Eine gelungene Reise in die alte JRPG-Ära?
Von Max Kluge ()
Romancing SaGa 2 wurde das erste Mal 1993 in Japan für das SNES veröffentlicht und empfing die Rollenspielgemeinde mit einem damals ziemlich unkonventionellen Gameplay-Konzept. Anstatt einen Charakter über die gesamte Handlung zu verkörpern, schlüpft ihr in dem JRPG in die Rollen verschiedener Helden, die jeweils ihr Erbe an einen nachfolgenden Protagonisten abgeben. Aber auch sonst fühlt sich Romancing SaGa 2 zwar stets traditionell, aber auch irgendwie ein wenig anders an. In diesem Review möchte ich euch erklären, warum das so ist.
Die Handlung des Rollenspiels der japanischen alten Schule beginnt in einer Taverne, in der euch ein Barde die Geschichte des Imperiums Varennes und seiner Helden erklärt. Kurz darauf dürft ihr euch schon mit dem König, seinem Sohn und einer Reihe treuer Gefolgsleute auf die erste Mission begeben. Schnell wird klar: In Varennes stimmt etwas nicht. Im Spielverlauf gilt es schließlich, sieben legendäre Helden herauszufordern, die der Dunkelheit anheimgefallen sind und das Land bedrohen.
Diese Geschichte scheint nicht nur ziemlich rudimentär, sie ist es in der Tat auch. Selten gibt es Momente, in denen es interessant oder gar spannend wird und wirkliche Emotionen kommen auch nicht auf. Das liegt auch vor allem daran, dass es nur wenig Dialoge und keine wirklichen Protagonisten gibt, die euch das gesamte Spiel über begleiten. Das hängt wiederum mit einem besonderen Gameplay-System zusammen, welches ich euch im folgenden Abschnitt erklären möchte.
Romancing SaGa 2 spielt, wie die meisten anderen Rollenspiele, nicht über einen gewissen Zeitraum mit vorgegebenen Charakteren, sondern erzählt seine Geschichte hinweg über mehrere Jahre und Jahrzehnte. Immer, wenn eure Hauptfigur den Löffel abgibt, könnt ihr euch für einen Nachfolger entscheiden. Dieser erhält schließlich die Fähigkeiten des Verstorbenen. Somit könnt ihr weiterspielen, wie bisher, nur, dass ihr schließlich einen anderen Charakter verkörpert. An sich ist das ein interessantes System, das viel Raum zum Experimentieren lässt. Die Charakterentwicklung und die emotionale Bindung des Spielers an bestimmte Figuren kommt dabei aber zu kurz, sodass man nicht den typischen Rollenspielcharme erwarten sollte.
Ein Problem bei Romancing SaGa 2 ist die Art, wie euch die verschiedenen Gameplay-Mechaniken vermittelt werden – nämlich gar nicht. In keiner Weise erklärt euch das Spiel, was ihr machen müsst und wie ihr dabei am besten vorgeht. Zunächst nimmt das scheinbar nur recht harmlose Dimensionen an, sodass ihr zum Beispiel nicht wisst, wo ihr als nächstes hingehen müsst. Schnell stellt sich aber heraus, dass ihr ganze Gameplay-Aspekte nicht mitbekommt, wenn ihr vorgeht, wie in einem normalen JRPG. So können eure Teamkameraden, die ihr auf die Monsterhatz mitnehmt, ins Gras beißen und unwiderruflich verloren gehen. Ihr könnt aber in den Quartieren eurer Burg neue Einheiten in eure Ränge aufnehmen, um die entstandenen Lücken zu füllen.
Dies wurde mir erst mehrere Stunden im Spielfluss bewusst und führte dazu, dass ich misstrauisch wurde. Hatte ich etwa noch mehr übersehen? Ja, und zwar eine ganze Menge. Es gibt zum Beispiel diverse NPC in eurem Schloss, die mit allerhand verschiedenen Funktionen daherkommen. Der Chancellor erklärt euch so, welches Ziel ihr als nächstes angehen solltet, während ihr beim Treasurer sogar neue Ausrüstung und Zauber in Auftrag geben könnt. All dies habe ich allerdings erst erfahren, als ich mich im Fan-Wiki informierte.
Versteht mich nicht falsch, ich mag Spiele, die mir nicht gleich alle Karten offen auf den Tisch legen, aber solch fundamentale Funktionen hätte ich doch gerne zu Beginn zumindest erwähnt bekommen. Dies ist allerdings auch ein Punkt, mit dem man sich definitiv arrangieren kann. Romancing SaGa 2 ist nun mal ein Wiki-Spiel, bei dem man während des Zockens stets mit einem Auge ins Kompendium schielt, um auch alles richtig zu machen.
Anders sieht das ein bisschen beim Leveldesign aus. Das JRPG bietet euch nicht, wie eigentlich im Genre üblich, eine opulente Oberwelt, die es zu erkunden gilt, sondern einzelne Areale, in die ihr reisen könnt. Diese sind zumeist von oben bis unten vollgestopft mit Feinden. Dabei setzt Romancing SaGa 2 nicht auf simple Zufallskämpfe, sondern zeigt euch die Monster und Kreaturen an, indem sie sich auf der Spieloberfläche bewegen. Nun mag manch einer von euch meinen, dass man diese im Notfall auch einfach umgehen kann. Dem ist allerdings leider nur in den seltensten Fällen so.
Die Monster, die ihr im Spiel antrefft, sind nämlich derart zahlreich und schnell, dass ihr allerhand Kämpfe bestehen müsst, um an euer Ziel zu kommen. Die Anzahl an Kreaturentypen ist dabei zwar relativ groß, die meisten kommen aber nicht unbedingt mit speziellen Fähigkeiten daher, weshalb das Gameplay hier schnell eintönig werden kann. Ein witziger Funfact am Rande: Wenn ihr einen Raum betretet, fortschreitet und später in besagte Umgebung zurückkehrt, sind alle Monster wieder da. Das ist teilweise wirklich nervig, wenn ihr euch in engen Höhlen befindet, die in viele kleine Räume aufgeteilt sind.
Meistens gilt es, in den verschiedenen Umgebungen einfach alle, oder bestimmte, Monster zu besiegen, um ein Gebiet von diesen zu befreien. Das ist definitiv nicht sonderlich innovativ, es macht aber Spaß zu sehen, wie eine riesige Horde an Kreaturen plötzlich verschwindet und sich in der nachfolgenden Zeit zum Beispiel Menschen in das Areal wagen.
Auch das Kampfsystem an sich ist eher für Rollenspiel-Puristen, kann aber mit einem interessanten Aspekt aufwarten. Natürlich basiert das Geschehen genretypisch auf Runden, in denen ihr euch zwischen Angriffen mit euren verschiedenen Waffen und den anvisierten Feinden entscheiden dürft. Da die Kreaturenanzahl in den Verliesen so hoch ist, werden nach dem Kampf sämtliche HP von euch regeneriert. Auch bekommt ihr für jede siegreiche Auseinandersetzung Erfahrungspunkte, sowohl für euren Charakter als auch für dessen Waffen-Skill. Wenn ihr also eine spezifische Waffe nutzt, werdet ihr über die Zeit auch immer besser damit und erlangt verschiedene Fähigkeiten. Das ist ein sehr interessantes Element, da man einen Charakter so in verschiedene Richtungen hin entwickeln kann.
Die letzten Abschnitte mögen ein etwas schlechtes Licht auf den Titel geworfen zu haben, allerdings sollte man sich stets vor Augen halten, dass es sich hierbei um ein Rollenspiel handelt, welches 24 Jahre alt ist und in seinen Gameplay-Aspekten nicht verändert wurde. Es richtet sich daher auch ganz klar an jene, die ihm mit Wohlwollen begegnen und über die nicht mehr zeitgemäßen Elemente des Titels hinwegsehen. Denn hat man sich erst einmal durch die konfusen Mechaniken gewühlt, diese verinnerlicht und verstanden, wie Romancing SaGa 2 funktioniert, hat man definitiv seinen Nostalgie-Spaß mit dem Titel, sowohl in Sachen optischer Präsentation als auch Soundtrack. Es wäre aber ebenso falsch, jedem dieses Spiel zu empfehlen, denn besagte Probleme bestehen und dürften manchen Zockern sauer aufstoßen.
Die Handlung des Rollenspiels der japanischen alten Schule beginnt in einer Taverne, in der euch ein Barde die Geschichte des Imperiums Varennes und seiner Helden erklärt. Kurz darauf dürft ihr euch schon mit dem König, seinem Sohn und einer Reihe treuer Gefolgsleute auf die erste Mission begeben. Schnell wird klar: In Varennes stimmt etwas nicht. Im Spielverlauf gilt es schließlich, sieben legendäre Helden herauszufordern, die der Dunkelheit anheimgefallen sind und das Land bedrohen.
Diese Geschichte scheint nicht nur ziemlich rudimentär, sie ist es in der Tat auch. Selten gibt es Momente, in denen es interessant oder gar spannend wird und wirkliche Emotionen kommen auch nicht auf. Das liegt auch vor allem daran, dass es nur wenig Dialoge und keine wirklichen Protagonisten gibt, die euch das gesamte Spiel über begleiten. Das hängt wiederum mit einem besonderen Gameplay-System zusammen, welches ich euch im folgenden Abschnitt erklären möchte.
Romancing SaGa 2 spielt, wie die meisten anderen Rollenspiele, nicht über einen gewissen Zeitraum mit vorgegebenen Charakteren, sondern erzählt seine Geschichte hinweg über mehrere Jahre und Jahrzehnte. Immer, wenn eure Hauptfigur den Löffel abgibt, könnt ihr euch für einen Nachfolger entscheiden. Dieser erhält schließlich die Fähigkeiten des Verstorbenen. Somit könnt ihr weiterspielen, wie bisher, nur, dass ihr schließlich einen anderen Charakter verkörpert. An sich ist das ein interessantes System, das viel Raum zum Experimentieren lässt. Die Charakterentwicklung und die emotionale Bindung des Spielers an bestimmte Figuren kommt dabei aber zu kurz, sodass man nicht den typischen Rollenspielcharme erwarten sollte.
Romancing SaGa 2 sieht zwar wie ein traditionelles JRPG aus, kann aber mit einigen Besonderheiten aufwarten
Ein Problem bei Romancing SaGa 2 ist die Art, wie euch die verschiedenen Gameplay-Mechaniken vermittelt werden – nämlich gar nicht. In keiner Weise erklärt euch das Spiel, was ihr machen müsst und wie ihr dabei am besten vorgeht. Zunächst nimmt das scheinbar nur recht harmlose Dimensionen an, sodass ihr zum Beispiel nicht wisst, wo ihr als nächstes hingehen müsst. Schnell stellt sich aber heraus, dass ihr ganze Gameplay-Aspekte nicht mitbekommt, wenn ihr vorgeht, wie in einem normalen JRPG. So können eure Teamkameraden, die ihr auf die Monsterhatz mitnehmt, ins Gras beißen und unwiderruflich verloren gehen. Ihr könnt aber in den Quartieren eurer Burg neue Einheiten in eure Ränge aufnehmen, um die entstandenen Lücken zu füllen.
Dies wurde mir erst mehrere Stunden im Spielfluss bewusst und führte dazu, dass ich misstrauisch wurde. Hatte ich etwa noch mehr übersehen? Ja, und zwar eine ganze Menge. Es gibt zum Beispiel diverse NPC in eurem Schloss, die mit allerhand verschiedenen Funktionen daherkommen. Der Chancellor erklärt euch so, welches Ziel ihr als nächstes angehen solltet, während ihr beim Treasurer sogar neue Ausrüstung und Zauber in Auftrag geben könnt. All dies habe ich allerdings erst erfahren, als ich mich im Fan-Wiki informierte.
Versteht mich nicht falsch, ich mag Spiele, die mir nicht gleich alle Karten offen auf den Tisch legen, aber solch fundamentale Funktionen hätte ich doch gerne zu Beginn zumindest erwähnt bekommen. Dies ist allerdings auch ein Punkt, mit dem man sich definitiv arrangieren kann. Romancing SaGa 2 ist nun mal ein Wiki-Spiel, bei dem man während des Zockens stets mit einem Auge ins Kompendium schielt, um auch alles richtig zu machen.
Anders sieht das ein bisschen beim Leveldesign aus. Das JRPG bietet euch nicht, wie eigentlich im Genre üblich, eine opulente Oberwelt, die es zu erkunden gilt, sondern einzelne Areale, in die ihr reisen könnt. Diese sind zumeist von oben bis unten vollgestopft mit Feinden. Dabei setzt Romancing SaGa 2 nicht auf simple Zufallskämpfe, sondern zeigt euch die Monster und Kreaturen an, indem sie sich auf der Spieloberfläche bewegen. Nun mag manch einer von euch meinen, dass man diese im Notfall auch einfach umgehen kann. Dem ist allerdings leider nur in den seltensten Fällen so.
Das Leveldesign ist etwas repetitiv und fällt nicht sehr innovativ aus
Die Monster, die ihr im Spiel antrefft, sind nämlich derart zahlreich und schnell, dass ihr allerhand Kämpfe bestehen müsst, um an euer Ziel zu kommen. Die Anzahl an Kreaturentypen ist dabei zwar relativ groß, die meisten kommen aber nicht unbedingt mit speziellen Fähigkeiten daher, weshalb das Gameplay hier schnell eintönig werden kann. Ein witziger Funfact am Rande: Wenn ihr einen Raum betretet, fortschreitet und später in besagte Umgebung zurückkehrt, sind alle Monster wieder da. Das ist teilweise wirklich nervig, wenn ihr euch in engen Höhlen befindet, die in viele kleine Räume aufgeteilt sind.
Meistens gilt es, in den verschiedenen Umgebungen einfach alle, oder bestimmte, Monster zu besiegen, um ein Gebiet von diesen zu befreien. Das ist definitiv nicht sonderlich innovativ, es macht aber Spaß zu sehen, wie eine riesige Horde an Kreaturen plötzlich verschwindet und sich in der nachfolgenden Zeit zum Beispiel Menschen in das Areal wagen.

Benutzt ihr spezifische Waffen im Kampf, lernt ihr diese immer besser einzusetzen und schaltet somit weitere Fähigkeiten frei.
Die letzten Abschnitte mögen ein etwas schlechtes Licht auf den Titel geworfen zu haben, allerdings sollte man sich stets vor Augen halten, dass es sich hierbei um ein Rollenspiel handelt, welches 24 Jahre alt ist und in seinen Gameplay-Aspekten nicht verändert wurde. Es richtet sich daher auch ganz klar an jene, die ihm mit Wohlwollen begegnen und über die nicht mehr zeitgemäßen Elemente des Titels hinwegsehen. Denn hat man sich erst einmal durch die konfusen Mechaniken gewühlt, diese verinnerlicht und verstanden, wie Romancing SaGa 2 funktioniert, hat man definitiv seinen Nostalgie-Spaß mit dem Titel, sowohl in Sachen optischer Präsentation als auch Soundtrack. Es wäre aber ebenso falsch, jedem dieses Spiel zu empfehlen, denn besagte Probleme bestehen und dürften manchen Zockern sauer aufstoßen.
Unser Fazit zu Romancing SaGa 2

Romancing SaGa 2 ist ein recht unkonventionelles JRPG aus dem Hause Square Enix, welches sich vor allem an die Fans des Genres richtet, die seit der ersten Stunde dabei sind. So bietet es die Gelegenheit, endlich den zweiten Teil der Reihe zu spielen, der hierzulande nie erschienen ist. Allerdings merkt man dem Titel sein Alter definitiv an. Viele Spielmechaniken und vor allem das Leveldesign sind sehr spartanisch und repetitiv und dürften vor allem jüngere Zocker, die sich nicht in die „gute alte Zeit“ einfühlen können, abschrecken. Dennoch macht das Spiel Spaß und kann mit interessanten Gameplay-Elementen aufwarten, die euch eine andere Perspektive der Rollenspiel-Sparte präsentieren.
Mein persönliches Highlight: Die interessanten Gameplay-Mechaniken
Die durchschnittliche Leserwertung (2)
4
Awards

s3rial Turmknappe - 05.01.2018 - 14:19