Test zu Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas - Nintendo Switch
Kein Spiel für die Insel
In Oceanhorn schlüpft ihr in die Rolle eines Jungen, dessen Vater eines Nachts aufbrach, um ein sagenumwobenes Monster namens Oceanhorn zu finden. Er schickt euch zu eurem Onkel, der euch nicht einmal im Haus schlafen lässt, sondern nur in einem Zelt, damit ihr dort lebt. Allerdings wollt ihr lieber eurem Vater folgen, statt dort zu leben. Niemand unternimmt auch nur den kleinsten Versuch euch daran zu hindern (euer Onkel ist auch der einzige Einwohner auf der Insel, neben ein paar Monstern), die Halskette eurer Mutter treibt euch sogar eher dazu an loszuziehen, da sie mit einem Leuchten einfach davonfliegt.
Kennt ihr das, wenn ihr ein Spiel seht, ihr es als gut aussehend befindet und dann, wenn ihr es erhalten habt, einfach alles irgendwie flach fällt? Das ist Oceanhorn. Sicher, man muss im Hinterkopf behalten, dass es im Ursprung "nur" ein Smart Device-Spiel ist, dennoch hat es Macken, die nicht sein müssten. Fangen wir mit der Steuerung an: Diese fühlt sich einfach sehr nach Smart Device-Touch-Steuerung an, nur eben mit einem Stick. Nein, man bewegt keinen Cursor oder so, sondern steuert schon direkt mit dem Control Stick, jedoch fühlt es sich irgendwie komisch an, etwas träge alles, schwer in Worte zu fassen. Auch wirkt alles etwas unintuitiv, selbst wenn die Knopfbelegung jederzeit auf dem Bildschirm angezeigt wird.
Grafisch sieht das Spiel gar nicht so schlecht aus – auf Bildern. In Bewegung sieht alles etwas steif aus, außerdem gibt es kaum Unterschiede in den Landschaften, trotz zahlreicher Inseln. Oft sind Lichteffekte störend, besonders wenn man eine Kiste öffnet, die Kamera umschwenkt und man von einer Fackel dann total geblendet wird. Generell fehlt eine bewegbare Kamera, alles findet auf einer festgelegten, isometrischen Ansicht statt. So etwas tut man, um an den 3D-Modellen nicht alles ausarbeiten zu müssen, jedoch bewegt sich die Kamera so oft von allein, dass dies hier nicht der Fall sein kann. Probleme kommen besonders dann auf wenn man sich eher auf der Rückseite von Inseln befindet und kaum etwas sieht, obwohl etwas da ist. Das passiert nicht so oft und mit nicht so wichtigen Dingen, jedoch ist es durchaus störend. Vor allem würde eine Kamera generell einen besseren Überblick verschaffen.
Oft wird Oceanhorn ja mit The Legend of Zelda: The Wind Waker verglichen. Ja, es hat Züge davon, jedoch sollte man sich davon wirklich nicht beirren lassen. Besonders die Schifffahrten strotzen nur so vor Langeweile. Anfangs wählt man einfach die Insel aus und das Schiff fährt von alleine zu dieser hin. Nein, das ist nicht überspringbar und man muss es sich jedes Mal ansehen. Erreicht man ein gewisses Level mit seinem Charakter erhält das Schiff eine Pistole (wie auch immer das funktioniert...) mit der man dann vom Boot aus schießen kann. Macht es die ganze Sache weniger langweilig? Anfangs ja, doch die Gegner und Hindernisse sind sehr leicht zu treffen und haben feste Positionen von denen sie nicht abweichen. Das wird schnell genauso langweilig, nur kann man nun nicht mehr schnell aufs Klo gehen oder sich etwas zu trinken holen, bis die Tortur vorbei ist. Leider muss man auch oft für Kleinigkeiten kurz auf eine andere Insel, oder man erhält eine neue Insel, will sie sich anschauen und merkt, man kann hier noch gar nichts machen. Also geht es wieder zurück, auf demselben Weg, immer und immer wieder...
Ich tue das nicht gerne, aber man muss hier leider generell von einer Kopie reden, und dazu noch von einer eher lieblosen. Sicher, es wurde gesagt, dass Zelda als Inspiration diente, aber es gibt zwei Völker, die einfach so ziemlich dieselben sind, wie die Orni und die Zora. Wäre das das Einzige, hätte ich damit auch kein Problem, aber auch der Hauptcharakter sieht aus wie ein Link aus einem schlechten Fanwork. Der Rest sind viele Kleinigkeiten, wie zerschneidbares Gras oder drei besondere Artefakte, die man finden muss, die zwar allein nicht an The Legend of Zelda erinnern, aber im Kollektiven dies zu sehr tun. Zwischen Inspiration und schlechter Kopie liegt eine feine Linie und Oceanhorn steht auf der falschen Seite dieser Linie.
Diesem Boss muss man Bomben ins Maul werfen... Auch das kennen wir aus einem gewissen anderen Spiel...
Die Kämpfe sind ebenfalls sehr langweilig. Normalerweise haut man stumpf auf den Gegner, vielleicht manchmal mit dem Einsatz des Schildes, und ganz selten hat man es sogar mit einem Gegner zu tun, der eine bestimmte Waffe erfordert – mit der man dann stumpf draufhaut. Wo wir gerade von Gegnern sprechen: Auch hier gibt es eine Zelda-Kopie in Form von Gegnern, die wie Oktoroks aussehen, nur in einer anderen Farbe. Auch hier braucht man das Schild um die Nüsse, die sie spucken, auf sie zurückzuschleudern, was sie besiegt. Problem daran ist, dass der Winkel in dem die Nüsse abprallen zufällig ist, also steht man da mit Schild oben und wartet, bis es zufällig gerade zurückfliegt. Geht man zu nahe dran verschwinden sie im Boden. Wie in einem RPG geben Gegner auch Erfahrungspunkte. Ein Level-Up macht einen zwar nicht stärker, erlaubt es einem aber mehr Bomben, Pfeile oder dergleichen zu tragen. Das klingt ganz nett, aber es wäre interessanter wenn man – wie in The Legend of Zelda – diese Upgrades in der Welt finden müsste, so wie auch die Herzteile (ja, vier natürlich), die die Anzahl der Herzen, die man hat, erhöhen.
Alles in allem kann man Oceanhorn als netten Versuch bezeichnen, der aber einfach an allen Enden schwach ist. Man erkennt, dass die Macher schon die richtigen Ideen hatten, jedoch hapert es an der Umsetzung dieser. Zudem gibt es seltsame Überbleibsel aus der Smart Device-Version, im Menü und der Insel-Auswahl kann man den Cursor zum Beispiel an Stellen bewegen, wo gar nichts ist. Glücklicherweise sorgt das für keine Fehler.
Unser Fazit
4
Erträglich