Test zu Bayonetta - Nintendo Switch
Bayonetta stattet der Nintendo Switch einen Besuch ab!
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14. Februar 2018 um 15:00 - Max Kluge
Bayonetta ist eines der besten Hack and Slay-Spiele der letzten Jahre und konnte bereits auf mehreren Plattformen seinen Einstand feiern. Nun wird es im Zuge der Veröffentlichung von Bayonetta 2 auch auf der Nintendo Switch erscheinen. In diesem kleinen Test möchten wir euch veranschaulichen, wie sich der Klassiker auf der neuen Nintendo-Konsole so spielt. Fangen wir daher einmal kurz von vorne an. Worum geht’s überhaupt in Bayonetta?
Die ersten Spielszenen machen uns mit der Hexe Bayonetta vertraut, welche sich auf einem Friedhof mit ihrem Handlanger Enzo trifft, um Informationen auszutauschen. Ihr ist nämlich zu Ohren gekommen, dass ein besonders mysteriöses Relikt in Europa aufgetaucht ist, welches den Namen „Rechtes Auge“ trägt. Es ist Teil der „Augen der Welt“, die dem Besitzer unvorstellbare Macht gewähren sollen. Bayonetta beschließt daraufhin, in die Stadt Vigrid zu reisen, um den sagenumwobenen Schatz zu finden und mit ihm den Schleier ihrer eigenen Vergangenheit zu lüften. Vor 20 Jahren entstieg sie nämlich einem Sarg auf dem Grund eines Sees und weiß nicht mehr, wer sie eigentlich ist.
Die Spielwelt ist dabei unheimlich detailreich und stilsicher konzipiert. Es gibt drei Parallelwelten, die in Bayonetta eine Rolle spielen. Paradiso, der „Himmel“, Inferno, die „Hölle“ und die Welt der Menschen. Die Feinde, die sich euch entgegenstellen, stammen meist aus Paradiso und weisen ein Design auf, welches sich an Engelsdarstellungen aus der christlichen Ikonographie anlehnt. Die Architektur der Stadt Vigrid selbst weist wiederum teils starke Parallelen mit europäischen Baustilen auf. Die engen Gassen, gepflasterten Straßen, Laternen und sakralen Bauten verbreiten das Flair eines italienischen Bergdorfs und zeigen, dass sich die Entwickler viele Gedanken gemacht und Referenzen geholt haben. Auch die kleinen Anspielungen auf Hundertwasser, die vor allem in den ersten Leveln auszumachen sind, machen Vigrid zu einer sehr interessant gestalteten virtuellen Stadt.
Hinzu kommt das Leveldesign, welches vor allem zu Beginn bereits wichtige Gebäude aus späteren Abschnitten am Horizont erkennen lässt und uns somit davon kündet, was wir noch alles entdecken werden. Allerdings muss man auch sagen, dass dies vor allem ab der zweiten Hälfte der Handlung und mit dem Verlassen Vigrids selbst ein wenig untergeht. Die nachfolgenden Gebiete sind zwar ebenfalls noch tadellos designt, lassen aber ein wenig den Charme und die bedeutenden architektonischen Elemente vermissen.
Was einen wirklich vollends in die Handlung eintauchen lässt, sind die Tagebucheinträge, die man überall in den Leveln findet. Hier beschreibt uns eine (zunächst) unbekannte Person, was es mit den Hexen und Weisen auf sich hatte und wie sie die Kultur der Vigrider heutzutage noch beeinflussen. Liest man sich diese Einträge aufmerksam durch, so wird zum Beispiel auch auf die Funktion und Bedeutung von den Statuen eingegangen, die überall in der Stadt verteilt sind. Das Spiel macht hier einen wundervollen Job, euch die Welt und die Bedeutung ihrer Elemente zu erklären.
Das Lesen dieser kleinen Erklärungen und Andeutungen ist im Übrigen allerdings auch ziemlich wichtig für euer Verständnis der Handlung. Das ist etwas, wo Bayonetta meiner Meinung nach leider nicht so glänzt. Die Geschichte, die erzählt wird, ist an sich nicht wirklich schwer zu fassen, man verliert sie aber aufgrund des hektischen Gameplays immer mal wieder aus den Augen und kann nachher nicht mehr ganz so gut aufschließen.
Besagtes Gameplay ist über weite Strecken einfach nur fantastisch. Die Angriffe der Hexe sind vielseitig und können wunderbar kombiniert werden. Zudem gibt es im Shop, den ihr an bestimmten Stellen während eines Levels, oder zwischen den verschiedenen Abschnitten, besuchen könnt, weitere Manöver zu kaufen. Auch ist das Ausweichen ein Kernelement des Kampfes. Damit löst ihr nämlich die sogenannte Hexenzeit aus, in der sich die Gegner nur noch in Zeitlupe bewegen können, während ihr auf sie eindreschen könnt.
All dies möchte detailliert von euch studiert werden, denn wenn Bayonetta etwas nicht ist, dann ein einfaches Spiel. Auf dem Schwierigkeitsgrad „normal“ werdet ihr schon bald an eure Grenzen stoßen und öfter ins Gras beißen, als euch lieb ist. Dann heißt es: üben, üben, üben! Natürlich kann man das Spiel aber auch ein wenig runterschrauben: In den niedrigeren Schwierigkeitsgraden gibt es sogar die Funktion, Bayonetta automatisch steuern zu lassen. Auch per Touchscreen lässt sich die Hexe nun von euch kommandieren.
Auch wenn die Level oft richtig gut gelungen sind und motivieren, immer bessere Kombos an den Tag zu legen, gibt es manche Abschnitte, die einfach ein wenig zu lang geraten sind. Besonders jene, an denen der Stil des Gameplays wechselt und ihr plötzlich mit einem Motorrad durch die Gegend saust oder auf einer Rakete durch die Luft fliegt. Hier strapaziert das Spiel gelegentlich eure Geduld – daraus hätte man definitiv noch mehr machen können. Trotzdem bringen diese Abschnitte ordentlich Abwechslung ins Spiel und haben ihren ganz eigenen Charme.
Als kleinen Kritikpunkt könnte man auch die Wertung der jeweiligen Level anschneiden. Sowohl für Tode als auch für das Nutzen von Items bekommt man in Bayonetta nämlich Minuspunkte auf seine Endwertung gerechnet. Das fühlt sich nicht wirklich immer fair an und kann leicht zu ein bisschen Frust führen. Vor allem, dass selbst das Verwenden von Heilitems "bestraft" wird. Im Endeffekt kann man aber auch dies leicht umgehen, indem man entweder einfach besser wird, oder den Schwierigkeitsgrad anpasst.
Beim Soundtrack gibt es hingegen überhaupt nichts zu meckern, ganz im Gegenteil. Sobald erneut der Song „Fly me to the Moon“ einsetzt und ihr euch in actionreichen Gefechten mit diversen Monstern prügelt, entsteht eine unheimlich geniale Symbiose von Musik und Gameplay, dass es eine pure Freude ist. Die Auswahl des Liedes von Bart Howard ist perfekt gewählt und zieht sich wie ein musikalischer roter Faden durch das gesamte Spiel. Auch abseits davon kann der Soundtrack mit wuchtigen Orchester-Passagen oder swingenden Jazz-Melodien absolut von sich überzeugen.
In technischer Hinsicht präsentiert sich die Nintendo Switch-Version mit Licht und Schatten. Das Spiel wird leider nur in 720 p ausgegeben, kann dafür allerdings über weite Strecken die 60 FPS gut halten. Auf dem Fernseher ist die Präsentation daher ein bisschen matschig, im Handheld-Modus hingegen ausreichend scharf. Allerdings tauchen bei Letzterem besonders im späteren Verlauf des Spieles Abschnitte auf, bei denen der FPS-Wert deutlich unter 60 sinkt und das Gameplay dadurch verlangsamt. Hoffentlich wird dies noch mit einem Patch behoben.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel