Test zu Pokémon Tekken DX - Nintendo Switch
Das erste Pokémon-Spiel für die Nintendo Switch im Test
Als das Pokémon-Franchise vor mehr als zwanzig Jahren seinen Lauf nahm, hat wohl kaum einer damit gerechnet, dass es sich zu einem weltweiten Phänomen entwickeln würde. Nach den anfänglichen 151 Pokémon sind wir mittlerweile bei über 800 Taschenmonstern angelangt. Während wir zwar in den Mystery Dungeon-Titeln aktiv als Pokémon spielen können, haben wir jedoch auch weiterhin eine gewisse Distanz zu den Taschenmonstern. Wir wählen Attacken aus und unsere Freunde führen sie aus. Doch wie wäre es, selbst die Pokémon und ihre Bewegungen zu steuern? Dieser von vielen lang gehegte Traum wurde mit Pokémon Tekken für Wii U endlich Wirklichkeit und ist nun in erweiterter Form für Nintendo Switch erschienen. In diesem Spieletest schauen wir uns die DX-Version an.
Die Tekken-Reihe von Bandai Namco ist bekannt dafür, zu den besten Beat ‘em Ups des Genres zu gehören. In Zusammenarbeit mit der The Pokémon Company entstand nun dieses Spiel, welches viele Elemente der Reihe übernommen hat, aber auch etliche eigenständige Aspekte bietet. Als eines von 21 Taschenmonstern, die von Beginn an freigeschaltet sind, tretet ihr gegen ein einzelnes weiteres Taschenmonster an. Die Arenen sind dabei entweder rund oder oval und bieten genug Platz, um sich halbwegs frei zu bewegen. Dies trifft jedoch nur solange zu, wie ihr in der Feldphase seid. Hier haben wir eine der größten Besonderheiten des Spiels, den Phasenwechsel. Während ihr in der Feldphase im dreidimensionalen Raum spielt, bringt euch die Duellphase in eine 2D-Ansicht. Der Phasenwechsel findet statt, wenn ihr eure Gegner mit starken Attacken angreift. Auch euer Gegner kann einen Phasenwechsel hervorrufen. Kämpfe sind in der Duellphase nicht nur actionreicher, ein Wechsel, den ihr ausgelöst habt, bringt auch einen weiteren Vorteil mit sich: Ihr erhaltet Resonanzenergie. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr später.
In einem Beat ‘em Up sind Charaktere besonders wichtig. Jeder von ihnen sollte sich beim Spielen einzigartig anfühlen. Das schafft Pokémon Tekken DX hervorragend. Jedes Pokémon ist in eine von vier Kampfklassen eingeteilt: Standard, Technik, Tempo oder Kraft. Während Standard ausbalanciert ist, sind Pokémon der Klasse Kraft, wie beispielsweise Glurak, langsam, teilen aber massiv Schaden aus. Das hilft natürlich nicht, wenn ein Tempo-Pokémon wie Gewaldro den eher langsamen Angriffen ausweicht. So hat jede Gruppe ihre Vor- und Nachteile. Die Auswahl der einzelnen Pokémon ist… überraschend. Neben Taschenmonstern wie Pikachu und Glurak, könnt ihr beispielsweise auch mit Rutena und Skelabra spielen, die einem wohl kaum in den Sinn gekommen wären. Andere Pokémon wie Rasaff, die für so ein Spiel prädestiniert gewesen wären, fehlen jedoch. Dafür haben wir beispielsweise Wrestler-Pikachu und zwei verschiedene Formen von Mewtu. Dennoch ist die Auswahl alles in allem ausgeglichen. Weitere Pokémon wären, trotz der in der Nintendo Switch-Fassung neu hinzugefügten Taschenmonster, auch weiterhin wünschenswert gewesen. Neben den spielbaren Taschenmonstern gibt es auch sogenannte Helfer-Pokémon. Diese kommen immer im Pärchen zum Einsatz. Vor einem Kampf müsst ihr euch für eine von drei Kombinationen entscheiden. Bevor eine Runde startet, wählt ihr jeweils ein Taschenmonster aus. Im Kampf selbst müssen sich die Helfer erst aufladen. Stärkere Pokémon brauchen natürlich länger, bis sie einsatzbereit sind. Neben dem Austeilen von Schaden, können Helfer auch Attribute wie Angriffsstärke und Geschwindigkeit manipulieren oder den Gegner beispielsweise vom Springen abhalten. Die Auswahl der richtigen Helfer-Pokémon kann oft spielentscheidend sein. Ihr könnt die Pärchen jedoch nicht selbst zusammenstellen, das könnte sonst zu unfairen Kombinationen führen.
Doch wie läuft denn jetzt ein klassischer Kampf ab? Bevor ein Match startet, sucht ihr euch euer Kämpfer-Pokémon und ein Helfer-Pärchen aus. Nachdem der Kampf gestartet ist, versucht ihr mit Fernangriffen recht früh einen Phasenwechsel einzuleiten. Dabei erhaltet ihr Resonanzenergie und kommt dem Gegner nahe, um schon früh Schaden auszuteilen. Zwar gibt es in Pokémon Tekken DX keine klassischen Vor- oder Nachteile von Typen (Wasser ist effektiv gegen Feuer etc.), dafür jedoch eine Alternative, die ähnlich funktioniert. Simple Standardangriffe, ausgelöst durch X oder Y, sind effektiv gegen Greif-Angriffe (Y + X), die wiederum effektiv gegen Konter-Angriffe (X + A) sind. Und, ihr habt es schon erraten, Konter-Angriffe sind sehr effektiv gegenüber Standard-Angriffen. Greif-Angriffe sind zudem nützlich, um blockende Gegner aus ihrem Schutz herauszuziehen. Euer Ziel ist es, herauszufinden, was euer Gegner als nächstes einsetzen wird, um die jeweils effektive Gegenmethode auszuführen. Solltet ihr die Situation falsch einschätzen, kann der Gegner dies ausnutzen, um massiven Schaden auszuteilen. Greif-Attacken sind auch sehr wichtig bei Limitschlägen. Diese könnt ihr auslösen, nachdem ihr genug Resonanzenergie, entweder durch Phasenwechsel, Kombos oder Energie in den Stages angesammelt habt, damit das Resonanzmeter gefüllt wird. Dann könnt ihr mit den Tasten L + R das Resonanzlimit starten. In diesem Zustand wird euer Kämpfer-Pokémon deutlich stärker. Sollte sie vorhanden sein, führt das jeweilige Pokémon zudem die Mega-Entwicklung durch. Neben der Verstärkung von Angriff und Verteidigung werden auch eure KP schwach regeneriert. Außerdem könnt ihr einmalig einen Limitschlag ausführen. Das sind besonders starke Angriffe, die mit einer coolen Animation einhergehen. Sie können jedoch geblockt werden, da kommt der Greif-Angriff ins Spiel. Löst ihr den Block eines Gegners auf und führt daraufhin schnell den Limitschlag aus, kann ein durchschnittlicher Feind kaum noch etwas dagegen ausrichten. Die Resonanzlimit-Phase endet nach einiger Zeit, dann muss erneut Resonanzenergie eingesammelt werden.
Sind die KP eures Gegners auf null gebracht, ist dieser bezwungen. Zwischen den Duellen habt ihr die Möglichkeit, euer Helfer-Pokémon zu wechseln. Ihr habt aber natürlich nur die Auswahl zwischen einem der zwei Partner, die ihr vor dem Duell ausgesucht habt. Zudem bekommt ihr eine von Nias Motivationsfertigkeiten. Doch halt: Wer ist nun schon wieder Nia? Ganz einfach: Nia ist euer weiblicher Coach. Sie gibt euch vor und während der Kämpfe Hilfestellung. Sie ist zudem eine sehr gesprächige Persönlichkeit. Sollte euch das stören, habt ihr jedoch einige Einstellungsmöglichkeiten. Zuerst einmal könnt ihr entscheiden, ob sie eine englische-, japanische oder gar keine Stimme haben soll. Daneben ist es auch möglich, die Anzahl ihrer Tipps zu reduzieren oder ganz abzuschalten. Besonders wichtig (*hust hust*): Das Outfit von Nia kann ebenfalls gewechselt werden. Dies hat jedoch keinerlei Einfluss auf das Spiel. Ebenfalls direkt am Anfang verfügbar sind die sechs Motivationsfertigkeiten, für eine von ihnen müsst ihr euch entscheiden. Manche steigern eure Resonanzenergie nach verlorenen Kämpfen, andere füllen eure Helferleiste auf. Sucht euch die Fertigkeit aus, die am besten zu eurem Spielstil passt. Nun zurück zu den Kämpfen.
Ist die Mehrheit der Runden gewonnen, erhaltet ihr nach dem Sieg Geld, außerdem Erfahrungspunkte für das jeweilige Kämpfer-Pokémon. Habt ihr ein neues Level-Up erreicht, erhaltet ihr zudem einen Fertigkeitspunkt, dem ihr eines von vier Attributen zuteilen könnt. Angriff, Verteidigung, Resonanz und Strategie. Während die ersten beiden Punkte selbsterklärend sein sollten, verlängert die Resonanzfertigkeit die Zeit im Resonanzlimit, zudem steigen während dieses Zeitpunkts die Angriffs- und Verteidigungswerte noch mehr. Die Strategiefähigkeit hingegen verkürzt die Wartezeit beim Aufladen der Helfer-Pokémon und stärkt deren Fähigkeiten. Die Werte sind für jedes Pokémon separat gespeichert, die Fertigkeitspunkte können später auch für andere Attribute ausgetauscht werden.
Ist genug Geld angespart worden, könnt ihr außerhalb der Matches euren Avatar personalisieren. Neben vielen verschiedenen Kleidungsstücken könnt ihr euch auch eine Art Tattoo für euer Gesicht verschaffen oder aber stylische Hintergründe erwerben. Habt ihr bestimmte Erfolge erzielt, erhaltet ihr zudem Trainer-Titel. Sowohl Trainer-Titel als auch Kleidung könnt ihr mit jedem amiibo, der existiert, freischalten, darunter gibt es auch exklusive Elemente.
Pokémon Tekken DX bietet verschiedene Spielmodi. Ein zentraler Aspekt des Einzelspielers ist die Ferrum-Liga. Dort könnt ihr in verschiedene Klassen aufsteigen, indem ihr Gegner mit eurem Partner-Pokémon besiegt. Seid ihr in der Top 8, nehmt ihr an einem Turnier teil. Geht ihr daraus siegreich hervor, könnt ihr in der Rangprüfung dafür kämpfen, in die nächsthöhere Liga aufzusteigen. Zusätzlich spielt sich in der Ferrum-Liga die zugegebenermaßen recht schwache Story ab.
Exklusiv in der Nintendo Switch-Version könnt ihr für Belohnungen an täglichen Herausforderungen teilnehmen.
Im Einspieler-Kampf könnt ihr nach eigenen Regeln gegen verschiedene Pokémon kämpfen und so trainieren, während ihr im Menüpunkt Training Tutorials anschauen und verschiedene Manöver und Kombos lernen könnt. Wie in jedem Beat ‘em Up sind auch in Pokémon Tekken DX Kombos ein elementarer Bestandteil, hier könnt ihr sie erlernen. All das ist jedoch optional, solltet ihr das Spiel bereits beherrschen, müsst ihr diesen Ort nicht besuchen.
Am interessantesten sind bei solchen Spielen natürlich die Mehrspieler-Modi. Lokal könnt ihr gegen einen Freund antreten. Das geht sowohl an einem Fernseher mit zwei Controllern, mit oder ohne Split-Screen, oder aber auch drahtlos im Handheld-Modus mit zwei Nintendo Switch-Systemen. Diese Art des Mehrspieler-Modus konnte ich jedoch nicht ausprobieren. Neben dem Offline-Multiplayer gibt es auch einen Online-Modus mit drei Modi. Im Rang-Match kämpft ihr um Platzierungen in der Weltrangliste, während Freundschafts-Matches euch gegen Freunde und Fremde antreten lassen, ohne, dass euer Rang verändert wird. Die Umsetzung beim Spielen gegen Freunde ist jedoch etwas merkwürdig gestaltet. Ihr müsst euch einen Match-Code ausdenken und diesen einstellen, wenn ihr gegen Freunde antreten wollt. Eine simplere Umsetzung, in der ihr einfach seht, wer gerade online ist, wäre meiner Meinung nach besser gewesen. Exklusiv in der Nintendo Switch-Version anzutreffen ist der Gruppenkampf. Dort könnt ihr, wie der Name schon sagt, eine eigene Gruppe erstellen und so einfach gegen viele verschiedene Gegner antreten. Wenn ihr eine Gruppe erstellt, habt ihr verschiedene Einstellungsmöglichkeiten. So könnt ihr beispielsweise den Namen, die maximale Teilnehmerzahl, den Spielstil (der aussagt, wie stark ihr sein solltet, um teilzunehmen), sowie das Start- und Enddatum eures Turniers festlegen. Eure Gruppe könnt ihr zudem mit einem Passwort verschlüsseln, sodass nicht jeder teilnehmen kann. Während meiner Testzeit hatte ich jedoch keine Gelegenheit, den Gruppenkampf auszuprobieren.
Sowohl das Kämpfer-Pokémon Silvarro, als auch das Helfer-Pokémon Flamiau sind exklusiv in der Nintendo Switch-Version von Pokémon Tekken anzutreffen
Pokémon Tekken DX sieht großartig aus. Das Design der Pokémon, die Attacken, die generelle Inszenierung – all das konnte mich ohne Frage überzeugen. Die verschiedenen Stages, die von Beginn an alle freigeschaltet wurden, sind zwar bei genauerer Betrachtung nicht übermäßig detailliert, in der Hitze des Gefechts fällt das aber nicht groß auf. Und ja, auch eine Rayquaza-Stage ist mit an Bord. Die Musik kann ebenfalls überzeugen und unterstreicht das Gesamtkonzept, während die Stimmen von Nia und anderen Story-Charakteren eher durchschnittlich sind, so wie die gesamte Story eigentlich. Die Steuerung geht ebenfalls gut von der Hand, gerade der Nintendo Switch Pro-Controller kann hier glänzen.
Kommen wir nun vor dem Fazit zu meinen Kritikpunkten. Pokémon Tekken DX an sich ist sehr gelungen, ich hätte mir jedoch eine größere Auswahl an Taschenmonstern gewünscht. 21 spielbare-, von denen zwei lediglich alternative Formen sind, und 32 Helfer-Pokémon sind bei über 800 Taschenmonstern recht mager. Ebenfalls ärgerlich ist die geringe Anzahl an Modi. Im Einspieler- und lokalen Modus könnt ihr neben der Zeit immerhin noch einstellen, ohne Resonanzenergie und Fertigkeitsstufe zu spielen. So eine Option fehlt komplett im Online-Modus. Ohne ein hochgeleveltes Pokémon werdet ihr wohl später Probleme in den Rangkämpfen kriegen, was für kompetitives Gameplay über das Internet nur bedingt geeignet ist.
Ganz zum Schluss möchte ich nun noch auf die Änderungen im Vergleich zur Wii U-Version eingehen, dazu habe ich wirklich jeden Bildschirm genau abgeglichen. Neben weiteren spielbaren Charakteren, einem neuen Helfer-Duo, sowie einer neuen Kampfarena, könnt ihr nun auch 3-gegen-3-Teamkämpfe austragen und so nach und nach das gesamte Team eures Gegners ausschalten. In Ligen gibt es neuerdings Missionsfelder. Benutzt ihr in Kämpfen beispielsweise bestimmte Helfer-Pokémon, habt eine gewisse Anzahl an Siegen erreicht oder ähnliches, erhaltet ihr Belohnungen. Online könnt ihr zudem Wiederholungen von Kämpfen anderer Nutzer anschauen. Ihr selbst werdet zu Beginn gefragt, ob ihr eure Kämpfe der Welt präsentieren wollt oder nicht. Die Replays sind übrigens mehr als einfache Videos. Ihr seht beispielsweise genau, welche Tasten der Spieler gedrückt hat. Entdeckt ihr also eine interessante Kombo, könnt ihr diese direkt übernehmen. Zudem könnt ihr mit verschiedenen Einstellungen genau das Replay heraussuchen, welches ihr sehen möchtet. Zum Schluss möchte ich natürlich nicht die täglichen Herausforderungen vergessen. Diese geben euch bestimmte Voraussetzungen wie das Kämpfer- und die Helfer-Pokémon vor. Ihr müsst dann beispielsweise mindestens zwei von vier Kämpfen gewinnen und erhaltet dafür Belohnungen in Form von PokéGold. Das Killer-Feature der Nintendo Switch, die Möglichkeit unterwegs mit zwei Spielern zu spielen, ist natürlich auch bei Pokémon Tekken DX vorhanden. Mit jeweils einem Joy-Con könnt ihr direkt in den Kampf ziehen. Ach ja, eine Sache hätte ich fast vergessen: Wollt ihr eure Trainerin Nia in einem Weihnachtsmann-Kostüm sehen, ist dies nun auch endlich möglich.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit