klassischen Point & Click-Style schaut ihr euch verschiedene Orte an, sucht nach Beweisen und sprecht mit möglichen Zeugen und Ermittlern. Die Personen, die ihr dort trefft, gehören zu den absoluten Highlights der Serie. Die 3D-Modelle, die ihr auch in den Gerichtsprozessen seht, sind noch mal ein ganzes Stück besser als in Dual Destinies und sehen einfach fantastisch aus. Jede Person hat ihren eigenen Stil und ist, um es mal vorsichtig auszudrücken, nicht ganz normal. Ein durchgedrehter Fernsehproducer oder ein dauerhaft betrunkener Koch, der sich einfach mal im Gericht übergeben muss, sind da nur die Spitze des Eisbergs. Vom Kampfhubschrauber als Zeugen wollen wir erst gar nicht anfangen. Auch der Humor ist trotz der zum Teil makabren Fälle immer noch mit an Bord und dieses Mal noch überdrehter als zuvor. Gerade die Selbstgespräche des jeweiligen Anwalts, den ihr steuert, können euch öfters mal zum Schmunzeln bringen. Doch auch das Gegenteil ist der Fall. Der Staatsanwalt dieses Spiels, Nahyuta Sahdmadhi, ist dieses Mal besonders unsympathisch. Er kommt aus Khura'in, arbeitet aber international und ist ein gläubiger Mönch, dem es anscheinend besonders Spaß macht, gegnerische Strafverteidiger wüst zu beleidigen. Auch ist es nicht immer angenehm, die Gerichtsprozesse in Khura'in selbst zu spielen. Die Stimmung ist auch dank der Zwischenrufe der Zuschauer auf der Tribüne oft äußerst unangenehm und das nicht nur für Phoenix. Auch die Staatsanwälte der vorherigen Spiele waren nicht immer freundlich, doch selbst nach Ende des Spiels und der Auflösung der Geschichte war mir Sahdmadhi nicht sympathisch.
Jeder der Anwälte hat seine eigenen besonderen Fähigkeiten. Phoenix kann dank eines mit spiritueller Energie aufgefüllten Magatamas in den Ermittlungsabschnitten Lügen von Menschen aufdecken. Diese werden in Form von Ketten angezeigt, die ihr mit passenden Beweisen und der richtigen Antwort auf Fragen aufsprengen könnt. Ähnlich ist das Ganze mit Apollo, der einen Armreif besitzt, welcher reagiert, wenn ein Zeuge die Unwahrheit spricht. Jeder Mensch hat einen bestimmten „Tick“, wie das Zucken der Hand oder schweres Atmen, wenn eine bestimmte fehlerhafte Aussage gemacht wird. In Zeitlupe und mit Vergrößerung ist es eure Aufgabe, diesen Tick aufzuspüren und die Person damit zu konfrontieren. Athenas Talent ist die „Mood Matrix“. Diese zeigt euch innerhalb der Gerichtsprozesse visuell die Zeugenaussagen an. Auf dem unteren Bildschirm habt ihr dann vier Icons, die Freude, Wut, Trauer und Überraschung darstellen. Sollte also beispielsweise Freude beim Auffinden einer Leiche auftauchen, ist das ein Zeichen dafür, dass da irgendwas nicht stimmen kann. Weist auf die Unstimmigkeit hin und löst somit die psychische Blockade des Zeugen. In Khura'in habt ihr zudem, wie eingangs erwähnt, die Divination Séances. Diese zeigen euch die fünf Sinne des Toten an, kurz bevor er gestorben ist. Eure Aufgabe ist es auch hier, Unstimmigkeiten aufzuspüren, um der Wahrheit ein Stück näherzukommen. Habt ihr dieses Ziel dann fast erreicht, müsst ihr zum Schluss alle Fakten zusammenbringen, um den Schurken ein für alle Mal zu bezwingen. In der Abschlusssequenz werden euch dabei Fragen gestellt, die ihr richtig beantworten müsst. Die Umsetzung des Designs ist dabei zwar simpel, aber dank der Musik extrem motivierend. Die Prozesse, die mitunter Stunden in Anspruch nehmen, finden so ihr befriedigendes Ende.
Wo wir schon bei der Musik sind: Diese ist wieder einmal fantastisch und in meinen Augen sogar noch besser als bei Dual Destinies. Die Remixes der bekannten Themes zusammen mit den neuen Tracks schreien förmlich danach, mit Kopfhörern angehört zu werden. Neben den schicken 3D-Modellen der Charaktere und der Umgebungen, die ihr untersuchen könnt, sind auch die vereinzelten Anime-Cutscenes schön anzusehen. Ich empfehle euch übrigens, den 3D-Effekt eingeschaltet zu lassen. Dieser ist wirklich gut gelungen und eine Bereicherung für den Titel.
Noch ein letztes Wort zur Story an sich, bevor ich zum Abschluss komme. Fall 4 aus Phoenix Wright: Justice for All und Fall 5 aus Phoenix Wright: Trials and Tribulations werden von den meisten Fans als die besten Ableger ihrer Art gefeiert. Ich stimme dem zu, doch kann endlich sagen, dass Fall 5 aus Spirit of Justice qualitativ mit diesen legendären Episoden auf einer Ebene ist. Nicht nur gibt es viele Wandel, ihr Abschluss wird auch die Zukunft der Reihe maßgeblich beeinflussen.
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit