Resident Evil: Revelations 2 – Endlich auch für Nintendo-Spieler
Nachdem Resident Evil: Revelations auf dem Nintendo 3DS ein überraschender Erfolg mit vielen positiven Reaktionen war, wurden auch Umsetzungen für diverse weitere Plattformen veröffentlicht. Kein Wunder, dass auch ein Nachfolger in Auftrag gegeben wurde. Allerdings gab es bei Resident Evil: Revelations 2 zumindest für unser ntower-Publikum einen großen Unterschied: Es erschien nicht für Nintendo-Systeme. Dieses Mal wurde es ganz auf die „großen“ Heimkonsolen ausgelegt, darum wurden weder die etwas zu schwache Wii U noch der Nintendo 3DS berücksichtigt. Dank der Nintendo Switch, die sowohl etwas mehr Power bietet als auch recht erfolgreich ist, kommen Nintendo-Fans jetzt doch in den Genuss des Survival-Horror-Titels. Also schauen wir uns doch einmal näher an, was uns erwartet.
In Resident Evil: Revelations 2 verschlägt es uns nicht wie im Vorgänger auf ein Kreuzfahrtschiff, sondern auf eine russische Insel. Dort wurden in der Vergangenheit ziemlich grausame und brutale Experimente an Menschen durchgeführt. Claire und ihre Freundin Moira werden auf diese Insel entführt, treffen selbstverständlich auf zahlreiche Kreaturen und versuchen zu überleben. Wie ihr es aus anderen Resident Evil-Teilen, darunter auch dem Vorgänger, kennt, sind dies nicht die einzigen Charaktere, deren Kontrolle ihr im Verlauf der Geschichte übernehmt. Moiras Vater Barry eilt zur Rettung. An seiner Seite ist Natalia, ein kleines Mädchen, auf das er zusätzlich aufpassen muss.
Aus dieser Konstellation ergeben sich zwei tolle Ideen, die das Spiel interessant machen. Zum einen gibt es einen Story-Aspekt, den ich an dieser Stelle aber nicht spoilern möchte, der jedenfalls dafür sorgt, dass gewisse Handlungen, die ihr in der Kampagne rund um Claire und Moira durchführt, Einfluss auf Barrys und Natalias Kampagne haben. Zum anderen könnt ihr im Gegensatz zum Vorgänger jetzt zumeist frei zwischen den jeweiligen Partnern wechseln. Dabei gefällt mir besonders, dass ihr jeweils einen starken und einen eher hilfsbedürftigen Partner habt. Die Powerfrau Claire erledigt Zombies im Schlaf, während ihre Freundin Moira von Waffen Abstand nimmt, sich lediglich mit einem Brecheisen verteidigen und Gegner mit der Taschenlampe blenden kann, was für Claire allerdings sehr nützlich ist.
Noch wehrloser ist Natalia. Sie trägt keine Waffen bei sich, kann höchstens an manchen Stellen Steine aufheben und nach Gegnern werfen. Dafür hat sie aber eine besondere Fähigkeit: Sie spürt Gegner auf, die sich in der Nähe befinden, auch wenn man sie noch nicht sehen kann. So ist Barry rechtzeitig vorgewarnt, um selbst seine Waffen herauszuholen und die ekeligen Kreaturen zu bekämpfen. Natalia ist noch recht klein und passt darum auch durch kleine Öffnungen in Wänden, an denen für Barry kein Durchkommen ist. Während ihr allein geschickt zwischen den Charakteren wechselt, um ihre jeweiligen Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen, dürft ihr auch jederzeit einen zweiten Spieler dazu holen, mit dem ihr im Splitscreen-Modus gemeinsam ins Abenteuer aufbrecht. Es ist super, dass es einen vollwertigen Koop-Modus gibt und nicht nur einen speziellen Multiplayer-Part, bei dem man sich gegenseitig abballert, wie es so oft bei typischen Einzelspieler-Titeln ist.
Das Gameplay gestaltet sich größtenteils Resident Evil-typisch. Ihr löst ein paar kleinere Rätsel, bekämpft verschiedene Zombie-Wesen und bekommt es auch schon einmal mit besonderen Bosskämpfen zu tun. Nicht immer ist es aber der beste Weg, jeden Gegner mit verschiedenen Waffen niederzustrecken, denn die Munition ist begrenzt und hin und wieder in der Umgebung auffindbar. Darum kann man manches Monster auch mal im Sprint hinter sich lassen und dem Kampf aus dem Weg gehen. Wer aber im Gefecht ist, darf sich optional mit Bewegungssteuerung helfen, die mir persönlich sehr willkommen war. Tatsächlich ist Resident Evil: Revelations 2 eines der wenigen Spiele, die ich gern mit Joy-Con spiele, obwohl der Pro Controller ebenfalls eine gute Wahl ist. Besonders das Nachjustieren des Fadenkreuzes auf die passenden Körperstellen des Gegners ist per Handbewegung eine gute Ergänzung zum Stick. Touch-Steuerung gibt es ebenfalls (natürlich nur im Handheld-Modus). Dabei könnt ihr zwischen Waffen und Zweitwaffen wechseln, indem ihr den Bildschirm berührt.
Es sind manchmal auch Kleinigkeiten, die mich freuen. Während im ersten Teil ein kurzer Knopfdruck ausreichte, um heilende Kräuter einzusetzen, muss man den Knopf jetzt für ein paar Sekunden gedrückt halten. Für mich war das genau richtig so, denn in Teil 1 habe ich so manche der seltenen Kräuter verschwendet, weil ich im hektischen Gefecht versehentlich den falschen Knopf gedrückt habe – das kann in Teil 2 nicht mehr passieren. Passieren werdet ihr während des Spielen aber einige Werkbänke. An diesen dürft ihr Items kombinieren und eure Waffen verbessern.
Die Geschichte ist zwar zusammenhängend, aber noch stärker als beim Vorgänger in eine Episoden-Form gebracht. Das hängt auch damit zusammen, dass Capcom die ursprüngliche Veröffentlichung auf anderen Plattformen häppchenweise durchführte, im Stile typischer Telltale-Spiele. Darum bekommen wir am Ende einer Episode sogar einen kleinen Ausblick auf das, was im nächsten Kapitel geschehen wird. Außerdem gibt es einige gelungene Story-Sequenzen, die wirklich Spaß machen und uns in die richtige Stimmung versetzen, um den nächsten Gameplay-Abschnitt anzugehen. Etwas getrübt wird diese Freude von den Ladezeiten, die zwar nicht besonders häufig zu ertragen sind (besonders zu Anfang einer Episode), aber dann doch ziemlich lange dauern.
Das war bei der Nintendo Switch-Version von Teil 1 noch nicht so ausgeprägt, aber hier merkt man einfach, dass die Konsole deutlich mehr gefordert wird als beim älteren Vorgänger, der ja noch auf einem Nintendo 3DS-Spiel beruhte. Darum erreicht Teil 2 auch nicht mehr die 60 Bilder pro Sekunde, wird allerdings mit voller Auflösung von 1080p (am Fernseher) dargestellt. Die etwas geringere Framerate fiel mir dabei allerdings nicht negativ auf. Auch Ruckler habe ich nur vereinzelt (eher sogar in den Sequenzen als im eigentlichen Spiel) wahrgenommen, aber nicht oft und auch nicht störend. Insgesamt fiel mir die technische Seite, nachdem ich zuvor noch Teil 1 gespielt hatte, sehr positiv auf. Resident Evil: Revelations 2 sieht stellenweise ausgezeichnet aus. Die Texturen sind scharf und nicht mehr so matschig wie beim Vorgänger. Irgendwie wirkt alles direkt eine Nummer größer, besser und schöner. Gewohnt gut und atmosphärisch kommt auch wieder der Sound rüber, der mit seiner meist ruhigen Musik und gruseligen Effekten das richtige Horror-Feeling aufkommen lässt. Eine deutschsprachige Synchronisation gibt es auch, die insgesamt auch etwas gelungener wirkt als beim Vorgänger.
Aber zurück zum Spiel: Wer die Story hinter sich gelassen hat, kann noch reichlich weiteren Spaß haben. Da wären zum Beispiel die beiden Extra-Episoden „Die Prüfung“ und „Eine kleine Frau“. Beide sind nicht einfach nur ein Bisschen mehr vom Bekannten, sondern bieten besondere Ansätze, die also etwas für Abwechslung sorgen. In „Die Prüfung“ muss Moira mit einem mysteriösen alten Mann auf der Insel ums Überleben kämpfen. Das Besondere hier: Sie muss wilde Tiere jagen und bekommt dafür Rationen, die sie auch dringend benötigt. Denn ohne diese Rationen ist das Spiel sofort vorbei, wenn sie den Bildschirmtod stirbt. Die zweite Extra-Episode, „Eine kleine Frau“ dreht sich um Natalia. Sie sucht nach ihrem verlorenen Freund. Unterstützend gibt es eine zweite, schwarz gekleidete Natalia, die nicht gesehen werden kann, aber auch selbst keine Objekte nehmen oder Türen öffnen kann. Das Spiel endet, wenn die „richtige“ Natalia von Gegnern entdeckt wird. Wildes Ballern ist hier also keine Option.
Auch der Raid-Modus ist wieder mit an Bord, in dem ihr allein oder zu zweit Gegnerwellen bekämpfen müsst. Seid ihr dabei erfolgreich, erhaltet ihr Abzeichen, mit denen ihr neue Missionen freischaltet. Dabei könnt ihr auch verschiedene Kostüme und Waffen freispielen und euch insgesamt einfach noch mit einer anderen Herangehensweise am Spiel vergnügen. Das Ganze könnt ihr allein, im Splitsceen zu zweit, über den lokalen Modus oder online spielen – da bleiben wohl keine Wünsche offen. Mich persönlich fesselt das zwar weniger als die Kampagne, aber ich weiß auch, dass viele Spieler daran große Freude haben werden. Und wie auch in Teil 1 erhält die Nintendo Switch-Version von Resident Evil: Revelations 2 ein exklusives Minispiel, das ihr über den Raid-Modus erreichen könnt: „Ghouls’n Homunculi“ ist wieder ein pixeliger Retro-Spaß, bei dem ihr springen und auftauchende Gegner mit Messern bewerfen könnt. Wie auch das Minispiel aus Teil 1 ist es schon irgendwie ganz witzig gemacht und wird auch sicher viele Spieler eine Weile unterhalten, aber es ist wirklich kein Kaufargument, wenn man das Spiel schon für eine andere Plattform besitzt.
Was gibt es sonst noch zu sagen? Nun, gespeichert wird automatisch, aber leider gibt es nur einen Spielstand für das gesamte Spiel, während man beim Vorgänger noch mehrere Spielstände anlegen konnte. Durch das Scannen von amiibo erhaltet ihr Objekte, Gold oder Bonus-Punkte (BP). BP erhaltet ihr auch durch das eigentliche Spielen. Ihr könnt sie einsetzen, um verschiedene Fertigkeiten zu verbessern. In einer Art Shop könnt ihr bestimmte Fähigkeiten für BP kaufen, um es mit diesen Upgrades etwas leichter zu haben. So könnt ihr die Zeit verkürzen, die für den Einsatz von Heilkräutern benötigt wird. Oder ihr kauft euch die Möglichkeit, für kurze Zeit größeren Schaden bei Gegnern zu verursachen. Das sind aber nur Beispiele für diverse Verbesserungen, die ihr auch in mehreren Stufen ausbauen könnt.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel