Beach Buggy Racing – Sommer, Sonne & Power-up!
Wenn man sich als Entwickler mit seinem Spiel auf eine Nintendo-Konsole wagt, ist es durchaus hilfreich im Vorfeld zu schauen, was es bisher aus dem Genre, welches man bedienen möchte, auf dieser Plattform schon gibt. Wenn dann Nintendo selbst schon dieses Genre bedient hat, fällt es mitunter schwer sich dort als Mitbewerber zu platzieren. Wenn es sich bei diesem Genre um die Fun-Racer handelt, kann man eigentlich seit dem SNES bereits einpacken, stellt doch Mario Kart seit jeher eine große Konkurrenz dar, die erst einmal überboten werden will. Dennoch traut sich Entwickler Vector Unit mit dem 3D Kart-Rennspiel Beach Buggy Racing auf die Nintendo Switch, doch kann diese Portierung eines Smartphone-Spieles überzeugen?
Zu Beginn sollten wir klarstellen, dass ich nichts gegen Portierungen von Spielen habe, die ihren Ursprung auf dem Smartphone haben. Ich selbst spiele wenig bis gar nicht auf den mobilen Geräten, sondern seit jeher entweder auf einem Handheld oder schmeiße die stationäre Konsole an. In der heutigen Zeit brauchen sich Spiele auf den Smart-Devices allerdings, was Grafik und Präsentation angeht, nicht mehr zu verstecken. Dies ist auch auf entsprechende Entwicklungsumgebungen zurückzuführen, die es einfacher erlauben, Spiele zu entwickeln und zu portieren. Sicherlich können diese Spiele nicht mit den Auflösungen einer PS4 Pro oder Xbox One X mithalten, aber dann stellt man im Zweifel halt den Spielspaß in den Vordergrund. Seien wir ehrlich, bei einem Fun-Racer sollte der Spielspaß auch im Vordergrund stehen, denn sonst braucht man sich in diesem Genre nicht versuchen.
Beach Buggy Racing ist auch bereits auf den Konsolen der Mitbewerber erschienen, so schien eine Veröffentlichung auf der Nintendo Switch naheliegend. Auch wenn man vom Umfang her nicht mit Mario Kart 8 Deluxe mithalten kann, findet sich doch eine gute Mischung aus Strecken, Fahrern und Modi im Spiel. Gleich zu Beginn hatte ich die Auswahl aus dem Multiplayer-Modus, dem „Jetzt Rennen“-Modus, den Championships, täglichen Herausforderungen und der Karriere. Fünf Modi sind schon eine Hausnummer für ein solches Spiel, doch was zählt, ist auf dem Rasen…. äh, auf der Strecke. Also bin ich gleich mit der Karriere gestartet, wählte einen der 10 zur Verfügung stehenden Fahrer aus (zu Beginn ist die Auswahl auf 1 begrenzt, weitere schalten sich durch erfolgreiche Rennen frei) und schnappte mir das erstbeste Fahrzeug.
Ich bretterte also mit meinem Beach Buggy über die erste Rennstrecke und fand sofort gefallen am Spiel. Die Steuerung ein wenig schwammig, aber immer noch gut zu beherrschen. So lenkte ich meinen Buggy mit dem linken Analog-Stick über den Strand. Beschleunigen konnte ich mit der ZR-Taste und Power-ups auslösen mit der A-Taste. Power-ups auslösen? Ja, richtig gelesen, so wie man es vom großen Vorbild Mario Kart kennt, finden sich in Beach Buggy Racing auch Power-ups, um das Spiel ein wenig spaßiger zu gestalten. Insgesamt über 25 verschiedene von diesen Power-ups können euch im Spiel begegnen, darunter die Klassiker wie Raketen, Blitze, Ölspuren, Boost und Schild. Hier war somit für Varianz gesorgt, denn das versprach witzig zu werden.
Ich startete also den ersten von 9 Cups und konnte mich auf Anhieb auf den ersten Platz begeben (immer gut für die Motivation), zur Belohnung gab es nach Ende des Rennens 3 Sterne (1-3 sind möglich) und dazu noch Münzen. Als erfahrener Spieler hatte ich eine Vorahnung, was diese Dinge bedeuten konnten. Mit den jeweiligen Sternen schaltet ihr weitere Strecken innerhalb des Cups oder auch weitere Cups an sich frei. Habt ihr genug Sterne gesammelt, tretet ihr am Ende des Cups gegen einen der noch nicht freigeschalteten Fahrer aus dem Spiel an. Besiegt ihr diesen, steht er oder sie euch danach als weiterer Fahrer zur Verfügung.
An sich unterscheiden sich die Fahrer nur optisch, jedoch bringt jeder Fahrer ein besonderes Power-up mit sich, welches ihr ebenfalls auf der Rennstrecke auslösen könnt. Dieses besondere Power-up muss allerdings zunächst aufgeladen werden, steht euch also nicht direkt zu Beginn der Strecke zur Verfügung. Mit der X-Taste löst ihr das entsprechende Power-up aus, je nachdem welchen Fahrer ihr gewählt habt. So lässt Beach Bro mit dem „Ball Blaster“ eine Flut von Wasserbällen hinter sich frei, denen die Gegner ausweichen müssen, wollen sie nicht in die Luft katapultiert werden. Weiterhin gibt es noch „Verbranntes Gummi“ (Boost), „Tanzfieber“ (lässt die Gegner tanzen) und „Telezorp“ (zielt auf das Fahrzeug vor dir ab und lässt dich an dessen Stelle sein) um nur einige Beispiele zu nennen. Somit stehen jedem Fahrer ein individuelles Power-up und die jeweiligen Power-ups zur Verfügung, die sich auf der Strecke befinden.
Die Streckenauswahl gestaltet sich größtenteils homogen, so sind Streckenabschnitte am Strand bzw. mit Strandgebieten mehrmals vorhanden (daher auch der Name des Spieles). Dennoch finden sich auch Strecken in Dörfern, an Vulkanen, Sümpfen, auf Eisflächen oder auch auf dem Mars im Spiel. Hier ist durchaus für Abwechslung gesorgt, wenn auch die Strecken an sich nicht groß verzweigt sind, hier und da mal eine Abkürzung, aber sonst sehr direkt. Die Mars-Strecke sei hier nochmal separat erwähnt, findet doch dort ein Streckenabschnitt auf der Marsoberfläche mit entsprechend angepasster Anziehungskraft statt. Im Spiel stehen euch also 15 Strecken zur Verfügung, jeweils untermalt mit musikalischer Begleitung, die so gestaltet ist, dass sie auch zum comichaften Geschehen auf dem Bildschirm passt. Insgesamt erinnert die musikalische Untermalung aber auch an Sommer, Sonne und Eis am Stiel.
Die Strecken im Karriere-Modus sind innerhalb der Cups natürlich vorgegeben, allerdings gibt es dort noch unterschiedliche Rennarten:
- Rennen – Das klassische Rennen, bei dem man möglichst als erster ins Ziel kommt
- Boost Blitz – Ein Rennen auf Zeit, ohne Gegner auf der Strecke
- Ausscheiden – Ein „Last Man Standing“-Modus, alle 15 Sekunden wird der jeweils letzte Fahrer aus dem Rennen genommen, bis nur noch ein Fahrer übrig ist
- Wilde Flucht – Ein Modus, bei dem man pro abgeschossenem Gegner oder vorher bestimmten Zielen Punkte erhält und eine bestimmte Punktzahl erreicht werden muss.
- Folge dem Anführer – Folge dem Auto mit dem Anführer und sammle die Power-ups, die es verliert, um Punkte zu verdienen.
Hier ist wirklich für Abwechslung gesorgt, auch wenn die jeweiligen Rennarten in den Cups im Karriere-Modus vorgegeben sind. Schließt ihr euren ersten Cup erfolgreich ab, könnt ihr auch zwischendurch neue Fahrzeuge ausprobieren, von denen euch 9 unterschiedliche zur Verfügung stehen, die Variation reicht hier von Strandbuggys über Monstertrucks bis hin zum Mondrover. Weiterhin besteht die Möglichkeit, das ist natürlich auch zu empfehlen, sein Fahrzeug zu verbessern. In der Werkstatt könnt ihr eure Boliden dann in Sachen Beschleunigung, Geschwindigkeit, Handling und Stärke gegen Münzen verbessern, was sich dann dementsprechend auch auf die jeweilige Eigenschaft auswirkt. Habt ihr alle Verbesserungen vorgenommen, steigt ihr automatisch eine Motorklasse auf (100 PS, 250 PS, 500 PS und 1000 PS) und könnt dort jeweils wieder Bargeld in die Verbesserungen stecken. Hierbei sei zu erwähnen, dass ihr auch in den anderen Spielmodi an Münzen gelangen könnt, das macht die Angelegenheit ein wenig einfacher.
Schauen wir uns doch noch die anderen Spielmodi an. Neben der Karriere, die nun bereits ausreichend beschrieben worden ist, findet ihr noch die sogenannten Championships. In diesem Modus stehen euch von Beginn an alle Fahrzeuge zur Auswahl. Wählt ihr eines aus, könnt ihr in der niedrigsten Motorklasse beginnend einen der bereits freigespielten Fahrer in euren Boliden platzieren. Danach geht die Championship los, diese besteht aus 4 vorgegebenen Rennen, anders als in der Karriere schaltet ihr hier allerdings keine weiteren Fahrer frei. Ihr erhaltet zwischen den Rennen auch kein Geld, sondern ihr erhaltet für eure Platzierung Punkte. Ziel ist es, nach den 4 Rennen den ersten Platz zu erreichen, auf dem Treppchen also ganz oben zu stehen. Nach Abschluss der Championship gibt es auch wieder Münzen zum Verbessern der Fahrzeuge.
Beim Modus „Jetzt-Rennen“ handelt es sich um den Modus für den schnellen Spielspaß. Hier könnt ihr die Strecke frei wählen, Fahrzeug und Fahrer sind jedoch auf die bereits freigespielten begrenzt. Gewinnt ihr hier ein Rennen oder kommt zumindest als einer der drei Erstplatzierten rein, erhaltet ihr ebenfalls Münzen. Da ihr hier eure Lieblingsstrecke selbst auswählen könnt, ist das eventuell eine schnelle Möglichkeit sich zu verbessern, wenn man mal in der Karriere stockt?
Kein Rennspiel sollte auf einen Mehrspieler-Modus verzichten. So findet sich auch bei Beach Buggy Racing ein solcher wieder. Ihr habt die Wahl, ob ihr lokal zu zweit, zu dritt oder sogar zu viert auf einem Bildschirm gegeneinander antreten wollt. Weiterhin wählt ihr, ob ihr allein oder mit Computerfahrern auf der Strecke seid und welche Motorklasse euch durch die Umgebung bringt. Abschließend wählt ihr eine von 5 Championships aus, die jeweils aus 5 Rennen bestehen. In diesem Modus stehen euch alle Fahrzeuge und Fahrer zur Verfügung. Dies kann durchaus zu Irritationen führen, wenn man das individuelle Power-up eines Fahrers noch nicht kennt, weil dieser in der Karriere noch nicht freigeschaltet ist (dazu im Highlight weiter unten mehr). Einen Online-Mehrspieler-Modus sucht man bei diesem Spiel leider vergebens, aber lokal macht diese Art von Spiel meiner Meinung nach sowieso mehr Spaß.
Der letzte Modus bringt uns noch tägliche Herausforderungen, dort ist der Name Programm. Meistert täglich eine Herausforderung und erhaltet Münzen. Allerdings besteht die Möglichkeit an aufeinander folgenden Tagen jeweils die täglichen Herausforderungen anzugehen und so mehr Münzen zu erhalten, da der Jackpot jeweils weiter ansteigt. So erhält man an Tag 3 beispielsweise 1500 Münzen, nachdem man an Tag 2 für die Herausforderung noch 1000 Münzen absahnen konnte. Dabei sind die Herausforderungen vom Spiel vorgegeben, wobei auch unterschiedliche Rennarten für Abwechslung sorgen. Schafft ihr eine Herausforderung auf Anhieb nicht, habt ihr unendlich oft die Möglichkeit diese zu wiederholen.
Insgesamt macht Beach Buggy Racing vieles richtig und muss sich auf der Nintendo Switch nicht verstecken. Sicherlich ist das Spiel nicht so konsequent poliert wie ein Mario Kart 8 Deluxe, dazu fehlt es an allen Ecken und Kanten. Es gibt beispielsweise keine Möglichkeit die Kamera zu verstellen oder während der Fahrt nach hinten zu schauen, wo sich denn die Konkurrenz rumtreibt. Dies wird lediglich mit einer Grafik am oberen Bildschirm dargestellt, auf der abgelesen werden kann, auf welcher Position sich die Mitbewerber befinden und wieviel Platz sich dazwischen befindet.
Im Mehrspieler-Modus jagt ihr euch gegenseitig mit bis zu vier Spielern auf einem Bildschirm. Gleichzeitig!
Auch die audiovisuelle Präsentation im comichaften Stil mag nicht immer überzeugen, dazu wiederholen sich die Lieder zu oft (ist aber abschaltbar) und die Strecken lassen insgesamt ein wenig Abwechslung vermissen. Ebenso ist das HD Rumble wenig bis gar nicht spürbar, was angesichts der Action auf dem Bildschirm, wenn man beispielsweise von einer Rakete getroffen wird, ein wenig schade ist. Auf einen Online-Modus muss (vorerst?) auch verzichtet werden, auf der PlayStation 4 scheint es eine Möglichkeit zu geben, auf der Nintendo Switch war zum Zeitpunkt des Tests davon nichts zu sehen.
Abschließend muss man aber auch die kurzen Ladezeiten loben, das ist heute leider auch nicht mehr selbstverständlich. Die grafische Präsentation ist ebenso sauber, wenn man sich mit dem Stil anfreunden kann. Ebenso gibt sich das Spiel in Sachen Geschwindigkeit und Bildwiederholrate keine Blöße, alles läuft wie geschmiert, um mal im passenden Jargon zu bleiben. Wer ein Kart-Rennspiel abseits von Mario Kart 8 Deluxe sucht, sollte sich Beach Buggy Racing aber dennoch anschauen, denn insgesamt mag das Spiel nicht die Klasse des Primus von Nintendo erreichen, macht aber dennoch jede Menge Spaß und das ist bei einem solchen Spiel nicht minder wichtig!
Unser Fazit
7
Spaßgarant